Ich sollte ihm als Geheimdienstchef über eine geheime Wort/ Zahlenkombinationen den Standort unserer letzten beiden Agenten übermitteln. Die anderen Agenten saßen uns im Nacken. Die Spannung greifbar. Meine Augen huschten zwischen den ausliegenden Begriffen hin und her. Mein Gehirn suchte in Windeseile Verknüpfungen und Zusammenhänge zwischen den ausliegenden Worten, die Andy einen Hinweis darauf geben könnten, wo sich unsere Agenten versteckt halten. Ich fand den Zusammenhang: Ritter – 2. Logisch. Ritter wohnen auf einer Burg, eine Burg hat einen „Turm“ und im Turm brennt eine „Fackel“. Perfekt. Agent A. scannte das Spielfeld und tippte zielsicher als Erstes auf den Begriff „Drache“. Hat der sie noch alle? Ist der balla? Was soll das, dachte ich. Das ist das falsche Feld. Unter dem Begriff „Drache“ befand sich ein gegnerischer Agenten, den wir nun aufdecken mussten. In ihrem letzten Zug sicherten sich nun die Mädels routiniert ihren letzten Agent und gewannen die Runde.
Darum geht es in Codenames.
Worte, Assoziationen, Überbegriffe. Plus eine Zahl. Mit dieser Kombination, die ich als Geheimdienstchef meinem Partner oder meinem Ermittlerteam übermittele, werden auf einem Feld von 5*5 ausliegenden Begriffen rote oder blaue Agenten gesucht. Wo sich die eigenen oder gegnerischen Agenten befinden, weiß nur ich oder mein Gegner, der neben mir sitzt. Wir schauen gemeinsam auf dieselbe Codekarte, auf der farbig die entsprechenden Agenten, unbeteiligten Zuschauer oder der Attentäter verzeichnet sind. Der Attentäter beendet das Spiel sofort. Solange wie die Ermittler unsere Agenten antippen, spiele ich weiter. Wird ein gegnerischer Agent oder ein unbeteiligter Zuschauer angetippt, ist das andere Team am Zug. Wer startet, bestimmt die Codekarte und dieses Team muss einen Agenten mehr retten.
Beschimpfungen
Andy sitzt vor mir und beschimpft mich wüst. Ich sei der schlechteste Erklärer aller Zeiten. Was ich mir nur dabei gedacht habe. Es sei unfassbar. Das wäre doch nur logisch, dass genau die Worte „Drache“ und „Prinzessin“ zu meinem Begriff Ritter – 2, passen. Ich entgegne ihm, dass er ja auch mal ein bisschen weiter denken können und nicht immer nur in Stereotypen. Die Situation ist nun schon ein paar Monate zurück, aber immer wenn Codenames auf den Tisch kommt, wird über diese und ähnliche Situationen gefrotzelt. Denn sie kommen herrlich oft vor und machen dass Spiel zu einem sehr Besonderen.
Stark finde ich Codenames, wenn es mit vier Personen gespielt wird, die gute Ideen haben und um die Ecke denken. Zäh wird die Nummer, wenn auf der gegnerischen Seite Grübler sitzen, wenig Kreativität vorherrscht oder gelebte Langeweile am Tisch Platz genommen hat. Für Grübler ist zur Sicherheit eine Sanduhr diazugepackt, aber wer will das schon? Sie kam bei uns noch nie zum Einsatz, aber sie richtet sich ganz klar gegen Downtime und einen perfekten Zug. Denn Vlaada Chvátil, hat ein Spiel geschaffen, dass sich selber nicht so ernst nimmt und dies in der Spielanleitung auch verdeutlicht. Und dass der tschechischer Spieleautor Spiele kann, ist ja nicht erst seit Galaxy Trucker bekannt. Bei Codenames kann man, je nach Spielergruppe, sehr gut mit den Regeln variieren. Gefällt ist hier, was Spaß macht. Und da ist nun mal die Spielgruppe entscheidend.
