Ich stand trotzdem mit einem Bein immer im Einkaufskorb und Grund waren die leidenschaftlichen Vorstellungen vom Autor Felix Mertikat auf Presse-Events, wenn er auf seine ganz eigene positive Art von den neuen Fraktionen schwärmte. Dann kam Markus um die Ecke mit seinem Special. Dann kamen seine ganzen Buddys. Und dazwischen die Telefonate. Leute, ich war geschlagen und somit prügelte ich mich mehrere Freitage hintereinander ganz bewusst mit meinen Waterkant-Buddys um die Vorherrschaft in Sunrise Kingdom. Meinen Eindruck auf die letzten Wochen und das Special von Markus und einer abschließenden gemeinsamen Bewertung will ich euch nicht vorenthalten.
Fett, fetter, Sunrise Kingdom
Mache ich jetzt weiter mit der Dauerwerbesendung, die eigentlich gar keine Werbung ist? Ich kann ja nichts dafür, aber die Abende mit den neuen Fraktionen gehörten mit zu den besten Partien dieses Jahr. Und daher möchte ich mich erst einmal bedanken, dass Markus mich mit seinem Elan zu dieser Erweiterung gebracht hat.
Die Fraktionen im Schnelldurchlauf
Ich gehe jetzt weniger im Detail auf die Fraktionen ein, das wurde in den letzten Wochen zur Genüge getan, aber ein Gesamtbild möchte ich hier trotzdem malen. Ich muss, weil die Fraktionen einfach irre geil sind und solche Kreativität selbst Root oder Cthulhu Wars schlägt! Da gab es die Sisters of Seven, die durch ihren Bären geschickt Fraktionseffekte im Umkreis negierten und die mit ihren wenigen Einheiten trotzdem für Schrecken sorgten. Einfach in ein Gebiet reinfliegen und feindliche Figuren wegbewegen. Tja, das geht sogar, wenn man angegriffen wird. Heißt, wer ohne große Übermacht den Aggressor spielt, steht evtl. in der Schlacht ohne Truppen da. Was waren alle über diese Kontrolleffekte angepisst! Einer meiner neuen Lieblingsfraktionen. Dann hätten wir die Moon Circus, die einfach mal mit gefühlt 10.000 Einheiten starten, und zwar wo sie wollen, solange am Spielfeldrand. WTF. Druckbetankung ab der ersten Runde. Da guckt man maximal dümmlich aus der Wäsche! Dazu sehr spezielle Kampfkarten, eine perverse Mobilität und optisch ein geiler Farbflash.
Die Schildkröten der The First Guardians sind unfassbar thematisch. Wie friedlich sie wirken, wie langsam sie sich bewegen, wie sie so gar keine Gefahr darstellen, wie sie am Ende einfach gewinnen, weil ihnen alles mit ihrer Eingraben-Fähigkeit gehört. Ignoriert eben feindliche Kontrollmarker. Wunder Punkt, ihre stärksten Einheiten können, wenn einmal vernichtet, nicht mehr ins Spiel kommen. Kommen wir zum Korallen-Kollektiv aka Carcassonne meets Tsukuyumi. Leute, jetzt ist alles anders. Keine Einheiten, keine Kampfkarten, einfach Korallenplättchen puzzeln und den Leuten dermaßen auf die Nerven gehen, bis ihnen die Köpfe platzen. Eingraben gibt es auch hier und wer Barrieren nicht ignorieren kann, ich warne vor entzündeten Tränendrüsen. Die Circle of the Sun fallen für mich persönlich etwas ab, wobei ihre Masse an im Prinzip unsterblichen Truppen, die Tanzformationen auf den Hex-Feldern eingehen müssen, auch nicht das ist, was man schon unzählige Male gesehen hat.
