Kurzcheck: Darum geht es in Paleo
Das ist nämlich die Ausgangslage: Überleben in der unerbittlichen Steinzeit! Paleo ist eine lose Kampagne aus verschiedenen Modulen, wobei jedes Modul seinen eigenen Kartensatz ins Spiel bringt. Du startest wie alle anderen am Tisch mit einem Clan aus zwei Steinzeitmenschen und gemeinsam versucht ihr eure eigenen Stapel an Karten durchzuspielen. Versteht den Stapel an Karten als verfügbare Zeit am Tag. Dabei hast du die Ziele der Module immer im Blick, für die du ganz unterschiedliche Dinge erreichen musst. Eine Sache eint sie, schaffst du es nicht am Abend, der Moment wo eure Nachziehstapel aufgebraucht sind, die Voraussetzungen der Module zu erfüllen, frieren und hungern sich deine Leute zu Tode. So leitet man das negative Spielende ein! Das solltet ihr natürlich gemeinsam verhindern. Nur mit Absprache und gemeinsamen Taktieren ist es möglich, die Spielziele zu erfüllen und gleichzeitig die fünf Plättchen zur Vervollständigung des Wandgemäldes zu erspielen. Eines ist Paleo ganz sicher nicht: einfach!
Der Tagesablauf
Die Grundmechanik von Paleo ist allerdings extrem simpel. Du ziehst die obersten drei Karten deines Nachziehstapels, darfst allerdings nur die Rückseite betrachten. Diese zeigt an, was sich auf der Vorderseite befinden könnte. Ein Wald abgebildet? Nun, vielleicht findest du Holz oder ein Tier zum Jagen. Du siehst ein Lagerfeuer? Dann erhält dein Clan vielleicht Zuwachs oder kann Werkzeuge herstellen. Was genau passiert ist nicht absehbar. Das erzeugt Spannung und bei der Wahl der Karte wird die Abstimmung mit der Gruppe gesucht. Eine der drei Karten legst du nun vor dir ab, die anderen zwei werden in der gezogenen Reihenfolge wieder auf den Nachziehstapel gelegt.
Das machen alle Spieler gleichzeitig, genauso wie das folgende Umdrehen der Karte. Die zweite Welle der Kommunikation startet. Plötzlich erhältst du im Gebirge kein Stein, sondern es lauert dir ein fieser Wolf auf. Dafür ist die Waldkarte bei deinem Steinzeit-Partner richtig cool, da erhaltet ihr drei Holz. Das braucht ihr, damit ihr am Ende euren Clan mit wichtigen Fackeln und Speeren ausrüsten könnt. Nur so lassen sich die stärkeren Gefahren meistern. Was euch am ersten Tag die Haut über die Ohren zieht, ist ein paar Tage später locker gemeistert. Falls ihr denn so weit kommt und nicht verhungert. Ja, ihr erlebt hier eine absolute motivierende Clanprogression. Wichtig zu wissen, bei vielen positiven Ereignissen auf der Vorderseite kann man alternativ auch MitspielerInnen helfen und auf seine Aktion verzichten. Das bringt uns zurück zur Frage, wer jetzt wem hilft! Holz sammeln und du verlierst Lebenspunkte durch den Wolf? Auf das Holz verzichten und gemeinsam den Wolf besiegen und Fleisch erhalten? Paleo beschert euch ohne kompliziertes Regelgerüst viele kleine Entscheidung, die jedes Mal eine andere Geschichte erzählen.
Das Spielgefühl
Eine einzige Karte pro Zug spielst du und trotzdem wird ein intensives Spielgefühl erzeugt. Was hast du und deine MitspielerInnen für Karten? Welche Ressourcen brauchen wir? Wo erwarten wir als Gruppe eine Gefahr auf der Vorderseite und brauchen daher Hilfsaktionen? Dabei darf man nicht vergessen, dass bei Proben Karten eben ungesehen abgelegt werden, was dir die wahre Bedeutung der Vorderseite vorenthält. Ist dies zudem eine Gefahrenkarte, verlierst du Lebenspunkte. Autsch! Die Steinzeitmenschen sterben manchmal verdammt schnell, was am Ende dafür sorgt, das alle verlieren. Leider schlummern wirklich viele Gefahrenkarten im Deck. Also musst du manchmal aktiv eine angehen, denn nur beim Abwerfen verlierst du Lebenspunkte. Knifflig!
