Seit nun über einer Woche verbeiße ich mich jeden Abend viele Stunden in Battleborn aus dem Hause Gearbox. Warum mache ich das? Man könnte meinen aus Liebe zu diesem MOBA-Helden-Shooter. In den guten Momenten würde ich das so stehen lassen. Vielleicht mache ich das aber auch weil ich Selbstbestrafung liebe und gerne mit pulsierender Halsschlagader auf der Couch sitze. Ich weiß es nicht. Ich will eine Erklärung versuchen.
Kein Overwatch
Erstmal, das ist jetzt verdammt wichtig, Battleborn ist kein Overwatch. Will es auch gar nicht sein. Ich kann diese Vergleiche nicht mehr lesen. Ja, beides sind Helden-Shooter, aber Overwatch ist reines Teamgeballer. Ein Counterstrike in Comicgrafik und einem Artdesign auf Koks. Wer es kennt, es ist wie Team Fortress. Und es ist von Blizzard, was wohl das wichtigste an dem Titel ist.
Abgedreht in allen Belangen
Battleborn hingegen ist noch einmal eine ganze Spur abgedrehter. Koks reicht da nicht! Es ist die klassische Mixtur die man von den Entwicklern Gearbox erwartet darf: Abgedrehter Humor, Comicgrafik und knallig bunt. Spielerisch ist es viel mehr ein MOBA. Es geht darum Minions der eigenen Fraktion zu schützen, die des Gegners zu eliminieren, sich selber in einem laufenden Match hochzuleveln und zwischendrin natürlich auch feindliche Helden zu bekämpfen.
Battleborn ohne Story?
Bevor ich den Versus-Modus komplett beleuchte, ist erstmal der Koop-Modus dran. Hier erlebt man lose zusammenhängende Geschichten mit bis zu fünf Mitspielern. Solus als letzter sicherer Planet nach der bevorstehenden Apokalypse und zukünftiger Zufluchtsort aller Völker, ist das Ziel des Oberfießlings Rendain. Die Aufgabe der Battleborn ist nun auf den sehr abwechslungsreich gestalteten fiktiven Planeten Verbündete zu retten um sie für die Gute Sache einzuspannen. Gut, manchmal geht es auch nur um die Vernichtung von Superwaffen. Der Grund ist auch eher Beiwerk, ähnlich wie die Story. Punkten kann eher Inszenierung der Charaktere und natürlich der Humor. Hier spielt keiner weil er tiefgreifende Dramen erleben will, hier gibt es lustig was auf die Mütze!
Warum nicht immer so?
Die Missionen spielen sich dabei wie typische Raids aus bekannten Online Rollenspielen. Es werden Ziele beschützt, es gibt Eskortabschnitte und Bosskämpfe mit mehreren Phasen und dabei unendlich viele Gegnerhorden. Dabei skaliert die gebotene Action mit den Teilnehmern. So können zwei Freunde den gleichen Spaß wie eine 5er-Gruppe erleben. Warum können das im Gesamtpaket andere Spiele nicht? Ja, du bist gemeint „Destivision“. Der Spaß beginnt aber schon bei der Heldenauswahl. Es gibt Controller, Schadensausteiler, Tanks oder Heiler und mit der richtigen Kombination läuft es später besser. Auf dem Schwierigkeitsgrad Normal flutscht man ganz gut durch. Es gibt allerdings noch den Modus Fortgeschritten und als Zusatzeinstellung für beide Schwierigkeitsgrade die Hardcore Option. Das zusammen reicht, auch wenn es nur acht Raids gibt, locker für einige Spielstunden geschmeidige Herausforderung.
Belohnungen ohne Ende
Den Spaß eingetütet, macht man das natürlich auch für Items, wie sollte es auch anders sein. Jeder Spieler kann drei Items anlegen und im Spiel bei genügend gesammelten Splittern, die überall in den Missionen herumliegen, aktivieren. Die Art der Items sind vielfältig. Einmal in ihrer Art des Bonus wie z.B. mehr Schaden, schnellere Bewegung oder verbesserte Schildaufladung und desweiteren in ihrere Qualität: Weiß, Grün, Blau, Lila, kennt wohl inzwischen jeder Spieler. Zusätzlich sammelt man Erfahrung. Erstens gibt es ein Spielerlevel mit dem man neue Battleborn freischaltet, zweitens ein Heldenlevel. Dieser muss für jeden Helden einzeln gesteigert werden und belohnt beim Upgrade mit neuen Outfits, Verspottungen und besonderen Skillmöglichkeiten. Neben den Items und der Erfahrung schaltet man in den Stories auch neue Helden frei und lernt mit diesen umzugehen. Was kann welcher Held? Wie steigere ich diesen in der Doppelhelix – der Skillbaum von Battleborn – hoch? Entscheidene Fragen, denn im Player versus Player Modus sollte der Charakter mit dem man spielt sitzen! Darum, erst den Koop_Modus, dann ins fiese Getümmel.
Bis hier sitze ich feiernd auf der Couch! Du hast ein, zwei Freunde? Oder am besten fünf? Dann rockt Battleborn. Die vielen Helden sind alle sehr unterschiedlich im Gameplay, alle haben ihren Reiz und harmonieren anders. Da kann man munter ausprobieren und sich in die Item- und Heldenlevelhatz stürzen. Doch wo bleibt jetzt die pochende Halsschlagader in Bockwurst Größe?!
Spielmodi die rocken!
