Lesezeit: 3 Minuten
Christian von Spielstil schrieb mich mit der Intention an, blogübergreifend etwas auf die Beine zu stellen. Das hat aus meiner Sicht schon vor der SPIEL ’19 wunderbar geklappt und entsprechend war ich sofort dabei. Das Konzept sieht dabei eine Frage des Monats vor, die wir für euch beantworten und dabei alle TeilnehmerInnen verlinken. Was ich äußerst sympathisch finde: Der Content bleibt bei einem selbst und wird nicht, wie gerne auf YouTube gemacht, bei einem Kanal gesammelt, der dann hauptsächlich die Aufmerksamkeit abgreift. Die Aktion läuft unter #BG2GETHER und brettert damit am Tag der Veröffentlichung durch die Social-Media-Welten. Genug Buchstaben-Gelaber, starten wir die Aktion, bei der du ebenfalls herzlich eingeladen bist in den Kommentaren deine Finger über die Tastatur tanzen zu lassen.

TIME Stories, Chronicles of Crime, Arkham Horror: Das Kartenspiel – wenn ein Spiel eine Geschichte erzählen möchte, die sich verzweigt und unterschiedliche Enden haben kann, könnte man es immer wieder spielen! Doch habt ihr eigentlich dazu Lust oder reicht euch ein Durchlauf? Oder lest ihr dann womöglich auf den Kartenrückseiten einfach nach, was ihr verpasst habt?

Markus

Storybasierte Spiele – One-Timer? Diese Frage ist für mich etwas schwieriger zu beantworten, denn bisher habe ich ja nicht so viele solcher storygeführten Spiele absolviert. Grundsätzlich bin ich aber ein Mensch, der nicht neugierig in Bezug auf solche Dinge ist. Weihnachtsgeschenke müssen vor mir nicht versteckt werden, ich würde nie gucken gehen. Das Tagebuch eines geliebten Menschen liegt offen da, ich werfe keinen Blick rein, ein alternatives Ende ist auf der Karte, aber ich lese es nicht. Ich habe ja im Spiel (oder auch im Leben) eine Entscheidung getroffen und die führt zu einer Spielerfahrung bzw. Konsequenz. Für mich ist ein zweiter Durchlauf auch dadurch möglich und wird auch gespielt, wenn das Spiel gut ist. Und da sind wir bei meinem zweiten Teil. T.I.M.E. Stories ist für mich sehr schnell unten durch gewesen. Mich hat es überhaupt nicht gereizt, Try und Error zu spielen. Eines der frustrierendsten Erlebnisse war dieses Kämpfen gegen drei Wesen in der Hoffnung, dass man weiter kommt, um dann am Ende mit leeren Händen dazustehen und komplett bei null anzufangen. Mag ich nicht. Ich stehe nicht gerne mit leeren Händen da. Aber T.I.M.E. Stories ist jetzt auch schon ein paar Jahre alt. Vielleicht war ich einfach zu spät dran?

Anders sieht es allerdings bei Arkham Horror aus. Das habe ich in der Grundversion in verschiedenen Konstellationen schon einige Mal gespielt. Die Grundversion. Und irgendwie war es immer anders und die Auswirkungen waren schön, immersiv und haben mich immer motiviert, weiter zu spielen. Warum funktioniert bei mir das Eine, aber das andere nicht? Christian, hast du eine Erklärung dafür?

Christian

Ich habe da keine Erklärung, Markus, vor allem weil T.I.M.E Stories einen ganz anderen Ansatz fährt und Try & Error zur Spielmechanik erklärt. Mein Thema ist ein ganz anderes. Ich bin über die Frage maximal irritiert, weil es überhaupt nicht meinem Naturell entspricht. Alleine das Schlagwort Verpassen zeigt die Problematik auf. Erinnert mich ein wenig an die Choose-Your-Adventure Videospiele von David Cage. Die wurde um einiges schlechter, wenn man sie noch einmal spielte, weil man dachte, man hätte etwas verpasst. Worum geht es denn am Ende? Darum das ich alles entdecke? Das ich um jedes Geheimnis und jede Abzweigung weiß? Für mich geht es um das Erleben einer (!) Geschichte. Um meine Geschichte! Erschaffen durch meine Entscheidungen. Medien und so auch Brettspiele haben dafür eine natürliche Grenze, wo eine Geschichte nicht weitergeht, sie es aber suggerieren kann. Anders als bei einem Pen & Paper, wo die Grenze nur durch die Fantasie und Spontanität der Leitenden Grenzen erfährt. Die Kunst eines Brettspiels und auch eines Videospiels ist also das Spiel um Verschleierung dieser Grenzen und das Zünden meines Kopfkinos.

