Lesezeit: 5 Minuten
Ich bin ein Fan von kreativen Kommunikationsspielen und daher ist das rein kooperative Mysterium, trotz seiner thematischen Schwächen, die man aber umschiffen kann, ein absolut wunderbares Familienspiel. Zur SPIEL’19 wanderte dann der Nachfolger Obscurio in meinen Fokus. Wieder absolut aufwendig produziert, wunderschöne und verrückte Bildsprache und dazu ein Verrätermodus. Das klang wie ein richtig gutes Update! Ich habe mich nun in unterschiedlicher Gruppenzusammenstellung mehrmals in die zauberhafte Bibliothek des Hexenmeisters gewagt und habe dem Grimoire all die Geheimnisse entlockt. Ob sie euch gefallen werden? Lest selbst!

Kurzcheck: Darum geht es in Obscurio

Das Material ist schick und hochwertig.

Obscurio ist ein kooperatives Kommunikationsspiel mit verdeckten Rollen und Verrätermechanismus. Ihr brecht zusammen in die Bibliothek des Hexenmeisters ein, um sein mächtiges Grimoire zu klauen. In den vielen Hallen und Gängen findet ihr zwar das Buch, leider habt ihr euch aber verlaufen. Den Weg hinaus über die richtigen Portal-Karten kennt nur das Buch, dieses kann aber nicht sprechen und nur über Bilder kommunizieren. Diese Rolle übernimmt einer von euch. Jede Runde zieht der Grimoire-Spieler zwei Bilder, auf denen er zwei Details markiert.

Unter Zeitdruck müssen nun die anderen Spieler diese Details besprechen und mit sechs zufällig ausliegenden Portal-Karten in Einklang bringen, um den richtigen Ausgang zu finden. Diesen Prozess müssen die Spieler sechsmal erfolgreich meistern, dann sind sie dem Hexenmeister entkommen. Erschwerend kommen Fallen und der Verräter hinzu. Während Fallen jede Runde durch Farbfilter, verdeckte Portal-Karten und diverse andere Gemeinheiten das Raten enorm erschweren, versucht der Verräter durch geschickte Kommunikation und Manipulation der verfügbaren Portal-Karten aktiv das Spiel zu sabotieren.

Die Mechanik um den Verräter

Um den Verräter und Obscurio zu verstehen, ein ganz kurzer Ausflug in die trockene Spielmechanik. Zuerst zieht der Grimoire-Spieler die richtige Portal-Karte plus zwei Portal-Karten zur Erklärung, die in eine Buchhalterung gelegt werden. Nun markiert der Grimoire-Spieler mit zwei Markern auf den Portal-Karten in der Buchhalterung Elemente, die auf die richtige Portalkarte hinweisen. Ist dies geschehen, wird die Wahl den Mitspielern gezeigt. Diese können sich kurz beratschlagen, danach schließen alle die Augen. Nun öffnet der Verräter seine wieder und kann aus am Spielanfang gezogenen Portal-Karten bis zu zwei auswählen und diese mit in die Auswahl der aktuellen Portal-Karten hinzufügen. Danach zieht der Grimoire-Spieler zufällige Portal-Karten, bis sechs Portale ausliegen. Jetzt öffnen alle die Augen und müssen unter Zeitdruck das richtige Portal finden.

Jede falsche Wahl verbraucht einen Marker. Liegen nur noch im abgegrenzten Bereich Marker, müssen die Spieler den Verräter versuchen zu entlarven.

Was bringt der Verräter wirklich?

Je nachdem was der Grimoire-Spieler als Hinweis ausgewählt hat und dem Verräter zur Verfügung steht, kann man hier der Gruppe schon gehörig eins auswischen. Wähle ich als Grimoire-Spieler vielleicht Flammen plus einen Hut, wären zwei Portal-Karten, die ähnliches aufweisen, schon eine starke Falle für die Gruppe. Denn liegen sie zu oft daneben, haben sie verloren. Aber auch sonst wird bei geschickter Auswahl vom Verräter die Zeit bei der Wahl womöglich verlängert. Das sorgt mit Pech für mehr gezogene Fallen-Token, die in der nächsten Runde das Erraten erschweren. Da kommen plötzlich Farbfilter ins Spiel, es gibt höhere Zeitstrafen, verdeckte Portal-Karten und zig andere Gemeinheiten. Ein guter Verräter bringt also schon Würze ins Spiel, besonders bei geringerer Spieleranzahl.

