Kurzcheck: Darum geht es in Teotihuacan: Die Stadt der Götter
Kurzcheck ist eine Herausforderung, aber ich will es wagen. Das Spiel ist nämlich weit weniger kompliziert, als es die Erklärung vermuten lässt. In Teotihuacan übernimmt jeder Spieler in der Rolle eines Adligen die Aufgabe Ruhm zu sammeln. Dafür läuft man mit seinen Würfeln (= Worker) im Kreis und löst Aktionen aus. So baut man eine Pyramide, sammelt Ruf auf den drei Götterpfaden, schaltet Boni frei, verziert die Pyramide, sammelt Rohstoffe oder baut die Straße der Toten aus. Kurzum, es gibt viel zu tun! Die Würfelzahl und die Anzahl der eigenen Würfel auf der jeweiligen Aktion bestimmen deren Stärke. Nach der Aktion darf man meistens noch einen Würfel hochstufen. Aus einer drei wird so z.B. eine vier, die mächtiger ist, wenn ich sie auf den Aktionfeldern aktiviere. Das Hochstufen zeigt, die Würfel bleiben ansonsten immer auf ihrer Seite liegen, gewürfelt wird in Teotihuacan nicht ein einziges Mal!
Nach drei Eclipsen hat der Spieler mit dem meisten Ruhm gewonnen, wobei jede Eclipse aus mehreren Runden besteht und Zwischenwertungen stattfinden. Dabei lässt Teotihuacan viele Wege zu, um an Ruhm zu kommen. Da viele Aktionen auch gut verzahnt sind – z. B. mit den Tempeleisten – darf man sein Hirn nicht an der Garderobe abgeben. Was machen meine Mitspieler und wie möchte ich spielen? Fragen, die einen ständig begleiten. Der Anspruch ist hoch, denn das Ziehen und richtige Hochstufen der Würfel ist schwieriger als man vermuten würde und erfordert sorgfältige Planung.
Gold? Ich will Kakao!
Aufpassen ist angesagt
Diese Interaktion zieht sich durch viele andere Spielbereiche. Man schnappt sich Boni auf der Tempelleiste weg, kämpft um gerade passende Pyramiden- oder Treppenplättchen. Die setzbaren Häuser durch die Straße der Toten sind auch begrenzt und wer bei den Technologien später entwickelt, schenkt anderen Siegpunkte. Achte auch darauf welche Masken die Mitspieler sammeln, denn vollständige Sets bringen viele Siegpunkte ein. Dazu gesellt sich die oben beschriebene Kakao-Mechanik. Während einer Partie Teotihuacan ist der Zug der Mitspieler immer interessant, weil er Einfluss auf mein eigenes Vorgehen hat. Wir sind hier also weit entfernt von einem parallel gespielten solitären Optimierungsspiel.
Der Aufstieg
Ich hatte eingangs erwähnt, das man nach einer Aktion einen Würfel verstärkt. Dabei gibt es zwei Dinge zu beachten, welche die Handhabung dieser Mechanik interessant macht. Zum einen ist diese Aufwertung Pflicht, zum anderen stirbt der Würfel auf einer sechs. Das bedeutet, dass ich mit einer fünf zwar die meisten Boni abgreife, aber danach der Würfel auf die eins zurückgesetzt wird. Autsch! Einziger Vorteil, ein Würfel von eins bis drei ist bei einer Eclipse günstiger mit Kakao zu bezahlen. Da ist also Timing angesagt!
Wie immer ist das noch nicht alles. Jeder Würfel der stirbt, in Teotihuacan thematisch Aufstieg genannt, bringt dem Spieler einen wählbaren aber immer mächtigen Bonus ein. Gleichzeitig wird der Rundenmarker ein Feld weitergerückt! Herrlich fies, denn es verkürzt die Spielzüge meiner Gegner. Vielleicht ist sogar die Runde vorbei und es steht die Bezahlung an! Oh, du hast gar kein Kakao um deine Arbeiter zu bezahlen und wolltest noch an der Pyramide bauen? Schade, Schokolade. Wie gesagt, man sollte seine Mitspieler im Auge behalten.
Schließ mich ein!