Hinter einer nicht geöffneten Tür kann kann eine Sackgasse lauern, wenn die Spielgruppe dies aber nicht weiß, war die Entscheidung, eine andere Tür an der Stelle zu öffnen, der heroische Moment, wo die Gruppe sich noch bis ins Rentenalter auf die Schenkel für ihren richtigen Spürsinn klopft. Habe ich etwas verpasst? Nein, ich habe etwas erlebt. Auf dem Weg des Nicht-Verpassens und durchpflügen aller Optionen wartet oft nur die Entzauberung. Sind Spiele enorm umfangreich oder spielen mit dem Element des erneuten Durchspielens ist das etwas anders gelagert. Ein Tainted Grail mit einer neuen Gruppe zu spielen, kann einen ganz eigenen Reiz besitzen. Einfach, weil die Pfade so umfangreich sind und es weniger um das Verpasste geht, sondern um das Erleben einer neuen Geschichte.

Weitere Eindrücke aus der #BG2GETHER-Blase:

Redakteur | Admin | Gründer von Brett & Pad | Website | + Letzte Artikel

Fleischpöppel | Brettspieler | Videospieler | Rollenspieler | Miniaturenbemaler | Würfel-Lucker | Airbrush-Anfänger | Blogger | Schönspieler | Rum-Trinker | Brettspielsammler | Crowd-Funding-Süchtig | Trockner Grübler | Pöppel-Streichler | Magic-Verweigerer | 4X-Fanboy | Sickerflopp-Liebhaber

Redakteur bei Brett & Pad | + Letzte Artikel

Brettspieler | Carromspieler | Viel-Spieler | Ran NFL süchtig | Weinliebhaber | Leseratte | | Brettspielsammler | MTB Fahrer | Sportler | Hobby-Koch | Kooperativ-muss häufiger-sein | Terraformer | Musikgenuss | Spotifyer | Familie | Fußballer |

2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Also bei uns werden Story-basierte Spiele in aller Regel nur einmal durchgespielt, was für mich aber auch völlig in Ordnung ist. Wenn solche Spiele erfolgreich sind, wird es ja auch irgendwann die obligatorische Erweiterung geben, durch die das Abenteuer dann fortgesetzt werden kann. Bei einem Spiel wie Time Stories macht es meiner Meinung nach auch keinen Sinn, es nach dem Durchspielen nochmal zu spielen. Denn es geht ja gerade darum, den optimalen Weg zu finden, um das Spiel in einem Durchgang zu schaffen. Danach gibt es m.E. keinen Anreiz mehr, es erneut zu spielen.
    Bei der Frage „Time Stories oder Arkham Horror?“ bin ich übrigens im „Team Time Stories“. 😉 Denn bei Arkham Horror sammelt man nur Hinweismarker, um im Spiel voran zukommen. Bei Time Stories sammelt man wirkliche Hinweise und die Story entwickelt sich viel dynamischer…

    Antworten
  • Florian Kaleb Oehring
    18. Februar 2023 16:03

    Spiele wie Tainted Grail oder gerade auch Aeons Trespass: Odysee unterhalten meist viel länger als viele „normale“ Spiele. Welches Spiel zockt man schon über 20 Runden?
    Da ist es dann auch okay, wenn nach einem mal spielen die Luft erstmal raus ist. Wie bei einem guten Buch. Das liest man ja, wenn dann auch erst ein paar Jahre später wieder und freut sich da vor allem beim ersten mal durchlesen am meisten übers „erleben“. 7th Continent war da ein Ausnahmetitel. Dadurch, dass es nicht ganz so linear ist, sondern die Story der Welt vor allem durch Karten und Hinweise in der Spielwelt versteckt ist, lohnt sich auch das mehrmalige durchspielen. Was ich mir viel mehr wünschen würde, sind Spiele die beides vereinen. Ähnlich wie Dark Souls. Story die eher im Hintergrund durch Fluff Text erzählt wird und das Spiel genug Substanz hat auch ohne das einmalige durchspielen, einfach mechanisch Spass macht. Achso. Gibts ja tatsächlich. Too Many Bones ist wohl mit eines der besten Vertreter beider Genres.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.

Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.

Ich akzeptiere die Datenschutzhinweise: