Die SPIEL 18 ist Geschichte und genau solch eine will ich nun erzählen. Sie handelt von den vier Brettspielsuchtis aus dem hohen Norden. Oder war es nur einer mit seinen drei Packeseln? Nein, dies ist eine Metapher der Vergangenheit. Diesmal sollte vieles anders gemacht werden. Hat es sich also alles zum Besseren gewandelt? Wobei sich die Tage auf der SPIEL auf der Glücksskala eh immer im Maximalbereich einpendeln. Besser oder schlechter ist also eher der Unterschied einer Meeple-Breite.
Raumwunder statt Bahn
Der obligatorische Absturz
Wir waren etwas später als sonst am Messeeingang. Was sofort auffiel war das immer noch vor dem Eingang herrschende Gedränge. Auch drinnen sollte es nicht besser werden. Fast alle großen Verlage in den vorderen Hallen, das sorgt für Vollkontaktsport beim Shoppen und Anspielen. Die Besucher verteilen sich einfach zu ungleich auf die Hallen auf. Man hört das 50 € nun 70 € sind, oder 30 € jetzt 50 €, alles quatsch im Vergleich zu meiner These. Die neue zwei ist die drei. Denn das diesjährige Upgrade auf drei Messetage hat man kaum gespürt. Mehr Hallen, mehr Spiele, mehr Besucher! Das erste Mal haben wir am ersten Tag nicht alle Hallen betreten.
Doch zurück zum Messeerlebnis. Adventure Island ausverkauft. Spirit Island auch – wirklich!? Wie ein Irrer wuselte ich durch die Gänge, der Brett & Pad-Clan hinterher. Wenigstens eins der Highlights wollte ich haben. Vielen Dank hier für eure charmante Zurückhaltung und dem willenlosen Folgen eines hochgepushten Bloggers, der hier und da netterweise Hände schütteln konnte. Dazu später mehr. Ende der Geschichte, ich erhielt noch ein Spirit Island inklusive Promo. Allerdings Anfang des Albtraums. Kaum war die Checkliste etwas abgearbeitet, merkte ich, wie die diesmal wirklich schlechte Luft, mit dem Hormon-Taurin-Cocktail im Körper, dafür sorgten, dass mein Magen Karate-Moves gegen den Darm ausführte. Endstation: Sanitäranlagen! Details erspare ich euch. Wir halten fest, am ersten Messetag ist mein Körper irgendwie immer am Abstürzen.
Bauchkrämpfe & Survival
Wie jedes Jahr spielen wir einige unserer Neuheiten abends sofort im Hotel. Das erste Spiel, welches wir Dank unseres Pinselkriegers Tille ausprobiert haben, war Discover. Ein The 7th Continent light. Der Einfluss kann hier absolut nicht verleugnet werden. Allerdings ist der Einstieg wesentlich leichter. Der Fokus des Entdeckens etwas in den Hintergrund gerückt und der tägliche Kampf um Nahrung und Wasser etwas im Vordergrund. Was die Unique-Mechanik aus dem Spiel macht und wie sich das Spiel über mehrere Partien schlägt, kann ich noch nicht abschätzen. Der Ersteindruck war aber positiv!
Am zweiten Abend hatte ich dann Bauchkrämpfe und Tränen in den Augen. Nein, mir ging es diesmal ganz wunderbar. Schließlich hatte ich Party-Martin ohne mögliche Gegenwehr in eine Beziehung gedrängt, um ihn dann in Vegas zu heiraten. Homo-Ehen halten aber auch nicht länger. Zack war meine Scheidung raus. Als Trost nahm ich mir sein Geld. All das wurde möglich durch das grandiose Spiel Fiese Freunde, Fette Feten. Auf BGG nur eine 6.5, da gehen zu viele Leute zum Lachen in den Keller. Klare Kaufempfehlung!
