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Mombasa sorgte vor und kurz nach der Veröffentlichung für ordentlich Gesprächsstoff und das abseits der Spielmechanik. Thematisch spielt Mombasa zur Zeit des Kolonialismus in Afrika und das kann man durchaus kritisch betrachten. Damit wurden aber schon unzählige Threads in Foren gefüllt und hier soll das kein Thema sein. In erster Linie ist Mombasa ein wunderbares Strategiespiel mit wirtschaftlichem Fokus und eben kein historisch korrektes Spiel in dem man mit Handelskompanien die Bevölkerung versklavt und das Land ausbeutet. Was mir besonders an Mombasa gefällt, klärt der Test.

mombasa_szene

Kohle, Kreide, Kies

Ich spreche hier nicht von Rohstoffen, ich spreche von Geld, genauer gesagt Pfund, denn deren Hortung ist in Mombasa Spielziel! Als Investor zückt man sein Bargeld und investiert in Handelskompanien, fördert deren Handelsposten und steigert seinen Besitz an Diamanten. Nicht vergessen sollte man auch den Buchhalter, der neben mehr Pfund auch für manch guten Bonus sorgt. Was hier so lapidar in zwei Sätzen steht, ist nur mit ordentlich Hirnschmalz zu deichseln. Mombasa besticht durch ungeheuer gute Verzahnung von Spielmechaniken und einem wunderbaren Kartenmechanismus.

 

Karten? Ne, Kopfschmerzen

Mombasa-SpielertableauMombasa wird über sieben Runden gespielt, die wiederum in 3 Phasen aufgeteilt sind. Die erste Phase ist die Planungsphase und hier kommen zum ersten mal die Karten ins Spiel. Jeder Spieler hat ein fixes Startkontingent an Karten und spielt diese verdeckt unterhalb seines Spielertableaus in den Aktionsbereich aus. Zu Anfang sind im Aktionsbereich drei Aktions-Slots verfügbar, später kann dies erhöht werden. Hört sich banal an, aber wie man seine Karten positioniert ist elementar.

Denn wurden in der Aktionsphase alle Karten abgehandelt, werden diese am Ende der Runde oberhalb des Spielertableaus in die Sammelslots gelegt. Der Clou ist, das Aktion- wie auch Sammelslot verknüpft sind und dies zu ungeheuren Zwickmühlen führt. Nach und nach enstehen nämlich durch das Ausspielen und Abhandeln der Karten im Sammelbereich eine Reihe an Karten. Am Ende meines Zuges darf ich einer dieser Reihen wieder auf die Hand nehmen. Ich bestimme also durch die Positionierung meiner Karten in der aktiven Runde, meine spätere Kartenauswahl beim Nachziehen. Diese Mechanik birgt aber ein Problem, für deren Verständnis man allerdings die Ausführung der Aktionen kennen muss.

Die Karten zeigen in unterschiedlicher Anzahl entweder Rohstoffe (Kaffee, Baumwolle, Bananen), Safarihüte oder einen Buchhalter bzw. Diamantenhändler. Die Rohstoffe und die Safarihüte sind kumulativ und Masse ist Trumpf. Will ich also möglichst viele Bananen ausliegen haben, muss ich mehrere Bananenkarten in die Aktions-Slots legen. Und, fällt der Investorgroschen? Bei Erstspieler fällt er spätestens beim Nachziehen der Karten vom Sammelslot. Denn, lege ich in einer Runde alle meine Bananen, bin ich zwar der Frucht-König, muss durch das Aufteilen der Bananenkarten auf unterschiedliche Sammelreihen, diese Kartenkombo aber zu den Akten legen, schließlich kann ich nicht alle drei wieder auf die Hand nehmen. Und das kann sich im späteren Spielverlauf als fatal erweisen…

Mombasa-Handelkompanien

Ich investiere dann mal in „DICH“!

