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Letztes Wochenende haben sich fünf Männer eingeschlossen, um ihrem Hobby zu frönen. Nein, es wurden keine Latex-Laken ausgelegt, sondern Brettspiele ausgepackt. Ich startete mit Nemesis, weil es immer noch eines meiner Lieblingsspiele ist und auch mit fünf Personen super funktioniert. Wie immer war die Partie abwechslungsreich und wie keine andere zuvor. Trotz Semi-Koop überlebten vier Charaktere und erreichten ihr Ziel! Danach wollte ich endlich Aftermath auf den Tisch bringen. Die Nemesis-Erweiterung aus dem damaligen Kickstarter bietet einen Epilog-Modus, wo jeder einen neuen Charakter erhält und damit noch einmal in die bespielte Nemesis eindringt. Komplexere Charaktere, mehr Koop, neue Ereigniskarten und eine Alarm-Mechanik. Auf dem Papier klang das alles ziemlich cool. Am Ende war es wieder ein Beispiel dafür, dass nicht alles was glänzt, gekauft werden muss.

Verpasse ich etwas?

Ein nicht gerade kurzes Spiel wie Nemesis wird mit dem Epilog zu lang. Gleichzeitig kommt viel weniger Atmosphäre auf. Die Charaktere, zwar komplexer angelegt, machen das Spiel nicht interessanter, sondern eher komplizierter. Den Epilog-Modus werde ich wohl nie wieder spielen. Die neuen Charaktere kann man auch im Grundspiel einsetzen, aber ob sie das Spiel besser machen, bezweifle ich gerade. Ich vermute, es geht das fluffig schnelle Spielgefühl verloren. Die neuen Aliens in der Schachtel sind cool und bringen eine gänzlich neue Panik-Mechanik ins Spiel, können den ikonischen Aliens des Grundspiels aber nicht den Facehugger reichen. Braucht man also Aftermath? Nein, absolut gar nicht! Während der Kickstarter-Kampagne war die Einschätzung eine andere. In der Theorie hörten sich die neuen Mechaniken super an und natürlich hatte man Angst, etwas Großartiges zu verpassen. Also schlägt man zu und schröpft sein Konto.

Bei Aeons End machen die Erweiterungen Sinn!

Weitere Beispiele

Tainted Grail schenkt einem eine wunderbare Spielerfahrung und eine Rezension wird hier bald folgen, aber auch dort konnte man Addons kaufen, wo die Vorgeschichte der Helden mit eingewoben wird. Es gibt noch ein paar mehr Aufgaben und Fähigkeiten der Charaktere freizuspielen. Ich habe es damals nicht gekauft und bin jetzt froh drum. Wir sind zurzeit in Kapitel 13 und fast am Ende und ich weiß schon jetzt, dass ich in Tainted Grail weniger gesehen habe als anfänglich vermutet. Es gibt zig Handlungsstränge, die blieben mir aufgrund von Entscheidungen verwehrt und der Speicherzettel glänzt mit nicht erfüllten Status. Eine zusätzliche Komponente, die diesen jetzt schon umfangreichen Inhalt weiter aufbläht, ist wie ein klassischer Eisbecher mit Sahne und wundervoller drapierter Kirsche, wo der Eismann nun meint, dass darauf eine Wassermelone ganz gut kommt. Mit on top over the top wird es eben nicht besser!

Ich besitze Shared Dreams. Ein gar nicht so schlechtes kooperatives Spiel mit sehr coolem Thema. Ich hatte damals Angst etwas zu verpassen. Nun stehen im Keller drei zusätzliche unbespielte Abenteuer. Über meine Sammlung an Miniaturen zu Demons Souls verliere ich hier lieber kein Wort. Hier ergibt sich ein doppeltes Problem. Denn beide Spiele sind jetzt nicht die Highlights. Da braucht es solche Erweiterungen noch weniger, nur hofft man natürlich während der Kampagne, das es der nächste Oberknaller wird. Aber selbst bei guten Spielen, wie Alone, war die Stretchgoal-Box nur Mittelmaß. Ja, da sind schon ein paar mehr gute Dinge dabei, besser als bei Aftermath, dafür sind dort aber auch Verbesserungen vorhanden, die gehören in die Tonne, nicht so wie bei Aftermath. Nur rechtfertigen ein paar nette Ideen die oft riesigen Materialschlachten in der Stretchgoal-Schachtel?

