Lesezeit: 5 Minuten
DiveDive lässt mich abtauchen. Ein Wortspiel so offensichtlich wie meine Liebe zum Salzwasser. Andere fahren in die Berge, machen Yoga oder malen Mandalas. Ich brauche die Weite des Meeres, ihre geheimnisvolle Tiefe und das Rauschen der Wellen im Ohr. Entsprechend war es nur die logische Konsequenz, dass ich mich ins Nass von Dive stürzte. Das Thema ist noch eines der frischeren Art, wirklich besonders ist allerdings die wirklich innovative Mechanik des Abtauchens. So viel kann ich schon jetzt verraten, hier schwamm ich in Begeisterung! Also machen wir uns nackig und tauchen hinab in die Tiefsee, um nicht nur Innovation zu bergen, sondern auch Spielspaß.

Kurzcheck: Darum geht es in Dive

Bei Dive tauchst du in die dunklen Tiefen des Meeres, um einen heiligen Stein zu bergen. Den hat der Dorfälteste als jährliches Ritual wieder Mal ins Wasser geworfen. Da heißt es Luft anhalten, die Lage in verschiedenen Schichten des Meeres richtig abschätzen, sich von Schildkröten mitziehen lassen und Haien auszuweichen. Nur wer seine Tauchgänge im Geheimen geschickt plant und kommende Situationen richtig einschätzt, wird mit dem heiligen Stein zurückkehren und Ruhm und Ehre einheimsen. Thematisch ist Dive also ein Wettschwimmen.

Mechanisch ist Dive allerdings ein Wahrnehmungsspiel. Der Ozean besteht aus einem fetten Stapel an durchsichtigen Karten, die zu Beginn immer anders gemischt übereinandergestapelt werden. Auf den durchsichtigen Karten ist allerhand abgedruckt! Haie, Schildkröten, Rochen und Pflanzen, Luftblasen und sogar riesige Wale. Kurzum, aus dem Stapel durchsichtigen Karten entsteht so etwas wie ein Ozean aus klarem Wasser, bei dem du von oben einen Blick in die Tiefe werfen kannst. Ehrlich, das ist phänomenal!

Dive
Der Spielaufbau bei drei Personen.

Deine Aufgabe

Deine Aufgabe ist simpel! Vor jeder Runde schaust du dir den Ozean an und versuchst abzuschätzen, wo Haie lauern an denen du vorbeischwimmen musst und wo helfende Tiere lauern, die du als erstes erreichen musst. Pro Runde kannst du und deine MitspielerInnen insgesamt bist zu 5 Schichten des Ozeans planen. Dafür hast du hinter deinem Sichtschirm ein Tableau mit 5 Plätzen, auf denen du nun deine Tauchscheiben legst. Diese sind doppelseitig bedruckt. Einmal mit einer Zahl und einmal mit Zahl und Hai-Symbol. Deine Aufgabe ist nun abzuschätzen, auf welcher Ebene dir Haie begegnen, denn dort musst du eine Scheibe mit Hai-Symbol platzieren. Bei helfenden Tieren zählt die Höhe der Zahl. Haben alle ihre Chips verplant, hebt ihr euren Sichtschirm und deckt Ebene für Ebene der Ozeankarten ab. Wer falsch tippt, fliegt sofort bei der entsprechenden Tiefe aus der Runde. Am Ende ist jeder richtige Tipp ein Punkt auf der Tauchskala, was dich dem heiligen Stein näher bringt.

Dive
Meine Planung steht für diese Runde.

Weiterer Tiefgang

Dive bietet spielerisch noch weiteren Tiefgang. Schildkröten bringen dir je nach Farbe weitere Schritte auf der Tauchskale ein. Hier kannst du auf Kosten der maximal zu planenden Ebenen auch mehrere Scheiben platzieren, damit du den höchsten Wert erreichst und dir damit die Schildkröte schnappst. Rochen lassen dich auf der Tauchskala direkt zum nächsten Spieler aufschließen. Wer hinten liegt, sollte den Rochen möglichst erwischen. Wobei hier auch Führende kontern können. Haben sie die höchste Scheibenwertigkeit, blockieren sie den Rochen. Und in tieferen Ebenen der Tauchskala werden die Zügel angezogen. Wer hier falsch plant, darf gar keine Schritte auf der Tauchskala gehen und ist sofort für die Runde raus. Das Risiko wird also größer, gar keine Schritte gehen zu können. Also nur sicher die eher einfachen ersten zwei Schichten planen? Kann in die Hose gehen, wenn einer volles Risiko geht und richtig liegt. Das Pokerelement in den tiefen Ebenen kurz vorm Spielsieg macht das Spiel noch einmal deutlich spannender.

