Lesezeit: 5 Minuten
Charmante Optik!

Brettspiele zu Videospiel-Lizenzen lassen meine Skepsis monumental auf Diamantenerz-Niveau hochfahren. Als ehemals passionierter Minecraft-Spieler war meine Verwunderung umso größer, dass sich der Ravensburger Spieleverlag diesem Spiel annimmt. Eine solch kreative Sandbox in famoser Pixeloptik auf die Tischplatte zu bannen, ist sicher kein einfaches Unterfangen. Neben der Skepsis war ich allerdings auch verdammt neugierig! Nicht nur auf die Umsetzung, sondern auch wie dieses Spiel bei Familien ankommt, bei deren Kindern Minecraft ebenfalls gespielt wird. Konnte am Ende die Skepsis vollständig abgebaut werden?

Kurzcheck: Darum geht es in Minecraft: Builders & Biomes

In Minecraft: Builders & Biomes übernehmen die Spieler einen von vier bekannten Charakteren und ziehen mit ihnen durch die Welt von Minecraft. Dabei entdecken sie neue Landschaften in einer zufällig generierten Welt, finden Waffen und bekämpfen Monster. Ziel ist es durch Abbau von typischen Minecraft-Blöcken entdeckte Landschaften auf seinem Spielertableau zu bauen und mit Waffen Monster zu besiegen. Während einem Monster direkt Erfahrungspunkte und Spezialaktionen einbringen, muss man beim Landschaftsbau einiges beachten. Je nach Spielphase werden andere Faktoren auf den Landschaften gewertet, allerdings geht es immer um zusammenhängende Mehrheiten auf dem eigenen Spielertableau. Durch geschicktes Puzzeln und vorausschauendem Bauen ergattert man auch hier Erfahrungspunkte. Wer am Ende des Spiels davon am meisten besitzt, gewinnt das Spiel.

Dort wo ich mit meiner Figur hinziehe, decke ich die Landschaftplättchen auf.

Schneller Einstieg

Das Spielprinzip ist schnell erklärt. Es gibt insgesamt 5 Aktionen von denen man zwei verschiedene durchführen kann. Man bewegt sich, deckt Plättchen auf, kämpft gegen Monster und baut Gebäude oder Ressourcen ab. Nach kurzer Erklärung können auch Grundschulkinder mitspielen. Da Minecraft: Builders & Biomes komplett sprachneutral ist, können auch schon kleinere brettspielaffine Kinder mit reinschnuppern.

Etwas kniffliger gestaltet sich das Puzzeln, weil hier der Überblick behalten werden muss. Auf welche Biome setze ich? Gehe ich auf Masse oder wertige Landschaften? Da jedes Plättchen alle drei Wertungskategorien besitzt, ergibt es Sinn, auch schon in der ersten Phase so zu bauen, das man in folgenden Phasen und dann anderen Wertungskategorien punkten kann. Um Überforderung bei Kindern zu vermeiden, kann die Wertung im Vergleich zu den Erwachsenen vereinfacht werden. Hierbei müssen die Wertungskategorien nicht nebeneinander gepuzzelt werden.

Hier könnte ich in Phase 1 vier Schneewelten werten. In Phase II zählen Gebäude, auch dort wären schon drei Plättchen passend (Obsidian-Häuser).

Grandiose Ressourcen

Neben dieser Puzzel-Mechanik, die zwar einfach gehalten, aber jedem Eurogame-Liebhaber Spaß machen wird, ist das Highlight von Minecraft: Builders & Biomes der Block aus Ressourcen. Jetzt kommt neben der Optik nämlich erst so richtiges Minecraft-Feeling auf. Als Aktion darf ich zwei Blöcke abbauen, die an mindesten zwei Kanten plus Oberseite freiliegen müssen. Jedes Landschaftsplättchen das ich auf mein Spielertableau bauen möchte, kostet mich wiederum eine unterschiedliche Anzahl an Blöcken. Durch vier verschiedene Arten und der offenen Auslage ist Interaktion vorhanden. Was brauchen meine Mitspieler? Welche Blöcke gebe ich frei, wenn ich Block X abbauen? Fragen, die Spannung erzeugen. Es gehört natürlich auch immer etwas Glück dazu, welche Biome aufgedeckt werden und passend zu bauen sind. Dieser Glücksanteil ist für ein Familienspiel aber unabdingbar.

Der Würfel aus Ressourcen-Blöcken ist richtig cool!

Was machen die Kinder?

