Lesezeit: 3 Minuten
Virtual Revolution – Graphic NovelWas habe ich mich auf die Graphic Novel zu Virtual Revolution gefreut! Auch wenn es selten Thema hier auf Brett & Pad ist, aber visuelle Geschichten über Comics bzw. Graphic Novels sind ein weiteres Hobby von mir. Entsprechend genial empfinde ich die Verschmelzung, wenn Brettspiele durch Comics ihre Welt weiter ausbauen. Gut gemacht, erweitert das nicht nur das Hintergrundwissen um das Thema, sondern es lässt mich viel immersiver in ein Brettspiel eintauchen. Nicht viele Titel ermöglichen diesen Sprung in tiefere Gewässer, wo sich visuelle Welten mit dem Kopfkino aus analogen Brettspielwelten vereinen. Virtual Revolution ist so ein Titel! Das Brettspiel wurde schon ausführlich vorgestellt, nun folgt die Betrachtung des Comics!

Kurzcheck: Darum geht es in Virtual Revolution – Graphic Novel

Die Revolution ist anders verlaufen als gedacht! Im Neo Paris des Jahr 2042 lebt die Menschheit nicht im Einklang einer wohlig warmen Welt, in der Mitgefühl und Solidarität die Eckpfeiler sind, sondern die Revolution war eine digitale. Der größte Teil der Bevölkerung verbrennt ihre Lebenszeit in virtuellen Welten, wo alle möglichen Träume ausgelebt werden können, während die reale Welt den Bach heruntergeht. Profiteure, deren Rolle im Brettspiel übernommen wird, sind Konzerne, die die virtuellen Welten erschaffen und kontrollieren. In der Graphic Novel dreht sich die Geschichte um Nash Trenton, einem Polizisten in Neo-Paris, der den Tod seiner Frau nicht verkraften kann. Er spürt, ihr Tod war nicht natürlicher Art und könnte womöglich die virtuelle Welt darin verwickelt sein?

Virtual Revolution – Graphic Novel
Absolut nach meinem Geschmack!

Visuell stark

Mich hat der visuelle Stil der Graphic Novel sofort begeistert. Style der Marke Cyberpunk, knallige Farben, starke Kontraste und ein zwar grober „Strich“, der aber immer wieder trotzdem filigrane, bildgewaltige Welten in seinen Panels zeigt. Dazu wertig als Hardcover gebunden und auf einer hervorragenden Papierqualität verewigt. Vom ersten Bild an war ich visuell gefangen. Blade Runner. Deus Ex. Cyberpunk 2077. Ich bin Fan dieser dystopischen Tech-Welten und spätestens mit dem Comic kann sich in Verschränkung mit dem Brettspiel Virtual Revolution hier selbstbewusst einreihen. Einzig allein der Schriftstil und die stellenweise zu groß geratenen Sprechblasen fallen etwas ab, weil sie insgesamt nicht so recht zur ansonsten stylishen Aufmachung passen wollen.

Virtual Revolution – Graphic Novel
Fan der Sprechblasen bin ich nicht.

Inhaltliches Manko

Die Story nimmt schnell Fahrt auf und ich geriet in einen Sog. Die Graphic Novel weiß einen schnell in seine Welten aufzunehmen. Was steckt hinter dem Tod? Wird Nash Trenton den Fall lösen? Cyber-Krimi-Vibes fluten die Seiten und die Lust, das Brettspiel wieder auszupacken, zeigte, die Story, ihre innewohnende Welt und damit die Graphic Novel funktioniert. Sie liefert ab! Nash Trenton und seine Bande würden auch als Stars für markige Actionfilme der 80er taugen.

Dadurch entsteht aber gleichzeitig der größte Kritikpunkt. Viel zu schnell war ich am Ende des Comics angelangt, welches einem Cliffhanger erster Güte gleicht. Leute, so könnt ihr mich doch nicht zurücklassen! Ja, ich weiß, ein Roman erwartet uns und auch die Flucht ins Brettspiel taugt als Ablenkung. Trotzdem will ich mehr und ich hoffe, es wird mehr geben.

Am Ende der Graphic Novel warten Konzeptzeichnungen im Stile des Comics und Hintergründe zum Film.

