
Kurzcheck: Darum geht es in Ein Sommernachtstraum
Die Grundmechanik des blauen Zyklus mit seinem Azrak, den persönlichen Gesprächskarten und Fähigkeiten bleibt identisch. Wer mit dem zweiten Szenario Ein Sommernachtstraum einsteigt, was durchaus möglich ist, dem empfehle ich daher an dieser Stelle meine ausführliche Erklärung des ersten Szenarios. Ich begrüße die kleinen Änderungen zum ersten Zyklus immer noch, denn so erhalten die gespielten Charaktere mehr Tiefgang. Ein Sommernachtstraum spielt sich vom Anspruch in Sachen Rätsel und eigener Kombinationsgabe wesentlich einfacher, gleichzeitig ist es aber von der Mechanik schwerer zu meistern. Das Azrak verbraucht sich diesmal nämlich viel schneller, weil Orte z.T. größer angelegt sind und einige fiese Fallen versteckt sind. Die neue Freiheit bei den Panoramen nutzt auch Ein Sommernachtstraum voll aus. Gut so! Und wie spielt sich der zweite Zyklus nun im Detail?

Das Spielgefühl
Ganz nach Shakespeare erlebt man Teile der Geschichte in Gedichtform. Das passt, ist aber erstmal ungewohnt. Insgesamt erzeugt es aber eine eher einzigartige und passende Atmosphäre. Die erwähnten Panoramen sind wieder wunderbar anzuschauen und spielerisch besser eingebunden. Vielleicht so gut wie noch nie, weil sie Optik mit spielerischer Kreativität vereinen. Das Stichwort sind die neuen Mysterium-Karten, die Panaromen dauerhaft verändern können. Hier ist sicher noch etwas mehr drin, aber da ist der blaue Zyklus auf einem richtig guten Weg. Die Azrak-Mechanik, im ersten Szenario eher noch langweilig, weil es man es irgendwie im Überfluss hatte, sorgt jetzt für mehr Spannung. Wer alles erkundet, der wird die Daumenschrauben zu spüren bekommen. Mut zur Lücke wird belohnt, wir haben das Szenario erfolgreich beendet, ohne zwei Orte besucht zu haben. Das sehe ich als sehr positiv an, zeigt es den flexiblen Weg im Szenario. Beim Stöbern an alternativen Routen für diese Rezension ist mir sogar aufgefallen, dass es krasse Abkürzungen gibt. Mit dem richtigen Riecher und je nachdem ob die Gruppe in Glück oder Pech gebadet hat, kann Ein Sommernachtstraum wohl recht unterschiedlich schwer verlaufen.
Ambivalente Gefühle habe ich aufgrund des Szenario-Einstiegs. Zwar ist der erfrischend anders als sonst, aber man irrt aus meiner Sicht zu lange durch die Gegend, ohne genau zu wissen, was man vor Ort eigentlich erledigen soll. Es gehört ein Stück weit zum Szenarioaufbau, aber es ist vielleicht trotzdem nicht die beste Idee. Es fördert so ein wenig das Gefühl, dass es ist egal ist, was man macht. Das Motto: Man wird schon irgendwann die richtige Spur finden.
Das Ende hingegen ist echt wild. Ich habe herzhaft gelacht und das ganze Szenario irgendwie schon ziemlich gefeiert, aber es ist schon sehr speziell. Ich vermute, das wird nicht jedem gefallen, ebenso wie das Fehlen von wirklichen Rätseln. Das ist wohl der größte Schnitzer und für mich seit Beginn dieser Reise mit TIME Stories das eigentlich größte Rätsel. Warum werden so wenige spielerische Kopfnüsse platziert und so schwankend implementiert?!
Fazit
Ich habe die drei Stunden in dieser märchenhaften Welt durchaus genossen. Die Azrak-Mechanik hat mir diesmal besser gefallen, weil sie mehr Druck ausübt, gerade im Zusammenhang mit dem Aufbau mancher Orte. Es ist definitiv von Vorteil, dass sich der blaue Zyklus hier von seinen Ketten des Spielbretts gelöst hat. Die Art der Darbietung von Texten, ganz passend zum Stück Ein Sommernachtstraum und William Shakespeare, ist ebenso frisch wie unterhaltend. Über das wirklich wilde Ende kann man sicher streiten, ich fand es zumindest mutig bis amüsant. Am Ende lässt aber auch das zweite Szenario Potenzial liegen! Vieles passt, manches ist sogar besser als beim Hadal-Projekt, vor allem die Mysterium-Karten sind super, aber dafür lässt es viele Federn bei den Rätseln. Das, was man vorfindet, sind eher keine Kopfnüsse und entsprechend flutscht man ziemlich locker flockig durch das Szenario. Etwas mehr Anspruch an die eigene Denkleistung würde ich mir schon wünschen. Vor allem, weil einige Szenarios in der Reihe gezeigt haben das es geht! Damit reiht sich Ein Sommernachtstraum in die Szenarien ein, die Fans durchaus gefallen können, aber neue Spieler nicht gänzlich vom Konzept TIME Stories überzeugen werden.
TIME Stories Revolution: Ein Sommernachtstraum
27,99 €Kurzfakten
- Azrak-Mechanik verbessert
- Starke Panoramen
- Myterium-Karten super
- Einstieg suboptimal
- Keine wirklichen Rätsel
- Das Ende ist skurril
Spielinformationen
- Genre: Kooperativ
- Spieler: 2 - 4
- Alter: ab 12 Jahren
- Dauer: 90 - 180 Minuten
- Autor/in: A. Merieux, M. Rozoy
- Rezensionsexemplar erhalten
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Christianhttps://brettundpad.de/author/cjacob/21. November 2023
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