Lesezeit: 4 Minuten
Roll to the Top! und seine neue Kickstarterversion mit dem Zusatz Laminate sieht extrem unscheinbar aus. Noch unscheinbarer als so manch anderes Roll & Write. In der Schachtel befinden sich ein paar laminierte Gebäudetafeln, Stifte und genau sechs Würfel. Kann damit überhaupt Spielspaß aufkommen?

Kurzcheck: Darum geht es in Roll to the Top!

Die Regeln des Spiels sind in unter drei Minuten erklärt – eher weniger. Je nach Standpunkt spricht das nun für oder gegen das Spiel. Ziel des Spiels ist es, als erster oben anzukommen und dabei alle Kästchen auf dem eigenen Spielertableau auszufüllen. Man startet dabei unten und trägt die erwürfelten Zahlen in die Kästchen. Dabei muss eine Zahl, die über eine andere eingetragen wird, immer gleich- oder höherwertig sein.

Zusätzlich wird ein Spezialwürfel geworfen, der dem nächsten Spieler aufzeigt, wie er den Pool aus fünf Würfeln (W4, W6, W8, W10 und W20) verändern muss. Würfel werden hinzugefügt, weggenommen oder ausgetauscht. Wichtig, jeder Wurf ist für alle Spieler gleichermaßen gültig! Man muss also auch dann Zahlen eintragen, wenn der Mitspieler gewürfelt hat. Ende Gelände, jetzt könnt ihr losspielen. Hatte ich zwei Minuten Erklärung geschrieben? Ich hab gelogen, zieht eine Minute ab. Bis zu diesem Punkt fragt sich wohl jeder, ob dieses Spielprinzip überhaupt Spaß versprühen kann. Ich stellte mir die gleiche Frage!

Wo ist Bob?

Eine Anfängerpartie, bei der aber deutlich wird, wer das Spiel schon einmal gespielt hat.

Das erste Gebäude gezückt und die Würfel geworfen, setzten wir Stein auf Stein. Oder sagen wir besser Würfelzahl auf Würfelzahl! Dabei ist zu beachten, dass man gewürfelte Zahlen auch addieren kann. Kleine Mechaniken versüßen das Brettspieleben. Trotzdem Verwunderung in der Gruppe, kommt da noch was? Wo ist Bob der Baumeister wenn man ihn braucht? So wird das Spielspaßgebäude ganz sicher einstürzen! Zumal man einfach genau dort Zahlen eintragen kann, wo ein Mitspieler dies auch macht.

Dann startet der Turbo

Mit zunehmender Spieldauer merkt man aber, das Bob die falsche Adresse ist. Roll to the Top! ist ein reinrassiges Rennspiel. Ich will schneller an die Spitze als alle Mitspieler. Also versuche ich Zahlen zu benutzen, die andere liegen lassen. Addiere anders, vielleicht geschickter! Wer einen Würfel irgendwann besser einsetzt, der gewinnt dann eben mit einer Runde Vorsprung. Ich hatte durch die App schon etwas Übung im ersten Spiel gegen meine Frau und habe mit acht Runden Vorsprung gewonnen. Dazu gehört natürlich auch immer Glück, aber eben auch Mut zum Risiko im richtigen Zeitpunkt.

Anderes Spielgefühl

Dieser Effekt stellt sich vor allem bei den komplexeren Gebilden ein. Mit Sackgassen, zusammenhängenden Feldern und fiesen Lücken, steigt der Anspruch, weil die Wege zur Spitze mehr Spielerei, mehr Risiko, mehr Wege zulassen. Ich habe keine Partie auf den komplexeren Tableaus erlebt, wo Spieler die gleichen erwürfelten Zahlen eingetragen haben. Man will eben schneller und besser sein, also muss man definitiv etwas anderes wagen. Daher an dieser Stelle der Rat, wenn dich Roll to the Top! interessiert, dann wähle die Spezialedition. Je mehr abgefahrene Tableaus in der Schachtel sind, umso größer der Spielspaß!

Allerdings kann man auch einfache Tableaus schon aufwerten! Als Spielvariante kann man die Zahlen nämlich auch absteigend eintragen. Also mit großen Zahlen anfangen und darüber kleiner oder gleich. Was auf den ersten Blick wie ein Schildbürgermodus wirkt, entpuppt sich als die wesentlich taktischere Variante! Durch die Möglichkeit, die gewürfelten Zahlen zusammenzuzählen, liegt die Entscheidung, mit welchen Zahlen ich am Ende spiele, viel mehr in meiner Hand. Starte ich zu niedrig, geht mir am Ende gehörig die Luft aus. Während ich den normalen Modus mit meinen Kindern spielen kann, haben sie in der Variante keine Chance.

Vier der acht verschiedenen Tableaus im Grundspiel.

Fazit

Wer hätte das gedacht, dass so ein simples Spiel mit Würfeln so kurzweiligen Spaß erzeugen kann?! Ehrlich gesagt, nach Powerships verwundert mich das nicht wirklich. Der Autor Corné van Moorsel zeigt einmal mehr, dass er es beherrscht, aus wenigen Regeln und ein paar Würfeln ein unterhaltsames Spiel zu kreieren. Dabei skaliert das Spiel von relativ langweilig, aber einsteigerfreundlich, bis hin zu absolut interessanten Roll & Write-Wettrennen, bei dem der stetige Blick zum Mitspielern sogar rudimentäre Interaktion beweist. Entscheidend ist hier die Wahl des Spielertableaus! Aus diesem Grund empfehle ich auch das optionale Special-Pack. Wer sich eingespielt hat, sollte die wesentlich herausfordernde Variante ausprobieren, die ein höheres Maß an Taktik und Risiko einfordert. Roll to the Top! ist ein unkomplizierter und einfacher als Vertreter wie Ganz schön Clever, aber genau deswegen als Absacker zu empfehlen.

Roll to the Top
Spielinformationen
Genre: Roll & Write | Personen: 2 - 5 | Alter: ab 9 Jahren | Dauer: 15 Minuten | Autor: Peter Joustra, Corné van Moorsel | Illustration: Steven Tu
SPIELSPASS
7.5
AUSSTATTUNG
6.5
SPIELIDEE
6.5
Positive Aspekte
Sehr einfach zu lernen
Tableaus sorgen für unterschiedlich viel Spaß
Variante erhöht den Anspruch leicht
Sehr gute Stifte!
Negative Aspekte
Wer Anspruch sucht, ist hier falsch
n
7
Redakteur | Admin | Gründer von Brett & Pad | Website | + Letzte Artikel

Fleischpöppel | Brettspieler | Videospieler | Rollenspieler | Miniaturenbemaler | Würfel-Lucker | Airbrush-Anfänger | Blogger | Schönspieler | Rum-Trinker | Brettspielsammler | Crowd-Funding-Süchtig | Trockner Grübler | Pöppel-Streichler | Magic-Verweigerer | 4X-Fanboy | Sickerflopp-Liebhaber

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.

Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.

Ich akzeptiere die Datenschutzhinweise: