Die Highlights|Queen Games ’22
Marrakesh
Was für eine Tischpräsenz. Unfassbar! Gut, die Tische bei dem Event waren von schmaler Natur, aber das Teil beherrschte einfach mit wirklich schickem Material jede Ecke. Das eigene Tableau, übrigens Double-Layer, war so groß wie bei manch Brettspiel das Spielbrett. Bei der Erklärung merkte man sofort, dass hier ist ein anspruchsvollerer, aber klassischer Feld-Titel. Gute und massive Verzahnung, viele verschiedene zu bespielende Bereiche, die in sich aber gleichwertig wirkten. Es lädt ein, viele Strategien auszuprobieren. Der Kniff des Spiels ist dann seine einfache Grundmechanik, die schnell für ein fluffiges Spielvergnügen sorgt und gleichzeitig richtig frisch wirkt.
Kurze Erklärung: Jede Person hat hinter einem Sichtschirm die gleichen 12 unterschiedlichen Ressourcensteine. Jede Ressourcenart steht für einen Spielbereich. Verdeckt wählen alle am Tisch drei aus. Diese werden dann gleichzeitig aufgedeckt und jeder stellt der Ressource entsprechend einen Worker in den passenden Spielbereich. Jetzt werden alle gewählten Steine in einen Würfelturm geworfen. Was unten rauskommt, wird nach Farben sortiert. Klingt komisch, ist aber so. Vom Startspieler weg darf man nun eine Farbe wählen und die Steine in den entsprechenden Bereich seines Tableaus stellen. Sonderregeln lasse ich an dieser Stelle für das Verständnis aus. Reihum werden alle Steine verteilt. Dann aktiviert man seine Worker. Je mehr Ressourcensteine man ansammelt, desto stärker wird die Aktion des Workers. Gleichzeitig habe ich pro Runde jede Ressourcenart nur einmal und kann entsprechend auch nur einmal den Worker in den Bereich stellen. Wann wirfst du welchen Stein rein? Wer wird dir die Farben vielleicht klauen? Was haben die anderen schon für Ressourcen und damit Bereiche aktiviert? Spannende Fragen zu einem wirklich fantastischen Spiel!
- frischer Kernmechanismus
- viele Strategien möglich
- tolle Tischpräsenz
- fluffig zu spielen
Hamburg
Ich bin ehrlich, die Gestaltung hat mich als Hamburger während der Kickstarter-Kampagne schon beschäftigt. Ich bin da durchaus Lokalpatriot und mir geht das Herz an Elbe & Alster auf. Entsprechend kritisch eingestellt war ich. Jetzt am Tisch bin ich zwar immer noch nicht Fan des Postkarten-Layouts, verstehe ihn aber aus spielerischer Sicht. Vor allem aber bin ich begeistert von der Liebe zum Detail. Hamburg ist hier nicht nur Fassade, sondern wirklich in der Schachtel. Ob als gefährliche Ereignisse mit dem großen Feuer 1842 oder durch die Sturmfluten, als bekannte und markante Architektur wie Rathaus, Michel oder Binnenalster bis hin zu unscheinbareren Dingen wie das Ahrensburger Schloss oder die Krameramtsstuben, hier wurde sich mit Hamburg beschäftigt! Der Titel ist nicht einfach nur auf dem Cover, sondern im Spiel. Danke dafür!
Spielerisch ist es eine Neuauflage von Brügge mit einigen wirklich guten Neuerungen. Im Kern ist es ein Spiel mit multifunktionalen Karten, die mit der Verknüpfung von Farben und Würfeln einen interessanten Mix bieten. Du brauchst die Karten für einfach alles! Generieren von Münzen und Workern, zum Errichten von Bauplätzen oder weil du die Karte an sich als Gebäude mit Spezialaktion bauen willst. Natürlich hast du nie genug Karten! Dazu wetteiferst du in jedem Spielbereich gegen Mitspielende um die Führung. Einige Karten bieten auch durchaus interaktive Aktionen. Ich hatte richtig Spaß mit dem Teil und ihr werdet darüber hier auf Brett & Pad sicher noch lesen.
