OMG wie unfassbar gut sieht After Us aus? Auf dem Pegasus-Presseevent war der Deckbuilder ein echter Hingucker. Dystopisches Setting, Affen regieren die Welt, die Menschheit ist vernichtet…klingelt es? Planet der Affen ist mein assoziiertes Thema. Dazu sehen die Karten einfach umwerfend aus. Die Farben glänzen und laden ein, die verschiedenen Primaten sehen mächtig und bedrohlich aus. Ich bekomme mein Starterdeck und möchte sofort loslegen. Die Erklärbarin auf dem Pressevent legt los und lässt Christian und mich eintauchen.
Kurzcheck: Darum geht es in After Us
In dem klassischen Deckbuilder zieht ihr zu Beginn eures Zuges vier Karten von eurem Starterdeck. Diese vier Karten puzzelt ihr so zusammen, dass möglichst abgeschlossene Kästchen entstehen. Abgeschlossene Kästchen generieren euch Ressourcen oder Aktionen, die ihr in der folgenden Phase für neue Karten ausgeben könnt. Ihr kauft eine Karte aus vier unterschiedlichen Affenarten verdeckt und setzt sie in der nächsten Runde sofort ein. Wer als erstes Leittier seiner Horde 80 Siegpunkte generiert hat, ist King Kong.
Erste Runde bei Pegasus
Nachdem die Erklärbärin den Tisch verlassen hat, legen Christian und ich los. Die Karten werden hin und her geschoben, Kästchen gebildet und die Ressourcen gesammelt. Immer wird ein Auge auf die Affen gerichtet. Welchen möchte ich? Die mächtigen Orang-Utan, die mir überwiegend Batterien generieren? Batterien? Klar, die Affen können damit jede Menge geile und abgefahrene Gegenstände – wie zum Beispiel die Spielekonsole – aktivieren. Oder gehe ich lieber auf die aggressiven Gorillas, die mir Zorn erzeugen? Sehr clever, über Zorn verscheuche ich Affen und dünne so mein Deck aus. Ein typischer Deckbuilder eben. Alle Primaten gibt es in einer günstigen und teuren Variante. Verdammt, Christian spart sich seine Ressourcen, er will auf die mächtigen Karten gehen und sammelt.
Meanwhile in another place
Auch Marco, Uwe und Michael sind vom Material begeistert. Als erfahrene Deckbuilder sind sie neugierig, gepackt und erkennen sofort die Feinheiten von After Us. Die unterschiedlichen Wege, die die vier Primatenarten ermöglichen, sind offensichtlich, aber nicht ausschließlich. Durch das Kombinieren und Bauen der Boxen können coole Effekte entstehen. Die Möglichkeit, über eine starke einheitliche Horde zu Siegpunkten zu kommen, ist nicht zu verachten. Zudem wählt jeder Spieler verdeckt, welchen Primaten ihr anlockt. Anschließend dürft ihr, wenn ihr Ressourcen ausgebt, den Bonus eines benachbarten Spielers kopieren. Hier ist ein bisschen Voraussicht und Erahnen gefordert. Wirkt sich das auf das Spiel aus?
Zurück zu Pegasus
Christian und ich spielen wild vor uns her. Mal schnellt Christian auf der Siegpunktleiste nach vorne, mal sind meine Kästchen und Aktionen so mächtig, dass mein Leittier vorne liegt. Spannung pur? Fehlanzeige. Wir brechen nach zehn Minuten ab. Wir schauen uns an und hören einfach auf. Warum? Jeder fummelt vor sich hin, es ist völlig egal, was der andere macht. Ich bekomme es nicht einmal mit. Ich schaue am Ende der Runde nur aufs Tableau und gucke, ob ich vorne liege oder nicht. Christian merkt trocken an: „Das Ressourcensystem mit dem Kästchen ist der Kampfmechanismus von Tainted Grail, und der war schon nicht gut!“ Eine Szene der Erklärbarin drückt sich mir ins Gedächtnis. Die sagte, dass das ein Kritikpunkt an dem Spiel sei. Jeder spielt eher für sich. Aha, so fühlt sich also Solo Manolo. Ich habe noch nie ein Spiel abgebrochen. Premiere. Aber meine Jungs in Trier müssen das doch zu schätzen wissen, oder?
Die Kamera schwenkt zurück nach Trier
Ich habe meinen Jungs nichts über das Spiel gesagt. Ich sah ihre Begeisterung in ihren Augen beim Auspacken. Die Grafik, das Setting, ein Deckbuilder. Und dann? „Joah, das war wohl nicht das Gelbe vom Ei“, sagte Marco trocken, nachdem ich das Rennen gewonnen hatte. Die Kritikpunkte sind scharf und wiegen schwer. Jeder spielt für sich alleine. Dieser Punkt ist zentral. Die Interaktion wird vorgegaukelt und fühlt sich auch genauso dünn an. Der Mechanismus Puzzeln ist so zufällig und beliebig, weil man einfach irgendwie schauen muss, dass die vier Karten passen. Dann kann man nicht mal passend nachziehen, weil die Karten eben nicht offen liegen, sondern man irgendwas zieht. Verdeckt. Es ist beliebig. Zufällig. Und deswegen hat man auch keinen Deckbuilder. Man hat eine zufällige, grob geplante Auswahl von möglichen Karten, die eine ungefähre Richtung vorgeben.