Anderseits werden eben auch Karten abgeworfen, wo du vielleicht in den Wald oder an den Fluss gehen könntest und wichtige Ressourcen erhältst. Du weißt anhand der gezogenen drei Karten immer was du abwerfen wirst, wenn du eine Aktion bezahlen musst. Auch das muss mit einbezogen werden. Dann gibt es noch die Spezialkarten der Module. Diese sollten vielleicht auch nicht ungesehen abgeworfen werden. Sie sind der Schlüssel zum Sieg. Allerdings auch nicht immer leicht zu meistern, anfänglich scheitert man meistens. Sie trotzdem anzuschauen ist zwar ein Graus, aber nur so weißt du, wie du das Spiel gewinnst. Scheitern gehört dazu, damit du mit dem neu gewonnenem Wissen es am nächsten Tag besser machen kannst. Am Ende besuchst du in Paleo Wälder, Flüsse, Berge, träumst von Ereignissen, bekämpfst wilde Tiere, verbesserst deinen Clan und kämpfst bei jedem Tagesanbruch aufs Neue ums Überleben. All das nur durch die Wahl einer Karte, ganz ohne Downtime. Fantastisch!
Coole Module
Tja, über die 10 Module bei Paleo will ich nichts verraten. Ich will euch die Überraschungen nicht versteinzeitaltern. Die 222 Karten sorgen aber für viel Abwechslung und einige Module haben es spielerisch wirklich in sich. Nicht jede Zusammenstellung werdet ihr auf Anhieb schaffen. Es ist also einiges an Langzeitmotivation vorhanden. Wichtig: die Module sind keine wirkliche Kampagne. Es gibt zwar 7 feste Level mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad, aber auch danach kann man wild Module mischen und Spielspaß aus Paleo ziehen.
Das Mammut auf dem Eis
Dann wäre da aber noch dieses dicke Mammut auf dem Eis. Ja, ich meine die Anleitung. Diese wurde zwar schon überarbeitet, aber ich empfinde den Einstieg in das Spiel als nicht wirklich leicht. Das erstmalige Zusammenstellen der Module ist auch nicht so ohne. Ich zumindest habe mich ungewohnt schwergetan. Vor allem fiel es uns schwer bei Unklarheiten schnell Hilfe in der Anleitung zu finden. Nach spätestens einer Partie ist das Mammut aber vom Eis geholt.
Was vielleicht auch überraschen mag und nicht umsonst in der Anleitung hervorgehoben wird, spiele Paleo anfänglich nicht mit mehr als zwei Clans. Wenn ihr mehr seid, dann teilt euch die Clans. Ich persönlich finde es zu zweit oder zu dritt am besten. Zu viert dauert die Absprache länger, die eigenen Tage sind kürzer (dünnerer Nachziehstapel), die Anforderungen bleiben aber gleich hart. Ergo empfinde ich das Spiel, als schwieriger zu meistern.
Fazit
Die Steinzeit war kein gemütliches Brettspiel-Café, sondern ein heftiger Kampf ums Überleben. Mühsam muss die Wildnis durchkämmt werden und wer eigentlich nur Steine für ein Werkzeug sammeln wollte, stolpert plötzlich über die Mammut-Mutti! Ergebnis: Keine Steine und ein geplätteter Steinzeitmensch. So ein Leben in der Steinzeit, und damit auch die Partie in Paleo, kann schnell vorbei sein. Das Spiel ist definitiv nicht einfach! Es erfordert Absprache, Mut zum Risiko und Erfahrung über kommende Ereignisse. Andere Brettspiele fahren für solch ein Abenteuer komplexe Mechaniken auf. Paleo reicht die Wahl einer Karte! Höchst kooperativ, keine Downtime und eine gelungene Mischung aus taktischer Planung und spannendem Zufall. Durch den Modulcharakter bleibt es lange abwechslungsreich und als kleines Highlight gibt es mit der Werkzeugbank sogar einen echten Eyecatcher. Der Einstieg ist aufgrund der Art der Anleitung etwas suboptimal, aber wer diese Hürde nimmt, der erlebt, vor allem auch zu zweit, ein wirklich gutes kooperativen Brettspiel!
