Draftosaurus von Ankama und der Board Game Box füttert meinen Dino-Hunger genau in dem Maße, dass er nicht auf Brachiosaurus Niveau heranwächst. Der würde nur dafür sorgen, dass ich Unmengen an Geld in DinoGenics stecke oder mir das optisch grenzwertige mutige Spiel Dinosaur Island ins Regal stelle.
Der Resthunger passt perfekt um die Dinomeeple aus Draftosaurus stetig neu in den Parkanlagen umzuverteilen. Liebschaften werden auseinandergerissen, es kommt zu Vereinsamung von Individuen und der Zusammenrottung ganzer Gattungen. Zum Leidwesen dieser Meeples werden sie richtig heiß und bisweilen von einem Schweißfilm überzogen. Nein, keine Paarungszeit, ich werde es gleich erklären. Nach diesem Einstieg noch ein rechtlicher Einschub: Beim Spielen sind keine Dinos zu Schaden gekommen!
Kurzcheck: Darum geht es in Draftosaurus
Ein Beutel voll mit Dinos will in die Parkanlagen der Spieler verteilt werden. Dafür zieht jeder Spieler blind sechs Dinos, sucht sich einen verdeckt aus und platziert ihn in seine Gehege. Dabei grenzt ein Würfel die möglichen Optionen ein. Danach geben alle Spieler ihre Dinos ihrem linken Sitznachbarn und das Spiel geht von vorne los. Insgesamt sechs verschiedene Dinoarten und Gehege sorgen durch unterschiedliche Platzierungsregeln für Spannung. Eine schwierige Winterrückseite der Spielertableaus hebt den Anspruch leicht. Insgesamt steht aber extrem schneller und unkomplizierter Dinospaß im Vordergrund! Mit ein wenig Hilfe können selbst 5-Jährige mitmischen. Eine Partie dauert selten mehr als 10 Minuten.
Rein ins schwitzige Vergnügen
Wir befinden uns mitten im Spiel. Die Hälfte der Dinos sind gezogen und wir starten den zweiten Durchlauf. Meine große Hand quetscht sich in den kleinen Dinobeutel. Hätte der nicht etwas größer sein können? Ich habe manchmal Angst, dass ich den Beutel nicht mehr von meiner Hand bekomme. Egal! Ich habe drei Triceratops, einen T-Rex und zwei Stegosaurier gezogen. Kurz geluschert was meine Nachbarn im Park präsentieren.
Links von mir sammelt der Spieler Stegosaurier im Wald der Gleichartigen. Hier darf nur eine Gattung stehen. Er würde sich sicher freuen, wenn er meine noch auf die Hand bekommt. Für den Spieler rechts wäre der T-Rex interessant, da dieser in einem Gehege einen Extrapunkt bringt und er in der Ebene der Vielfalt noch keinen stehen hat. Hier erhält man Punkte für unterschiedliche Arten. Ich selber bräuchte eigentlich einen Brontosaurier in meiner Prärie der Verliebten. Da fehlt die bessere Hälfte! Habe nur keinen auf der Hand. Den Triceratops vielleicht auf die Insel der Einzelgänger? Dort erhalte ich mächtige sieben Punkte, wenn diese Art in keinem anderen Gehege steht. Knifflige Entscheidungen! Dann kommt der Würfel… und ich fange an zu schwitzen!
Forcierter Zufall
Der Startspieler jeder Runde würfelt das Schicksal aus. Die sechs Seiten des Würfels bestimmen die Platzierungsregeln. Mal darf man z. B. nur auf der rechten Seite des Parks platzieren, dann nur in leere Gehege oder in kein Gehege mit T-Rex. Kurzum, die obigen Überlegungen sind wichtig, aber der Würfel bestimmt, ob ich sie umsetzen kann. Das kann auch voll in die Hose gehen. Für Taktiker grausam, für Familienspieler und Kinder ein Heidenspaß. Dinos lieben Schadenfreude! Denn einer freut sich immer, der Startspieler der gewürfelt hat. Der darf als einziger den Wurf ignorieren und frei platzieren.
Schön fies zu zweit
Wer zu zweit spielt, erhält noch eine Schippe Gemeinheit obendrauf. Hier ziehe ich nicht nur einen Dino für mich aus der Hand, sondern ich nehme aktiv einen weiteren aus dem Spiel. Das man dabei immer die Dinos vernichtet, die der Gegenspieler braucht, ist dinoklar. Mit akustischer Untermalung aus Schmählauten steigt der Spaß – zumindest für einen.
Mit Hausregel etwas mehr Taktik
Insgesamt will das Spiel zu jeder Zeit ein Absacker und Familienspiel sein, bei dem Glück eine große Rolle spielt. Wer es etwas taktischer mag, kann mit offenen Händen spielen. Hierbei weiß man also nicht nur was andere Spieler im Park für Dinos stehen haben, sondern auch auf der Hand. Entsprechend habe ich durch meine Entscheidung etwas mehr Einfluss auf Kosten der Überraschung und es steigt der Ärgerfaktor im Spiel.
Bitte nicht füttern!
Bevor wir zum Fazit kommen schulde ich euch noch eine Aufklärung. Wem der Thrill um Dinos in Gehegen zu sehr auf die Handflächen drückt oder mit Kindern spielt, die mit ihren kleinen Patsche-Händen die Dinos wohlig warum umschließen, der erlebt sein warmes Wunder. Sind die Dinos einmal aus dem Beutel, wandern sie von Hand zu Hand und werden wärmer und wärmer. Ich empfehle übrigens den Verzicht auf Knabberkram während der Partie. Erstens sind es Holzdino, die man nicht füttern muss, zweitens hat am Ende jeder das in der Hand, was du in der Hand hattest.
Fazit
Draftosaurus kombiniert eine äußert charmante Dinoparkaufmachung mit hochwertigem Material und auf den Kern herunter gebrochenes Drafting. Wichtige Eckpfeiler für gute Familienspiele sind auch gegeben: Kurze Spielzeit, schneller Einstieg und eine gute Balance aus Taktik und Glück. Der Würfel sorgt immer wieder für Gelächter am Tisch und durchkreuzt die eigene Planung. Auch ist der Ausgang des Spiels lange Zeit offen, weil sich erst nach und nach der eigene Park entfaltet. Das sorgt für Spannung und lässt jeden auf den Spielsieg hoffen. Als Manko stellt sich der kleine Beutel heraus, der selbst für Kinderhände schon grenzwertig ist. Trotzdem ist für mich Draftosaurs eines der bisher besten Absackerspiele 2019 – nur wascht euch vorher die Hände!
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