Sind sie nicht schön?
Das erste was einem beim Auspacken ins Auge sticht, sind die drei Miniaturen der beiden TIE-Fighter und des X-Wings. Detailliert genug für die Größe, sind sie vorab angemalt und das sogar in guter Qualität. Hier hat der Heidelberger Spieleverlag alles richtig gemacht! Denn wenn bei einem Miniaturen-Spiel diese nicht gefallen, sinkt der Spielspaß schnell in den Keller. So sind Star-Wars-Fans ganz sicher begeistert, alle anderen müssen zumindest die gute Qualität anerkennen.
Des weiteren sind in der kleinen rechteckigen Spielebox unzählige Marker, Bewegungsschablonen und Karten. Alles aus stabilem Karton, die Ausrüstungskarten versprühen zudem einen angenehmen Star-Wars-Flair. Beigelegt ist eine Spielanleitung und für absolute Anfänger Schnellstartregeln, bei der einem die Grundzüge des Spiels in vereinfachter Form erklärt werden. Eine nette Sache! Wer sich aber halbwegs mit Brettspielen auskennt, kann gleich mit den richtigen Regeln einsteigen.
Dogfights auf dem Tisch
Die Ausgangssituation ist relativ einfach. Zwei Spieler – einer übernimmt die Rebellen, angeführt im Basisspiel von Luke Skywalker, der andere Spieler spielt das finstere Imperium. So fern man keine Missionen spielt, gewinnt der Spieler, der dem anderen alle Raumjäger aus dem All geballert hat.
Die erste Phase im Spiel, Manöverphase genannt, ist auch gleich die spannendste und auch taktisch herausforderndste. Jedes Raumschiff hat eine eigene separate Manöver-Scheibe, auf der die Spieler verdeckt einstellen, wie weit jeder Raumjäger fliegt, in welche Richtung und in welchem Winkel. Hinzu kommt, dass jeder Raumschifftyp andere Schablonen hat. Ein wendiger TIE-Fighter kann enge 90°-Kurven auf kleinsten Raum fliegen, oder eine Rolle vollführen, hat aber Abstriche bei langgezogen Kurven und hoher Geschwindigkeit. Ein X-Wing hingegen ist weniger wendig, hat aber mehr Manöver im Kurvenbereich bei mittlerer Geschwindigkeit.
Das Bewegen der Raumschiffe erfolgt dann mit Schablonen. Hat jeder Spieler verdeckt für seine Raumschiffe die Manöverscheibe eingestellt, werden sie nacheinander offen gelegt und ausgeführt. Der schlechteste Pilot fliegt zuerst. Hierbei gibt es für jedes einstellbare Flugmanöver auf der Manöverscheibe eine feste Schablone, die die endgültige Bewegung des Raumschiffs simuliert.
Der Kniff dabei ist, dass jeder Spieler abschätzen muss, wie weit mit welchem Manöver die eigenen Schiffe fliegen – vorheriges Abmessen ist nämlich nicht erlaubt – und wohin der Gegner seine Kampfjäger fliegen lässt. Spielt man dann noch mit Hindernissen wie Asteroiden, die über das Spielfeld verteilt werden, werden die Flugmanöver noch schwerer einzuschätzen. Denn am Ende ist es wichtig, dass man sich so positioniert hat, dass man in der Kampfphase den Gegner vor seiner Schnauze hat, um ihn unter Beschuss zu nehmen. Hört sich in der Theorie einfach an, in der Praxis sorgt diese Phase aber für enorme Spannung. Denn da keiner weiß, wie der andere fliegt, man aber versuchen muss, möglichst mit der Schnauze der Flieger vorm Gegner aufzutauchen, bzw. zu vermeiden, dass einem die Feinde am Arsch kleben, geht hier das Taktieren und Pokern los. Selten hat eine Bewegungsphase in einem Spiel für soviel Aufregung gesorgt!
Nach der Bewegung darf jeder Pilot je nach Raumschiff, Ausrüstungskarten oder Sonderfähigkeiten eine Aktion ausführen. Dies sind entweder kleine Extrabewegungen, Reparaturen am Raumschiff oder meistens Verstärkungen für die dann folgende Kampfphase, wie z.B. besseres Ausweichen wenn man Luke Skywalker steuert. Oder man kann als X-Wing-Pilot Feinde in die Zielvorrichtung laden. Tie Fighter können dafür Ausweichmanöver einleiten oder eine Fassrolle ausführen. Für die unterschiedlichen Aktionen gibt es schön gestaltete Plättchen die neben das Raumschiff aufs Spielfeld gelegt werden.
