Hinter den Kulissen
Der Start des Pegasus Pressetag 2020 war sehr persönlich gehalten, weil der Marketingleiter Peter Berneiser und Geschäftsführer Karsten Esser sehr emotionale und ausführliche Einblicke, auch hinter die Kulissen des Verlags, ermöglichten. Natürlich stand Corona im Fokus und die damit einhergehenden Herausforderungen für Pegasus. Unerwartete Krisen erfordernd neue Denkweisen. Ihr selber kennt meine News zu den Fachhandelsaktionen von Pegasus, womit in diesen schweren der Einzelhandel gestärkt werden sollte. Weiterhin wurde in die Software des eigenen Shops investiert, was sich bezahlt machte. Ganze 20% mehr Umsatz in den Monaten der Pandemie! Dazu hielt man die Designer Days, wo Autoren ihre Prototypen vorstellen, ebenfalls digital ab. Was laut Pegasus ausgezeichnete funktionierte und eine völlig neue Reichweite ermöglichte. Auch die drei Ausgaben der Online-Convention Conspiracy waren ein voller Erfolg. Die vierte Ausgabe findet vom 27. – 29.11.2020 statt. Nach einer virtuellen Firmenführung wurde der Fokus dann auf die zahlreichen Brettspiele gelegt und hier möchte ich meine persönlichen Highlights herausgreifen. Einige davon habe ich sogar in der angesprochenen Ferienzeit mit der Familie gespielt, der Eindruck ist also gefestigter.
Was kommt da auf uns zu?
Nach den Kinderspielen, bei dem ich besonders Timmi im Zoo aufgrund seiner süßen Aufmachung interessant fand, ging es direkt ins große Denken. Ignacy Trzewicek himself betrat die virtuelle Bühne, übrigens ganz problemlos. Bild-in-Bild-Konferenzen, dynamische Wechsel zum analogen Brettspieltisch, das war technisch großes Kino, was hier Pegasus zeigte. Zurück zu Ignacy Trzewicek, der vor allem seine Marke Detective in den Fokus stellte. Zur SPIEL.digital wird Detective: Erste Fälle veröffentlicht, darüber hinaus können sich Profis 2021 im kommenden Detective: Vienna Connection Spielspaß abzapfen. Es spielt im Kalten Krieg, unter anderem in Berlin, und geht eher in die Richtung von typischen Agentenfilmen. Insgesamt soll Detective, ähnlich wie Netflix für Serien, als Oberbegriff für storylastige Krimi-Spiele stehen. Nicht nur ein Brettspiel, sondern eine Marke. Mir soll das recht sein, ich bin absoluter Detective-Fanboy! Weiter wurde ein kommender Kickstarter zu einem Szenario-Buch für Robinson Crusoe angekündigt.
Mega interessant war das Spiel Doodle Dungeon vom Autor Ulrich Blum. Ich lehne mich mal etwas aus der Brettspielschachtel und sage: Pflichtkauf! In Doodle Dungeon werden Karten gedraftet, um damit ein Dungeon zu zeichnen. Wer drei linke Daumen beim Malen hat, der darf die coolen Schablonen im Spiel benutzen. Großartig, endlich kann ich erkennen, was meine Frau zeichnet. Ist das Dungeon fertig und somit Phase 1 beendet, startet Phase 2 und der Held betritt die Bühne. Dein linker Nachbar zeichnet nun eine Route des Helden ein und das Ziel ist es, diesen möglichst schnell zu töten. Ja, wir spielen die BÖSEN!!! Dabei helfen einem die aus Phase 1 gedraftet Karten. Der Clou, Karten, die stark beim Dungeonbau sind, fallen merklich in der Heldenphase ab. Man steht also beim Draften immer vor der Entscheidung, wie man die Karten sinnvoll nutzen kann.
Was hat mir an kommenden Neuveröffentlichungen noch gefallen? Nun da wäre das abgefahrene Ghost Adventures. Schaut auch direkt den Teaser an, was für ein innovatives Spiel! Ich sehe schon alle hektisch am Tisch herumzappeln. Verzaubert wurde ich auch durch den Sprecher Oliver Rohrbeck, der alle Szenarien zu City of Angels einspricht. Ein Krimi-Spiel, welches ich unbedingt spielen will. Wobei ich noch nicht weiß, ob ich es wirklich kompetitiv spielen möchte. Koop geht aber auch. Rechnet mit einer Veröffentlichung Anfang 2021. Dann hat mich der Preis der Hansa Teutonica Big Box erfreut. Ein OVP von 39,95 € ist bei dem Umfang und der Qualität eine echte Ansage! Als persönliches Highlight zum Abschluss ein Blick auf Kyoto von Deep Print Games. Das Teil ist wie für mich entwickelt! Als Vertreter einer großen Nation kämpfst du für die Rettung der Erde, die vor dem Kollaps steht. Insgeheim willst du deinen Wohlstand aber nicht aufgeben. Gemeinsam müsst ihr Gesetze erlassen, die bestimmte Vorgaben voraussetzen, ansonsten geht die Erde weiter den Bach runter. Natürlich sollen die anderen Blechen und nicht du! Kyoto ist so ein diskussionsreiches, satirisches Spiel über den Klimawandel und den eigenen Wohlstand.
