Kurzcheck: Darum geht es in Detective
Mein Name? Chris Slater! Agent von Antares, Liebhaber von schlechtem Kaffee und Donuts. Wobei ich Susi vom Polizeiarchiv in Richmond auch in mein Herz geschlossen haben. Mein Fachgebiet ist die tiefgehende Recherche oder war das mein Charme? Der Auftrag? Gefährlich! Verständlicherweise bin ich an dieser Stelle verschwiegen. Mit Hirnschmalz, intensiver Recherche in der Antares Datenbank, viel Kommunikation und dem Aneignen von Wissen über Google und Wikipedia, kommt man den Tätern aber auf die Spur. Fünf Fälle habe ich mit meiner reizenden Julia Jacobsen gelöst. Ihr Fachgebiet? Überall kompetent einzuspringen, hat uns auf gut deutsch den Arsch gerettet. Es gab einige rote Heringe, aber selbst da konnte ich für spätere Missionen Wissen ansammeln. Zwischenzeitlich hatte ich ein kleines Wäldchen an Papier in meinem Büro. Ich bin Oldschool! Stifte und so. Die Julia in der Datenbank zu Hause. Hat da einiges an Beweismaterial angesammelt: DNA-Proben, Fotos und Personalakten. Ist nicht mein Ding. Mein Seele liegt auf der Straße. See you later, Alligator, ich hab mir ne Auszeit verdient. War eine verdammt aufregende Zeit, aber nun geh ich mir erstmal den Bizeps massieren.
Jetzt übernehme ich!
Sorry, Freunde. Der Slater sitzt in meinem Herzen. Für euch nochmal in Verständlich. In Detective übernehmen wir die Rollen von Antares-Agenten und haben einen Fall zu lösen. Dieser wird über ein Szenariobuch, Karten und einer fiktiven Datenbank gesteuert. Das wie ist dann das Besondere! Pack die Flipchart aus, klapp das Notebook auf (wahlweise Tablet, Smartphone), zückt Stifte und am besten, besitze noch eine ordentlich Ladung Papier. Von der ersten Sekunde an ist man hier am Aufschreiben, Diskutieren und Kombinieren von (vermeintlichen) Fakten, um den Tathergang und die verknüpfte Geschichte zu rekonstruieren.
Dabei wird auch schon Mal die vierte Wand durchbrochen. Bei Google gesucht, in Wikipedia gelesen und in der Antares Datenbank Beweismittel gesichtet. Insgesamt fünf Szenarien müssen bearbeitet werden, die alle irgendwie zusammenhängen. Es erinnert vom Aufbau an eine Serie mit fünf Folgen. Am Ende eines Falls werden Fragen gestellt, die darüber Aufschluss geben, wie gut man den Fall gelöst hat. Ein Scheitern ist möglich, alles zu Gesicht bekommen allerdings zu keiner Zeit. Denn je nach Vorgehen, verbraucht man im Spiel unterschiedlich viel Zeit, gleichzeitig gibt aber jeder Fall ein Limit an Ermittlungstagen vor. Dieser Druck hebt die Spannung, weil Entscheidungen so Konsequenzen nach sich ziehen!
Die Gänsehaut
Detective punktet dabei mit zwei Dingen: Atmosphäre und Aufbau der Szenarien! Irgendwann mag man vom Kaffee trinkenden Agenten vielleicht die Nase voll haben, aber jede Karte wirkt wie ein kleine Szene aus einer Crime-Serie bekannter Streamingdienste. Du findest im Labor nicht einfach Beweis X, sondern isst vorher ein Sandwich, läufst durch das sterile Labor und grüßt ein paar Kollegen. Kopfkino ist hier angesagt! Detective fokussiert sich nicht nur auf einen gelungenen Krimipart, sondern schmückt diesen mit Leben aus und ist in diesem Bereich zwei Klassen besser als Chronicles of Crime oder andere Vertreter. Das hier ist der TV-Krimi auf dem Wohnzimmertisch!
