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Eine Partie Pharaon kann schon vorbei sein, bevor sie begonnen wurde. Der Grund liegt in der persönlichen Beleidigung. Wer nämlich Anubis am ähnlichsten sieht, darf anfangen. Anubis ist dieser Gott mit Hundekopf, also Thorsten, du hast ein Hundegesicht, deine Wangen hängen herrlich wie Lefzen, fang an. Wer auch immer sich das ausgedacht hat, besitzt definitiv meinen Humor! Ungewöhnlich ist auch das Thema, denn in Pharaon planst du deine eigene Bestattung, die natürlich pompös ausfallen soll. Am besten wäre da doch eine eigene Pyramide! Der Erstkontakt mit diesem Brettspiel von Frosted Games hat mir aufgrund dieser zwei Faktoren gut gefallen. Hat sich dieser Eindruck gehalten?

Kurzcheck: Darum geht es in Pharaon

Nicht nur als hundegesichtiger Pharaon versuchst du in Pharaon über fünf Runden deine Ressourcen so optimal einzusetzen, dass du möglichst viele Handwerker und Beamte einstellst, damit du Siegpunkte, spezielle Aktionen und Ressourcen erhältst. Dein Grabmal muss natürlich auch dekadent ausgebaut werden und am Ende solltest du den verschiedenen Göttern huldigen. Fast alles bringt dir irgendwie Siegpunkte ein, teilweise noch ineinander verzahnt. Bester Punktesalat also! In Pharaon dreht sich nicht nur sprichwörtlich alles um Ressourcen, sondern der größte Kniff ist das Rad des Lebens, welches sich im Laufe des Spiels dreht. Das Rad des Lebens verändert jede Runde die Kostenstruktur der möglichen fünf Aktionen.

Pharaon besitzt mit seinem runden Spielbrett und der großzügigen Gestaltung eine wirklich hohe Tischpräsenz. Dazu passt die durchweg eingesetzte dicke Pappe für Marker, Spielbrett und andere Spielelemente. Also ein fettes Expertenspiel? Eher nicht! Pharaon ist als Kennerspiel ausgezeichnet und ich würde es dort nicht einmal im oberen Bereich ansiedeln. Das Spiel ist schnell erklärt und kann auch zügig gespielt werden. Der Hauptfokus des Spiels ist und bleibt zu jeder Zeit das effiziente Hantieren von Ressourcen.

Sieht schon cool aus!

Das Rad des Lebens

Jede der fünf möglichen Aktionen kostet Ressourcen. Willst du einen Beamten einstellen, musst du z.B. fünf unterschiedliche Ressourcen abgeben, bei einem Handwerker wären es drei gleiche. Der Clou ist nun, dass das Rad des Lebens eine Ressource als Eintritt zu der gewählten Aktion verlangt (Zugangskosten). Diese Ressource kann nun auch für die Kosten der Aktion inkludiert werden.

Bleiben wir beim Handwerker. Das Rad des Lebens zeigt eine blaue Ressource im Bereich der Handwerker an. Nun kannst du einen Handwerker kaufen, wenn du nur zwei weitere blaue Ressourcen abgibst. Ist deine blaue Tasche leer, müsstest du zusätzlich drei Ressourcen einer anderen Farbe bezahlen. Ergo kostet dich die Aktion eine Ressource mehr! Ressourcen sind aber denkbar knapp und somit ist die Planung, wann du wo etwas aktivierst, elementar. Da die Drehrichtung des Rads feststeht, weißt du auch, wie sich die Zugangskosten in den folgenden Runden verändern. Weiter bleiben die Zugangskosten innerhalb einer Runde auf dem Rad liegen, ganz so als wären sie Arbeiter in einem Arbeitereinsetzspiel. Sind alle Slots belegt, ist die Aktion gesperrt. Hier schenkt uns Pharaon also Interaktion und eine weitere Komponente für die Planspiele im Kopf.

Das Rad des Lebens

Zum Sieg passen

Gefallen hat mir auch die Mechanik des Passens. Kann oder willst du nichts mehr machen, setzt du deinen Spielstein in die unterste Reihe einer Pyramide und erhältst den Startspieler-Marker. Das kennt man! Jede weitere Runde, in der man dran wäre, schiebt man nun seinen Marker ein Feld nach rechts und erhält die dort abgedruckte Belohnung. Je länger die Runde noch andauert, desto wertvoller der Bonus. Da Ressourcen wirklich knapp sind, kann man sich hier einen Vorteil erpassen. Grundsätzlich ist es eine nette Aufholmechanik, da man meistens passt, weil man viel weniger Ressourcen als die Mitspieler hatte. So kann man in der nächsten Runde Boden gut machen.