Auf der SPIEL 18 angespielt
Trotz der drei Tage haben wir es nicht geschafft mehr anzuspielen. Schade eigentlich, schließlich war dies das eigentliche Ziel des zusätzliches Tages. Trotzdem hatten wir einige spaßige Stunden an den Messetischen.
Nagaraja
Das erste angespielte Brettspiel war dann auch gleich ein Knaller. Nagaraja ein Spiel für zwei Spieler, bei dem jeder versucht in einem Labyrinth Kristallplättchen aufzudecken, diese mit Wegplättchen miteinander zu verbinden, um so das Spiel mit 25 Siegpunkten zu gewinnen. Gesteuert wird das Spiel durch Karten und Würfel. Dabei sind die Würfel extrem ungewohnt, weil es eher Stäbchen sind. Clevere Kartenaktionen und extrem viel Interaktion, bei wenig Platzbedarf, machen es zu einem für mich extrem interessanten Spiel. Könnte Targi als Pflichtreisespiel im Koffer ablösen. Einen Datum wann das Spiel auf den Markt kommt, habe ich noch nicht.
Dicetopia
Dicetopia hat uns während der Anspielsession so gut gefallen, dass es gleich in die Tasche wanderte. Kurze Spielzeit, drei Arten Punkte zu sammeln und dazu extrem interaktiv. Die Aufmachung ist schick, wenn auch austauschbar. Das Thema kommt zu keiner Zeit durch, aber das ist bei so einem Spiel auch völlig egal. Viele Charaktere und Missionskarten machen das Spiel auch langfristig spannend. Bei 25 € kann man da schon zuschlagen.
The Boldest und Room 25 Ultimate
The Boldest und Room 25 Ultimate haben uns ebenfalls direkt am Tisch überzeugt, sodass der Spaß gekauft wurde. Room 25 Ultimate hatte ich ja schon in der Vorschau vorgestellt und die Partie bestätigte den Eindruck. The Boldest ist schickes Deckbuilding im Fantasy-Maschinen-Look, das sich durch ausgelegte Ziel-Karten in Reihen, etwas an MOBAS und ihre Lanes orientiert. Zügig zu spielen, dazu ein verdeckter Bietmechanismus, zack war auch The Boldest in einer unserer Tüten.
Warhammer Doomseeker
Wir sind Zwerge, genauer gesagt Warhammer Slayer. Hier bin ich dann ausgestiegen. Zwerge? Nicht mit mir. Ich schaute ein paar Runden nur zu. Ich sah einen Munchkin-Klon im hässlichen Zwergen-Gewand für 40 €. Man könnte sagen überproduziert, aber die Warhammer Zielgruppe braucht das wohl so. Dazu unausgeglichene Karten und viel Glück. Harter Fanservice, für alle anderen absolut zum Vergessen.
Crimson Company
Schickes kleines Spiel, das ein wenig an Blood Bowl Teammanager erinnert. Jede Runde bieten wir um Karten, um sie an eine der Burgen zu platzieren. Wer mit vier Karten die meisten Punkte erreicht, nimmt die entsprechende Burg ein. Dadurch das jede Karte mit einzigartigen Sonderregeln aufwartet, entsteht hier ein echtes Kombogewitter und fieses falschen um Karten. Kleines Reisespiel mit großer Wirkung. Hat uns sehr gut gefallen.
Swordcrafters
Was für ein innovatives Spielkonzept! Wir schmieden nichts anderes als Schwerter. Und damit meine ich richtige 3D-Schwerter, zum Anfassen. Na gut, aus Pappe, aber das macht trotzdem mächtig was her. Realisiert wird dies durch Pappplättchen und einem Steckmechanismus. Ein bunter Kristall schmückt dabei meistens Plättchen. Man versucht nun nicht nur ein Schwert zu bauen, sondern die Farben so zu kombinieren, dass möglichst viele Siegpunkte dabei rumkommen. Das 3D-Puzzeln ist dabei gar nicht so einfach! Unterschiedliche Siegpunktekarten sorgen für Langzeitspielspaß, optionale Regeln wie Monster und Sonderplättchen, machen das Spiel taktisch interessanter. Tsching! Tsching! Da klingelt die Kasse, denn auch hier konnten wir das Spiel nicht am Verkaufsstand lassen.