Die acht anfänglichen und geheimen Portal-Karten für den Verräter.

Spielspaß als Flüchtender

Wer die Aufgabe hat, das richtige Portal zu finden, erlebt in Obscurio spannende Kommunikation. Zeitdruck, das Wissen um den Verräter und fiese Fallen machen das Knobeln interessant. Die fantastischen Illustrationen tragen zum Spielspaß mit bei. Der Anspruch liegt etwas höher als bei Mysterium und es kann hektisch und heiß hergehen. In Obscurio hat die Gruppe bei uns wesentlich häufiger verloren. Falls gewonnen wurde, war es oft ein Ritt auf der messerscharfen Buchseite. Mir gefällt das allgemeine Spielgefühl daher sehr und wenn ich auf der Seite der Flüchtenden bin, habe ich einen Ticken mehr Spaß als in Mysterium.

Unzählige Fallen sorgen für Spannung!

Spielspaß als Grimoire-Spieler

Gänzlich anders sieht es auf der Seite des Spielleiters aus. Ich bin wesentlich lieber der Geist in Mysterium als der Grimoire-Spieler. Mir ist als Grimoire-Spieler zu viel Zufall im Spiel. Ich kenne beim Platzieren der Hinweis-Marker nur die eine richtige Portal-Karte, die anderen Portal-Karten, immerhin fünf Stück, kenne ich als Grimoire-Spieler selber nicht. Viel zu oft wählt man etwas aus, was dann durch Zufall auf den danach gezogenen Portal-Karten ebenso abgebildet ist. Macht der Verräter seinen Job gut, kann es sein, das die Hinweise für vier der sechs Portal-Karten passen. In Mysterium wähle ich individuell für jeden Spieler ganz gezielt eine Karte aus, die zu seiner Art und Überlegungen passt. Das richtige Einschätzen jedes Spielers macht mir viel mehr Spaß als der doch nicht zu verachtende Zufall in Obscurio.

Die beiden Marker zu platzieren ist die Hauptaufgabe des Grimoire-Spielers.

Fazit

Obscurio besitzt durch den Verräter, den fiesen Fallen und dem Zufall beim Auslegen der Portal-Karten einen höheren Schwierigkeitsgrad. Das sorgt definitiv für Spannung und gerade als Flüchtender aus der Bibliothek des Hexenmeisters entfaltet das Kommunikationsspiel seinen vollen Reiz. Das wertige Material, allen voran das Grimoire mit seinen magnetischen Hinweismarkern, ist ein Traum! Je mehr Spieler teilnehmen, desto größer dabei der Spaß. In kleinen Gruppen kann der Verräter schon fast zu stark werden. Weniger Spaß entwickelt Obscurio als Grimoire-Spieler, da relativ viel Zufall die eigene Planung zerstören kann. Man fühlt sich hier definitiv machtloser und kann auch weniger direkt auf einzelne Spieler reagieren wie in Mysterium. Diesen Part empfand ich somit als wesentlich langweiliger. Je nach Spielgeschmack bleibt Obscurio trotzdem ein gutes Kommunikationsspiel, das bei mir leicht hinter dem starken Mysterium bleibt.

Obscurio
Spielinformationen
Genre: Kommunikationsspiel | Spieler: 2 - 7 | Alter: ab 10 Jahren | Dauer: 40 Minuten | Autor: L'Atelier | Illustration: Xavier Collette, M81 Studio | Rezensionsexemplar erhalten
SPIELSPASS
7.5
AUSSTATTUNG
8.5
SPIELIDEE
7.5
Positive Aspekte
Wertiges Material
Schöner Anspruch
Verrätermechanik sorgt für Schwung
Spielspaß vor allem ab 5 Spielern
Negative Aspekte
Grimoire-Spieler passiver als bei Mysterium
Mehr Zufall im Spiel als bei Mysterium
7.5
Redakteur | Admin | Gründer von Brett & Pad | Website | + Letzte Artikel

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