Die Pyramide des Passens.

Wo bleibt mein Einkommen?

Ressourcen erhält man sonst nur am Ende der Runde, wenn man passt und sich eine der ausliegenden Kanopen nimmt. Ansonsten ist es eher so, das man eben nicht viele Ressourcen automatisch erhält. Dafür gibt es in Pharaon Aktionen, wie die Opfergaben. Für eine Ressource erhält man zwei ausliegende Opfergaben, wer eine Ressource mehr ausgibt, sogar noch eine dritte. Hier vermehrt man also Ressourcen! Handwerker hingegen kosten zwar 3 Ressourcen, schütten selber neben Siegpunkten aber auch oft Ressourcen aus. Man bleibt also im Ressourcen-Spiel und erhält zusätzlich Siegpunkte. Letzte Möglichkeit sind die Geschenke des Nils. Hier gibt man zwei Ressourcen ab und erhält dafür je nach Farbe zwei andere und Einfluss auf fünf Leisten, die am Ende Siegpunkte einbringen.

So viele Ressourcen hat man nicht immer.

Fehlt da etwas?

Damit wäre klar, wie man in Pharaon vorgeht. Man versucht zuerst alle möglichen Aktionen zu aktivieren, bei denen man mindestens mit gleich vielen Ressourcen aus der Aktion geht. Das macht man so lange, bis entweder all diese Aktionen durch das Rad blockiert sind oder man merkt, das andere Spieler einem vielleicht Beamte oder Slots beim Bau des Grabes klauen könnten. Ganz einfach heruntergebrochen versucht man also einfach so lange wie möglich mit Ressourcen im Spiel zu bleiben. Dabei war es oft sogar egal, welche Ressourcen man erhält. Irgendwie kann man alle gebrauchen, überall sind Siegpunkte zu machen, wichtig ist nur im Spiel zu bleiben. Mehr Aktionen gleich mehr Ressourcen gleich mehr Siegpunkte.

Beachten muss man für das Spielende noch die Ausschüttung von Siegpunkte durch die Götter, wenn man deren Bedingung erfüllt. Diese beziehen sich auf die fünf Aktionen und wie erfolgreich man dort war. Man wird also auch hier belohnt, wenn man vorher überall mitmischt. Als Einstieg in den Bereich der Kennerspiele mag Pharaon seinen Auftrag erfüllen, für mich persönlich war das Ressourcengeschiebe allerdings zu seicht. Mehr noch, es fehlen wirkliche Entscheidungen, weil der beste Zug einfach zu offensichtlich ist. Einzig die Beamten mit ihren unterschiedlichen Sonderregeln konnten mich vollständig begeistern, weil sie das Spielgefühl nachhaltig verändern können.

Für mich eine der interessanteren Aktionen, da mehrere Dinge gleichzeitig beachtet werden müssen.

Fazit

Wenn du ein Hundegesicht hast, ist Pharaon dein Spiel, zumindest wenn du es sexy findest eine Partie zu beginnen. Ansonsten erfüllt es seine Aufgabe als schnell zu lernendes Kennerspiel der seichteren Sorte. Es macht schon Spaß seine Ressourcen geschickt einzusetzen und seine Aktionen mit dem Rad des Lebens zu planen. Die Mechanik des Passens ist zudem nicht nur ziemlich frisch, sondern eine nette Aufholmechanik. In Luft aufgelöst haben sich auch anfängliche Sorgen, dass nur mit mehr Mitspielern Pharaon genug Interaktion bietet. Trotzdem bietet mir Pharaon gerade mit zunehmender Erfahrung zu wenig Abwechslung. Die Maxime des möglichst effizienten Jonglierens mit Ressourcen, trägt für mich nicht als Hauptkomponente. Ich hätte mir mehr Enginebuildung und etwas weniger Punktesalat gewünscht! Trotzdem ist Pharaon weit davon entfernt ein schlechtes Spiel zu sein, man muss nur zur Zielgruppe gehören.

Pharaon

39,95 €
7

AUSSTATTUNG

7.5/10

SPIELIDEE

6.5/10

SPIELSPASS

7.0/10

Kurzfakten

  • Besonderes Spielmaterial
  • Unkomplizierter Spielablauf
  • Rad des Lebens frisch
  • Nur wenige interessante Entscheidungen
  • Kein Enginebuilding

Spielinformationen

  • Genre: Ressourcenmanagement
  • Spieler: 1 - 5
  • Alter: ab 12 Jahren
  • Dauer: 30 - 75 Minuten
  • Rezensionsexemplar erhalten
Redakteur | Admin | Gründer von Brett & Pad | Website

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