Eine ernste, weitere Partie
Ich setze mich mit Marco und Uwe hin. Wir schauen uns die Karten genau an, eruieren, was ihre Stärken und Schwerpunkte sind. Und spielen eine Partie mit Wissen und Expertise. Planerisch mit einer Strategie. Welche Strategie gewinnt? Nun, leider kann ich es nicht sagen. Ich spiele vor mich hin, bekomme selten mit, was Marco und Uwe kaufen. Warum auch, die Karte wird verdeckt gekauft, niemand kann mir aus einer Auslage etwas wegschnappen. Welche Strategie gewinnt? Ich weiß es nicht. Irgendeiner gewinnt das Wettrennen, weil er vielleicht am besten gepuzzelt hat, die beste Kartenkombination hat oder geschickt die Gegenstände einsetzt? Ich weiß es nicht, es ist nicht nachvollziehbar. Ich kann mir auch nichts abschauen, ich spiele vor mich hin.
Fazit
After Us möchte ein Deckbuilder sein, floppt aber auf ganzer Linie. Die tolle Grafik und das wunderschöne Setting, die guten Ideen und der thematische Ansatz können nicht über die offensichtlichen Schwächen des Spiels hinwegtäuschen. Und die wiegen so schwer, dass es zu einem Abbruch kam und ich meine Jungs zu weiteren Testpartien zwingen musste. Das Spiel hat keine Interaktion und jeder spielt solitär für sich. Selbst wenn ich diesen Zustand akzeptiere, bleiben die Schwächen in der Grundtechnik des Deckbuilders. Die Karten, die ich bekomme, sind zufällig, die Zusammenstellung ebenfalls und das Puzzeln der Engine wirkt beliebig, ist beliebig und hat keinen planbaren Effekt auf das Spiel. Ich kann euch nicht sagen, warum ich ein Wettrennen gewinne und wie ein starkes Deck aussieht. After Us bleibt für mich eine bittere Enttäuschung. Es sah so gut aus.
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5 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Da hat mich der Ersteindruck nicht getäuscht.
In diesem Zusammenhang muss meiner Meinung nach der Künstler Herr Dutrait aufpassen, das er sich nicht verheizen läßt. Klar, er hat ne schöne Einnahme-Quelle, aber die Quantität läßt seinen schönen Zeichenstil nicht mehr besonders wirken.
Kann dem Bericht 1:1 bepflichten, hatten in Essen eine Testpartie gespielt. Optisch und nach der Erklärung hat das Spiel echt neugierig gemacht aber das Solitäre Erlebnis und die schier pure Zufälligkeit, wenn man neue Affenkarten anlockt haben nicht wirklich zu weiteren Runden motiviert. Das ganze Spiel lässt sich auch etwas ratlos zurück, da ich prinzpiell das Puzzle und und Deckbuilding in einem schlanken Kartenspiel für vielversprechend halte.
Pflichte euch bei ABER 🙂 für Leute wie mich, die Solo-Spiele lieben, ist das eine absolut tolle Anschaffung. Die Solo-Variante gegen den ‚König der Primaten‘ ist richtig toll! Genau hier kann das Spiel enorm Punkten und seine Schwächen werden zu seinen Stärken.
Hallo und vielen Dank für die Antwort. Tatsächlich komme ich leider nie auf die Idee Spiele Solo zu spielen. Einmal habe ich es versucht. Daher bin ich sehr dankbar für deine Einschätzung.
Dann wird es natürlich mit der Optik zum sehr guten Spiel. Stark
Liebe Grüße
Ich kann die Meinung verstehen.
Ich finde aber die Strategie, die 8 Startkarten mit in Summe 32 Zorn zu eliminieren und NUR 4 gute Typ 2er zu kaufen nicht mehr => führt Immer automatisch zum Sieg.
2 Gorilla, 1 Schimpanse und 1 Mandrill genügen völlig.
Hat man eine Runde nicht genug Reserven, um einen Stufe 2er zu kaufen, kann man auf die nächste Runde sparen und immer den Zorn-Bonus der Gorilla-Plättchen nutzen.
In der Regel sind es mindestens 8 Runden bis 80 Punkte erreicht sind oder darüber.
Spätestens nach 6 oder 7 runden sind alle 8 Startkarten aus dem Deck und man bekommt durch die 4 Karten der Stufe 2 jede Runde maximale Punkte.Als Bonus kann man mit dem übrigen Zorn bis zu 3 gute Karten in der letzten Runde eliminieren und bekommt dafür nochmals 9 Siegpunkte.
LG Manu