Kurzcheck: Darum geht es in Pendulum
Es war einmal ein Land, voll von Chaos und Göttern, oder?! Dann kam ein großer König, der etwas mit der Zeit machte und nun ist er weg. Können wir das Thema gleich fallen lassen? Ja, man spielt ganz fantastische Völker und die Aktion der Eroberung beschert einem neue Landstriche, das war es dann aber auch wirklich mit dem Thema. Man fühlt es nicht beim Spielen, man fühlt es nicht so wirklich beim Spielmaterial, weil Pendulum sich rein auf die Mechanik fokussiert.
Die ist schnell erklärt! Drei verschiedene Bereiche, in denen man durch seine eingesetzten Arbeiter Ressourcen erhält, meist unter der Voraussetzung, dass man etwas abgeben muss. Dazu hat man ein kleines Deck an Karten, mit denen man Sonderaktionen ausführen kann. Ressourcen, neue Arbeiter und solche bekannten Dinge. Einmal ausgespielt sind die Karten erstmal weg, bis man sie mit Ressourcen freikauft. In Pendulum dreht sich also alles um das geschickte Einsetzen und Tauschen von Ressourcen. Das wäre ohne Sanduhren ziemlich dröge, da die Mechanik dahinter wirklich gewöhnlich ist. Daher hier direkt der Hinweis, den Modus ohne Sanduhren bespreche ich nicht. Das ist eine Dreingabe, die mich so gar nicht abholt. Jeder von euch hat da sicher bessere Arbeitereinsetzspiele zu Hause im Schrank! Was also machen die Sanduhren mit dem Spiel?
Die Sanduhren im Detail
Der Bereich, in dem eine Sanduhr steht, ist für Arbeiter blockiert. Hier darf ich keine Arbeiter auf Aktionsfelder setzen. Arbeiter, die dort schon standen, dürfen nun innerhalb der Zeitspanne der Sanduhr allerdings ihre Aktion ausführen. Du erhältst so z.B. für zwei Münzen eine Macht und zwei Stimmen. Danach muss der Arbeiter allerdings stehen bleiben. Erst wenn der Sand durchgelaufen ist und jemand die Sanduhr auf einen anderen Bereich stellt, darfst du den Arbeiter umsetzen. Natürlich wieder nur dort, wo keine Sanduhr steht. Sanduhren sorgen als für eine Blockade, gleichzeitig lösen sie Aktionen aus.
Das Interessante sind nun die drei Sanduhren mit unterschiedlicher Zeitspanne (3 Minuten, 2 Minuten, 45 Sekunden). Der Reiz besteht darin, möglichst viele Aktionen auszulösen und das geht nur, wenn man geschickt die 45 Sekunden in Einklang mit den 2 und 3 Minuten bringt. Vielleicht schaffst du zweimal eine 45-Sekunden-Aktion innerhalb des 2-Minuten-Timers und benutzt die so gewonnen Ressourcen, direkt für die laufende 2 Minuten-Aktion. Perfekt wäre es nun, wenn die Sanduhr der 2-Minuten-Aktion durchläuft, du den Arbeiter freibekommst und ihn direkt auf ein nicht blockiertes 3-Minuten-Feld stellst, dann fast zeitgleich die 3-Minuten-Sanduhr durchläuft und du diese auf deine 3-Minuten-Aktion stellst. Es hört sich etwas kompliziert an, aber man hat das Spiel mit den Sanduhren schnell verinnerlicht, was nicht bedeutet, dass es schnell gemeistert wäre.
Durchtamen
Man sitzt schon höchst konzentriert bei der Sache! Alle Sanduhren im Blick, die Zeit abschätzen, Arbeiter richtig platzieren und dabei jede Sekunde für die Planungen der Zukunft aufbringen. Da man gleichzeitig spielt, gibt es in Pendulum während der Aktionsphase keine Denkpausen! Gut, dass nach einer gewissen Anzahl von Sanduhrumdrehungen die Council Phase und damit das Rundenende eingeläutet wird. Nun wird mit verdienten Stimmen während der Aktionsphase die Spielerreihenfolge bestimmt. Die ist während der Aktionsphase egal, aber in der Council Phase erhält der Startspieler mehr Siegpunkte und darf sich zuerst eine neue Karte für sein Deck aussuchen. Das ist schon nicht unwichtig! Nach der kurzen Council Phase geht es dann in die nächste von insgesamt vier Runden.
