Lesezeit: 7 Minuten Ich habe euch ja letzte Woche eine Ankündigung von Pegasus fertiggemacht. Und ganz traditionell kommt vor der Spielwarenmesse in Nürnberg jede Menge Frühjahrsankündigungen als Pressemitteilung ins Haus geflattert. Christian und ich sind uns relativ einig, dass wir weiterhin über neue Spiele und Kickstarter und Prototypen berichten, wir aber nicht jedes Hype-O-Meter bedienen werden. Aber mein Interesse war dann doch wieder riesig was, die Verlage uns präsentieren. Und soll ich euch was sagen? Ich bin aktuell derbe enttäuscht. Da sind aktuell nur kleine Blinklichter, die mich interessieren. Kein Portfolio haut mich richtig aus den Socken. Liegt es an meiner Spielgruppe, die seit Wochen sich mit Black Rose Wars die Abende um die Ohren schlägt? Liegt es an dem ungespielten Marrakesh im Regal? Oder liegt es an Seeders: Exodus, das mit jeder Partie eine neue starke Facette eröffnet? Oder an Challengers, das brutal überrascht? Liegt es vielleicht an den ganzen Klassikern, die zudem im Brettspielregal schlummern? Ich kann es euch nicht sagen. Helft mir, was ist eure Meinung. Nichtsdestotrotz bekommt ihr einen satten Überblick. Aber nicht wie gewohnt, von jedem Verlag ein eigenes Special, sondern einfach die Spiele mit meinem höchsten Interesse. Ich bin auf eure Rückmeldung gespannt.

Asmodee

Asmodee hat mich nur mit ein paar Kleinigkeiten aus der Reserve gelockt. Die Pressemappe ist zwar randvoll, aber für mich sind da zu wenige Herzschlagmomente drin. Natürlich war die PR-Veranstaltung sehr professionell, aber viele Dinge werden gehyped und manchmal auch ein X für ein U verkauft. Was sehr deutlich ist: Der Kinderbereich greift mit der Unlock Reihe auf die immer größer werden Rätselgruppe zu. Klar, dass da junge Detektive nicht fehlen dürfen. Und mit zwei neuen Dobble wird wieder mal eine gängige Marke bedient. Safe. Die Chroniken von Aviel sind in meinem Bekanntenkreis stark angesagt und auch da ist eine Sequel eine logische betriebswirtschaftliche Konsequenz. Im Familienbereich gibt es eine Fortsetzung zu Mandala und Decrypto wird als Jubiläumsedition aufgelegt. Was mich richtig aufregt: Asmodee möchte mir mit Sammelfiguren zu Stranger Things und Brawl Stars oder mit Comics zu Nemesis das Geld aus der Tasche ziehen. Da mache ich nicht mit. Wo liegt mein Fokus bei Asmodee? Schaut selber.

7 Wonders Edifice

7 Wonders Duell ist als 2 Personen Spiel bei mir einer meiner persönlichen Dauerbrenner. 7 Wonders ist bei mir irgendwie garnicht gezündet. Ich habe tatsächlich gedacht, Edifice ist die Erweiterung für die Duell Variante, aber die Community hat mich auf meinen Fauxpas hingewiesen. Da war wohl mein Wunsch größer als die Realität, entschuldigt bitte.  Für mich fällt damit 7 Wonders Edifice raus. So sehr ich das Duell liebe, so langweilig fand ich das Brettspiel. Kurios, dass das so ist. Ich lasse den kleinen Abschnitt trotzdem so stehen, damit die Kommentare nachvollziehbar sind.

Dune Imperium – Immortality

Dune:Imperium ist für mich ein absolutes Hammerspiel und kommt regelmäßig auf unsere Brettspieltische. In wenigen Spielen habe ich Schweißbildung auf meinen Händen. Dune: Imperium gehört definitiv dazu. Denn die Interaktion und die Spannung sind so greifbar. Doch was passiert während sich die großen Häuser im Krieg befinden? Nun, die Bene Tleilax verfolgen ihre eigene Agenda und handeln mit genetischen Innovationen. Werdet ihr Gestaltwandler-Spione mit unübertroffenen Fähigkeiten anheuern? Lasst ihr verletztes Gewebe und Organe nachwachsen? Oder geht ihr gar so weit, wieder zum Leben erweckte Gholas im Kampf einzusetzen? Auch das hört sich nach genau der richtigen Zutat für Dune: Imperium an. Die neue Fraktion der Bene Tleilax hat sich auf den Handel mit genetischen Innovationen spezialisiert. Mit seiner Forschungs- und Tleilaxu-Leiste bietet euch der zusätzliche Spielplan neue strategische Möglichkeiten. Eine Vielzahl von Imperium- und Tleilaxu-Karten bringen neuartige Konzepte ins Spiel. Auch hier ist der Blick ins Spiel eine Pflicht.