Ich hatte ja schon von den Aktionsfeldern berichtet, bei denen man sich entscheiden muss, ob man Kakao erhält oder die Aktion benutzt. Es gibt aber noch eine dritte Möglichkeit. Man kann seinen Würfel dort beten lassen. Klingt komisch, der Ertrag ist aber nicht zu verachten. Je nach Aktion steigt man auf einer Tempelleiste auf und für die Abgabe von einem Kakao darf man optional noch ein ausliegendes Bonusplättchen nehmen. Je nach eigener Strategie kann dieser Bonus äußerst stark sein. Extra-Ressourcen, weitere Schritte auf den Tempelleisten, Würfelaufwertungen, Masken, im Prinzip gibt es zu jedem Spielelement einmalig einzulösende Boni. Teotihuacan wäre aber nicht Teotihuacan, wenn man nicht auch gleichzeitig ein Nachteil hätte. Wer sich für das Gebet entscheidet, schließt seinen Würfel ein und bringt sich so um einen Worker. Eigenes freikaufen nur mit Kakao-Kosten möglich!
Fazit
Teotihuacan: Die Stadt der Götter lässt einen erst ein wenig straucheln. Die Anleitung ist etwas sperrig, die ersten Spiele durchzogen von vergessenen Kleinigkeiten. Kein Wunder, wenn man bedenkt, was hier, wo überall Boni gibt. Aber das legt sich und dann entfaltet sich in Teotihuacan der Spaß: Würfel richtig bewegen und aufwerten, die Gegner im Blick haben und sich strategische Symbiosen überlegen, um extra viel Ruhm zu sammeln. Was erst wirkt wie solitäre Optimierung, ist an vielen Stellen durchzogen von Interaktion. Wer seine Kakaoreserven nicht im Blick hat und nicht erahnt, was Mitspieler wohl vorhaben könnten, steht dann manchmal dumm da. Überall herrscht der Konkurrenzkampf.
Die vielen verschiedenen Möglichkeiten, Würfel einzusetzen und zu punkten, begeistern ebenso wie die Variabilität. Denn die Anordnung der Aktionen können für Kenner des Spiels zufällig angeordnet und die Startbedingungen gedraftet werden. Richtig überrascht hat mich das wertige und optisch doch schicke Material! Vor allem strotzt das Spielfeld nur so von kleinen, liebevollen Details. So bleibt festzuhalten, wäre der Spielspaß eine Stimme, wäre Teotihuacan: Die Stadt der Götter vor Freundengeschrei stetig heiser.
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- 2. Januar 2025
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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Dieses Spiel ist völlig gnadenlos. Fehler werden langfristig erheblich bestraft. Kleine Fehler können sich gravierend auswirken. Dieses Spiel kommt mir vor wie eine Fahrt in einem Formel-1-Boliden. Es ist ständig höchste Konzentration und Optimierung angezeigt. Teotihuacan fehlt völlig ein Mechanismus, der Chancen ausgleicht. Spieler, denen es gelingt, sich anfangs gut zu platzieren, haben es im weiteren Verlauf immer leichter. Wer das Glück hat, auf einen Entwicklungspfad zu setzen, den kein anderer verfolgt, gewinnt, wer in Konkurrenz zu Mitspielern unterwegs ist, wird auf keinen grünen Zweig kommen. Strategiewechsel im laufenden Spiel sind aber nicht mehr möglich, bzw. kosten zu viele nicht erlangte Siegpunkte. Damit ist das Spiel für mich ein Glücksspiel ohne Würfel, das freilich zum Verwirklichen des Glücks weiterhin viel Konzentration erfordert, denn auch für Spieler, deren Strategie aufgeht, ist ständige Aufmerksamkeit nötig. Auch deren Fehler werden (siehe oben) gnadenlos bestraft.
Hi,
Vielen Dank für deinen Kommentar. Schade das dir das Spiel nicht gefällt. Vielleicht erhält es noch einmal eine Chance? Man muss schon aufpassen was andere Spieler vorhaben. Ich hatte in meinen Spielrunden eigentlich immer sehr spannende Partien und auch 60 Punkte Vorsprung sind schon geschmolzen. Auch der Sieger sammelte immer mehr. Am Anfang waren 110 Punkte ordentlich, nun eher 160 bis 180, ich hab auch schon von 240 Punkten gehört. Da ist also noch Luft nach oben.
Manchmal passt es halt nicht. Was sind denn deine Favoriten?
Viele Grüße
Christian