Kurzcheck: Darum geht es in Lumicora
Korallenriffe gehören zu den faszinierenden und zeitgleich fragilen Ökosystemen unserer schönen Erde. Nun, der Mensch geht mehr als fragwürdig mit diesem Planeten um. Aber das ist ein anderes Thema. In Lumicora sind wir verantwortlich, ein lebendiges Korallenriff durch Anordnung der Plättchen Korallen Luminos aufzubauen. Zeitgleich erweitern wir unser sehr begrenztes Korallenriff und siedeln Tiere an. Wir lösen eigenständig und zu unterschiedlichen Zeitpunkten innerhalb von 10 Runden unterschiedliche Wertungen aus. Wer dies am geschicktesten macht, der gewinnt am Ende.
Anleitungswirrwarr
Puh. Meine Skepsis bei Lumicora überwiegt gerade. Luminos, Kalksteinmarker, eigene Auslage, Atoll, Quallen, Riff, Korallenfelder, Wasserfelder, Farbwertung, Korallenwertung. Ehrlich – ich habe einige Anleitungen in meinem Leben gelesen und Lumicora macht es mir gerade unnötig schwer, es zu mögen. Die Anleitung ist eigentlich gut strukturiert und schrittweise logisch aufgebaut. Für ein simples Legespiel werden jedoch zu viele Begriffe wild gemischt und ich muss immer wieder nachschlagen. Beispiel: Schritt 2: Farbwertung – jede Person darf im Uhrzeigersinn eine Korallenwertung durchführen. Das Wort Farbwertung taucht nicht mehr auf. Farbwertung = Korallenwertung. Warum? Das verwirrt im ersten und zweiten Moment. Was ist ein Korallenfeld? Nun, das ist einfach. Es sind die farbigen Luminos. Uff. Für mich zuviel unnötiger Begriffswirrwar.
Meine erste Partie
Kati und ich sitzen am Tisch. Das Regelbuch vor uns. Jeder Schritt wird nachgeschlagen und so richtig flasht uns das Spiel aktuell nicht. Zu oft müssen wir nachschlagen und die Regeln mit den guten Beispielen abgleichen. Und das, obwohl die Regeln eigentlich simpel sind. Ein Luminos ist wie folgt aufgebaut: Eine Farbe, eine Zahl von 1-6 und ggf. ein Tiersymbol. Legt man es, muss es mindestens ein gleichfarbiges Teil berühren. Sonderregeln, falls dieser Fall nicht möglich ist, sind inklusive. Das ist aber alles so verklausuliert geschrieben, dass ich anfangs nicht ins Atoll abtauche, sondern stramm im Regelbuch blättere. Zäh.
Marco stößt dazu
Wir sitzen zu dritt am Tisch. Kati und ich kennen die Regeln, Marco, ein Profi, versteht schnell und deutet die Unklarheiten der Anleitung gut und richtig. Lumicora nimmt Fahrt auf. Warum? Nun, einige Mechaniken in dem Spiel sind innovativ und gut gelöst. So muss ich zu Beginn meines Zuges immer ein Lumino aus meiner eigenen dreier Auslage in die allgemeine Auslage legen. Aus der allgemeinen Auslage darf ich dann eine Farbe wählen und mir alle Luminos dieser Farbe nehmen. Alle! Das ist gut, denn ich möchte ja ein großes farbiges Riff bauen. Allerdings ist es immer knifflig, welche Farbe ich abgebe und was ich meinen Mitspielern so zur Verfügung stelle. Und habe ich genug Kalksteinmarker, um weiter ins Wasser vorzustoßen?
Farb- äh nein, Korallenwertung
Die Qual Wahl der Farbe ist ein weiterer geschickter Move in Lumicora. Ich entscheide, wann ich eine Farbe werte. Im Spiel sind vier Farben vorhanden, gespielt wird 10 Runden. Und jetzt lässt mich Lumicora tief eintauchen. Die Wertung macht nämlich Spaß und Lust auf Meer mehr. Denn Lumicora baut das Korallenriff auf mehrere Ebenen. Ich kann die Luminos, sofern sie farblich passen, nämlich auch in die Höhe bauen. „Kann“ ist hier der falsche Ausdruck. Um fette Wertungen zu erzielen, muss ich in die Höhe. Allerdings, wie ein guter Baumeister, nicht deckungsgleich, sondern auf zwei andere Luminos verteilt. Dadurch verdecke ich Symbole oder Zahlenwerte, die vorher sichtbar waren. Ahhhh….schwierig, denn bei der Wertung zählt immer die niedrigste Zahl einer Farbe der entsprechenden Ebene.