The Witcher – Die alte Welt

Was für ein Spiel und eine Lizenz. Mein Neffe liebte The Witcher digital und das analoge Erlebnis ist für Q2 angekündigt. Fett, direkt mit diversen Erweiterungen. Natürlich, denn FOMO greift bei so was immer. Genau wie der brutale Sammlerinstinkt von Brettspielern. Für alle, an denen The Witcher bisher vorbeigegangen ist hier ein kurzer Abriss: Auf dem Kontinent ist es nach der Sphärenkonjunktion nicht mehr sicher. Die aufkeimende Magie brachte blutrünstige, furchterregende Monster mit sich. Nun beginnen fünf konkurrierende Hexerschulen mit der Ausbildung ihrer Zöglinge, die den Gefahren entgegentreten sollen. Werdet zum Hexer, stellt euch gefährlichen Monstern und erlebt eure ganz eigene Geschichte voller fesselnder Entscheidungen. The Witcher: Die Alte Welt ist ein actiongeladenes Abenteuer-Brettspiel in der beliebten Welt von The Witcher. Kämpft darum, die besten Hexer zu werden. Jeder von euch hat individuelle Karten und Fähigkeiten für die Aufgabe. Im Laufe des Spiels entwickelt ihr eure Decks mit Fähigkeiten wie Angriffen und Hexer-Zeichen weiter. Reist über eine riesige Karte, begebt euch auf Quests, trefft moralisch fragliche Entscheidungen und bekämpft Monster.

Hamlet

Hamlet ist noch ein Blick wert. Hier sind die Spieldesigner einen anderen Weg, weg von Hexfeldern gegangen. Und das Ganze sieht schon interessant aus, erinnert ein bisschen an Dorfromantik. Allerdings ist Hamlet ist ein kompetitives Aufbauspiel, in dem ihr aus eurem „hamlet“, einem kleinen Dorf ohne Kirche, eine lebhafte Gemeinde macht. Eine Partie ist vorbei, wenn ihr die Kirche fertiggestellt habt. Ihr baut euer Dorf zwar gemeinsam auf, aber am Ende gewinnt die Partie, wer beim Dorfbau den größten Beitrag geleistet und so die meisten Siegpunkte erhalten hat. So legt ihr nach und nach Ortsplättchen aneinander, die spezielle Orte im Dorf darstellen. Mit Wegen, die ihr anlegt oder selbst erbaut, können Dorfbewohner und Esel sich an Orte bewegen und Ressourcen transportieren. Erbaut Orte und Wege, verkauft Ressourcen auf dem Markt, verarbeitet Rohstoffe zu Gütern, erreicht Meilensteine, erfüllt Kirchenaufträge und wetteifert um Auszeichnungen. All dies trägt dazu bei, am Ende in die Geschichte eures Dorfes einzugehen. Das Spiel ist ab 10 Jahren und ist als Kennerspiel eingestuft. Ich bin gespannt, wie die Mechaniken in einander greifen. Es hört sich auf jeden Fall interessant an.

Kosmos

Bei Kosmos habe ich mir lediglich den Spielwarenkatalog angeschaut. Die Pressemappe ist nichts für mich. Bei Chemieexperimenten im Unterricht habe ich früher immer darauf gehofft, dass endlich was Spektakuläres passiert und bei physikalischen Experimenten hat man mehr Zeit mit Aufbau und Versuchsbeschreibung verbracht als mit dem eigentlichen Highlight, was dann eben keins war. Experimente mache ich da lieber am Herd. Kulinarischer Art. Da gelingt wenigstens ab und an der große Coup. Aber ich schweife ab. Kommen wir zum Portfolio von Kosmos bei den Spielen. Auch bei Kosmos wird auf den bekannten Reihen rumgeritten. Exit und Catan sind immer am Start. Damit wird der Main Stream sauber bedient, gerade bei Exit habe ich völlig den Überblick verloren. Was habe ich schon gespielt und was war richtig gut? Keine Ahnung. Aber bei Kosmos haben mich doch zwei Titel neugierig gemacht.

