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In Odyssey – Zorn des Poseidon geht es darum, dass die Griechen nach dem langen trojanischen Krieg gen Heimat segeln und dabei von Poseidon drangsaliert werden, schließlich unterstützte der die Trojaner. Nur am Göttertempel auf einer einsamen Insel mitten im Meer kann der Gott der Meere besänftigt werden. Die Frage die sich stellt, schaffen es die Griechen überhaupt zum Tempel?

Unspektakulär

Die Verpackung verspricht noch ordentlich Charme, das Setting griechische Mythologie geht eigentlich immer, doch der Inhalt taugt eher weniger zur Besänftigung heutiger optisch verwöhnter Brettspieler. Die vier doppelseitigen Kartonspielfelder die als Meeresoberfläche dienen, sehen schon etwas bescheiden aus, die Pappmarker im Spiel sind nicht mehr als zweckdienlich und insgesamt geht griechische Geschichte/Mythologie sicher schicker. Einzige Außnahme sind die detaillierten Plastikschiffe. Die Qualität des Materials, fern ab der Optik, ist allerdings gut! Vorbildlich ist die Schachteleinlage, in deren sich alle Spielmaterialien wunderbar verstauen lassen, was heutzutage leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

Odessy-Schiff

Kein Schiffe versenken

Die Optik leicht abschreckend, sieht das Ganze mit den zwei Spielfeldern und dem Sichtschutz dazwischen wie Schiffe versenken aus. Damit sorgt man auch nicht für Begeisterungsstürme und dabei ist der Sturm genau das Spielelement, was Odyssey ausmacht. Lasst euch nicht abschrecken, denn die Optik ist schnell egal und mit Schiffe versenken hat dieses Spiel nur den Sichtschutz gemeinsam. In Odyssey versuchen ein bis drei Spieler gemeinsam als Seefahrer auf die besagte Tempelinsel zu gelangen ohne das Sie genau wissen, wo sie sich befinden, weil der gute alte Wassergott, in Form eines weiteren Spielers ihnen Stürme, Mahlströme und Nebelbänke um die Seemannsbärte haut. Für wen das jetzt nicht sonderlich spannend klingt, es ist weitaus witziger als man vermuten könnte.

Odessey-Spielplan

Simples Spielprinzip

Die Spielmechanik ist sehr schnell erklärt, auch dank der gut strukturierten Spielanleitung. Die Seefahrer kriegen genau den gleichen Spielplan ausgelegt wie der Poseidon Spieler. Der Spielplan ist mit einem quadratischen Raster überzogen und beinhaltet Felder aus Wasser, tiefer See, grünen Insel oder kargen Felsformationen. Zwischen den Spielplänen wird der Karton als Sichtschutz aufgestellt. Anschließend werden auf beiden Spielplänen vier verschiedenfarbige Schiffe exakt an den gleichen Startpositionen aufgestellt. Das Ziel ist die Insel im Zentrum des Spielplans. Ankern hier am Ende des Spiels mindestens drei der vier Schiffe, haben die Seefahrer gewonnen.

Das Spiel eröffnet Poseidon mit dem Auslegen von eines der vielen Sturmplättchen, die den Farben der Schiffe zugeordnet oder schwarz sind. Das Schiff, welches der Farbe des Sturmplättchen entspricht, darf Poseidon auf seinem Spielplan um ein Feld verschieben. Wohin wissen die Spieler zu diesem Zeitpunkt nicht, GPS-Ortung gab es halt noch nicht. Würde Poseidon das schwarze Plättchen spielen, dürfte er drei Schiffe bewegen und so für wesentlich mehr Chaos sorgen. Da diese Aktion sehr stark ist, darf Poseidon schwarze Plättchen nicht hintereinander spielen.