Ich weiß, ihr wollt euch wieder anziehen, aber ein bisschen müsst ihr noch durchhalten. Denn Dive bietet noch einen Solo-Modus, wo man gegen den vom Spiel gesteuerten Häuptling tauchen muss und die Möglichkeit, diesen zusätzlich im Spiel normalen Spiel gegen menschliche GegnerInnen zu implementieren. Der Häuptling erhöht den Druck, weil er im Schnitt besser taucht als ein Spieler. Erwähnt werden müssen auch noch die tierischen optionalen Helfer. Vor Spielbeginn kann man Kraken, Delfine, Tiefseefische oder anderes Getier wählen, die einem einmalig in einer Runde einen Bonus verleihen.

Noch sind alle dicht beisammen.

Wo ist der Spaß?

Dive will angeschaut werden. Es bettet sich perfekt neben Freshwater Fly. Die innovative Mechanik der Ozeanplättchen besitzt einfach einen großen Zeig- und Aufforderungscharakter. Meine Bedenken, dass mit der Zeit die verbesserte Wahrnehmung zu langweiligeren Partien führen könnte, weil man einfach weiß, wo der Hai oder die Schildkröte lauert, wurde ertränkt. Du schluckst hier auch später noch salzige Unfassbarkeit über die eigene Planung. Gut so! Du ärgerst dich, weil diese kack Luftblase in Ebene drei dafür sorgte, dass du dachtest, der Hai wäre eine Ebene höher. Dazu kommt das Pokerelement! Wenn schon wieder deine Kinder dir die Schildkröte weggeschnappt haben, weil du zu geizig warst, zwei oder drei Scheiben zu platzieren, dann lacht dir dein Bluthochdruck ins Gesicht. Ich habe auch schon eine Partie verloren, obwohl ich haushoch führte. Ich habe mich in der Tiefsee völlig verspekuliert und bin über zwei Runden keinen Schritt weitergekommen. Es ist also nicht so, als würde man bei Dive keinen Spielspaß atmen.

Nur ist das Grundgerüst trotzdem dünn und die zusätzlichen Tiere sind bei uns aufgrund ihrer unterschiedlichen Stärke und den marginalen Einsatz gefloppt. Sie wirken aufgesetzt oder bemüht Abwechslung ins Spiel zu bringen, wo keine ist. Dive schreit so viel zu selten nach Revanche. Der seichte Modus für Kinder unter 8 Jahren ist zudem so spannungsarm, dass er älteren Geschwistern und den Erwachsenen die Laune verdirbt. Für die normale Variante muss man aber schon etwas mit Zahlen jonglieren können und beim Pokern andere Mitspieler lesen. Schwierig!

Na, auf welcher Ebene sind die Haie?

Fazit

Am Ende stehe ich am Strand, meine Zehen noch feucht im Wasser des Spielspaßes und erinnere mich mit Freunden an meinen absolvierten Tauchgang. Was habe ich gepokert, um so tief zu kommen. Das Wahrnehmungsvermögen wurde hart gekitzelt und den meisten Haien bin ich entkommen. Den schillernden Ozean so cool analog zu verpacken, ist einmalig! Ein Ausflug lohnt sich definitiv. Doch nachdem ich mich angezogen habe – und ihr hoffentlich auch – muss ich nicht direkt wieder ins Wasser zurück, selbst wenn es mechanisch so frisch präsentiert wird. Das liegt weniger an aufkommender Langeweile durch Erfahrung beim Abschätzen der Ozeankarten, weil man eben doch mehr daneben liegt als vermutet. Es ist der einfach eher dünne Grundmechanismus, dem auf Dauer die Abwechslung fehlt. Die optionalen tierischen Begleiter können leider keine Abhilfe verschaffen. Dive taugt somit mehr als gelungenes Brettspiel-Gadget für den Brettspielbesuch und weniger als Dauerbrenner.

Dive

29.95 €
7.2

AUSSTATTUNG

8.2/10

SPIELIDEE

7.5/10

SPIELSPASS

6.0/10

Kurzfakten

  • Schickes Material
  • Innovativer "Ozean"
  • Spannendes Wettrennen
  • Kaum Abwechslung
  • Optionale Tiere suboptimal
  • Kein direkter Wiederspielreiz

Spielinformationen

  • Genre: Wahrnehmungsspiel
  • Personen: 1 - 4
  • Alter: ab (6) 8 Jahren
  • Dauer: ca. 20 - 40 minuten
  • Autor/in: Anthony Perone, Romain Caterdjian
  • Rezensionsexemplar erhalten
Redakteur | Admin | Gründer von Brett & Pad | Website | + Letzte Artikel

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