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In der News zu Discover hatte ich ja schon versprochen noch einmal explizit auf den neuen Trend der einzigartigen Brettspiele, neudeutsch Unique-Boardgames, einzugehen. Asmodee hat zwei Spiele in der Pipeline die dieses Attribut verdienen: Discover und Keyforge. Die Besonderheit dieser Art der Brettspiele ist, dass jeder Spieler ein eigenes Brettspiel enthält. Eine weiteres Exemplar des Spiels oder bei Keyforge das Deck, hat einen anderen Inhalt. Es ist also das Überraschungsei der Brettspiele. Klingt ja erstmal ziemlich spannend und zumindest bei Keyforge war ich zuerst recht begeistert.
Sieht ja erstmal Schick aus! Das Konzept an sich klingt auch spannend – zumindest auf dem Papier.

Die Neugierde

Da wäre natürlich erstmal das Gefühl bei der ersten Begutachtung. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass so etwas nicht anfixt. Die Neugierde was man erhält, das erste Sondieren um zu schauen was man damit anstellen kann. Gerade bei einem Deck-Spiel wie Keyforge hat das seinen Reiz. Nicht umsonst gibt es seit Jahrzehnten Sammelkartenspiele. Auch spielerisch ist das interessant, weil mir keiner vorkauen kann, wie ich zu spielen habe. Ich selber muss mich in mein Material hineinfuchsen, da hilft kein Karten-Guru im Forum oder Power-Youtuber mit seinen Builds.

Aber auch hier kommen natürlich Zweifel auf. Vielleicht habe ich Lust auf ein gewisses Spielelement oder Fraktion? Da heißt es dann kaufen, kaufen und nochmal kaufen. Wenn alles wild zusammen gemischt wird, kann es dann nicht sein, dass ich zig Karten habe, die das Attribut X verstärken, ich habe durch Pech nur eine Karte mit Attribut X? Das wäre spielerisch murks und ich würde mir wohl direkt das nächste Deck kaufen. Wenn alles zufällig ist, das Spiel aber trotzdem interessante Feinheiten bieten möchte, ist das gefährlich! Hat man Glück, ist man bärenstark, hat man Pech schlittert man in die Unspielbarkeit. Am Ende kann das verdammt teuer werden, weil die Sucht nach einem noch besseren Deck in der nächsten Verpackung wartet. Auf der anderen Seite wird ein Spiel, welches so etwas auffängt, aber ungleich flacher. Denn wenn alles irgendwie passen muss, dann fehlt der Tiefgang und die Ecken und Kanten.
Welche Fraktion in deinem Keyforge Deck drin ist, entscheidest nicht du!

Der Eisbär in der Wüste

Da ein Deck bei Keyforge um die 10 € kostet, ist das Prinzip hier egal in welcher Hinsicht verschmerzbarer. Aber wie sieht es bei einem richtigen Brettspiel wie Discover aus? Die Neugierde ist natürlich auch hier erstmal gegeben. Aber es soll eine Geschichte erzählt werden. Es wird Kämpfe geben, Charaktere und Monster. Das in vielfältiger Form – genaueres in meiner News. Da ich keinen Einfluss auf den Inhalt habe, kann es sein, dass ich in der Wüste mein Abenteuer erlebe. Etwas das ich weniger prickelnd finden würde. Kaufe ich ein zweites Exemplar, geht es mit Pech aber wieder hin zu diesem trostlosen Ort. Auch die Charaktere könnten mir nicht gefallen. Und was ist mit der Gefahr, dass das Material nicht zusammen passt? Wenn der Holzfäller in der Box mit dem Wüstenszenario auf den Eisbären trifft?
Kann ich mir nur schwer vorstellen. Also wird vielleicht doch mehr strukturiert? Oder sind die Szenarien so aufgebaut, das sich alles zusammenfügt? Platzhaltertexte bei denen nur Schlüsselwörter ausgetauscht werden. Questabschnitte die irgendwie immer zusammenpassen, weil sie vielleicht in sich geschlossen oder so banal sind, dass sie austauschbar werden. Dann brauche ich aber keine zweite Box im Regal, die auch noch Platz wegnimmt. Wo ist denn da jetzt mein Vorteil?

Videospielbranche als Vorbild?

Der letzte Punkt ist, der sich hoffentlich nicht bewahrheitet, das am Ende Unique Brettspiele eine reine Profitgeschichte sind. Mich erinnert dieser Versuch von Asmodee ein wenig an die Anfänge in der Videospielbranche, als DLC aufkamen oder zuletzt Lootboxen. Wo man vorher ein Videospiel mit massig Inhalt und freischaltbaren Extras in seiner Daddel-Kiste rotieren hatte, sollte man plötzlich für zusätzlichen Inhalt bezahlen. Dieser Inhalt war vorher allerdings inklusive. Freischaltbare Boni, wie neue Helden oder Waffen, wurden über Boxen verkauft, ohne das man wusste, was drin war. Deinen Helden nicht bekommen? Pech gehabt, kauf doch noch Box.
Zurück zu den Brettspielen. Während ich in The 7th Continent im Basisspiel vier große Abenteuer habe, mit unzähligen Helden, die Abwechslung versprechen, ist das Pendant Discover eine abgespeckt Version, bei der neue Impulse durch einen weiteren Kauf freigesetzt werden. Dieser Kauf ist dann auch noch zufällig. Es scheint, als wäre es ein DLC als Lootbox verpackt. Das hat nicht einmal die Videospielbranche dem Spieler vorgesetzt…

Abwarten!

Am Ende bleiben viele offene Fragen die man erst beantworten kann, wenn die Spiele auf dem Markt sind – ich bin dem Ganzen nicht gänzlich abgeneigt und vor allem neugierig, ob Unique Brettspiele etwas taugen. Aber ich breche vorab sicher nicht in Jubelschreien aus, denn Neugierde beim Kauf verfliegt schnell und sollte nicht das Ziel eines Brettspielkaufs sein.
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