Fazit

Die Stärke der Virtual Revolution – Graphic Novel offenbart direkt seine Schwäche. Wie kann man so auf die Neon-Cyberpunk-Pauke hauen und dann ist die wunderbar immersive und durchaus spannende Reise ins Neo-Paris der 2042er Jahre so schnell und fast abrupt vorbei? Wer hier auch immer in der Verantwortung ist, so darf die visuelle Reise nicht enden! Ich will tiefer und weiter tauchen, weil ich der Verknüpfung unterschiedlicher Medien enorm viel abgewinne. Wer die Graphic Novel kennt, wird das Brettspiel noch viel mehr in sein Herz schließen. Und ich weiß auch, der Roman wird mehr Licht ins Dunkle bringen. Trotzdem habe ich mich bis auf die Textblasen in die visuelle Pracht, gerade auch in der Mischung bunter virtueller Welten im Kontrast zum harten Cyberpunk der fiktiven Realität, durchaus verloren.  Jetzt braucht es nur noch mehr Futter!

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6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Ein Grund, warum ich bei Comics inzwischen nur noch einsteige, wenn ich weiss, dass die Geschichte ein Ende hat. Viele sind ja als Serie an gelegt, und irgendwann rechnet sie sich wirtschaftlich nicht, der Autor hat keinen Bock mehr – oder stirbt gar. Gerade auch bei Übersetzungen brechen deutsche Verlage gern mittendrin ab, wenn die erhoffte Gewinnmarge nicht erzielt wird.

    Hab mir letztes Jahr Mind MGMT gegönnt – aber erst, als alle drei Bände vorlagen bzw. beim dritten der VÖ-Termin fix war (BTW, war schon nett, aber mE ein paar Schleifen zu viel gedreht – die Story hätte auch etwas gerafft in zwei Bände gepasst).

    Ich bevorzuge sonst eher andere Bereiche der 9. Kunst. Aber das gehört hier nicht wirklich hin.

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    • Hallo KK,

      ja aber Hallo, wie cool ist das denn. Ich verstehe dich da vollkommen. Habe einige Serien auf Deutsch angefangen, oft als Begleitung zu geliebten Romanen oder Videospielen und leider trifft fast immer deine Problematik. Ich glaube, wirklich reine Spekulation, dass bedauerlicherweise vor allem schlechte Verkäufe oft ein Grund sind. Comics/Graphic Novels sind in Deutschland halt ne Nische in einer Nische in einer Nische. Dabei besitzen sie großes Potenzial. Ich liebäugele z.B. gerade mit den Dune Comics. Mind MGMT ist auch auf dem Zettel.

      Andere Möglichkeit sind Veröffentlichungen wie Androiden:
      https://www.splitter-verlag.de/serien/serien-a/androiden-4146/

      Abgeschlossene Comics, die aber thematisch in einer „Serie“ zusammengehalten werden.

      Zurück zu Virtual Revolution. Ich hoffe da wirklich auf mehr und freue mich auch auf den Roman. Ich mag die Welt, deren Protagonisten und einfach wie dort diese Dystopie erdenkt wurde. Den Film habe ich leider noch nicht geschaut.

      Liebe Grüße

      Christian

      Antworten
      • Mind MGMT ist als deutsche Übersetzung limitiert, das weisst Du?

        SPLITTER verlegt eher wenig aus meinem Beuteschema, ich habs nicht so mit SF, Fantasy und ähnlichem.
        Wenn Du mal was aussergewöhnliches suchst, schau Dir mal die Sachen von Marc-Antoine Mathieu an, insbesondere seine Serie um Julius Corentin Acquefacques 😉

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  • Mind MGMT ist nicht wirklich limitiert, nur das Cover der einzelnen Ausgaben ist limitiert. Wenn 500 (glaube ich) verkauft werden, dann erhält der Nachdruck ein anderes Cover.
    Ich habe die Info vom Verlag selbst, als ich nachfragte, wann Band 3 erscheinen sollte. Die Antwort gabs noch am gleichen Tag, das nenne ich Kundenservice 🙂

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  • Denny Crane
    28. Januar 2025 17:34

    Danke für das Review. Da werde ich auch mal warten müssen was davon noch so alles kommt, bevor ich mich (halb)jährlich von Cliffhanger zu Cliffhanger hangeln 🙂 muss.
    Daher mag ich da auch die Splitter Comics..da sieht man auf deren Seite mit wieviel Büchern die Serie geplannt ist..und wenn da 1 von X steht, weiß man zumindest vorab, das man da ein Risiko eingeht

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