Bis zu diesem Punkt haben wir ein leichtes zugängliches Familienspiel in Minecraft-Optik, das die Kinder an den Tisch holt. Minecraft halt! Nur was fangen die Kinder damit an? Klar, ein wenig Ressourcen abbauen, dem Papa die Blöcke klauen und gleichzeitig ein schickes Haus zimmern ist drin. In erster Linie sind die Kinder aber auch scharf drauf, die Monster zu besiegen. Das Schwert gegen Spinnen, Skelette und Creeper zu schwingen ist eben Nervenkitzel pur. Die Mechanik dahinter ist ebenfalls simpel. Jeder Spieler hat seinen eigenen Stapel aus Waffenplättchen. Kämpft man, wird dieser gemischt und drei Plättchen aufgedeckt. Ist die Anzahl der Waffenplättchen und deren Stärke gleich oder höher als die Anzahl der Lebenspunkte des Monsters, wurde es besiegt. Im Anfangsstapel sind die Waffen aber schwach und mit fauligen Kartoffeln sogar mehr Nieten als Waffen vorhanden. Wer seinen Stapel mit gefundenen Waffen nicht aufbessert, erlebt hier viel Frust!

Kinder müssen lernen, dass nicht jeder Kampf erfolgreich bestritten werden kann. Das Scheitern ist auch Prinzip des Spiels, denn besiegte Monster bieten am Ende mächtige Boni, allen voran Extra-Siegpunkte für gebaute Elemente auf dem Spielertableau am Spielende. Der Erhalt dieser Bonuspunkte ist mit einem gewissen Risiko behaftet, ansonsten wäre der Kampf im Hinblick auf den Spieler der Marke friedlicher Baumeister zu stark. Durch diese Boni muss man als Pazifist im Übrigen äußerst gut bauen, ansonsten wird es schwer mit dem Sieg.

Das war wohl nichts, junger Padawan!

Potential verschenkt?

Gerade weil den Kindern das Kämpfen von Haus aus Spaß macht, ist dieses Element vielleicht etwas zu einfach abgebildet. Damit meine ich nicht einmal die Plättchen-Mechanik, die für Kinder absolut spannend ist und ihren Zweck erfüllt. Eher ist es ein Patzer in Sachen Spielgefühl zur digitalen Vorlage! In Minecraft baue ich eben nicht nur Häuser, sondern in erster Linie erstmal Werkzeuge und Waffen um in der Spielwelt voranzukommen. Dieser Aspekt fehlt hier völlig.

Waffen werden in Minecraft: Builders & Biomes gefunden und welche entscheidet der Zufall. Wer Glück hat, findet einen guten Bogen, danach vielleicht das Diamantschwert und wird der Berserker. Ein anderer versenkt Aktion um Aktion für stumpfe Eisenschwerter oder Spitzhacken. Vielleicht ist das Bauen von Waffen durch Ressourcen zu unpädagogisch oder der jetzt schon mächtige Block aus Ressourcensteinen wäre zu klein, da er auf die Gebäude optimiert ist. Ich habe darauf keine Antwort, nur das mir an dieser Stelle zu viel Glück und zu wenig eigenes Gestalten im Spiel ist.

Die vier Typen mit unterschiedlichen Kosten und ihren Kategorien.

Fazit

Die erste wichtige Erkenntnis ist, das Minecraft: Builders & Biomes auf soliden Spielmechanik-Blöcken erbaut wurde. Auch ohne Bezug zum Videospiel kann man als Familie einsteigen, wenn auch der Aufforderungscharakter ungleich größer für Fans des Videospiels ist. Die passende Pixel-Optik wie auch der geniale Ressourcenblock erzeugen eine gelungene Tischpräsenz für Fans von Minecraft. Gerade Kinder, die das Block-Spiel kennen, holt man hier total ab! Die übersichtlichen Aktionsmöglichkeiten überfordern nicht und der Puzzelpart ist im Schwierigkeitsgrad anpassbar. Für erfahrene Spieler ist hier das größte Potenzial vorhanden, weil das vorausschauende Bauen seiner Landschaft, auch in Konkurrenz zu den Mitspielern, Spaß macht. Insgesamt erlebt man so für ein Familienspiel die richtige Portion aus Glück und Planung.

Minecraft: Builders & Biomes schwächelt für mich aber beim Kampf und genau dem Element, wo Kinder mit Feuereifer dabei sind. Zu zufällig in jeglicher Hinsicht und gekappt vom kreativen Spielprinzip des Videospiels. Schade, ich hätte mich gerne mehr mit den Ressourcenblöcken abseits des Baus von Biomen ausgetobt. Trotzdem geht Minecraft: Builders & Biomes als Familien- und Türöffnerspiel für Minecraft-Fans absolut in Ordnung.

Minecraft: Builders & Biomes

31,99 €
7.4

AUSSTATTUNG

8.0/10

SPIELIDEE

7.0/10

SPIELSPASS

7.3/10

Kurzfakten

  • Einfacher Einstieg
  • Gute Spielzeit
  • Minecraft-Atmosphäre
  • Kein Bau von Waffen & Werkzeugen
  • Kämpfe zu simpel

Spielinformationen

  • Genre: Familienspiel (Taktik)
  • Spieler: 2 - 4
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: 30 - 60 Minuten
  • Rezensionsexemplar erhalten
Redakteur | Admin | Gründer von Brett & Pad | Website

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