Nun sind die Seefahrer gemeinsam dran. Auch hier wird jedes Schiff einmal um ein Feld bewegt, allerdings teilen die Spieler Poseidon die Richtung mit und dieser vollführt den Zug auf seinem Spielplan ebenfalls. Auf dem Spielplan von Poseidon steht das Schiff nun auf der richtigen Position, nämlich aus der Sturmbewegung und der Richtung die die Seefahrer eingeschlagen haben. Bei den Seefahrern, die nicht genau wissen, wohin Sie der Sturm getrieben hat, stehen die Schiffe falsch. Daher dürfen die tapferen Griechen am Ende ihres Zuges die Umgebung auskundschaften. Poseidon muss an dieser Stelle verraten, auf was für ein Feld sich das jeweilige Schiff befindet, also zum Beispiel Meer oder grüne Insel und zusätzlich den Spielern erzählen, was um das Schiff herum für Felder sind. Nun müssen die Seefahrer anhand der neu gewonnen Information versuchen, die exakte Position des Schiffes zu ermitteln und dürfen dann das Schiff auf ihrem Spielplan umsetzen.

Odessey-von-Oben

Falscher Kurs

Ganz ehrlich, als ich die Regeln las und das erste Testspiel als Seefahrer startete, dachte ich, dass es so schwer nicht sein kann. Poseidon spielte die ersten Stürme, ich erhielt entsprechende Informationen und grinste in mich herein: Als Nordlicht und Segler seit Kindesbeinen fühlte ich mich absolut sicher! Ich hätte meine ganze Flotte drauf verwettet, dass ich meine Schiffe immer exakt richtig verschob. Es ist ja einfachste Deduktion! Nach einigen Spielrunden erhielt ich dann plötzlich eine Information zu meiner Umgebung, die absolut null passte. Ich stand nicht ein Feld falsch, auch nicht zwei. Irgendwie passte nichts zusammen. Wo war ich? Hatte ich schon ganz am Anfang eine falsche Schlussfolgerung gezogen? Nun hatte ich nur noch fünf Züge und wusste nicht, in welcher Richtung die Insel mit dem Tempel stand. Welchen Matrosen darf ich dafür jetzt kielholen gehen lassen? Diese überraschende Erfahrung und das folgende Ausknobeln machten ungemein viel Spaß! Und als Poseidon lacht man sich hinter seinem Sichtschutz eigentlich die ganze Zeit ins Fäustchen.

Odessey-Spielaufbau

Interaktion und Flaute

Durch das Herumknobeln entsteht bei mehr als einem Seefahrer, oder aber dieser redet mit sich selbst, ordentlich Gesprächsstoff. Stehen wir dort zwischen der grünen und der kargen Insel? Aber passt das zu unserer Nordost-Bewegung? Und müssten wir nicht in tiefer See schippern? Leise geht es am Tisch also nicht zu! Das macht Odyssey, gepaart mit dem leichten Einstieg und der kurzen Spielzeit von ungefähr einer halben Stunde, zu einem wunderbaren Aufwärmspiel oder einem kleinen Brettspielhappen für zwischendurch. Eingespielte Teams und besonders schlauche Füchse werden aber selbst bei vier verschiedenen Spielplänen und optionalen Regelergänzungen irgendwann auf eine gewisse Spielspaß-Flaute treffen.

Fazit

Lasst euch nicht von der Optik täuschen! Und denkt bitte nicht das Odyssey – Zorn des Poseidon ein aufgetakeltes Schiff versenken ist, das habe ich beim Betrachten der Spielschachtel schon von mancher Landratte gehört. Odyssey ist ein einfach zu lernendes, schnell zu spielendes und überraschend spaßiges Deduktionsspiel, das auch bei älteren Kindern Anklang finden könnte. Für Vielspieler ein nettes Aufwärmspiel vorm Brettspiel-Marathon, das, gerade wenn man es noch nicht so oft gespielt hat, für überraschenden Knobel-Spaß sorgt. Irgendwann ist aber auch dieser frische Wind abgeflaut.

 

Odyssey - Zorn des Poseidons
Spielinformationen
Genre: Logikspiel | Spieler: 2 - 5 | Alter: ab 13 Jahren | Dauer: 30 Minuten | Autor: Leo Colovini | Illustration: Francesco Mattioli | Rezensionsexemplar erhalten
SPIELSPASS
6.5
AUSSTATTUNG
5.5
SPIELIDEE
6
Positive Aspekte
Schnell zu lernen
Auch für die Familie geeignet
Kurzfristiger Spielspaß
Negative Aspekte
Optisch kein Highlight
Wiederspielreiz verfliegt schnell
6
Redakteur | Admin | Gründer von Brett & Pad | Website | + Letzte Artikel

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