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Kurzcheck: Darum geht es in Darwins Journey
Wir erleben in diesem Workerplacementspiel über fünf Spielrunden Darwins Erinnerungen an seine bahnbrechende Forschungsreise zu den Galapagos Inseln. Unsere Aufgaben sind dabei vielfältig: Wir reisen der HMS Beagle hinterher, wir erforschen die Inseln des Archipels und errichten Lager, wir verschiffen unsere Ergebnisse in Museen, erhalten Reputation, wir korrespondieren, wir erfüllen Aufträge und kümmern uns um das liebe Geld. Dabei fordert Darwin’s Journey einiges von uns. Das liebe Geld ist immer knapp, immer schnappt mir jemand einen Auftrag weg, meistens schnappt mir mein Mitspieler in der Zugreihenfolge vor mir meine Aktion weg und die Rundenziele laufen auch aus dem Ruder. Ach ja, ganz nebenbei betreibe ich in Darwin’s Journey noch Tableauentwicklung. Ich fühle mich wie auf einer Expedition, bei der alles perfekt laufen muss.
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Alles falsch gemacht
Nicht viele Spiele schaffen, dass was Darwin’s Journey bei der Erstpartie erreicht hat. Erstens: Wir haben nach dem Spiel sehr lange über die Mechaniken, die Strategien und das Spieldesign diskutiert und ich nehme einen wichtigen Fakt vorweg: Darwin’s Journey hat mich bei der Erstpartie weder gepackt noch überzeugt. Zweitens: Die krachende Niederlage hat mich abends nicht in Ruhe gelassen und ich haben mein eigenes Spiel und das der anderen Bros analysiert. Der Brett & Pad-Faktencheck zu meiner Erstpartie Darwin’s Journey: Ich hatte nie Geld und war immer hinten dran. Sowohl bei den Aktionen, in der Zugreihenfolge als auch in der Verfolgung der HMS Beagle. Hinten dran. Darwins Schiff, die Beagle, ist der Anzeiger für die fünf Spielrunden. Klassisch wird in jeder Runde ein variables Rundenziel gewertet und wer hintendran ist, bekommt hier Minuspunkte. Also war mein Ziel für die zweite Partie auf Augenhöhe mit der Beagle zu bleiben.
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Tausend Wege
Auf Augenhöhe mit der Beagle sein. Leichter gesagt als getan. Wie gehe ich vor? Die Grundaktionen der Workerplacementfelder in den Tagebüchern sind eher schwach. Das Problem der Tagebücher: Wurden sie bereits von einem Worker ausgelöst, ist der zweite Besuch des Feldes teuer und muss mit Geld bezahlt werden. Für mich eines der stärksten Mechaniken im gesamten Spiel. Ich möchte nämlich immer zwei Sachen. 1) Als Erster eine Aktion auslösen. Hierbei ist die Zugreihenfolge ein wichtiger Faktor. 2) Ich möchte aber auch die Aktion so verbessern, dass sie mächtiger ist. Das geht über persönliche Linsen, die ich unterhalb der Grundaktion platziere. Habe ich so z.B. die Grundaktion „mit dem Schiff fahren“ verbessert, reise ich einfach mehr Schritte. Das mag ich. Für die persönlichen Linsen benötige ich aber Geld und Worker mit speziellen Fähigkeiten. Das Verbessern meiner Worker klappt über Wachssiegel auf meinem Tableau. Wachsiegel bekomme ich in der Akademie. Aber dafür muss ich wieder eine andere Aktion auslösen.
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Mein Plan gelingt
Mein Plan gelingt. Teilweise. Ich segle mit meinem Schiff nun entweder auf Augenhöhe mit der Beagle oder eile ihr voran. Ich kümmere dabei ausschließlich um die ausliegenden Rundenziele und spiele hart auf diesen Weg. Vieles klappt ganz ordentlich und heimse mit dieser Strategie auch in anderen Bereichen des Spiels noch ein paar Siegpunkte ein. Hipp, hipp, hurra, ich belege einen guten zweiten Platz hinter Uwe. Und wieder diskutieren wir über das Spiel und die unterschiedlichen Strategien, wieder liege ich im Bett und grübel über das Spiel nach. Es ist verzwickt, planerisch, vielfältig und frustrierend. Aber anders als bei der Partie fängt Darwin’s Journey an mich zu packen. Ich spüre dieses „Erwachen“ bei allen am Tisch.
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Vernetzt
Was hat denn Uwe nun den Sieg gebracht? Die Analyse seines Spiels offenbart wichtige Feinheiten und Stellschrauben des Kennerspiels. Uwe betrieb in dieser Partie eine mächtige Tableauentwicklung, einen Bereich, den ich in meiner Partie komplett ignoriert und ausgespart hatte. Zwei seiner Arbeiter waren so weit upgelevelt, dass er zwei Besatzungskarten freigespielt hatte, die ihm fette Boni brachten. Zudem hatte er viele Felder auf den Inseln erforscht und in den richtigen Momenten die richtigen Tiere erforscht und an Museen gesendet. Seine Aktionen waren wie eine Symphonie. Sie griffen ineinander, sie fügten sich harmonisch ineinander und zauberten eine Schönheit auf den Brettspieltisch, die man nur anerkennen konnte. Das wichtigste war jedoch. Die Strategie dahinter war logisch und sie war nachvollziehbar. Ich hatte eine Idee für die nächste Partie.