Laserfeuer in den Weiten des Universums
Die Kampfphase ist relativ schlicht und schnell ausgeführt. Befinden sich feindliche Raumschiffe in dem 90°-Sichtbereich des Piloten und in Reichweite der Waffen, kann er mit seinem primären oder sekundären Beschuss angreifen. Dazu wird die Angriffskraft der Waffe, eventuelle Boni aus der vorherigen Aktionsphase und Reichweitenmodifikationen verrechnet, und so ermittelt wie viele Angriffswürfel zur Verfügung stehen. Der angegriffene Spieler checkt die Verteidigung seines Raumschiffes und verrechnet auch diese mit evtl. Boni, um die Anzahl seiner Verteidigungswürfel zu ermitteln. Beide Würfe werden verrechnet und entweder erleidet das Schiff Schaden oder weicht allen Schüssen aus. Eine nette Idee ist die Möglichkeit kritischen Schaden zu verursachen, der neben Hüllenpunkten des Raumschiffes noch zusätzliche negative Effekte bewirkt, die auf zufällig gezogenen Karten stehen.
Sammelspaß und individuelle Piloten
Wie in jedem Miniaturspiel baut auch Star Wars: X-Wing auf dem Prinzip auf, dass Spieler sich eine ganze Flotte an Schiffen zulegen und so eben auch die Miniaturen sammeln. Denn auch wenn die zwei TIE-Fighter und der X-Wing aus dem Basisspiel für nette Spielrunden taugen, und für das Kennenlernen des Spiels definitiv reichen, Schlachtenfeeling wie man sie aus den Filmen kennt, kommt so nicht auf.
Und so kann man sich mittlerweile einige weitere bekannte Raumschiffe kaufen und die Seite der Rebellen oder Imperialen verstärken. Ob A-, X- oder Y-Wing, TIE-Bomber und Abfangjäger, das Schiff von Boba Fett oder gar der Millennium-Falcon, das Star-Wars-Herz kann sich so richtig austoben beim Sammeln der Raumschiffe. Nachteil des Ganzen: Der Geldbeutel wird auch nach dem Basispiel geschröpft, da ein kleines Raumschiff um die zwölf Euro kostet, größere Schiffe sogar stolze 25 Euro. Der Vorteil ist das günstige Basisspiel, das sich perfekt zum Reinschnuppern eignet.
Äußerst nett ist die Idee, dass man jeden Raumjäger mit unterschiedlichen Piloten besetzen kann. Dies wird über ein austauschbares Plättchen an der Oberseite der Basis des Raumschiffs ermöglicht. Heißt, ich habe am Anfang nur ein X-Wing-Modell, aber vier Piloten und somit vier verschiedene Möglichkeiten den X-Wing ins Spiel zu bringen.
Rettet den Senator
Wem die normale Raumschlacht auf Dauer zu langweilig ist, kann auch Missionen spielen. Hierbei gewinnt man nicht durch das Zerstören der feindliche Flieger, sondern in dem man spezifische Missionsziele erfüllt. Hierzu sind dem Basisspiel ein Senatorschiff aus Pappe und verschiedene Missionsmarker in Form von Satelliten beigelegt. Leider gibt es nur vier Missionen, die allerdings alle recht spannend inszeniert worden sind. Es ist aber ein leichtes, sich schnell eigene Missionen zu überlegen und so lange Zeit für abwechslungsreichen Spielspaß zu sorgen.
Fazit
Ich bin ein absoluter Miniatur-/Wargaming-Veteran und spiele seit über 15 Jahren Spiele dieser Art. Vor diesem Hintergrund kamen mir die dünnen, eher übersichtlichen Regeln von Star Wars: X-Wing etwas seicht vor, doch schnell wurde ich eines besseren belehrt. Das Spiel braucht keine aufgeblasenen Regeln oder unzählige taktische Optionen und verfolgt einen ganz anderen Ansatz.Es geht eher um schnelle und unkomplizierte Raumschlachten, die durch die Flugmanöver erstens den Flair der aus den Filmen bekannten Raumschlachten gut einfangen und zweitens für Bewegungsschach sorgen. Optional zu erwerbende Raumschiffe machen das Spiel dann noch eine Ecke abwechslungsreicher und natürlich durch die tollen Miniaturen auch imposanter.
Ich bin wirklich positiv überrascht und kann jedem raten, der auch nur entfernt für Star Wars etwas übrig hat, sich dieses Spiel zu zulegen. Für Veteranen ein schneller, wohlschmeckender Happen für Zwischendurch, für Anfänger der perfekte Einstieg in die großartige und komplexe Welt der Miniaturspiele.
Star Wars X Wing
29,99 €Fleischpöppel | Brettspieler | Videospieler | Rollenspieler | Miniaturenbemaler | Würfel-Lucker | Airbrush-Anfänger | Blogger | Schönspieler | Rum-Trinker | Brettspielsammler | Crowd-Funding-Süchtig | Trockner Grübler | Pöppel-Streichler | Magic-Verweigerer | 4X-Fanboy | Sickerflopp-Liebhaber
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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
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