Cerebria
Letzter Messetag. Füße? Sie brennen. Ohren? WAAAS? Kopf mit Watte gefüllt. Dann auf das Spielfeld von Cerebria geschaut und Blut geweint. Ich saß bei der Erklärung wie paralysiert. Ich kann hier Einfluss gewinnen und dort Karten ablegen. Hier die Tokens verschieben, dort mein Tableau verbessern und denk an die Ressourcensteine. Siehst du die Missionskarten und in der Mitte das Rondell? Wir bauen jetzt einen Turm. Äh, was hat er gesagt? Meinen absoluten Respekt an die Erklärbären von Mindclash Games! Das Spiel immer wieder und wieder zu erklären, bei der Lautstärke in den Hallen und dem komplexen Spiel – fast möchte ich Folter schreiben. Wir haben dann eine Runde gespielt, was insgesamt 16 Aktionen waren und es spielt sich dann viel flüssiger als gedacht. Ein eher abstraktes, mit Mechanismen vollgepacktes und wunderschönes 2-gegen-2-Brettspiel, bei dem es um die Kontrolle von Spielzielen geht. Es ist somit Area-Control, aber durch wechselnde Ziele sehr dynamisch.
Nettester Messe-Stand
Zuerst, unfreundlich war es nirgends. Im Gegenteil! Ich habe so viele nette Leute gesehen, getroffen und überall herrschte trotz der Masse an Menschen, beste Stimmung. Es war schön ein paar Gesichter zu den Menschen hinter ihren Twitter- und Foren-Accounts kennenzulernen. Vielleicht war es die netteste Messe überhaupt. Und hier ist nett wirklich positiv gemeint. Extrem herzlich und sympathisch war der Stand von Board Game Box! Das lag nicht nur an der Schokolade, die hier verteilt wurde! Auch wenn der Zucker zur richtigen Zeit kam. Nette Erklärbären, toller Service, beim nächsten Mal unbedingt besuchen, falls ihr es dieses Jahr noch nicht getan habt.
Die Einkäufe der Spielgruppe
Brettspielneuheiten kurz vor der Messe erhalten:
Fazit
Was bleibt nach der SPIEL 18? Ein zu voller Brettspielschrank und die Freude auf das nächste Mal! Am Montag war mein Körper im Koma-Modus. Das hielt nicht lange an. Von den Neuheiten sind einige schon gespielt, da werdet ihr in nächster Zeit hier auf Brett & Pad einiges zu lesen haben. Für die Messe wünsche ich mir ein etwas anderes Hallenkonzept, das die Ballung der großen Verlage vielleicht etwas entzerrt. Denn mehr Besucher und Hallen bringen nichts, wenn sich die Massen nur in den Haupthallen tummeln. Trotz des Gedränges und der Lautstärke sind die Besucher, Verlagsmitarbeiter und Erklärbären aber ausgesprochen gut gelaunt! Der Wilde Westen scheint thematisch groß im Kommen zu sein, die Produktqualität und Professionalität ist weiter gestiegen, gerade auch bei kleineren Verlagen. Die mega Schnapper gab es diesmal nicht und für mich auch nicht das eine ganz große Spiel. Der Tabletopbereich schrumpft weiter, was auch nicht verwundert, wenn Brettspiele wie The Edge auf den Markt kommen. So bleibt die SPIEL auch im Jahre 2018 ein wunderbares Event, das durch Freunde nach und vor der Messeeröffnung zum jährlichen Highlight mutiert.
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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Schöner Artikel und ehrlich gesagt freue mich jetzt schon auf die Spiel2019!
Nagaraja sollte laut Erklärbär vermutlich im März 19 rauskommen, mal schauen.
Das wird ein Pflichtkauf!