Kommen wir zum nächsten genialen Spielprinzip: Handelskompanien. Deren Einfluss wird durch kleine Holzhäuser (Handelsposten) dargestellt, die auf dem Spielbrett, das Afrika und seine Regionen zeigt, im Laufe des Spiels platziert werden. Durch das Legen von Karten mit Safarihüten (Ausbreitungspunkte) darf ich eine der vier Handelskompanie ausbreiten. Das geht denkbar einfach! Pro Ausbreitungspunkt darf ich eines der Handelsposten aus der Basis in ein angrenzendes Gebiet auf dem Spielbrett stellen. Überschreite ich gewisse Grenzen, sind manchmal auch zwei Punkte notwendig. Jede Region die man erschließt, steigert den Wert der Handelskompanie. Das merken wir uns kurz.

Am Spielfeldrand liegt für jede Handelskompanie ein Kompanieleiste aus. Hier können Spieler durch Rohstoff-Karten Einfluss erkaufen, je höher der Einfluss, um so mehr Anteile hält man an einer Kompanie. Anzahl der Anteile multipliziert mit dem Wert durch die Ausbreitung ergibt die Anzahl an Pfund die ich am Spielende erhalte. Das ganze wird jetzt deshalb so interessant, weil Handelskompanien, keinem Spieler gehören. Baut einer meiner Mitspieler mit viel Aufwand eine Handelskompanie aus und ich investiere in dessen Anteile, hat mir mein Mitspieler gerade ein Vermögen generiert. Da ist die Freude groß! Die kann aber ins Bodenlose fallen, wenn z.B. zwei andere Mitspieler plötzlich zusammen mit einer anderen Handelskompanie die Regionen zurückerobern. Was nützen einem viele Anteile von einer Kompanie die Handelsposten verliert, ergo Wert verliert. Je nach Spielergruppe kann es hier Allianzen geben, die hinterhältig gebrochen werden, oder gute Strategen, die im letzten Moment eine tot geglaubte Handelskompanie zu neuer Größe bringen und als alleiniger Anteilseigner sich ins Fäustchen lachen.

Mombasa-Kompanieleiste

Deckbuilding

Zur Kartenzwickmühle und pokern um Anteile gesellen sich noch ein paar mehr Möglichkeiten. Da wäre zum Beispiel das Kaufen neuer Karten aus der Kartenauslage, die in der Regel weit mächtiger sind als die Startkarten auf der Hand. Möglich wird dies durch Rohstoffe, heißt auf der anderen Seite man verzichtet auf den Ausbau an Einfluss bei einer Handelskompanie. Aber gerade Karten die zusätzliche Anteile an Handelskompanien bringen, sind äußerst mächtig und begehrt und lohnen sich fast immer.

Glitzernde Steine in Mombasa

Mombasa bietet viele Möglichkeiten Siegpunkte zu generieren, überall fette Beute machen ist aber schwer. Bei mir fällt das Sammeln von Diamanten meist unter den Tisch. Meine Mitspieler erfreuen sich aber der Möglichkeit durch die Diamantenhändler-Karten, neben den funkelnden Steinen auch noch Pfund einzunehmen. Wer kontinuierlich auf Bling-Bling setzt, der kriegt am Ende auch noch massig Siegpunkte und schaltet einen weiteren Kartenslot auf dem Spielertableau frei.

Mombasa-Karten

Tintenfass und Buchhalter

Auf der anderen Seite vom Diamantenhändler steht der seriöse Buchhalter. Der ist etwas schwerer zu meistern, macht mir persönlich aber mehr Spaß. Wer Buchhaltungspunkte ergattert, sei es durch das Ausbreiten einer Handelskompanie oder z.B. durch eine Buchhalter-Karte, der darf sich dafür Buch-Plättchen kaufen und auf seine Buchhalterleiste legen. Die Buch-Plättchen bilden dabei auf dem Spielertableau eine feste Reihe. Spiele ich nun eine Buchhalter-Karte darf ich mit dem Tintenfass-Marker die Leiste entlanglaufen. Allerdings hat jedes Buch-Plättchen eine Anforderung um dieses zu betreten. Die Anforderungen beziehen sich immer auf die aktive Kartenauslage. So kann es sein, dass ein Buch-Plättchen verlangt, dass ich mindest drei Bananen ausliegen habe.

