
Kurzcheck: Darum geht es in Shogun no Katana
Der Shogun verlangt ein neues Schwert. Wer wird sich als würdig zeigen und ihm die Ehre erweisen? Nichts anderes ist euer Ziel als Schmiedemeister. Doch Vorsicht: Erst wer sich durch geschickte Handwerkskunst als fähiger Schmied erweist, wird sein eigenes Shogun no Katana fertigen können. In dem Worker-Placement-Spiel für 1–4 Personen führt ihr notwendige Schritte zur Herstellung des Katana durch. Ihr besorgt euch Aufträge für Schwerter, um eure Handwerkskunst und Präzision zu trainieren, und kauft die entsprechenden Materialien auf dem Markt ein. Parallel zum Fertigungsprozess, bei dem einzelne Abteilungen durchlaufen werden, verziert ihr eure Schwerter, um sie wertvoller und einzigartiger zu gestalten. Dabei helfen euch Familienmitglieder, die im Palast des Shogun Vorteile für euch erbitten. Arbeiter, die für euch einzelne Aufträge erfüllen, oder angeworbene Mönche, die mächtige Aktionen ermöglichen. Natürlich könnt ihr dabei eure Werkstatt verbessern. Was aber viel wichtiger ist: Wie koordiniert ihr eure Abläufe in der Werkstatt? Denn jedes Schwert durchläuft verschiedene Fertigungswege. Nur wer hier geschickt die Ressourcen und die Aufträge koordiniert, kommt dem Ziel des Katanas näher. Denn nichts ist schlimmer als eine blockierte Fertigungsstraße.

Die Erstpartie
Uwe hat uns Shogun no Katana erklärt. Marco setzt seinen Worker auf eine Spalte seiner Werkstatt. Dort liegen zwei Schwerter, die er schmieden möchte. Der Plan, welche Abteilungen in der Werkstatt durchlaufen werden müssen, ist auf dem Schwert aufgedruckt. Der Auftraggeber hat bereits die Ware bezahlt. Vorkasse. Ein netter Zug, denn so ist gewährleistet, dass ihr euch vor dem Schmieden die benötigten Ressourcen kaufen könnt. „Ich schmiede Schwerter“, kündigt Marco vollmundig an. Der Bauplan auf dem Schwert gibt an, in welche Abteilung man das Schwert als Nächstes schiebt. Sind dort beispielsweise drei Holz hintereinander abgebildet, bewegt sich das Schwert immer in der Holzabteilung einen Schritt weiter. Voraussetzung: Der Platz, wo mein Schwert landet, muss leer sein, und ich muss die passende Ressource haben. „Ich schiebe mein Schwert in die Holzabteilung. Halt, stopp. Das geht nicht, da liegt ja schon ein Schwert.“ Uwe schlägt vor, er solle keine Spalte, sondern eine Zeile aktivieren. „Okay, das geht!“ Marco schiebt beide Holzschwerter in der entsprechenden Holzabteilung eins weiter. Sein letztes Schwert in dieser Zeile erhält allerdings eine Lackierung. „Ich habe aber keinen Lack“, äußert Marco kleinlaut. „Ich spule nochmal zurück.“
Der Novize am Amboss
Marco ist an diesem Abend der Erstpartie kein Einzelfall. Wir sind alle etwas überfordert mit dem Schieben der Schwerter in unserer Werkstatt. Warum? Nun. Ihr habt eben vier Abteilungen für Lack, Holz, Eisen und Stachelrochenhaut. Alles Elemente eines echten Katana. Diese vier Abteilungen sind die vier Zeilen eurer Werkstatt. Jede Abteilung hat zudem vier Plätze, die den Spalten entsprechen. Es ergeben sich also 16 Plätze eurer Werkstatt und die Möglichkeit, viele Schwerter gleichzeitig zu schmieden. Das erfordert Vorausdenken, Visualisierung und die Planung der notwendigen Ressourcen. Kati hat oft gelacht, weil sie in ratlose Gesichter blickte. Und Kati war fassungslos, weil sie nie damit gerechnet hat, dass uns ein Spiel überfordert und wir so oft den Satz sagen: „Ich spule nochmal zurück!“ So verschwindet Shogun no Katana im Schrank.

