
Kurzcheck: Darum geht es in Galactic Cruise
Der CEO geht in drei Jahren in Rente. Jetzt seid ihr am Steuer und müsst beweisen, dass ihr es draufhabt, das erfolgreiche Unternehmen weiterzuführen. Ziel bei Galactic Cruise ist es, durch geschicktes Worker-Placement und den Ausbau einer Engine die meisten Punkte bei den Anbieten von Weltraumflügen zu ergattern. So ein Flug ins All ist aber nicht einfach. Bei Galactic Cruise müsst ihr vorher ein Raumschiff bauen, Gäste anwerben, eine Route festlegen und Sauerstoff, Nahrung und natürlich Treibstoff für den Flug ins All vorhalten. Ganz nebenbei müsst ihr noch die ausliegenden Unternehmensziele beachten. Mit jedem erfüllten Unternehmensziel werden die Anforderungen nämlich höher. Also kommt hier ein Wettlauf ins Spiel, der ein feines Timing erfordert. In jeder Runde setzt ihr einen Worker in der Fabrik ein um so zwei Aktionen auszuführen. Oder ihr startet einen Flug ins All, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind. Der Ausbau der Fabrik und eures Playerboards helfen natürlich und werden von erfolgreichen Anwärtern auf den Chefsessel nebenbei erledigt.

Timing
Galactic Cruise hat so geile Timing-Momente, dass ich fast ins Schwärmen gerate. Hier zum Beispiel: Die Ressourcen in der Firma sind endlich. Es gibt jedoch einen zentralen Speicher, aus dem ihr Nahrung, Sauerstoff und Treibstoff für eure Abteilung sichern könnt. Ist der Speicher leer, gibt es keine Ressourcen mehr. Nada. Nichts. Allerdings kann ich durch eine Aktion diesen Speicher auffüllen – und bekomme für jede Stufe die ich auffülle Geld. Und glaubt mir, Geld ist so verdammt knapp. Um den Speicher aufzufüllen, muss ich allerdings eine meiner Aktionskarten abwerfen, und wenn ich keine habe, ist diese Aktion für den Arsch. OMG. Diese Aktionskarten liegen ebenfalls aus – vier an der Zahl. Und hier macht Galactic Cruise das gleiche Spiel: Wenn sie weg sind, sind sie weg. Dann kann ich sie natürlich wieder auffüllen und erhalte dafür Belohnungen. Aber dann liegen da neue Karten, die vielleicht mein Mitbewerber nehmen kann. Will ich das? Je nach Brett definitiv nicht.

Brettsache
Die Firma Galactic Cruise hat mehrere Abteilungen. Zwei Aktionen befinden sich in einer Abteilung. Ich setze einen Worker ein und kann zwei Aktionen durchführen. Durch den Kauf teurer Zahnräder könnt ihr Abteilungen miteinander vernetzen und habt so eine größere Aktionsauswahl. Oder ihr bezahlt eure Konkurrenten, wenn sie Abteilungen vernetzt haben. Will ich häufig nicht. lässt sich aber nicht immer vermeiden. Ist eine Abteilung durch einen gegnerischen Worker besetzt, kickt ihr ihn einfach raus. Okay, der Gegner bekommt jetzt ein Einkommen, aber dafür ist die Aktion frei. Die Verteilung der beiden Aktionen auf dem Spielbrett ist dabei modular und verändert das Spiel völlig: Ein Beispiel: auf dem aktuellen Brett ist das Nehmen von Blaupausen eine Aktion, der Einbau dieser Blaupausen als Module ins Raumschiff die zweite Aktion. Ich kann also sofort die genommenen Blaupausen in mein Schiff einbauen. Liegen diese Aktionen weit verteilt, benötigt dies mehrere Worker.

Worker
Die lieben Worker. Ich habe am Anfang nur zwei, kann allerdings im Laufe des Spiels weitere hinzukaufen. Je mehr Dinge ich auf meinem Playerboard freischalte, desto günstiger werden die zwei freizuschaltenden Facharbeiter. Hier sind wir wieder beim Timing. Gebe ich früh im Spiel viel Geld aus, um einen zusätzlichen Worker zu haben, oder nutze ich mein Geld, um mein Board zu entwickeln? Galactic Cruise befeuert dein Hirn immer und immer wieder mit solchen Entscheidungen – und ich liebe es. Während die anderen ihre Züge machen, überlege ich, was meine nächsten Schritte sein können, zähle meine Ressourcen und überlege, wann denn endlich mein erstes Schiff ins All steigt. Und auch hier stellen sich wieder Fragen über Fragen: Fliege ich eine kleine Route, die wenig Treibstoff verbraucht? Fliege ich mit einem großen Schiff, das zwei Gäste tragen kann? Oder baue ich ein kleines Shuttle mit nur einem Gast? Gerade möchte ich eigentlich eine große Route mit fünf Stationen anfliegen. Das Problem: Ich habe nur zwei Worker. Und einer muss als Pilot das Shuttle fliegen – und kann eben dann nicht in der Firma arbeiten. Bei der gewünschten großen Runde fällt er als Arbeiter in der Firma fünf Runden aus.