- Hamburg liebevoll umgesetzt
- sinnvolle Verbesserungen zu Brügge
- kompakte Spielzeit
- verzwickte Verzahnung
Amsterdam
Die Deluxe-Ausgabe mit ihren Acryl-Tokens ist schick. Ich mag nämlich bunt. Dabei ist Amsterdam eine Neuauflage von Macao und auch hier wieder mit Verbesserungen. Das Spiel ist ein Mix aus Pickup-Delivery, Wettrennen, einem Ressourcenrad wie in Wasserkraft, Area-Control und einer knackigen Ausbaumechanik. Wer hier schlecht spielt, der bekommt am Ende ordentlich Minuspunkte reingedrückt. Das Spiel ist durchaus anspruchsvoller, etwas über Hamburg angesiedelt. Der größte Clou ist die Planung seiner Ressourcen. Jede Runde wird für jede Ressource ein Würfel geworfen und dann suchst du dir zwei Ressourcen aus. Die Augenzahl bestimmt die Menge, aber auch den Slot auf dem Ressourcenrad. Nur die Ressourcen, die im ersten Slot liegen, fallen nach der Drehung raus und stehen dir in der aktuellen Runde zur Verfügung. Wer also viele Ressourcen nimmt, muss lange warten. Spannend! Knifflig ist auch der Rest. Routen planen und Waren herumfahren, Karten auswählen und bauen, all das kostet ebenfalls Ressourcen. Definitiv kein Spiel, wo es im ersten Durchgang perfekt läuft. So soll das sein!
- schickes Material
- tolle Planungsspiele (Ressourcenrad)
- hohe Interaktion (Wettrennen; Pickup-Delivery; Area-Control)
- anspruchvolles Ressourcenmangement
New York City
Die Stadt, die niemals schläft, wurde leider nicht gespielt. Die liebe Zeit, ihr kennt das! Das Spiel ist eine Neuauflage von Rialto und hat mich optisch irgendwie abgeholt. Vielleicht das schönste von mir geschossene Bild auf der Veranstaltung. New York City bietet im Vergleich zu Rialto wesentlich mehr Varianz und spielerische Möglichkeiten, die dabei nicht nur taktische, sondern auch strategische Elemente bedienen. Mechanisch ist es ein Versteigerungsspiel, bei dem man sich über Aktionskarten in verschiedenen Bereichen Mehrheiten für Boni pro Runde erspielt. Ziel ist es letztendlich in den Stadtteilen viele Wolkenkratzer zu erbauen und den Verkehr oder die Presse zu beeinflussen. Ich werde mir auf der SPIEL ’22 New York City genauer anschauen, welches laut Stefan Feld übrigens sehr viel Interaktivität besitzt.
- sehr interaktiv
- kurze Spielzeit
- basiert auf Rialto
- durchaus auch strategisch
Powerline
Das Brettspiel Powerline hat mich wahnsinnig gemacht. Ein Wahnsinn der positiven Sorte. Es ist eigentlich so simpel und massiert dir dann doch die Hirnrinde. Du musst in diesem Spiel Städte mit Energie versorgen, indem du sie verbindest. Die Verbindung besteht aus unterschiedlich vielen Feldern. Jedes Feld hat eine Zahl von eins bis sechs. Am Anfang jeder Runde werden sechs farbige Würfel geworfen und dann in einer festen farblichen Reihenfolge sortiert. Du selbst hast entsprechend der Würfelfarben sechs Worker. Die Aufgabe: Die Worker in der Reihenfolge der Würfelfarben auf die Energiefelder der entsprechenden Zahlen stellen. Dabei darfst du keine Felder überspringen und musst bei den Städten anfangen. Dazu gibt es die Daumenschraube, dass du nur eine bestimmte Menge an Workern auf unterschiedliche Linien verteilen kannst. Klingt kryptisch, ist aber schnell verstanden. Es spielt sich absolut solitär, was du aber nicht mitbekommst, weil dein Hirn eh auf deinem Tableau liegt. Nach 15 Runden ist das Spiel rum und du willst eine Revanche mit dir selbst. Was für eine kleine Überraschung! Wer Knobelaufgaben mag, der sollte sich das Teil anschauen.