Die Feuer sind geschürt
Schwelend brannte das Feuer in der Schmiede. Shogun no Katana beschäftigte uns in der Gruppe lange. Mit dem Abstand der Zeit wich dem Frust neuer Mut. Dieses Eisen muss doch zu schmieden sein. Uwe und Marc nahmen sich nochmal der Regel an, und erneut wurde die Werkstatt geöffnet. Ein Spiel, das sich als Ei des Kolumbus präsentierte, verlor bei seiner zweiten Partie seine Unverständlichkeit und präsentierte uns ein ganz neues Spielgefühl. Wo in der ersten Partie die Werkstatt im vorsichtigen Planungschaos versank, wurden in den folgenden Partien geschickt mehrere Schwerter gleichzeitig geschmiedet, verziert und ausgeliefert. Mehr noch: Der Kampf um die wichtigen Felder der Worker-Placement-Areale gewann schnell an Bedeutung. Einfach genial. So wenige Felder, so viele Möglichkeiten und unterschiedliche Wege, seine Werkstatt und seinen Namen zu Ruhm und Ehre zu führen.

Taktische Möglichkeiten
Shogun no Katana bietet einige davon in einer sehr feinen Legierung. Liefere ich in den ersten Runden schnell meine Schwerter aus, dann bekomme ich vielleicht weniger Ruhm, aber die ausgelieferten Schwerter schalten mir neue Worker frei. Ich habe also mehr Aktionen als meine Mitstreiter zur Verfügung. Liefere ich aber meine gebauten Schwerter in der vierten und gleichzeitig letzten Runde aus, dann erhalte ich mächtige Rundenboni. Liefert ihr früh aus, könnt ihr vielleicht früh mit euren Katana für den Shogun starten. Startet ihr später, habt ihr vielleicht mehr Ressourcen und euer Schwert kann opulenter werden. Da das finale Schwert für den Shogun unabdingbar für den Spielsieg ist, muss hier eine saubere Strategie her.

Schnell und fluffig
Hat man erstmal den Knoten im Kopf überwunden, flutscht das Schmieden der Schwerter wie von selbst. Tatsächlich laufen Partien mit 4 Meisterschmieden zwischen 70 und 90 Minuten. Ich mag sowas. Schnelle, harte, verzahnte, tolle Spiele. Mit der kleinen Anmerkung, dass wir in unserer Gruppe keine Grübler haben und das Spiel keine riesigen Kettenzüge produziert. Die Kunst des Handwerks ist in der scheinbaren Einfachheit der Tätigkeit offensichtlich, allerdings in ihrer Präzision nur dem wahren Meister möglich. Shogun no Katana produziert daher höchst selten Downtime, die Erstpartie mal ausgenommen.

Fazit
Shogun no Katana bietet simple Worker-Placement-Mechanik. Es gibt wenige Areale zum Einsetzen der entsprechenden Worker, und die Plätze sind sehr begehrt. Hier gilt das Motto: Wenn weg, dann weg. Was allerdings auf den ersten Blick wie biederes Handwerk anmutet, wird spätestens beim Herstellen der kunstvollen Schwerter zum besonderen Merkmal des Spiels. Anders als in anderen Brettspielen kann man mehrere Aufträge gleichzeitig schmieden, muss diese allerdings in seiner Werkstatt so koordinieren, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes keine Abteilung blockieren. Im Zusammenspiel mit den benötigten Ressourcen ergibt sich so ein feiner und herausfordernder Mix, der gerade in der Erstpartie eine leichte Überforderung hervorrufen kann. Allerdings sind die Regeln des Spiels klar, nicht umfangreich und verständlich, sodass spätestens ab dem zweiten Spiel ein toller Kampf um die hohe Schmiedekunst mit wenig Downtime und tollen Momenten entbrennt. Shogun no Katana hebt sich dadurch in der Flut von immer neuen Euros ab und kann den Spielenden etwas bieten, was Spiele wie Lacrimosa oder Das Unbewusste vermissen lassen. Eine einzigartige Mechanik, die mit dem Thema verschmolzen ist und jede Menge Spannung.

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