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Am Samstag war ich das erste Mal auf der Berlin Con, obwohl es jedes Jahr auf meinem Zettel steht. Das Problem sind die Ferienzeiten bzw. meine Sommerpause. Diesmal machte ich mich allerdings mit dem Brettspielbabo auf den Weg. Das Ziel: verdammt viel Spielen und wenig kaufen, denn der Schrank ist voll. Für ersteres war der Start suboptimal und wie immer war ich selber Schuld. Ich musste ja am Freitag noch unbedingt zum Brettspielabend einladen und Dino Genics spielen. Am Ende klingelte der Wecker und ich hatte durch zusätzlich Einschlafprobleme nur fünf Stunden Schlaf auf der Uhr! Was macht man dagegen?

Der Start mit Cider und Uno

Gestellte Fotos sind die besten Fotos.

Man ballert mit dem E-Roller von zu Hause zum Hauptbahnhof, der Fahrtwind massiert die Augenringe vom Schlafentzug. Dann setzt man sich in ein Abteil und holt UNO raus, während der empathische Freund einem einen Cider ausgibt. Diese Kombination ist der Power-Knopf für das Hirn. Okay, vertraut dem Blogger nicht, wir haben natürlich kein UNO gespielt, den Spaß überlassen wir anderen. Wir spielten dafür wieder einmal das kleine und sehr feine Liberations. Ein Star Wars: Rebellion in Kreditkartengröße. Viel Spaß in kurzer Spielzeit. Ich hielt meine Basis bis zum Ende versteckt, während die Übernahmen von Systemen und Angriffe auf Planeten der Dynasty ins Leere führten. Danach folgte ein Anspielen von Disastles, die Einfahrt in den Berliner Hauptbahnhof unterbrach die Partie leider, aber das sah nach Spaß aus. Dann ab in die Öffis und zur Convention.

Klein aber sehr fein!

Was für ein Schnapper!

Auch wenn die neuen Räumlichkeiten der Convention größer waren, ist das hier natürlich kein Vergleich zu den großen Messen. Aber diesen Vergleich sucht die Berlin Con gar nicht. Neben den Verkaufsständen diverser Händler, allen voran der Spiele Offensive, geht es vor allem um das Spielen! Zwischen vielen Neuheiten von bekannten Verlagen wie Schwerkraft, Hans im Glück, Pegasus Spiele oder Feuerland Spiele, tummelten sich einige Kickstarter-Projekte, Prototypen und ein großer Spieleverleih. Am Vormittag gab es noch genug Plätze bei den Verlagen zum Probespielen beziehungsweise freie Tische beim Brettspielverleih. Das änderte sich im Laufe des Tages. Während man mit etwas Geduld bei den Verlagen noch zum Zug kam, waren die Tische für die Verleihspiele ziemlich voll. Dabei war es aber trotz der Hitze immer noch angenehmer als auf der SPIEL. Wer also vor allem gerne Spiele ausprobiert, der sollte sich die Berlin Con für das nächste Jahr vormerken.

Der Flohmarkt ermöglichte mir Bora Bora als Schnapper, aber ansonsten ist das eher sehr lange anstehen für mittelmäßige Preise. Teilweise betrug die Wartezeit laut Messemitarbeitern 90 Minuten. Verrückt! Auch waren bei manchem Titel die Preise höher als an den Verlagsständen. Das Beste waren aber die gespielten Legacy-Brettspiele wie Pandemic oder Queensdale, die ab 15 € aufwärts angeboten wurden. Das finde ich ziemlich unverschämt für Nichtkenner und selbst als Materialfundus ist das eher ein dreister Preis.

Die Brettspielerlebnisse

Super Fantasy Brawl

Wir waren gefühlt die Ersten in der Halle. Auch wenn der Hamster in einem zu den Verkaufsständen schlendert wollte, nutzten wir den leeren Tisch bei Corax Games für eine Anspielsession Super Fantasy Brawl. Ich begleite das Spiel in seiner Entwicklung nun schon seit einiger Zeit und habe mit dem Autor Jochen auch schon Spiele über Tabletopia gespielt. In der Hand hatte ich die Figuren aber noch nicht. Leute, die sind richtig gut geworden! Schön groß und wesentlich schicker noch als auf den Bildern. Die Kampagne in der Spieleschmiede läuft noch und ich kann euch nur empfehlen, da einen Blick reinzuwerfen. Für mehr Details zum Spiel schaut einfach in meine ausführliche Vorschau.