Gäste
Einer meiner bittersten Momente in Galactic Cruise resultierte in einem letzten Platz, und ich wusste, woran es lag: an mir und Marco. Mit Werbung kann man Gäste in die Warteschlangen für die Flüge locken. Alle Routen sind so lange frei zugänglich, bis ich mir eine Route zugewiesen habe, quasi den Schalter aufgemacht und das Boarding gestartet habe. Dann kann nur noch ich für meinen Flug Gäste zuweisen. Gesagt, getan. Ich reserviere mir die Route auf den Abenteuerplaneten. Das Zuweisen der Gäste erfolgt über Werbung. Gäste, die oben stehen, wollen viel Werbung, Gäste, die weiter unten stehen sind günstig. Das passt, denn gerade bei Werbung bin ich völlig abgerannt. Ich brauche die beiden passenden Gäste, die zum Abenteuerplaneten möchten. Allerdings schiele ich vorher noch auf zwei ausliegende Aktionskarten, führe erst diese Aktion aus und begehe einen klassischen Timing-Fehler. Marco schnappt mir exakt meine beiden anvisierten Gäste weg und ordnet sie seinem Flug zu. Fuck. Das ist kein kleines, sondern ein großes Problem. Ich habe keine Werbung für andere Gäste. Dadurch kann ich keine zuweisen. Der Abflug meines Fluges verzögert sich um ein paar Runden und ich hinke brutal hinterher.

Keine Angst vor Galactic Cruise
Häufig lassen Menschen von Heavy Euros vermeintlich die Finger. Ich bin ehrlich: Lisboa oder Hybris: Disordered Cosmos spielen sich schwieriger. Was mich bei Galactic Cruise sehr beeindruckt hat, ist die eindeutige Symbolsprache, das aufgeräumte Spielbrett und dass es keine Kettenzüge gibt. Einzig der Start einer Rakete nimmt etwas mehr Zeit in Anspruch. Das Ganze kann ich mit Zahlen belegen: Die Erstpartie mit Aufbau und Erklärung bei drei Spielern dauerte 3,5h. Die zweite Partie in der gleichen Runde 2h und 15 Minuten. Die vierte Partie mit vier Spielern, darunter einer neu, hatte eine Nettospielzeit von 2h. Hammer. Ich war immer euphorisch nach jeder Partie. Warum? Ich fasse euch an meine Faszination im Fazit zusammen.

Fazit
Ich liebe On Mars. Für mich der beste Lacerda und eines meiner absoluten Lieblingsspiele. Galactic Cruise hat ähnliche Vibes. Man startet nicht einfach eine Rakete. Man baut sie, man bucht Passagiere und legt eine Route fest. Und man muss die benötigten Ressourcen dafür haben. Da kann einiges schiefgehen, aber es macht so unfassbar viel Spaß. Galactic Cruise fordert Planung und ein feines Händchen für Timing, denn durch die Aktionen der Mitspieler verändert sich das Spiel. Hier ist Interaktion durch die Mechanik eingebaut. Unfassbar gut. Wo eben noch Gäste auf meinen Flug gewartet haben, sind jetzt schon auf einer anderen Reise gebucht. Zudem sieht jedes Spielbrett durch den modularen Aufbau der Fabrik und der Aktionsfelder anders aus. Die Unternehmensziele sind ein kleines Wettrennen und die Interaktion ist durch den Worker-Placement-Mechanismus hervorragend gelöst. Dazu die tolle Symbolsprache. Lediglich der neutrale Look stört mich ein wenig. Ich hätte mir von Ian O’Tool mehr Weltraumesprit gewünscht. Galactic Cruise ist wirklich ein absolut starkes Spiel – früh im Jahr 2025. Die englische Version fällt hierbei kaum ins Gewicht. Bitte unbedingt spielen!

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