Spielgefühl
Druck! Einfach enormer Druck, gerade in den Erstpartien. Dabei ist Pendulum weniger hektisch als gedacht, weil die Sanduhren eben eine ganze Zeit lang laufen und in dieser Phase, bis auf das Ausspielen von Karten, keine Hektik aufkommen kann. Trotzdem erfordert Pendulum zu jeder Zeit deine absolute Aufmerksamkeit. Wo läuft gleich eine Sanduhr durch? Kann ich einen Arbeiter besser einsetzen? Wie oft schaffe ich Aktion A um mir damit Aktion B und C zu leisten? Was machen meine Mitspieler am Tisch? Du siehst wie an andere Personen ihre Arbeiter präzise bewegen, du siehst ihre schon gesammelten Stimmen für die Council-Phase und du weißt, die 3-Minuten-Aktionen sind enorm mächtig, die darfst du nicht verpassen. Gleichzeitig nehmen sie aber deine dort eingesetzten Arbeiter 3 Minuten aus dem Spiel! Dazu kommt noch die Blockade von Aktionsfeldern, denn nicht jedes schon besetzte Aktionsfeld darf man selbst besetzen. Es raucht der Kopf!
Verstärkt wird dies noch durch die unterschiedlichen Tableaus und den damit einhergehenden Taktiken, um das Spiel zu gewinnen. In Pendulum hat jeder vier Siegpunkteleisten, die unterschiedlich lang sind. Es gewinnt derjenige, der alle seine Markiersteine in den Endbereich bringt. Besonders fies ist die Leiste des vierten Steins. Hier braucht man zwar nur einen Schritt, kann diesen aber nur gehen, wenn man eine offen ausliegende Anforderung erfüllt. Nur eine Person pro Runde kann Anspruch darauf erheben und die Anforderung wechselt jede Runde. Nicht so einfach zu erreichen, aber zwingend erforderlich für den Spielsieg.
Das Ergebnis: 60 Minuten Pendulum können sich wie 6 Stunden Through the Ages anfühlen. Dabei bleibt das Spiel absolut mechanisch und versprüht keine Atmosphäre. Da braucht es für viele keine weiteren Partien. In denen wird das Spielerlebnis übrigens weniger druckvoll, weil gewisse Abläufe sitzen. Es bleibt aber immer ein hartes Optimieren unter Zeitdruck. Ich fühlte mich teilweise wie an einem Tag auf der Arbeit, wo die Arbeitszeit nicht für die Menge an Arbeit reicht. Will man das erleben?
Fazit
Pendulum übt durch seine sehr eigene Dynamik schon seinen Reiz aus und die durch Sanduhren eingeklammerte Ressourcenschieberei fühlt sich definitiv frisch an. Es ist eines dieser Spiele, die man gerne zeigt, gerade Personen mit Brettspielerfahrung. Aber eben nicht, weil eine Partie so viel Spaß macht, sondern weil das Spielgefühl einzigartig ist. Nur wer es motivierend findend, unter massiven Zeitdruck seine Spielzüge immer weiter zu optimieren, der sollte Pendulum ein Heim in seinem Brettspielregal bereitstellen. Pluspunkt, der Spielspaß steigt definitiv mit der Anzahl an Partien. Auch wenn sich Pendulum überraschenderweise kaum hektisch spielt, mir ist Pendulum, das keine Denkpausen zulässt, trotzdem zu anstrengend. Es erinnert an Arbeitstage, wo man sich viel zu lange hochkonzentriert abrackert. Nach der Partie ist hier nicht vor der Partie, sondern man will einfach nur auf die Massageliege!
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