Das Besondere, ich darf mit dem Tintenfass so weit laufen wie ich Anforderungen erfülle. Es lohnt sich also gewisse Kombos zu bauen, um so weit wie möglich mit nur einer Buchhalterkarte das Tintenfass zu bewegen. Denn um so weiter ich am Ende komme, um so mehr Pfund ergattere ich. Allerdings gibt jedes Buchplättchen auf dem ich stehen bleibe einen sofortigen Bonus, wie Bargeld, Diamanten bis hin zu Buchhaltungspunkten – also doch lieber kleine Schritte laufen? Mombasa macht bei keinem Spielelement halt vor verzwickten Entscheidungen.

Buchhalter

Nicht nur Karten

Neben dem Deckbuilding (Karten kaufen) und dem anspruchsvollen Nachziehmechanismus, gesellt sich auch noch klassisches Workerplacement hinzu. Jeder Spieler erhält je nach Spieleranzahl Bonusmarker mit denen er Aktionen auf dem Spielbrett und zum Teil auch auf den Kompanieleisten auslösen kann. Es überrascht nicht, dass die Aktionen nur einmal pro Runde für einen Spieler aktiviert werden dürfen und das die Aktionen recht mächtig sind. Man kappelt sich im schönes Afrika also nicht nur um Handelskompanien, sondern auch noch um Aktionen.

Hand in Hand

Die Spielqualität reicht den vorzüglichen Spielmechaniken die Hand. Hier passt alles, von der atmosphärischen Diamantenattrappe über Holzhäuser und liebevolle Illustrationen. Was ich auch gelungen finde, ist das leicht modulare Spielfeld. Ich hatte ja die Einflussleisten der Kompanien und ihren unterschiedlichen Vorteilen erwähnt, diese sind nicht fest definiert. Jede Leiste hat eine Vorder- und Rückseite und ist zudem zweigeteilt. So lassen recht viele Kombinationen den Wiederspielwert in die Höhe schnellen.

Fazit

Einige in meiner Spielgruppe behaupten, Mombasa wäre eines der anspruchsvollsten Spiele das sie je gespielt haben. Nicht weil es schwer zu verstehen ist, sondern weil es unglaublich hart zu meistern ist. Es verzahnt anspruchsvolles Deckbuilding, mit „fiesem“ Workerplacement und einem brillanten Nachziehmechanismus der Karten. Da knistert es im Köpfchen! Der harte Verdrängungswettbewerb bei den Handelskompanien sorgt für viel Interaktion am Spieltisch, weil es eben keinen Besitzer gibt, sondern nur Anteilseigner. Der Weg zum Sieg ist vielfältig und viele Entscheidungen müssen spontan gefällt werden. Der hohe Anspruch schreit gleich nach der nächsten Partie, weil man Neues ausprobieren will. Am Ende ist dieses Strategiespiel, mit hohem taktischen Anteil, für mich eines der Besten Spiele der letzten Jahre.

Mombasa
AUSSTATTUNG
86
SPIELIDEE
96
SPIELSPASS
94
Leserwertung0 Bewertungen
0
Kurzfakten
Innovatives Nachziehen der Karten
Viele strategische Möglichkeiten
Spannender Streit um Handelskompanien
Sehr Anspruchsvoll
Spielinformationen
Genre: Strategie
Spieler: 2 - 4
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: 75 - 150 Minuten
92
Redakteur | Admin | Gründer von Brett & Pad | Website | + Letzte Artikel

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