Es lag eine Note Rum in der Luft, während ihr feistes Lachen sich durch die offenen Fenster bahnte, untermalt von übermütigem Getrommel und Geklatsche, wenn der Rausch des Sieges durch die Ader strömte. Sie trotzten nicht nur den grauen Tagen mit guter Laune, nein, auch in der Nacht brannte dort im Wohnzimmer noch Licht. Sie brauchten diese Zeit! Denn wenn fünf Männer den Horror auf der Welt besiegen, als Räuber der Nordsee plündern, in dunklen Raumschiffen ums Überleben kämpfen und sich zeitweise in um Waldlichtungen kämpfende Tiere verwandeln, dann braucht es mehr als ein paar Stunden, sondern Tage und Nächte. Vor allem aber einen Busfahrer – gut, vergesst diesen Satz. Zeit von den epischen Begegnungen zu berichten, auf das die Welt von den heroischen Taten erfährt!
Tag 1 – Fiese Tiere, nervige Waschbären und endloses Grauen
Prioritäten vor dem Spielen klären. Also erstmal Eiswürfel einkaufen! Mit Mitte 30 kann man Getränke ohne Eiswürfel einfach nicht mehr konsumieren – der Olivenstecker kommt dann ab 40. Danach kurz noch einrichten! Merkt euch, ab einem gewissen Alter streitet man sich dann doch nicht darum, wer oben liegt schläft. Zeit gespart und rein ins erste Brettspiel.
Es stand Root an. Das erste Mal mit fünf Spielern, nach Vorgabe der Regeln mit zwei Waschbären. Aufgrund meines Rückblicks wisst ihr, dass ich Root klasse finde. Ich hatte diesmal die Biber – passt zu meinem Gebiss. Auch wenn wir alle Spaß hatten, selbst Eiswürfel-Ben als Area-Control Verächter fand gefallen an seinem Horst – okay – ganz optimal war es trotzdem nicht. Die Vögel kamen nicht in Tritt. Ich mit den Bibern schon. Ein Dank an den Echsenspieler, der mich oft benutzte. Ja, ich brauchte die anderen Spieler und ihre Interaktion, sind doch die Biber die Händler am Tisch. Die Waschbären waren spielerisch so anders gestaltet, dass ihre Aktionen eher uninteressant waren. Sie taten, was sie wollten. Davon zwei in Reihe, das war wenig Spannung und mehr Downtime. Mir wurde am Ende der Sieg geschenkt. Herzlichen Dank für diese Schande. Was bleibt als Erkenntnis? Die Fraktionen bleiben krass unterschiedlich, was den Reiz ausmacht, aber genau deswegen harmoniert nicht alles. Das Fraktionsgebilde ist extrem fragil und fünf Spieler sicher nicht optimal.
Danach folgte Lovecraft Letters für vier der Gäste, ich hingegen durfte 1500 Gramm Pasta zubereiten und 5 Liter Soße, weil Party-Martin aus jedem Nudelgericht eine Suppe machen möchte. In Deranged verrannten wir uns danach mal wieder in schwere Kämpfe, fiese Sonderaktionen und verloren gegen zu viele Bestien auf dem Tisch. Es war trotzdem ein spaßiger Durchgang, auch wenn die Schwierigkeit beim letzten Szenario wirklich brutal ist und ich gemischte Szenarien irgendwie bevorzuge. Irgendwann am ersten Tag spielten wir noch das Kneipenquiz: Das Original. Was ich mir in der Theorie gar nicht vorstellen konnte, war in der Praxis ein schönes Erlebnis.
Tag 2 – Prärie, Raumschiffe und Lehen
Ich wurde wach, weil irgendein Typ, nennen wir ihn zufällig Benartin, lautstark Regeln erklären musste. Als ich dann das Wort Alleinstellungsmerkmal hörte, stolperte ich aus dem Bett. Frische Brettspielregeln sind mein Koffein. Allerdings sah mein Gesicht nicht wie mein energetisches Level aus. Aufquell- und Augenringskala im Cthulhu-Bereich. Das folgende Lewis & Clark gefiel mir dann aber ausgesprochen gut – wer ein deutsches Exemplar abgeben möchte, bitte melden. Nach einem fiesem Stotterstart erkämpfte ich mir noch Platz 2. Dann folgte Feudum. Die Erklärung ist eigentlich ein Spiel im Spiel, das habe ich erst jetzt begriffen. Die Regeln: Ein Spielerklärer, der eigentlich anfangen will und heiß ist, aber ein undankbares Spiel vor sich hat, dazu Spieler, die genaue Begrifflichkeiten einfordern und ein Blogger der Schlichten wollte, aber wohl nur Öl ins Feuer goss. Ich war nicht AGGRESSIV!
Die folgende Partie war dann ein schöner Absacker über 5 bis 6 Stunden. Ich habe meinen Frieden mit diesem Spiel gemacht. Es ist weniger aggressiv bei der Gebietskontrolle als nach der Erstpartie vermutet und die Gilden sind einfach mega umgesetzt. Schlussendlich ist mir die Spielzeit allerdings etwas zu lang, für das was man macht. Sicher ist noch viel Luft nach oben und erst im Laufe der Partie wurde das Spiel klarer, aber am Ende beschränkte sich das Spielgeschehen auf sehr ähnliche Aktionen. Mir war das Ganze etwas zu undynamisch, was vielleicht unserer wenig aggressiven Spielweise geschuldet war.