Aufträge
In meiner dritten Partie legte ich meinen Schwerpunkt konsequent auf Aufträge. Die silbernen und goldenen Aufträge werden über unterschiedliche Voraussetzungen erfüllt. Von Beginn an fokussierte sich mein Spiel auf diese Aufträge. Diesmal war es mein Plan, mithilfe der Erforschung der Inseln und der Platzierung von Zelten mein Schiff zu bewegen und passende Tiere für die Aufträge zu erforschen. Wieder war es, auch den variablen Aufbau, ein anderes Spiel, wieder vergingen die fünf Runden wie im Flug und wieder belegte ich einen guten zweiten Platz. Was beeindruckend war: Wir hatten alle Lust auf eine weitere Partie Darwin’s Journey und auf die Feuerland-Erweiterung.
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Diskussionsbedarf
Ich habe es bereits in den Absätzen vorher thematisiert. Wir hatten häufiger Diskussionsbedarf. Einen positiven und einen negativen Aspekt dieser Diskussionsrunde möchte ich hier explizit hervorheben.
Positiv: Die thematische Umsetzung. Oh ja, sie ist ein häufig zitierter Aspekt bei Brettspielen. Ich bin sehr froh, dass ich Darwin’s Journey nach Das Unbewusste rezensiere. Blendet mich Das Unbewusste mit dem Thema ist es bei Darwin’s Journey fein in die Mechanik eingewoben. Das, was ich häufig bei Spielen der Kategorie Das Unbewusste oder Lacrimosa erlebte, lässt sich wie folgt beschreiben. Beide Titel haben mich mit einem interessanten Thema geblendet. Mozart, Freud, Material auf absolutem Referenzniveau. So war ich von beiden Titeln in der Erstpartie begeistert und angetan und diese Kurve viel steil und rapide nach unten ab. Darwin’s Journey hat diesen Prozess umgekehrt. Ich war skeptisch ob der vielen Möglichkeiten und überfordert, weil vieles ineinandergreift. Meine Euphorie war zu Beginn also eher nicht vorhanden. Dieser Prozess kehrte sich jedoch um. Der Spielspaß schnellte mit jeder Partie weiter nach oben. Und ich spreche nicht für mich alleine. Uwe und Marco werden es bestätigen.
Negativ wurde aber gerade zu Beginn das Spielbrett diskutiert. Das Brett ist für mich wieder ein Beispiel für nicht ausgereiftes Kommunikationsdesign. Hier fehlen klare Bereiche, die Inseln sind zu klein, die Tagebücher zu groß und ich habe das Gefühl, einige Leisten sind dazwischen gequetscht, weil dort eben noch Platz war. Ich würde mal gerne so ein Spielbrett optimieren.
Fazit
Darwin’s Journey ist ein Kleinod, welches seine wahre Schönheit erst ab der zweiten Partie beginnt preiszugeben. Es ist wie eine Expedition. Viele Möglichkeiten, viele Wege und viele Mechaniken sind thematisch in dem Workeplacementspiel integriert. Variable Rundenziele, End-of-Game Wertungen, Aufträge und Zugreihenfolge sind geschickt verknüpft und eröffnen tolle strategische Wege, ohne einen Königsweg zu projizieren. Stark. Ganz nebenbei glänzt das Spiel dann noch mit einer individuellen Tableauentwicklung, die Auswirkungen für alle Spielenden hat. Durch den Wettlauf auf den Inseln, das Erforschen und Versenden von Exponaten kommt zudem eine coole Interaktion ins Spiel. Lediglich das Design des Spielbretts wirkt auf den ersten Blick nicht schlüssig, allerdings ist dies ab der zweiten Partie nur noch eine unschöne Randnotiz. Thematisch wirkt alles stimmig und eng im Zusammenspiel mit den Mechaniken verflochten. Hier agiert Darwin’s Journey viel stärker als z.B. Das Unbewusste oder Lacrimosa. Fällt bei diesen Spielen die Spaßkurve nach der Erstpartie rapide in den Keller und entlarven sich diese Spiele eher als thematische Blender, geht Darwin’s Journey einen anderen Weg. Hier geht der Spaß stetig nach oben und entwickelt sich zum Dauerbrenner. Ein klarer Tipp! Unbedingt mindestens zweimal anspielen.
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3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Schönes Timing! Habe gestern meine erste Partie gehabt, bin vollkommen untergegangen, aber habe großes Potenzial im Spiel gesehen und habe richtig Lust, noch mehrere Spiele nachzulegen. Kann die positiven Worte daher voll und ganz nachvollziehen.
Tolle Rezension, liegt bei bei mir schon viel zu lange ungespielt herum, das sollte ich endlich mal ändern.
Sind Videospiele eigentlich immer noch irgendwie Teil eures Lebens, da gibt’s ja seid 5 Jahren keinen Content zu und interessiert mich einfach.
Beste Grüße
Ich liebe dieses Spiel. Die Mechaniken sind super, das Thema klasse eingefangen und die Möglichekiten schier unendlich. Obwohl ich es schon oft gespielt habe, passiert es immer wieder, dass ich denke, ich gewinne das mit links und dann ist doch wieder ein Spieler dabei, der mit einer ganz anderen Strategie den Sieg am Ende einfährt.