Entscheidungsdilemma
Ich halte mein rotes Luminos in der Hand. Ein fettes Teil. Eine 6 und eine Muschel. Wo platziere ich es? Wenn ich es auf die dritte Ebene spiele, dann decke ich eine Muschel ab. Das kostet mich am Ende des Spiels Siegpunkte. Lege ich es auf die zweite Ebene, habe sowohl die 5 als auch die 6 dort liegen. Auch das wäre Verschwendung. Es zählt ja nur die niedrigste Zahl auf einer Ebene. Also platziere ich mein Lumino auf Ebene 3, löse die Farb- äh nein Korallenwertung für Rot aus und werte die entsprechenden Zahlen. Damit bin ich aber für die Farbe Rot für den Rest des Spiels raus.
Schnell vorbei
Lumicora spielt sich so locker durch den Abend. Der zweiten Partie folgend drei weitere. Downtime? Fehlanzeige. Viel zu sehr ist man mit den Zügen der Mitspieler beschäftigt, viel zu sehr überlegt man, wo alle Luminos auf meiner Hand ins Atoll platziert werden, wann man eine Wertung riskiert und welche Symbole man versucht zu sammeln. Und häufig erwischt man sich dabei, wie man schwierige Entscheidungen abwägt. Welche Ebene erschließe ich? Welche Symbole decke ich ab? Dabei geht das ganze recht zügig und nicht so kopflastig und schwups sind zehn Runden vorbei. Damit aber nicht genug. Das Wertungstableau hat zwei unterschiedliche Seiten und die Atolle der Spieler ebenfalls. Sehr geil. Alles spielt sich ähnlich, aber trotzdem ein wenig anders. Respekt.
Der Umweltaspekt
Lobenswert: wie schon bei Caldera Park und Moorland spendet auch Lumicora ein Teil der Einnahmen an den Global Nature Fund. Mit dem Kauf dieser Spiele wird der Fund also unterstützt. Das ist die eine Seite der Medaille. Die zweite Medaille ist, dass auch über die letzte Seite im Regelwerk Informationen über Korallen weitergegeben werden. Für mich ein netter Nebeneffekt, der viel häufiger aufgegriffen werden sollte. Nicht am Ende, sonder als Präambel. Brettspielen kann bilden und diese Chance wird hier genutzt. Die dritte Seite der Medaille ist jedoch, dass Lumicora nicht regional produziert wird, kein umweltfreundliches Papier bedruckt, sondern die gleichen Vertriebswege nutzt wie andere Spiele auch. Klar, der Preis ist immer ein wichtiger Aspekt. Daher ist der Umweltaspekt tatsächlich ein netter Ansatz, allerdings nicht konsequent realisiert.
Fazit
Es ist weder ein Verriss noch eine Lobeshymne. Lumicora hat mich trotzdem positiv überrascht und überzeugt. Das Puzzeln in die Höhe und das eigenständige Auslösen einer Wertung gibt dem Spiel ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber mächtiger Titel wie Cascadia oder Frameworks. Die Anleitung hat mich aufgrund des Begriffswirrwarrs definitiv nicht gepackt, hier sind einige Videoerklärungen auf YouTube ratsamer. Die Gestaltung des Spiels ist toll und thematisch, zudem zaubern farbenfrohe Luminos die Unterwasserwelt etwas auf den Tisch, auch wenn sie kein Farbenspiel unter Wasser nachbilden können. Die Downtime ist nicht vorhanden und die Auswahl der Luminos beschert uns ein interaktives Taktieren. Schnell vorbei sind die zehn Runden und man möchte noch mal spielen, um das Timing bei der eigenständigen Wertungsauslösung noch besser hinzubekommen. Dazu zwei verschiedene Wertungstableaus und zwei unterschiedliche Spielpläne. Varianz ist gegeben und es macht richtig Spaß, zu spielen. Das Feeling wie bei manch anderen Puzzlespielen kam bei mir nicht immer so auf, aber alles in allem ein Titel, der sich hinter Cascadia & Co nicht unbedingt verstecken muss.
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