Es folgte Nemesis. Wieder eine gute Partie, bei der ich bei der Erklärung leider einen Fehler machte. Das Spiel ist nicht kompliziert, aber in seiner Tiefe gibt es dann doch einige Fallstricke. Ich denke, ich habe auf meinem Blog genügend über dieses Spiel geschrieben. Geiles Teil! Am Ende des Jahres wird meine Top 10 wieder angepasst und ich denke, Nemesis rutscht da sicher rein. Skull King war der obligatorische Absacker. Dann baute Party-Martin seinen Bus.
Funfact: Ich fand am Morgen eine völlig durchnässte Tüte. Das waren die Eiswürfel! Wer gefrorenes Wasser kauft und in der Vorfreude auf Brettspiele vergisst den Einkauf auszuräumen, erlebt sein nasses Wunder. Weiter bleibt festzuhalten, dass sich ein Blood Rage Spielkarton als Schwamm eignet…
Tag 3 – Der Abschied
Am dritten Tag mussten wir einen Abschied verkraften, was uns dann aber ermöglichte die vielen 4-Spieler Spiele auszupacken. Viele? Ach, wartet, ich war vorschnell. Wir spielten ja erstmal den halben Tag Eldritch Horror. Hat Spaß gemacht! War meine erste Partie und fühlte sich besser als Arkham Horror an, wenn auch nicht überall. Ganz persönlich sind diese Spiele für mich aber etwas obsolet geworden. Spielerisch einfach gehalten, punkten diese Spiele dann eher durch Kopfkino und weniger mit einer Geschichte. Mehr Zufall und Spannung durch Masse und damit wenig gesteuert. Ich ziehe dort Villen des Wahnsinns oder noch storylastigere Titel wie T.I.M.E Stories oder The Shared Dream einfach vor. Vielleicht sogar Mythos Tales, wobei das schon in einem anderen Genre zu Hause ist. Vielleicht habe ich in der Vergangenheit auch einfach zu oft Arkham Horror gespielt. Wir tobten uns auch noch auf der Nordsee als Räuber aus. Schönes und vor allem schnelles Spiel. Ich mag Räuber der Nordsee immer noch sehr gerne – allerdings vor allem das Basisspiel. Party-Martin erschuf kurzerhand Hausregeln, die wenig Sinn ergaben. Wir merkten das leider erst nach dem ersten Drittel des Spiels.
Das Abenteuer Der große Reihbach sorgte dann für angeregte Unterhaltung. Aber erst nach dem Spielabbruch. Kompletter Reinfall. Das, was hier am Tisch erlebt werden soll, war für uns leider nicht möglich. Wir befanden uns in einer zerstörerischen Abwärtsspirale durch unentwegt fiese Aktionen. Keiner bekam ein Bein auf den Boden. Schade, denn das Thema gefällt mir sehr. So konnten wir den letzten Abend nicht beenden und darum betrat noch die Holde Isolde den Tisch. Seichtes Spiel, aber irgendwie immer ein Spielspaßgarant.
Fazit
Es waren wieder ein paar wundervolle Tage, bei denen wir im extremsten Fall bis 4h nachts spielten und schon um 10h wieder der Würfel rollte. Das hatte was von Lan-Partys aus den 90ern. Ich weiß nicht, wer von den Lesern solche Brettspiel-Kurzurlaube macht, aber bei uns ist es so, dass natürlich jeder Spieler alleine 10 absolute Must-Haves einpacken will. Die neuen Sachen, die Klassiker und natürlich das eine Spiel, welches schon so lange nicht mehr auf dem Tisch war. Und das andere auch. Man sitzt da in der Zwickmühle. Auf der einen Seite hat man endlich mal Zeit und packt dann auch mal den Brettspiel-Godzilla ein, auf der anderen Seite reicht die Zeit dann doch nicht, wenn jeder davon einige mitbringt. Mit Erklärungen und Tabletalk verfliegt die Zeit nämlich wie im Fluge. Ich genieße das trotzdem, allerdings werde ich nächsten Jahr den Fokus auf eher viele kleine schnelle Spiele legen. Ich habe zum Beispiel Xia im Sinn.
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4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Ich danke dir mal wieder für die Verewigung eines gelungenen Events 🙂
Ich habe zu danken und freue mich schon auf das nächste Mal 😀
5 Männer und ein Tisch, das klingt nach The Kings Dilemma…
Sehr schöner Bericht. Ich wünschte, ich hätte eine Gruppe, mit der das ginge. Es scheint die Medienwelt wirkt sich immer mehr auf die Echtwelt aus. Nur noch Extremmeinungen. Ich würde vermutlich kein Spiel finden, das alle spielen wollen. Besonders erschreckend ist dann, wenn Leute nach einer halben Partie sagen, dass das Spiel das letzte wäre und nicht weiterspielen wollen… Vielleicht hab ich aber auch nur komische Freunde 😉
Du hast komische Freunde 😛
Wir treffen uns zum Spielen, denn darum geht es doch. Klar sind da Titel dabei, die von dem ein oder anderen mehr gemocht werden, aber grundsätzlich ist alleine spielen doch suboptimal. Und mit den richtigen Leuten hat man doch eigentlich immer Spaß. Manchmal ist das Spiel vielleicht sogar egal. Aber vielleicht bin ich mit unseren Spielgruppen auch nur verwöhnt?! Ich kenne das halt gar nicht anders.
The Kings Dilemma ist schon vorbestellt 😉