Brettspiele im Detail
Punktesalat
Ganz ehrlich, ich dachte, was soll das denn für eine seichte Kost sein und wie kann das bitte Spaß machen. Jetzt hat es die meisten Partien von allen Neuheiten auf dem Buckel. In Punktesalat gibt es auf den Vorderseiten sechs knallige Gemüsesorten. Die farbenprächtigen und qualitativ hochwertigen Karten sind bei mir immer kurz vorm Status des Anknabberns. Auf der Rückseite jeder Karte ist ein einzigartiges Rezept, mit dem man unter gewissen Vorausetzungen an Gemüse, ordentlich Siegpunkte schnibbeln kann. Bist du am Zug, darfst du entweder zwei der sechs ausliegenden Gemüsesorten nehmen oder eine der drei ausliegenden Rezepte. So verballert man alle Karten und kürt am Ende den Gemüse-König. Extrem simpel, eine schöne Portion Glück und die kurze Spielzeit machen Punktesalat zu einem einfachen Familienspiel oder netten Absacker.
MicroMacro: Crime City
Die Marketing-Kampagne war vorab echt witzig. Auch ich erhielt verschiedene Postkarten, ohne zu wissen, was das soll! Der Twitter-Community rauchten die Köpfe. Am Ende ging es um das Wimmelbildspiel MicroMacro: Crime City. Auch hier war ich skeptisch, ob das Auflösen von Fällen, ganz ohne Spielmechanik, auf einem riesigen Wimmelbild funktionieren kann. Wenn Kinder am Ende auf den Tisch krabbeln, Erwachsene mit der Lupe ihre Nase am Plan plattdrücken und alle zusammen versuchen die witzigen Fälle zu lösen, dann muss man zugestehen, dass MicroMacro funktioniert. Das liegt aber auch am steigenden Schwierigkeitsgrad, wo man hier und da auch um die Ecke denken muss. Gerade mit Kindern ist das Spiel wirklich großartig! Online könnt ihr übrigens ein Mini-Szenario kostenlos ausprobieren.
Renature
Das erste Brettspiel vom neuen Verlag Deep Print Games wurde von Peter Eggert vorgestellt. Auch hier steht, wie auch bei Kyoto, die Natur im Vordergrund. Es geht darum, dass man ein umweltverschmutztes Tal wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt. Dafür siedelt man Tiere an und pflanzt allerhand Bäume, Gräser und Sträucher. Das Spiel sieht wunderbar putzig aus und das Material ist für Freunde von Holz ein echter Segen. Das Spiel offenbart dann aber ein durchaus kompetitives Spielgefühl, weil hart um Mehrheiten gekämpft wird. In Vollbesetzung ist der Glücksanteil höher, was zum Familienspiel passt. Zu zweit wird es dann eher ein taktischer Knobler, was die Eltern freuen sollte. Eine ausführliche Rezension zu Renature wird noch folgen.
Bonfire
Dann wurde Bonfire von Stefan Feld vorgestellt. Die Einschätzung des Autors, das es sich hier um ein anfängliches Expertenspiel handelt, das innerhalb der Partie in den anspruchsvollen Kennerbereich rutscht, kann ich nach meiner Erstpartie bestätigen. Vielleicht eines der besten Spiele des Autors, wobei weitere Partien zeigen werden, ob es wirklich auf eine Stufe mit Bora Bora und Aquasphere gehört. Nichtsdestotrotz war die bisherige Partie extrem stark! Es gibt die typische Verzahnung von Aktionen, allerdings ohne dabei einen Spieler komplett ins Abseits laufen zu lassen. Es spielt sich daher weniger frustig! Besonders cool ist das Puzzeln, welches die eigenen Aktionen definiert. Dazu ist es extrem modular aufgebaut und hat kaum Glückselemente.
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3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Punkte Salat war auch mein Highlight im Urlaub, schönes Absackerspiel 🙂
Renature finde ich auch spannend!
Bonfire ist mechanisch 1a umgesetzt, das Thema holt mich allerdings nicht ab – die Partie hat trotzdem spaß gemacht, weil alle gut mitspielen konnten.
Jetzt hast Du mich richtig neugierig auf City of Angels gemacht. Ich glaube, das ist genau mein Ding.
Schade, dass es erst Mitte Dezember erscheint 🙂
Es kann sein das der Termin nicht gehalten werden kann. Ich bin auch ziemlich gespannt drauf. Das Setting ist halt echt cool!