Extra-Bonbon
Ich schaute mir dann auch noch die zusätzliche Erweiterung Chronomaster an. Willkommen bei meiner nächsten neuen Lieblingsfraktion, wobei meine Mitspielenden mir wahrscheinlich verbieten werden, wieder mit den Affen aus der Zukunft zu spielen. Markus hat sie mit Begeisterung vorgestellt und ich kann dem nur beipflichten. Absolute Mobilität, wildes teleportieren gegnerischer Einheiten, die absolute Kontrolle über die Initiative aller Fraktionen und ein veränderter Spielaufbau, der einen so startet lässt, dass einem gefühlt die Hälfte der Gebiete gehört. Dazu suchst du dir die Spielphasen einfach aus, ohne dich an die vorgegebene Reihenfolge zu halten. Klingt alles mächtig, aber du bist direkt Staatsfeind Nummer Uno und kannst dir keine Siegpunkte über Missionen erspielen! Das muss man mögen, aber wer es mag, der ist schockverliebt. Wer sich also Sunrise Kingdom zulegen will, packt die Chronomaster direkt dazu!
Was man nicht vergessen darf
Abgefahrene Fraktionskonzepte, nichts anderes feiert hier Tsukuyumi: Sunrise Kingdom auf härteste Weise, sorgen vor allem in der Masse an Fraktionen ganz sicher nicht immer für faire Konstellationen. Ich habe mit Markus einen Großteil der Telefonate damit zugebracht, genau diesen Umstand zu diskutieren und aufzudröseln. Ich denke, ich spreche für uns beide, wenn ich sage, man muss damit leben, man kann damit aber auch leben. Eine Balance stellt sich am Tisch durch Mitspielende ein. Wenn das Reef sich übermächtig ausbreitet, weil es unterschätzt wurde oder die anderen Fraktionen weniger gute Konter haben, werde diese eben zusammenarbeiten. Manchmal reicht auch eine Anpassung der herkömmlichen Spielweise. Die Kreativität, mit der die Fraktionen erschaffen wurde, wird von den Spielenden ebenso verlangt. Gelingt dies, ist es keine Frage der Balance, sondern eine Antwort. Und das Ergebnis lautet Dynamik, denn nichts anderes wird hier bei jeder Partie zelebriert.
Die zusätzlichen Module und alternativen Spielmodi, bei dem der Mond als Zentrum verschwindet und man auf kleinen mit Portalen verbundenen Inseln spielt, sind sicher eine nette Dreingabe. Wer Tsukuyumi extrem oft spielt, wird diese zu schätzen wissen. Du willst diese Erweiterung aus meiner Sicht aber aufgrund der wirklich tollen Fraktionen.
Fazit
Markus hat sich mit seinem Special wirklich hart ins Zeug gelegt und selten hat ein Spiel solch eine Aufmerksamkeit bei uns bekommen. Das hat allerdings seinen Grund. Tsukuyumi: Sunrise Kingdom ist einfach eine exzellente Erweiterung, deren Fraktionen mit ihrer Kreativität nicht nur das Grundspiel enorm bereichern, sondern auch das gern benutzte Schlagwort Asymmetrie in anderen Brettspielen fast pulverisiert. Wir waren uns am Tisch in den letzten Wochen einig wie selten, Sunrise Kingdom ist richtig großes Kino. Intensiver Tabletalk durch wechselnde Allianzen, stetige Spannung durch knappe Ergebnisse und eine enorm spielerische Wucht durch die neuen Fraktionen.
Wer oft spielt, bekommt zudem Abwechslung durch einen alternativen Spielaufbau und Amaterasus Gaben, mit denen sich je nach Fraktion dauerhafte Vorteile, neue Truppen oder Kampfkarten erspielen lassen. Tsukuyumi bestätigt mit dieser Erweiterung seinen Stellenwert innerhalb des Genres und bleibt mehr denn je für mich ein absolutes Ausnahmespiel.
Info: Mir steht es eigentlich nicht zu, hier nun ein alleiniges Fazit zu ziehen, daher entstand die Bewertung in Absprache mit Markus.
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