Die findet man gut abgekocht im Versus-Modus, das wahre Heim des Battleborn Spielers. Drei verschiedene Spielmodi versprechen erstmal Abwechslung. In Conquest muss man wie in unzähligen anderen Shootern drei Gebiete halten und dadurch Punkte sammeln. Kaum NPCs, ist hier das Heldengemetzel im Vordergrund. Interessanter ist der Modus Überfall, der in seinen Mechaniken sehr starke Parallelen zu MOBAs aufweist. Die Maps sind sehr groß, gefüllt mit NPCs, die einen entweder supporten und auf festen „Lanes“ zur gegnerischen Basis laufen oder man besiegt stationäre stärkere Monster. Das bringt ordentlich Erfahrung und zweitens stürzen sich danach die besiegten Monster für das eigene Team in die Schlacht. Nur wer im Team gut spielt, gegnerische NPCs umhaut und sich hochlevelt hat am Ende genügend Punch um die feindliche Basis einzunehmen. Der letzte Spielmodus ist für mich eine Mischung aus Heldengemetzel und NPC Kontrolle und nennt sich Schmelztiegel. Hier versucht man Gruppen von NPCs zu eskortieren damit Sie am Ende in einen Schmelzofen fallen um Siegpunkte generieren. Klar, das man versucht die NPCs der Gegner auf dem Weg zum Ofen zu vernichten und das dies die feindlichen Helden versuchen zu verhindern.
Leider ist die Vielfalt zur Zeit mit zwei Maps pro Spielmodus relativ dürftig, grundsätzlich machen die Auseinandersetzungen aber ordentlich Laune! Es ist diese gekonnt einzigartige Symbiose aus World of Warcraft PvP, Teamshooter und MOBA der einfach rockt und mich immer wieder ins Spiel zwingt. Diese Sogwirkung kann man gar nicht hoch genug anrechnen. Warum?
Was ist da los?
Nun, da wäre z.B. das Matchmaking. Kann man das so nennen? Ich weiß nicht was da falsch läuft, oder ob ein Praktikant jeden einzelnen Spieler auslost, aber erstens dauert die Bildung eines Teams für ein Match wahnsinnig lange, zweitens ist es absolut unausgeglichen. Oft spielt eine Anfänger Gruppe, schön zu sehen am niedrigen Spielerlevel gegen hochgepimpte Pro-Teams, die Battleborn gefühlt Hauptberuflich spielen. Man kann da auch das Pad zur Seite legen, man ist chancenlos. Das man für solche Spiele aber vorher zum Teil geschlagene 5 Minuten bis zum Spielstart in der Lobby warten musste, ist gelinde gesagt suboptimal.
Solist, geh nach Hause!
Zusätzlich sollte man Wissen das Battleborn ein absolutes Teamspiel ist. Absolut ist so gemeint! Manchmal reicht ein gutes zusammengestelltes Helden-Team aus zwei Freunden und die machen dann mal die gegnerische 5er Bande mit links platt. Ich selber habe im Team kaum ein Spiel verloren, alleine einem Match gejoint ist die Quote beschämend. Das liegt zum einem auch an unausgeglichenen Helden. Ich hoffe das Gearbox schnellstens an den richtigen Schrauben dreht, ist zum Beispiel der Held Galilea viel zu stark. Sie verursacht massig Schaden, verhindert mit ihrem Schild ankommenden Schaden, kann sich Heilen, zieht Gegnern Leben ab und erzeugt AoE Debuffs. Äh, ja, das ist genau so übermächtig wie es klingt. Dazu gehört natürlich immer ein Spieler der weiß was er tut, und der Support der eigenen Gruppe. Gerade im PvP sind nicht eingespielte Spieler ein absolutes Opfer, das sollte man wissen wenn man Battleborn anfängt und es ist auch kein wirklicher Punkt dem man dem Spiel ankreiden kann. Trotzdem wäre es mit besserer Balance und einem intelligenteren Matchmaking weit weniger frustrierend.
Fazit
Was bleibt unterm Strich? Battleborn besetzt geschickt eine Nische, die ganz sicher kein Overwatch ausfüllt. Es ist so ein wenig Smite in hübsch auf Speed. Cool in Szene gesetzte Helden, großartige Action, massenhaftes zum Hochleveln, Freischalten und Sammeln. Es bietet mit dem Storymodus und seinen vier Schwierigkeitsgraden für gut eingespielte Teams fetzige Raidaction, die ich mir so in manch anderen Spiel gewünscht hätte. Teamplay wird im PvE, aber noch mehr im PvP, extrem groß geschrieben. Als Solist hat man deshalb nicht mal halb so viel Spaß, dafür mit Pech beim fragwürdigen Matchmaking, das ordentlich Wartezeit saugt, zehnmal so viel Frust. Wer weiß was er tut, kann sich durch zur Zeit noch unausgeglichene Helden einen zusätzlichen Vorteil verschaffen. Heißt, im PvP warten mit Pech wirklich unangenehme Erfahrungen, die man, und das spricht für Battleborn, am Ende immer wieder in kauf nimmt weil jeder Sieg zuckersüß schmeckt. Im Team merkt man davon weniger. Also, scharre deine Freunde um Dich und zersäbel die Solisten.
Fleischpöppel | Brettspieler | Videospieler | Rollenspieler | Miniaturenbemaler | Würfel-Lucker | Airbrush-Anfänger | Blogger | Schönspieler | Rum-Trinker | Brettspielsammler | Crowd-Funding-Süchtig | Trockner Grübler | Pöppel-Streichler | Magic-Verweigerer | 4X-Fanboy | Sickerflopp-Liebhaber
- 26. Dezember 2024
- 20. Dezember 2024
- 18. Dezember 2024
- 12. Dezember 2024
1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
[…] ziehe ungern direkte Vergleiche wie schon damals zwischen Overwatch und Battleborn. Hier bei Lawbreakers ist das anders. Unreal Tournament und Overwatch haben sich ins Zeug gelegt […]