Zwischen zwei Schlössern von Stonemaier Games/Feuerland konnte ich erst nicht richtig greifen. Der Funke sprang über, als ich dieses Legebrettspiel mit ein wenig Abstand am Tisch betrachtete und meine Mitspieler genauer beobachtete. Das vergebene Blue Label von Feuerland für seichtere Spiele steht dem Spiel mindestens genauso gut, wie es für mich als Quintessenz der Idee hinter dem Spielen an sich steht. Das bedeutet aber auch, dass mit der falschen Erwartung an Zwischen zwei Schlössern der Spielspaß schnell zum Einsturz gebracht werden kann.
Kurzcheck: Darum geht es bei Zwischen zwei Schlössern
Die Grundregeln sind denkbar simpel, wenn auch mit einer doch recht frischen Idee versehen. Man baut ein Schloss aus vielen Räumlichkeiten und versucht dabei so viele Punkte wie möglich zu erspielen. Dabei hat jeder Raum unterschiedliche Regeln wie er punktet und gleichzeitig verschiedene Attribute, die wiederum andere Räume für ihre Punkte benötigen. Seit Stefan Feld kennt man den Ausdruck Punktesalat. Zwischen zwei Schlössern ist nukleares Punkte-Massaker. Alles punktet mit allem. Dazu kommen wir später noch. Wichtig ist zu wissen, dass jeder Spieler zwei Schlösser baut und zwar mit seinen jeweiligen Sitznachbarn. Am Ende wird nur das schlechtere der beiden gewertet.
Man versucht also mit seinen Nachbarn dafür zu sorgen, dass beide Schlösser richtig gut werden. Dieser Clou macht das Spiel enorm interessant und ist einer der Gründe für den Einleitungabsatz. Die Baumechanik ist in wenigen Minuten erklärt. Jeder hat einen Stapel von neun Plättchen, sucht sich verdeckt zwei aus, ohne darüber ein Wort zu verlieren. Dann decken alle Spieler ihre gewählten Plättchen auf und verbauen jeweils eines davon in die beiden Schlösser. Welches? Da darfst du dich gerne mit deinen Mitspielern austauschen. Dann gibt man seinen Stapel mit Plättchen weiter. Das macht man neun mal, dann ist das Spiel vorbei.
Wohlig warm
Dieser Austausch sorgt im Zusammenhang mit dem kooperativen Bauen dafür, dass am Tisch ständig beratschlagt wird. „Lege das Plättchen doch neben das Schlafzimmer? Oder was hältst du von dort? Wenn wir noch ein Turm bekommen, wäre das Ideal.“ Der Fokus ist dabei sehr stark auf meine direkten Sitznachbarn gerichtet. Daher kann man Zwischen zwei Schlössern ohne Probleme mit sieben Spielern spielen. Es erinnert dann an 7 Wonders. Die Spielzeit wächst kaum, denn egal wie viele am Tisch sitzen, man spielt immer zu dritt. Das kann man nun kritisieren, ich umarme diese Stimmung aber. Denn auch in großer Runde ist so ein zügiges Spiel möglich und das wohlig warme Geschnatter am Tisch ist einfach herrlich. Jeder im Austausch, mit Plättchen am Planen und erschafft hier etwas. Jeder möchte gewinnen, das ist im Spiel aber oft nicht zu überblicken. Was zählt ist der Weg, das Erschaffen von zwei Schlössern mit tollen Raumanordnungen. Wettkampf gibt es, aber er ist nicht wirklich zu spüren.
In den ersten Partien war ich noch vom Optimum getrieben. Auf der großen Punktehatz stürmte ich gedanklich durch die Räume. Dann, in einer Partie mit sieben Spielern, war ich mit meinem Zug als erster sehr früh durch und beobachtete die anderen Mitspieler. Wirklich alle waren mit Enthusiasmus dabei, jeder hatte die Regeln verstanden und war in einem wahren Flow. Das Ziel: mit anderen etwas erschaffen, mit Freude an der Sache. Ist es nicht genau der Grund weshalb wir Brettspiele (manchmal) spielen?
Bauchspiel und Taktik
Das angesprochene Punktemassaker sorgt für einen dicken Wertungsblock und dafür, dass man während der Partie sein Schloss punktetechnisch nicht so recht einordnen kann. Ich zumindest kenne keinen Spieler. Es mag da draußen Leute geben, die Erdbeeren schmecken, wenn sie eine fünf sehen und zu jeder Zeit für jedes Schloss am Tisch die Punkte kennen, aber grundsätzlich spielt man aus dem Bauch. Das Motto: Was bringt diese oder nächsten Runde Punkte. Eine grobe Planung ist trotzdem wichtig. Dafür sorgen die vielen Symbiosen und eine Sonderregel. Denn jedesmal wenn ich einen speziellen Raumtyp dreimal verbaut habe (oder fünfmal), erhalte ich eine Sonderaktion. Diese Aktionen sind oftmals sehr mächtig. Hier sollte man also schon etwas planen. Dadurch das die Plättchenstapel immer weitergereicht werden, muss man gut abwägen, welche Räume man für Punkte setzt oder vielleicht auf den offensichtlichen besten Zug für eine mögliche Sonderaktion verzichtet. Im Optimalfall passt beides.
Alles Zufall?
Zufall bei den Räumen die sich im erhaltenen Plättchenstapel verstecken, keine Kontrolle darüber, was mein Spielpartner für Räume legt, gleichzeitig kaum ein Überblick was die anderen so im Detail treiben. Nichts für steinharte Strategen. Wer es kompetitiv mag, wird hier nicht glücklich und durch die Vielzahl an Möglichkeiten zu punkten, können Entscheidungen am Ende willkürlich wirken. Auch muss man sich mit dem Wimmelbild-Charakter anfreunden können. Die Ikonografie ist zwar klar, aber die Elemente sind sehr klein. Ich hatte damit zwar keine Probleme, aber bei schlechter Beleuchtung und nicht mehr ganz taufrischen Augen kann das nerven.
Fazit
Diese Kritikpunkte werden für mich geschickt mit Spielspaß-Fontänen umbaut. Mit zwei weiteren Baumeistern an zwei Schlössern gleichzeitig zu werkeln, sich über die Vielfalt der Auslage freuen, von der Punktausbeute überraschen lassen und mit Spannung auf dem mächtigen Wertungsblock den Sieger ermitteln, sind Elemente, die ich genieße. Die Kommunikation am Tisch ist ebenso hoch wie die Motivation schön zu bauen. Das fällt mit den schicken Plättchen umso leichter. Strategen gehen hier etwas unter, dafür kann man sich aber auch noch mit fünf bis sieben Spielern in einem schönen Rahmen wohlig warm am Tisch austoben. Man muss nur loslassen können, alles im Blick haben zu wollen! Dann ist Zwischen zwei Schlössern nicht nur ein gutes Brettspiel, sondern vor allem ein echtes Gesellschaftsspiel.
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