Noch mehr Story oder Monster-Pack? Nein, Danke!

Die Zukunft

Ich möchte auch nicht pauschal alle Erweiterungen verteufeln! Das ist vielleicht das größte Dilemma, denn es gibt schon extrem sinnvolle Erweiterungen, die eigentlich Pflicht sind. Bei Kickstarter ist die Wahrscheinlichkeit aber mittlerweile gefühlt größer, das für mittelmäßige Zusatzmaterial einfach nur die Fördersumme nach oben schnellen soll. Angeflanschte Koop- und Solomodi sind da z.B. auch recht beliebt und die funktionieren doch auch oft nicht richtig gut. Vielleicht sollte man im Hinterkopf behalten, dass extrem beliebte und erfolgreich finanzierte Spiele später im normalen Handel ihre Zelte aufschlagen oder aber eine zweite Kampagne bei Kickstarter folgt. Dann kann man immer noch wichtige Addons nachkaufen oder es eben sein lassen. Ich werde mich noch stärker zurücknehmen und auf die Bremse treten. Am Ende verliert man zu viel Geld und Stauraum im Regal.

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4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Andreas Urner
    14. September 2020 21:48

    Bist du bei Nemesis lockdown dabei?

    Antworten
    • Jein. Ich habe den Pledge Manager noch nicht abgeschlossen. Ich bin neugierig auf das Spiel, in der Theorie hört sich das alles super an. Die vielen Stretchgoals hätte ich aber nicht gebraucht und das nun vieles, gefühlt alles, mit Nemesis kompatibel ist, brauche ich auch nicht. Ich vermute einfach, da wird für die Community dann viel angepasst, auch damit es sich besser verkauft und am Ende uat es verwässert. Ich bin mir immer noch ziemlich unsicher…

      Antworten
  • Ich kann vieles von dem was du schreibst, sehr gut nachvollziehen. Und Kickstarterkampagnien drehen sich sicherlich mittlerweile stark darum, die Backer zu manipulieren, um möglichst viel Geld zu bekommen.

    Aber man darf auch nicht ganz vergessen, Kickstarter ist keine reine Vorbestellerplattform und es geht auch um die Unterstützen cooler Nieschen-Spielidee , die durch klassischen Vertrieb wohl es wohl nicht in den Handel schaffen würden. Bei den Awakenrealms Titeln greife ich z.B. meistens auch tief in die Tasche, weil ich die Projekte cool finde. Irgendwie hat das für mich einen Mehrwert. Aber mir ist sicherlich auch klar, dass wohl kein Spiel wirklich einen Wert von 500€ hat 😉 aber bei Nemesis haben mit die neuen Rassen, Charaktere und kosmetischen Ergänzungen noch mal schöne Abwechslung rein gebracht. Bin froh sie mitgebackt zu haben. Manchmal ist es aber auch cool wieder nur die Kerncharaktere zu nehmen. Aus meiner Sicht sollte man das so angehen, „Alles kann, nichts muss.“ Neue Sachen nutzen wenn man Bock auf Abwechslung hat und dann wieder nur das „Kernspiel“

    Sicherlich schaue ich aber mittlerweile auch mehr drauf was ich backe. Denn die Zeit alles zu spielen hat man ja dann meistens doch nicht. Also lieber nur 1-2 Kickstarter im Jahr die man richtig findet und davon frei machen, dass man alles haben muss. Ich gehe z.B i.d.R. auch nicht mehr in der Kampagne all in. Häufig also erst mal nur mit 1€ rein. Und dann schaue ich 3 Monate später im Late Pledge, ob ich immer noch hyped bin und meine All-in gehen zu müssen. Was dann meistens nicht mehr der Fall ist 😂

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