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18 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Moin Christian, was sind das für hübsche Schälchen auf dem Tisch?
Die habe ich in einem 1 € Shop gefunden. Das nennt sich: Bambus Schale Appetizer. Eigentlich für kleine Happen gemacht, oder so. Die sind mega günstig. 10 Stück 1 bis 3 € und taugen super für Spielmaterial.
Schönes Review.
Deckt sich mit unseren Erfahrungen. Und ja, die Anleitung ist irgendwie komisch.
Aber das Storytelling mit nur einer (Geheimnis)-Karte habe ich so auch noch nicht erlebt. Aber gerade wenn du meinst einfach „mal so“ schnell das Mammutbaby zu erlegen und die Geheimnisskarte aufgedeckt wird, sitzt die Spielerunde geschlossen am Tisch und akzeptiert die Konsequenz….und hat (zu Recht) irgendwie ein schlechtes Gewissen. Damit relativiert sich auch der hohe Schwierigkeitsgrad. Er ist hoch, aber niemals unfair, sondern eher realistisch
Danke!
Habe das Spiel für uns 3 (Jennifer, Jessica und mich) zu Weihnachten geholt, jetzt haben wir es 2 X gespielt und sind gefrustet. Da kein Erfolg in Sicht kommt und daher wir uns fragen was wir wohl dabei verkehrt machen. Finde es schwierig und sehr schade.
Das Spiel ist auch nicht einfach! Es ist definitiv ein Kennerspiel. Als ersten Tipp, spielt zu dritt auch erstmal nur mit 2 Clans. Zwei von euch müssen sich dann einen teilen.
Dabei muss man sich zusammen eine Taktik überlegen und versuchen, sich zu merken, welche Karten was brachten. Es braucht definitiv mehrere Tage, um das Zeil zu schaffen. Dabei sollte man zusammen auch auf die Gegenstände hinarbeiten, die es braucht, um Gefahren zu überstehen. Wenn ich in der ersten Runde am Wolf scheitere, weil mir eine Kampfkraft fehlt, muss man hier nachbessern. Und man sollte sich schon zusammen viel helfen. Ein großer Clan ist nicht unbedingt besser, weil er viel Nahrung verbraucht. Gegenstände sind da mächtiger.
Das Wichtigste ist aber, spielt es erstmal nur mit 2 Clans. Jeder Clan erhöht die Schwierigkeit! Das müsste auch in der Anleitung stehen. Ansonsten müsstest du etwas mehr erzählen, wo ihr scheitert und warum 🙂
Liebe Grüße
Christian
Ich hab auch noch eine Frage zu deinem Sieh-Bild…
Dort ist nur eine der beiden Missionskarten aufgedeckt, die andere zeigt den rückseitigen Mond.
Ich dachte bisher man muss jede Nacht BEIDE Missionen erfüllen, oder bekommt Schädel, und damit ist es auch ziemlich knackig…
Was hab ich übersehen?
Danke auf jeden Fall schonmal
Man muss in der Regeln jede Nacht beide Missionen erfüllen. Das ist absolut richtig. Die Partie ist jetzt zu lange her, wie die letzte Partie Paleo allgemein. Allerdings bringen die Module ja neue Regeln bzw. Kniffe ins Spiel. Entsprechend kann es durchaus richtig sein, dass die Karte umgedreht war. Weiter bitte ich zu bedenken, dass manchmal eine Spielsituation fehlt und innerhalb einer Partie nicht fotografiert wurde. Innerhalb der Entstehung einer Rezension werden also hier und da durchaus gestellte Fotos produziert, wo man ein Detail manchmal vergisst zu beachten.