Universell einsetzbar
Hier kommt noch ein kleines Beispiel, warum das Spiel so geil ist. Wenn meine Verwandtschaft aus Münster anrollt, sind wir neun Personen unterschiedlicher Zusammensetzung und Interessen. Meine drei Monster sind 17, 14 und 10 Jahre, dazu mein Schwager mit Frau und seinen Kindern mit 18 und 8 Jahren. Gemeinsame Spiele, in denen alle Spaß haben und gleichberechtigt spielen? Fehlanzeige. Funktioniert Codenames? Aber sicher. Haben die Erwachsenen Spaß? Hundertprozentig. Denn es geht exakt darum, was sich Lasse denkt, wenn er Bayern München – 3 sagt. Und ich als sein Onkel dann zielsicher, „Schale, Arena und Pokal“ sage. Oder wenn meine Tochter auf einmal richtig geile Dinge unter „Vereinigtes Königreich“ präsentiert und darunter dann auch so abgedrehte Sachen wie „Loch Ness“ zu finden sind. Die Suche nach dem perfekten Oberbegriff, mit dem Wunsch möglichst viele Wörter mit reinzupacken, ist unwahrscheinlich motivierend. Abgedrehte Kombis sind immer gern gesehen. Andy hat mir „Black Beauty“ präsentiert und ich Mastermind bin sofort auf „Pferd“ und „Lakritz“ gekommen. Wer ist eigentlich der Geniale?
Heute Morgen auf der Arbeit habe ich ihm meinen Entwurf zu Codenames gezeigt. Er ist übrigens immer noch der Meinung, dass er der richtige und bessere Erklärer ist. Dass ich einfach viel variabler und flexibel reagieren kann, mich besser in seine Gedanken hineinversetzen kann und damit auch seinen Hirnwindungen folgen kann, ignoriert er völlig. Es ging heiss her und wir haben uns sofort verabredet, am Samstag wieder zu starten. Ich bin gespannt, ob er diesmal meinen Codewörtern folgend kann. So unkreativ, wie der manchmal denkt.
Fazit
Schaut euch einfach den Text an. Er ist kurz, weil die Spielmechanik simple ist, die Regeln sind übersichtlich und flexibel anpassbar. Trotzdem werden Situationen generiert, die nachhaltig und spaßig im Gedächtnis bleiben. Interaktion ist hier das Zauberwort. Freude am kreativem Wortwitz gepaart mit Vorausahnen der Gedanken meiner Mitspieler. Und der Reiz, möglichst viele Worte unter einem Oberbegriff zu sammeln. Und das ist wirklich nicht einfach, denn wenn mein Team den falschen Begriff antippt, kann es schnell auf die Verliererstraße gehen. Das alles geht für die schnelle Runde oder eine abendfüllende Partie. Mit vier Personen oder in gemischten Konstellationen von 7-99 Jahre. Wobei hier dann wirklich jeder seinen Spaß hat. Ehrlich. Unschlagbare Merkmale für ein Familienspiel. Codenames gibt es zudem in zahlreichen Varianten. Unter anderem in einer erwachsenen Version mit zweideutigen, schlüpfrigen Begriffen, Simpsons, Marvel, Harry Potter, Disney etc. Selbst Online ist Codenames möglich. Zudem lümmelt es sich in der BGG auf Platz 95. Kauftipp? Kauftipp!
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3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Wir machen am Ende des Jahres mal ne Liste, zu den Spielen, die der andere gar nicht mag. 😀 Zu Codenames habe ich einige Anekdoten. Nicht gerade positive. Ich weiß echt warum es so viele Menschen lieben, aber ich komm mit dem Spiel nicht klar.
Ich habe in meinen Team Mal die Aufgabe übernommen den Leuten Brettspiele näher zu bringen. Das führt aber oft dazu, das ich x verschiedene Charaktere und Erfahrungslevel am Tisch sitzen.
Und genau für so eine wilde Mitspieler-Mischung ist so ein Spiel perfekt…
Hi Denny,
ja das geht mir auch so…
und es ist manchmal erschreckend wie wenig manche Menschen in der Lage sind, Regeln zu behalten und Erklärungen zu verstehen. Aber vielleicht bin ich ja nicht nur der schlechteste Codenames Erklärer, sondern auch der schlechteste Regel Erklärer.
Man weiß es nicht….
Stay magic