Das zweite Element ist der Aufbau der zu lösenden Fälle. Selten gibt es Karten, wo etwas als Lösung präsentiert wird. Vorherrschend ist der Umstand, dass man in eine Geschichte eintaucht, dort Informationshappen erhält und diese miteinander abgleicht. Durch die Datenbank werden Spuren wie DNA-Proben, Fingerabdrücke, Verhöre oder Akten realistisch abgebildet und fordern die Spieler auf, sie miteinander abzugleichen, Verbindungen herzustellen und richtige Rückschlüsse zu ziehen. Das wird öfters eingebettet in echte Internetrecherche, die dem Ganzen einen realistischen Anstrich verpassen! Die Lösung präsentiert das Spiel nicht selbst, durch keine Karte, durch keine Aktion. Wenn es dann „Klick“ macht, ist das ein Gänsehautmoment, weil man als Gruppe etwas geleistet hat! Ähnlich wie in einem Exit-Spiel oder den Fällen bei Detectice Stories, wobei die Verknüpfungen, mögliche Pfade und der Umfang bei Detective um ein vielfaches höher ist.
Spielerisch rudimentär
Spielerisch bewegen wir uns auf Einsteigerniveau. Ein kleines Spielbrett zeigt die Orte von Richmond an und wird benutzt um die Zeit zu tracken, dazu gibt es ein paar Marker, die anzeigen, welche Sonderaktionen die Spieler noch besitzen. Der Rest des Spiels ergibt sich aus den Karten. In Detective wird niemand von umfangreichen Regeln erschlagen und das Erstellen eines Accounts für die Antares Datenbank ist das Komplizierteste. Der Fokus bei Detective liegt auf den hervorragend geschriebenen Texten und seitens der Spieler auf ihrer Deduktionsfähigkeit.
Ein wichtiger Ratschlag
Der größte Fehler den man sich leisten kann, ist der Alphaspieler. Das ist derjenige am Tisch, der Derrick, Columbo und Sonny Crockett in einem ist und die anderen Spieler maximal den Wagen holen lässt. Es steht auch in den Spielregeln als Hinweis und ich kann das hier nur noch einmal betonen: Teilt euch die Rollen auf! Einer erstellt die Mind-Maps mit Infos zu Personen, der andere behält die verschiedenen Spuren im Blick, während ein dritter Spieler mit rollenspielerischen Esprit die Texte vorträgt, könnte sich ein vierter um die Datenbanken und Beweismittel kümmern. Erstens ist es so einfacher, zweitens werden alle mit einbezogen. Ja, Alphaspieler, lass es bleiben. Keiner pfuscht dem anderen in die Karten, jeder hat seinen Tanzbereich! Erschafft so euer Police Departement von Richmond im eigenen Wohnzimmer. Hört einander zu und besprecht alles ausgiebig, nicht immer ist der lauteste Spieler auf dem richtigen Weg. Nur wer das beherzigt, holt bei Detective den größtmöglichen Spaß aus dem Karton!
Fazit
Und müsste dieser Spielspaß in den Spielkarton verpackt werden, Detective würde in kein Regal dieser Welt passen! Grundvoraussetzung ist der Wille zum Lesen. Ob nun im Internet, in der Datenbank oder auf den zig Karten, überall wühlt man sich durch Texte, Bilder und Auflistungen. Wem das Mühe macht, der muss bei kleinen Exit-Spielen ohne Story bleiben, verpasst dann aber das Erlebnis, wie man sich eine waschechte Krimi-Serie ins Wohnzimmer holt!
Enorm viel Atmosphäre, eine grandiose Verknüpfung vieler Handlungsstränge, logische Zusammenhänge und das Brechen der vierten Wand durch Internetrecherche, hebt Detective in neue Brettspielsphären. Verscheucht den Alpha-Spieler, der ein echter Spaßkiller ist, verteilt die Aufgaben, zieht das Erlebnis mit Flipchart, Mind-Maps und Laptop groß auf. Nehmt euch die Zeit als Gruppe, denn eine Partie kann schon vier Stunden andauern. Kippt vielleicht noch eine Prise Rollenspiel dazu und euer Zimmer wird über ein paar wunderbare Szenarien zum Agenten-HQ in Richmond. Detective, herzlichen Dank für die schönen Stunden und willkommen in meinen Top 10!
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