- solitäres Spiel
- durchaus eine Kopfnuss
- Varianz durch Module
- verschiedene Spielpläne
Helsinki
Bei Helsinki rennt man auf einem Rondell mit seinem Worker im Kreis und sammelt dort, wo man stehen bleibt, zwei angrenzend ausliegende Karten ein. Diese sammelt man, um sich dafür Tetris-Plättchen zu kaufen und auf seinem Gebäudeplan zu puzzeln. Das Spiel ist entsprechend reduziert und abstrakt. Helsinki habe ich darin nicht gefunden, dafür eine durchaus kurze Spielzeit und einen Kniff. Du darfst nämlich nicht einfach so deine erkauften Plättchen auf deinen Plan legen. Du musst das Plättchen aus der Richtung „hineinschieben“, wo aktuell dein Worker im Rondell steht. Weiter schiebst du das Plättchen so weit, bis es an ein anderes Plättchen stößt und hängen bleibt. Beides fies! Vor allem die Position des Workers will abgestimmt sein. Freispielbare Spezialaktionen peppen die Möglichkeiten im Spiel auf. Mir war das Spiel zu schnell vorbei und die Belohnung durch wenige Punkte irritierend. Vielleicht war ich aber auch nur schlecht?
- schneller Puzzler
- Rondellmechanik
- kein Punktesalat
- situative Spezialaktionen
Old London Bridge
Hätte ich eine böse Zunge, würde ich behaupten, für die kompakte Mechanik ist das hier überproduziert. Ich sage aber geile Tischpräsenz. Ich finde diese Brücke, in der man seine Häuser-Plättchen packt, einfach cool. In Old London Bridge bietet ihr mit Karten um die Reihenfolge, in der ihr euch Häuser-Plättchen aus einer zufälligen Auslage nimmt. Diese müssen nun absteigend auf eurer Brücke sortiert werden, besitzt jedes Plättchen nämlich eine Zahl. Wer das nicht kann, muss seine Reihe unterbrechen. Ungünstig, gewinnt man mit der längsten Reihe wertvolle Siegpunkte. So weit, so einfach, aber eben noch nicht alles. Jedes Plättchen liegt angrenzend zu einem Aktionsbereich. Nehme ich ein Plättchen, vergleiche ich das Wappen auf dem Plättchen mit den schon Gebauten auf meiner Brücke. Die Anzahl der gleichen Symbole definiert meine Aktionsstärke. Das macht die ganze Nummer kniffliger und interaktiver. Es bleibt dabei aber immer noch auf Familienspielniveau. Erstpartie hat mir durchaus gefallen.
- schicke Brücke
- einfache Grundmechanik
- mit 3 oder 4 Personen besser
- modulare Wertungen
Fazit
Ein wirklich tolles Event! Vor Ort war auch noch das Dungeon Roll & Write Dragonquest, das Kennlernspiel Soulmates und das Teamspiel Top Ten Quiz. Letzteres war ein wunderbarer Absacker, weil es als Team-Quiz durchaus gut funktioniert. Die beiden anderen Spiele konnten wir leider nicht anspielen. Das ist der Nachteil bei einer Zugfahrt von 5 Stunden. Man muss früher los. Insgesamt aber wirklich schöne Spiele, bei denen vor allem Marrakesh extrem begeisterte! Eine Rezension wird zeitnah erfolgen. Auch Hamburg und Amsterdam sind mehr als einen Blick wert. Falls ihr Fragen zu den Spielen habt, schreibt mir oder lasst einen Kommentar da.
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