Tag 1 – Realer Verlust und die liebe Anfahrt
Der Brettspielbabo, eigentlich fester Teil unserer Gruppe, machte seine Prophezeiung wahr. Er blieb der Messe fern und so setzen sich mein Supporter der ersten Stunde – wer die Story auf Instagram von Better Board Games oder mir gefolgt ist, versteht den Witz – und meine Wenigkeit in ein komfortables Autos. Es war wirklich sehr komfortabler. Sorry für den Insider. Was aber so gar nicht komfortabel war, war der folgende Dauerstau. Der reine Wahnsinn schlug uns in die Visage und wir brauchten über 6 Stunden in das heilige Mekka der Brettspiele. Wer nun mit dem Zugargument kommt, Fingerzeig an Twitter und Frosted Games, der sollte meine alten Berichte durchforsten.
Mit der Bahn von Hamburg über das elendige Nadelöhr Hannover ist eine gefährliche Sache! Es gab nur eine einzige Anreise per Zug vor vielen Jahren, wo es nicht zu massiven Störungen kam. Der Höhepunkt waren so starke Zugausfälle, dass wir in Essen strandeten und eine Nacht länger als geplant dort verweilen mussten. Von Sonntag auf Montag, ohne Messe in Essen! Danach ging es in völlig überfüllten Zügen mit 350 Kilo Brettspielgepäck pro Person in den Infight mit anderen Gästen. Euer Kopfkino reicht nicht für das erlebte Drama aus!
Quintessenz, wir waren am Freitag sehr spät erst auf der Messe. Wir verbrachten so zusammen nur 3 Stunden in den heiligen Hallen und holten vor allem Vorbestellungen ab. Schnell wurde klar, ja, die Messe hatte fast alle Hallen wie versprochen geöffnet, aber die meisten waren geteilt und eben nicht komplette Austellerfläche. Entsprechend waren wir sehr überrascht, als wir am Freitag schon alle Hallen abgegrast hatten. Wohlgemerkt ohne etwas zu spielen, aber auch das wäre in den Messen davor undenkbar gewesen.
Tag 1 – Gemischte Gefühle und die lieben Menschen
Am zweiten Tag wollten wir definitiv Brettspiele spielen und ein paar Verlage besuchen. Letzteres war ein Erfolg! Bei King Raccon Games intensiv mit Felix Mertikat über EOS und seine Veränderungen gesprochen, an denen Brett & Pad nicht ganz unbeteiligt ist. Das Spiel wird nach dem Feedback noch einmal ordentlich angepasst und es erscheint noch eine weitere Kickstarter-Kampagne. Diesmal für die deutsche Community. Pure Vorfreude! Bei HYBR Games unterhielt ich mich mit Milena ausführlich über das wirklich coole Kinderspiel Ungeheurig Hungrig, welches noch mit einer Rezension verewigt wird. Das schulde ich meinen Kindern, die mittlerweile überlegen statt Bananen doch lieber stinkende Socken zu essen. Ein wirklich sympathischer Verlag!
Dann gab es noch ein Wiedersehen der besonderen Freude, denn bei Board Games Circus erklärte mir der Spieljoker seine Highlights des Verlags. Es war mir eine Freude, mit ihm am Stand zu palavern. Überzeugend war er auch noch. Zwar nicht aus diesem Jahr, aber CuBirds und Wildes Weltall rocken gerade meinen Tisch. Dazwischen traf man weitere Kollegen aus der Beeple-, Twitter- und YouTube-Blase. Vielen Dank für die netten Unterhaltungen, ihr ward mein Highlight. Was freu ich mich auf die SPIEL ’22 und ein hoffentlich stattfindendes Meet & Play.
Jetzt folgen ein paar kritische Worte, die aber fast so zu erwarten waren und nicht gegen die SPIEL ’21 sprechen, sondern auch nur das Erlebnis in Sachen Brettspiele erläutern. Ich habe kaum ein Brettspiel wirklich spielen können. Die Masse an Menschen war reduziert, aber eben auch die Ausstellerfläche. Voidfall anspielen? Keine Chance! Alle Tische waren ausgebucht, über die ganze Messezeit. Ich wollte der Erklärung trotzdem lauschen und brach ab. Die typischen omnipräsenten Hintergrundgeräusche plus Spielerklärung mit Maske gleich Premium-Horror. Rulebenders anspielen? Zwei Tische und immer besetzt. Vielleicht hatten wir einfach nur Pech, aber obwohl die SPIEL ’19 wesentlich voller war, habe ich dort mehr gespielt. Entsprechend spare ich mir die Highlight-Sektion, denn worüber soll ich im Detail berichten? Der dritte Punkt war die Verfügbarkeit von Spielen im Verkauf. Die Logistikprobleme schlugen voll durch und viele meiner Highlights waren auf der Messe überhaupt nicht verfügbar.
Fazit zur SPIEL ’21
Als Brettspielveranstaltung war die Performance für mich persönlich eher schwach, was aufgrund von Corona aber nicht überrascht. Die Logistikprobleme und damit die Verfügbarkeit von Brettspielen war sehr suboptimal und beim Anspielen von Neuheiten war es eine Mischung aus Pech und verringerter Ausstellerfläche, die dafür sorgte, dass die kleinere Besucheranzahl trotzdem alle Tische füllte. Aber war Konsum und Anspielen überhaupt der wahre Grund dieses Messebesuchs? Aus meiner Sicht war es eher das Eintauchen in ein Stück Normalität, das Treffen von Menschen aus der Szene, die man einfach verdammt lange nicht mehr gesehen hat und mit Party-Martin als Brett & Pad-Supporter eine gute Zeit zu erleben. Es war nicht alles perfekt, aber es war ein wundervoll großer Schritt in die richtige Richtung, ein Bonbon für die Seele und damit eine ganz besondere Messe.
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4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Aus genau diesen Gründen und weil große Verlage, wie Asmodee fernblieben, bin auch ich dieses Jahr zuhause geblieben (leider). Um so größer ist die Vorfreude auf 22, da hoffe ich mal, dass wieder mehr „Normalität“ einkehrt.
Der Zugtweet ist hängengeblieben 😀 Er war eigentlich nur spaßig gemeint. Ich weiß wie nervig es ist, mit dem Zug nach Essen zu wollen …
Hahaha, ja ist er. Zug und Spiel da bekomme ich Bluthochdruck. 😉
Ein klasse Messebericht, der genau das widerspiegelt, so wie ich die Messe erlebt habe. Ich war Freitag da und konnte nicht ein Spiel testen. Alles übervoll und leider sind SpieleInnen irgendwie egoistischer geworden. Die Tische wurden über lange Zeit belagert und Rücksicht auf andere Interessierte wurde nicht genommen.
Die Highlights, die mich interessierten waren nicht da oder wie bei Arche Nova, nach 5 Minuten vergriffen. Das sorgt für Frust. Ich fahre zur Messe, um Spiele zu kaufen und will sie nicht vorbestellen, wie es bei Feuerland in dem Falle notwendig war. Da ging so eine Riesenmenge Flair verloren.
Ich verstehe nicht wie einige Youtuber diese Messe als beste aller Zeiten posten können.
Für mich war sie ein Flop.
Ich bin aber sehr glücklich darüber, dass du so ehrlich deine Eindrücke geschildert und hier nichts schön geredet hast. Dafür Chapo.
VG Rico