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Fazit zur SPIEL' 19
Schärfer wird es nicht!

Große Erleichterung nach der SPIEL ’19, denn die letzten Besuche der SPIEL in Essen waren bei mir geprägt von körperlicher Gebrechlichkeit. Irgendwann am ersten Messetag zerlegte mich immer ein ominöser Cocktail aus Viren, Aufregung und irgendwelchem selbstverursachten Dämlichkeiten. Am Ende lag ich einen Abend im Hotelzimmer flach und mein Zimmerkollege musste unter großer Anstrengung für meine Genesung sorgen. Was eigentlich nicht gelingt, denn nur Mama oder meine Frau… ach, lassen wir das.

Diesmal also keine psychosomatischen Anfälle, sondern volle Power! Und das war bitter nötig, denn die Messe hatte nicht nur einen Besucherrekord zu vermelden, erstmals über 200 000, auch die Ausstellerfläche hatte sich wieder vergrößert. Das schlug sich darin nieder, das wir am Ende des zweiten Messetages noch nicht in allen Hallen waren. Nun wünsche ich viel Spaß bei meinem Fazit zur SPIEL ’19!

Tag 1 – Wertschätzung und spürbarer Verlust

Die Brettspiel-Daltons!

Dieses Jahr sind wir nur zu dritt losgefahren und dieses Jahr offenbarte uns der Brettspielbabo, dass er nächstes Jahr auch zu Hause bleiben wird. Ein großer Verlust für die SPIEL‘ 20 uns. Der harte Kern bleibt und ich bin weiterhin heiß! Dieses Jahr hat mir die SPIEL sogar außerordentlich gut gefallen. Der neue Einlass direkt bei Halle 7 entzerrt das Gedrängel ungemein und durch die größere Ausstellerfläche verteilen sich die Besucher besser. Gerade am Donnerstag war es in den hinteren Hallen problemlos möglich überall zu spielen. Ich genieße dort in den heiligen Hallen einfach jede Sekunde. Besonders gefreut haben mich die personalisierten Keyforge-Decks beim Presse-Event. Eine nette Geste! Meine Brettsspiel-Bagaluten sahen den Glanz in meinen Augen und prompt war das Schlagwort der Spiel’ 19 Wertschätzung. Für die Decks werde ich mir etwas für euch einfallen lassen. Das nächste Jubiläum ist ja nicht weit.

Hochgebirgsträger auf der SPIEL ’19

Der neuste Trend bei Brettspielern sind kleine VW-Busse, die auf den Rücken geschnallt werden. Denn das Wort Rucksack ist für diese Ungetüme nicht gemacht. Diese Brettspieljäger erinnern an Sherpas bei der Besteigung des Mount Everest und sind entweder fast tödlich, wenn sie im Gedrängel spontan die Ballerina machen und sich geschmeidig drehen. Entweder drehst du dich mit oder du wirst erschlagen. Zwei solcher Typen vor dir können Gandalf spielen, wenn du zum Balrog wirst. Du kommst da ganz sicher nicht vorbei!

Tag 2 – Energieverlust und Meet’n Play

Der zweite Tag hatte am frühen Nachmittag einen kleinen Absacker. Nein, kein Brettspiel. Der KLASK-Stand machte in Halle 2 ordentlich Randale, dazu miefte irgendein Fressstand in der Halle. Es gab also auf die Nase und Ohren. Innerhalb kürzester Zeit war die Energie abgesaugt. Daher kam der Termin beim Meet’n Play gerade recht. Der Andrang war wie erwartet nicht sehr groß, aber es wurde trotzdem mit Begeisterung gespielt. Schön war das Wiedersehen mit Kollegen vom Tag der Brettspielkritik. Bei Pigasus haben wir uns köstlich beömmelt. Nächstes Jahr räume ich dem ganzen mehr Zeit ein!

Ein Duckface macht ein Spiel nicht besser.

Tag 3 – Noch einmal Hektik!

Der Parkplatz des Hotels war nur bis 15 Uhr reserviert und wir hatten Halle 4 noch nicht besucht. Also wurde am letzten Tag auf die Tube gedrückt. Halle 4 fand ich am Ende fast am interessantesten. Eine ziemlich coole Mischung aus größeren und kleineren Verlagen und weniger Gedränge. Als letzter Kaufrausch-Impuls legte ich kurz vor unserem persönlichen Feierabend noch ein paar Scheine für Rush M.D. auf den Tisch. Sanduhren als Worker waren einer der Trends auf der Messe und nicht nur in dem Spiel gesehen. Dann ging es mit dem vollgeladenen Kombi gen Norden. Ganz ohne Stau, Unwetter oder Unwohlsein.

