Kurzcheck: Darum geht es in Vampire: Die Maskerade – Vendetta
Du übernimmst die Rolle von einem der sieben Clans der Vampire und kämpfst um Einfluss und Macht in den Bezirken von Chicago. Dein Ziel: Du willst den Thron der Vampire einnehmen! Wer das Pen & Paper Vampire: Die Maskerade kennt, fühlt sich direkt heimisch. Jeder Clan definiert sich über 9 einzigartigen Karten, die thematisch passend umgesetzt sind. Da wäre z.B. der Brujah-Clan, der enormen Schaden austeilt und andere Clans in die Raserei treiben möchte, während der Clan Nosferatus aus dem Schatten agiert und auf Karten der Verwirrung setzt. Vampire: Die Maskerade – Vendetta besitzt somit eine wirklich hohe Asymmetrie und je nachdem welche Clans im Spiel sind, verändert sich das Spielgefühl merklich.
Pro Runde erweiterst du dein Deck mit neuen Karten, mit denen du versuchst in den Bezirken durch Stärke und Blut die Kontrolle zu gewinnen. Das bringt dir nicht nur Einflusspunkte, sondern auch wichtige Verbündete ein, die fortan deinem Clan dienen. Diese geben dir pro Runde wertvolles Blut, Sonderfähigkeiten und am Spielende Einfluss. Wer davon nach drei Runden am meisten besitzt, gewinnt das Spiel. Neben dem asymmetrischen Aspekt ist die größte Stärke von Vampire: Die Maskerade – Vendetta seine wirklich hohe Interaktion in knackiger Spielzeit. Nur durch trickreiches Spielen, der richtige Deduktion und den ein oder anderen Bluff wird dir am Ende der Thron gehören.
Spannende Grundmechanik
Damit man sich fest in den Spielspaß beißen kann, braucht es starke Zähne. Der erste Zahn wäre das leichte Deckbuilding vor jeder Runde. Du ziehst dabei zwei Karten vom persönlichen Nachziehstapel und nimmst eine Karte auf, die andere kommt unter das Deck und somit aus dem Spiel. Da jede Karte einzigartig ist, fällt die Entscheidung nicht leicht. Gut so! Nur die Startkarten sind immer gleich, ansonsten hast du in jeder Partie eine leicht andere Zusammensetzungen der Karten.
Zweiter Zahn ist die Kartenmechanik. Bist du am Zug, spielst du eine Karte in einen Bezirk aus. Du kannst die Karte offen ausspielen oder verdeckt, was dich dann aber ein Blut kostet. Klingt banal, ist aufgrund der Karten aber der schärfste Vampirzahn im Spiel! Es gibt Karten, die entwickeln ihr Potenzial erst offen gespielt, weil dann Sonderregeln in Kraft treten, andere werden zwecks Überraschung in der Konfliktphase lieber verdeckt gespielt. Letztendlich kitzeln dich so in jedem Zug spannende Entscheidungen. In der Konfliktphase werden verdeckte Karten aufgedeckt und die Stärkewerte aller Karten und gespendetes Blut an den Orten addiert und weitere Sonderfähigkeiten der Karten aktiviert. Der Gewinner erhält den dort ausliegenden Verbündeten und Einflusspunkte. Jetzt passiert etwas Wichtiges! Sind alle Orte ausgewertet, nehmen alle ihre Karten zurück auf die Hand. Spätestens jetzt weißt du, was die anderen Clans für Karten besitzen, außer der einen, die pro Runde dazukommt.
Schau mir auf die Zähne!
Dieses Wissen ist elementar für die eigenen Entscheidungen und nun wird auch die Mechanik des verdeckten Ausspielens interessant. Nehmen wir als Beispiel an, du spielst Nosferatu. Die haben die Karte Augen der Finsternis. Wenn diese offen an einem Ort liegt, müssen die anderen Clans ihre Karten verdeckt ausspielen. Das will man vielleicht gar nicht und vor allem kostet das Blut! Das braucht man eigentlich als Unterstützung bei der Machtergreifung über die Orte. Schlimmer noch, geht einem das Blut aus, muss man verbündete Aussaugen! Dadurch erhält man zwar direkt Blut, aber es sinken die Einflusspunkte am Ende und Obacht, falls du einen Vampir aussaugen musst. Wer das dreimal macht, der hat sofort verloren. Es ist also durchaus eine Strategie sich nach dem Blutvorrat der feindlichen Clans die Lippen zu lecken und sie in die Raserei zu treiben.