Einfach ein gutes Arena-Spiel.
Tsukuyumi

Dann hatte ich ein längeres Gespräch mit Felix Mertikat über sein Herzensprojekt Tsukuyumi. Hier brennt einer richtig für sein Spiel und hat Ideen für Fraktionen, das einem ein fettes Grinsen ins Gesicht gefräst wird. Ein Spiel, das bei mir selbst auch enorme Begeisterung entfacht hat. Nachzulesen in meiner Rezension und in die Top 10 der Area-Control-Brettspiele ist es auch gerutscht. Nun gab es vor einiger Zeit eine Kickstarteredition mit Miniaturen. Ganz ehrlich, ich favorisiere die Aufsteller-Version! Viel übersichtlicher und schicker durch das großartige Artdesign. Das Problem, weitere Aufsteller-Fraktionen finanzieren sich nicht von selbst. Bei einer Menge von ungefähr 300 Bestellungen ist der Weg aber für die erste neue Fraktion frei. Falls das klappt, erblicken später wohl auch die Techno-Wikinger das Licht der Welt. Die erste neue Fraktion sind die Dark Crusade, verdorbene Mechs die sich die Oni zunutze machen. Also schaut doch einfach bei der Kampagne zu den Aufsteller vorbei oder werden Patreon.

Hadara
Hat mir richtig gut gefallen.

Bietet Hadara neue Mechaniken? Nicht wirklich. Man sammelt Karten in unterschiedlichen Farben für Boni, um weitere Besonderheiten je nach Farbe freizuspielen. Der Auswahlmechanismus durch ein Rondell ist relativ frisch. Ansonsten ist Hadara ein Engine-Builder durch das Sammeln von Karten. Kennt man und trotzdem hatte ich sehr viel Spaß! Ich kann eine Probepartie nur empfehlen. Die Spielzeit ist relativ kurz und noch schneller ist das Spiel erklärt. Für den ganz großen Wurf fehlen vielleicht ein paar Komboeffekte wie bei First Class, trotzdem ist das Spiel erstmal in meinen engeren Fokus gewandert.

Zirkadianer – Erstes Licht
Sind fantastisch aus, hat mich aber nicht vollständig abgeholt.

Das Würfel-Einsetzspiel sieht richtig gut aus und ist aufwendig produziert. Science-Fiction als Thema, dazu diese coole Erntemaschine die über den Planeten gesteuert wird. Ich musste sofort an das alte Dune Strategiespiel denken. Mega! Die Erklärung war etwas länger, weil es für die Würfel viel zu tun gibt. In Gedanken zählte ich schon meine Scheine im Portemonnaie. Der Haben-Wollen-Reflex war bei mir gigantisch. Das war nach den vier Runden in der Probepartie wie weggewischt. In seiner vollen Länge über acht Runden kann der Eindruck ein anderer sein. Aber insgesamt war mir das alles etwas zu eintönig. Auch hier kennt man die Mechaniken. Man würfelt, platziert diese für Ressourcen und tauscht dann wild in andere Materialien oder Siegpunkte. Nach der dritten Runde fragte ich mich innerlich, was ich hier eigentlich mache. Irgendwie war mir das thematisch zu mau. Mechanisch einwandfrei und absolut spielbar, aber der ganz große Wurf ist Zirkadianer für mich nicht.

Root

Ich hasse Root. Eigentlich liebe ich es. Ja, totale Ambivalenz. Aber wie soll man ein Spiel lieben, das einem dermaßen in den Arsch tritt? Ich durfte als Horst mich zum abgestürzten Adler machen. Horst ist eigentlich mächtig und hat eine witzige Programmautomatik. Jede Runde ist man gezwungen, eine Karte in einen von vier Aktions-Slots zu legen und muss danach der Reihe nach die Aktionen ausführen. Da die Karten liegen bleiben, kann man hier ein Feuerwerk abfackeln. Das Problem an der Sache: die Karten haben Symbole, die Orten auf dem Spielbrett zugeordnet sind und wenn eine Aktion an dem Ort nicht mehr ausgeführt werden kann, dann bricht das ganze System zusammen. Gleichbedeutend mit Siegpunkteverlust, Kartenverlust und Beendigung des Zugs. Der Gegner als Katze im 2er-Spiel ist ein No-Brainer. Hier sollte eher der Horst spielen. Ich finde die krasse Asymmetrie wirklich fantastisch, dazu sind die Regeln leicht zu lernen. Das Spiel sieht putzig aus. Nur wenn man mit absolutem Kartenpech gestraft ist und viermal hintereinander die gleichen Symbole zieht und die Katze das gut ausnutzt, dann ist das einfach dummer Stumpfsinn. Ich werde gespielt und verliere einige komplette Züge aus Pech. Inhaltlich sollte der letzte Satz nicht in einer Bemerkung zu Root stehen müssen. Leider tut er es. Ich vergesse diese Partie und freue mich auf echte Action bei mehr Mitspielern.

Fazit

Ich komme wieder! Man hat neben den Spielen wieder nette Leute getroffen, die Convention bleibt dabei überschaubar, hat dadurch aber seinen Reiz. Es wird zudem für alle etwas geboten. Einfach Brettspiele ausprobieren, etwas shoppen und ein paar Blicke auf kommende Kickstarter oder Prototypen werfen, was will man mehr an einem Tag? Ich hätte mir noch ein paar mehr Tisch beim Spiele-Verleih gewünscht und irgendwie habe ich ein paar spannende Neuheiten im Prototypenbereich übersehen. Da muss ich beim nächsten Mal mehr in das Programmheft schauen. Im Übrigen haben die Messemitarbeiter und vor allem die Erklärbaren einen super Job gemacht.

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