Die Challenge von Spielstil

Ich möchte mich an dieser Stelle bei Christian von Spielstil bedanken. Deine fiese Challenge war zwar schwer zu beweisen, aber sorgte fortlaufend für Lacher. Wer will mit peinlichen Beweisvideos verewigt werden, weil er mich für Cron von Hunter & Cron hält? Ohne das ich es beabsichtigt hatte, ist mir das zweimal passiert. Der Erklärbärin, während der Erläuterung der Spielregeln, erzählen, das Claim sich wie Carcassonne anfühlen könnte, sorgte ebenfalls für Insider-Gegacker und erstmal verwunderte Augen bei der Verlagsmitarbeiterin. Mit so einer Challenge kann man sich wunderbar einen Messebesuch aufbrezeln.

Das habt ihr aber fein angemalt!

Im Fokus

Flotilla

Opulentes Material mit hohem Aufforderungscharakter. Das Ding will man anfassen! Spielerisch versteckt sich hier alles was man kennt: Deckbuilding, Marktmechanismen, Tileplacement, Set-Collection, Missionen und irgendwie auch ein Wettrennen. Das alles wäre sicher auch ein gutes Spiel, aber wie schon in meiner Vorschau angepriesen, besitzt Flotilla einen coolen Kniff. Man fängt als Seefahrer an und erkundet das Meer. Man vergrößert die Spielfläche und sorgt für Ressourcen. Während des Spiels kann man einmalig und optional die Seefahrerkarriere an den Nagel hängen und in die Politik gehen. Dann dreht man fast sein gesamtes Spielmaterial um und erlebt ein völlig anderes Spiel. Hat uns sehr gefallen!

Claim

Ein kleines schnelles Stichspiel, das man auch zu zweit spielen kann. Der Clou: In der ersten Phase spielt man mit seinen Stichen um ausliegende Karten. Mit diesen erspielten Karten, spielt man dann in einer zweiten Phase um Mehrheiten bei Fraktionen. Somit ist die erste Stichphase Deckbuilding und die zweite Phase ein klassisches Stichspiel. Hat überzeugt!

Head of Glory

Kopflose Römer setzen sich Köpfe mit Spezialfähigkeiten auf und hauen sich den Saft aus den Körpern. Nach fünf Runden erscheint Ceasars Kopf in der Arena. Wer dieses sich erkämpft und ihn fünf Runden tragen konnte, gewinnt das Spiel. Absolut trashig, unfair und oft jeder gegen einen, besitzt dieses Spiel mit der richtigen Gruppe einen genialen Charme. Das Spiel war nur als Demo zu spielen, der Kickstarter startet nächstes Jahr.

House Flippers

OH MEIN GOTT! Ich war maximal brutal überfordert. Alle spielen gleichzeitig und tauschen durch Sanduhren-Worker erhaltene Ressourcen gegen Karten, die weitere Sanduhren oder bessere Ressourcen ausschütten. Jeder dreht wie wild seine Sanduhren und wuselt mit seinen Händen in der Kartenauslage rum. Wir haben abgebrochen. Stressig und unübersichtlich und dazu spielt jeder nur für sich.

Save the Meeples

Ich war scharf drauf. Ich habe es dann allerdings nicht gekauft. Es ist wesentlich kopflastiger und härter als gedacht! Das Spiel ist extrem interaktiv und verzahnt. Das Material ist absolut bombastisch! Ein Spiel das nach Familie aussieht und dann aber eher für den Wargamer geeignet ist. Leicht übertrieben, aber ich glaube die Zielgruppe für das Spiel ist nicht so groß.  War mir für 50 € einfach zu riskant.

Fazit zur SPIEL ’19

Das Fazit zur SPIEL ’19 fällt für mich einfach aus: zu wenig Zeit! Und das, obwohl wir drei Tage vor Ort waren. Der Samstag ist fast zu voll, optimal wäre Donnerstag bis Freitag und dann Sonntag. Ich hätte einfach gerne noch mehr Spiele angeschaut oder mir zumindest erklären lassen. Nicht jedes Spiel wurde zum verkauf angeboten, so wie So, You’ve Been Eaten, da wäre es schön gewesen, sich das zumindest ausführlich erklären zu lassen. Man merkt einfach das mehr Verlage vor Ort sind und die Fläche größer geworden ist. Dazu kamen Pressetermine oder das Meet’n Play, was auch Zeit gefressen hat. Diesen Zustand bewerte ich allerdings positiv! Denn am Ende heißt das, dass die SPIEL mich nach vor absolut begeistert. Es gibt noch immer so viele gute Spiele, interessante Indies, engagierte Messemitarbeiter und geduldige Spieleerklärer/innen, denen ich bei der Lautstärke meinen absoluten Respekt zolle! Packe ich den Spaß und das Gealber mit Freunden, das leckere Essen in Essen (nicht auf der Messe) und das Treffen von Leuten aus der Twitterblase hinzu, dann sind diese paar Tage eine sichere Bank für beste goldene Zeiten.

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