Tolles Spiel
Hallo Christian, wenn ich zu zweit spielen will. Starte ich dann mit zwei oder drei Personen im Clan? Es ist leider nicht gut in der Regel beschrieben. Wir haben einmal zu zweit gespielt mit mir zwei Personen. Es war schier ausweglos zu gewinnen. Weißt du dazu was?
Man startet mit 2 Personen im Clan. Viele Personen bedeutet auch nicht unbedingt ein einfacheres Spiel, weil du viel mehr Nahrung brauchst. Man muss sich aber gemeinsam überlegen, wie man vorgeht. Was man herstellt, wie man das Level knackt. Dabei verliert man auch, das gehört dazu. Ansonsten wäre das Spiel auch viel zu schnell ausgespielt.
HI,
vielleicht antwortet mir 2023 noch jemand *lol*
in wie weit unterscheidet sich der Schwierigkeitsgrad von „Paleo“ zu „Robinson Crusoe – Abenteuer auf der Verfluchten Insel“?
Hat Paleo ähnliches Frustpotential wie Robinson Crusoe?
Hi Michi,
Natürlich! 😀 Frustpotenzial ist aus meiner Sicht für kooperativen Spaß wichtig. Würde man jedes Szenario sofort gewinnen, sich als Team nicht einspielen müssen, die Szenarien nicht gemeinsam enttüftelt, dann wäre es aus meiner Sicht absolut langweilig. Also ja, beide Spiele besitzen einen Anspruch und mit Pech auch eine Abwärtsspirale. Du musst auch in Paleo Niederlagen hinnehmen. Man Szenario ist anders vielleicht gar nicht zu lösen, als es einmal zu verlieren, um es dann besser zu machen.
Ansonsten müsstet du mir vielleicht einmal genau erklären, was für dich „Frustpotenzial“ heißt?
Auf der anderen Seite ist Paleo wesentlich weniger komplex als Robinson Crusoe und auch schneller gespielt.
VG
Michi
Absolut das schlecht erklärteste Spiel, das ich je gespielt habe. Spielspaß kommt gar nicht auf, weil alles so unsinnig kompliziert ist. Schade um das schöne Geld, welches für solch ein Spiel aus dem Fenster geworfen wurde.
Das kann ich leider so gar nicht nachvollziehen. Was wird denn sonst so gespielt? Es gibt eine verbesserte Anleitung, falls die Version der Erstauflage entspricht.
Ein schönes und spannendes Spiel. Hübsch gemacht und aus meiner Sicht auch ausreichend erklärt. Für kleine Fragen fehlt mir aber eine FAQ-Liste beim Verlag, oder habe ich die übersehen? Eine Frage bewegt mich: was macht man wenn die Nahrung im allgemeinen Vorrat schon alle ist und man alles auf seinem Brett hat und noch ein Mammut erlegt? Gibt es keine weitere Nahrung und man sollte auf die Jagd verzichten? Oder legt man sich noch Ersatzteile dazu?
Hallo Stefan,
in den Genuss bin ich leider noch nie gekommen. Die Ziele der Nacht waren häufig sehr anspruchsvoll und auch der Stamm muss ernährt werden. Aber die Ressourcen sind unendlich. Sollte dieser Fall eintreten, muss du dir einfach behelfen. Ja, FAQ fehlen bzw. ich habe auch noch keine gefunden. Aber auf dem Discord von Beeple bekommst du Regelfragen sehr schnell beantwortet. Manchmal auch von Christian & mir.
Liebe Grüße
Markus
Ich bin erst jüngst und dank Brettspiel Event zu dieser wundervollen Perle gekommen.
Sooo schön. Auch mein Sohn (9) findet es großartig.
Paleo erinnert mich ein wenig an die familienfreundliche Version von Robinson Crusoe, ohne dieses zu sein (und es auch nicht zu wollen).