Zurück zum Kartenbeispiel. Andere Clans beißen vielleicht in den sauren Apfel, weil sie um den Bezirk kämpfen wollen und spielen verdeckt Karten aus. Am Ende der Runde spielst du an den Ort eine zweite offene Karte, durch die deine Mitspieler zwei Blut pro Karte beim Aufdecken in der Konfliktphase bezahlen müssen. Autsch! Power-Kombo aus der Hölle. Deine Erkenntnis: Vampire können jämmerlich lamentieren. Nächste Runde wissen nun allerdings alle um diese Kombo. Erweitern wir diese Situation. Nosferatu hat auch eine ziemlich heftige Kampfkarte. Die könnte man verdeckt ausspielen, weil dann deine Gegner in der Konfliktphase überrascht werden. Auch das wissen die anderen Clans am Ende der Runde.
Das Ergebnis
Was passiert nun, wenn du in der nächsten Runde eine Karte verdeckt ausspielst? Ist es wieder die Kampfkarte? Oder opferst du deine Power-Kombo und hast verdeckt Augen der Finsternis gespielt, mit der die anderen noch rechnen und gleichzeitig kannst du nun am Ende mit deiner starken Kampfkarten noch überraschen? Vielleicht ist es auch die neu gezogene Karte. Verwirrung ist das Tagesgeschäft und das war nur ein einfaches Beispiel. Vampire: Die Maskerade – Vendetta besitzt 63 verschiedene Karten, die allerhand Schabernack anstellen können. Es ist wirklich ein Fest mit Kombos zu taktieren und die anderen Clans in die Bluff-Hölle zu schicken. Es gibt Karten zum Konter, die das Verlieren an einem Ort attraktiv gestalten, dich Karten umlegen lassen oder Blut ohne Ende absaugen. Kurzum, jede geglaubte Regelkonstante wird aufgeweicht. Es ist ein Heidenspaß sich durch die Clans zu arbeiten und in unterschiedlichen Konstellationen auszuprobieren.
Einspruch?
Größtes Manko, man braucht mindestens drei Personen, die sich dann auch noch gerne ärgern. Wer die Clans und Karten schon besser kennt, ahnt zudem leichter starke Möglichkeiten, hat also einen kleinen Vorteil. Mit zunehmender Spielzeit sind dann die richtig fiesen Kombos bekannt und die Freude an der Überraschung nimmt leicht ab. Es bleibt aber zu jeder Zeit spielenswert! Wem es irgendwann langweilig wird, erweitert das Spiel noch mit Orts- und Reliktkarten, die den Anspruch durch weitere Sonderregeln erhöhen.
Fazit
Vampire: Die Maskerade – Vendetta hat keine Parodontose, der Biss ist fest im Spielspaß verankert. Was hier innerhalb von 30 bis 45 Minuten aufgefahren wird, ist für Fans von Area-Control, Bluff-Mechaniken und Deduktion gleichzusetzen mit einem pompösen Vampirball mit Freiblut für alle. Die vielen einzigartigen Karten, mit all ihren Möglichkeiten und den daraus resultierenden asymmetrischen Clans, ermöglichen viele verschiedene Strategien. Auch die Taktik kommt nicht zu kurz, denn beim Deckbau und Ausspielen der Karten sind überall kleine aber trotzdem gewichtige Entscheidungen zu treffen. Nur ärgern muss man sich können, denn jeder eigene Zug tangiert alle anderen Clans am Tisch. Vampire sind bekanntermaßen gerne im Schatten unterwegs, das Brettspiel Vampire: Die Maskerade – Vendetta hingegen läuft gefühlt zu sehr unter dem Radar! Ich finde es wirklich ganz fantastisch.
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