My Island

My Island war schon auf der Spiel ’22 in Essen auf meiner Hotness Liste. Leider war es im Container gefangen, zumindest in den Tagen, in denen ich vor Ort war. Wenn My Island nur etwas Schlechter oder Besser wird als My City, ist hier für mich ein absoluter Pflichtkauf am Start. Schnell am Tisch, wenig Regeln und trotzdem ultraspannend, abwechslungsreich und funny. Was kann My Island? Die Insel wächst und wächst. Alle Spielenden haben ihre eigene Spielfläche, die sich mit jedem Spiel neu gestaltet und dauerhaft verändert. Drei Spiele bilden ein Kapitel. Für jedes davon gibt es einen separaten Umschlag, der neue Regeln und Materialien für mehr Spieltiefe und Abwechslung enthält. Sechseckige Legeteile und viele neue Ideen sorgen dabei für die besondere Herausforderung. My Island ist ein Legacy-Spiel für die Familie. Das heißt, im Lauf der einzelnen Kapitel verändern sich das Spielmaterial und die Aufgaben.  Das Spiel kann so über mehrere Spielnachmittage oder -abende hinweg fortgesetzt werden. Also alles Bekanntes, was definitiv nicht schlecht sein muss. Ich glaube, die Insel bietet viele Möglichkeiten.

Die Legenden von Andor – Die ewige Kälte

Eines der ersten kooperativen Spiele, die ich gespielt habe. Leider mit meinem Schwager und seiner Frau. Warum leider? Nicht wegen der beiden Personen. Sondern die wohnen in Münster und ich in Trier. Ihr seht die Problematik? Spieleabende sind da schwer zu organisieren. Jetzt kommt aber ein völlig neues Spiel in dieser Welt, denn die Legenden von Andor sind noch lange nicht auserzählt: Das neue kooperative Fantasy-Epos von Michael Menzel stellt die Spielenden vor eine eisige Herausforderung. Eine abenteuerliche Reise wartet auf Andor-Fans und jene, die es werden wollen. Im Land Andor ist es bitterkalt geworden. Woher kommt diese neue, magische Bedrohung? Zwei bis vier Spielende sind unterwegs in ein zuvor noch nie gesehenes Land, das weit im Osten liegt. Auch dort erwartet sie eine eisige Schneelandschaft. Sie kommen dem Geheimnis der ewigen Kälte immer näher – und stehen schließlich vor einer dunklen Bedrohung und einem starken Gegner. Vier neue Legenden warten darauf, entdeckt zu werden. Eine Losspiel-Anleitung führt direkt ins Geschehen ein.

Nürnberger-Spielkarten-Verlag

The Mind – Soulmates

Auch hier kommt eine interessante Neuankündigung. Eine. Denn mehr hat der Verlag aktuell nicht zu bieten, was aber auch nicht schlimm ist. The Mind hat mich leider null begeistert, aber trotzdem spiele ich es mit meinen zwei Monstern immer noch, denn die haben absolut Spaß an dem Zufallsspiel.

The Mind – Soulmates greift das Grundprinzip des Originals auf und stellt das Team vor eine neue Herausforderung, die zwölf Level ohne Kommunikation zu meistern. Dafür gilt es, die Handkarten in aufsteigender Reihenfolge richtig und dieses Mal auch noch verdeckt abzulegen. Dabei wird das Team immer von einem Mitspieler in der Rolle des Sehers unterstützt … und der Seher weiß mehr! Die Gruppe erhält in jedem Level eine feste Anzahl von Karten zugeteilt, die im Uhrzeigersinn vergeben werden. Der Seher darf sich vorab einige dieser Karten anschauen, um dem Team mithilfe einer abwischbaren Tafel eine feste Anzahl von Zahlenhinweisen für die ausgeteilten Zahlenkarten zu geben.

Nachdem alle Handkarten von der Gruppe verdeckt und vermeintlich in richtiger Reihenfolge abgelegt wurden, prüft der Seher, ob das Level geschafft ist. Falls nicht, verliert das Team ein Leben und der Seher verteilt dieselben Karten erneut. Zusätzlich gibt dieser einen weiteren Hinweis. Meistert das Team alle zwölf Level, hat es gewonnen und ganz sich ab jetzt „Soulmates“ nennen.

Fazit

Für mich haben die Frühjahrsankündigungen wenig Highlight und ein aufgeblähtes Portfolio zu bieten. Viel Füllmaterial und die Nummer sicher Variante. Ich fürchte, darauf werden wir uns in Zukunft einstellen müssen. Kommerziell erfolgreiche Reihen werden von den Verlagen immer weiter ausgeschlachtet, denn wir sind ja alle Sammler. Daher bin ich sehr froh, einen kritischen Blick entwickelt zu haben und diesen mit Christian zu teilen. Die Diskussion und der Austausch hilft hier ungemein, gute Produkte und passende Produkte zu finden. Und selten kaufe ich aktuell ein Spiel ungesehen, Ich hoffe, ihr habt an der selektiven Auswahl ein bisschen Spaß. Wenn ihr weitere Highlights entdeckt habt, lasst einfach einen Kommentar da.