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Das neue BewertungssystemBrett & Pad ist mit der Zeit ein ganz schön umfangreiches Rezensions-Monster geworden. Ein Monster, das mir eigentlich sehr gefällt, mit einer wirklich großen Ausnahme: das Bewertungssystem. Wenn wir von euch konstruktiv kritisiert wurden, war es oft in Kommentaren zu Artikeln, wo ihr eine Diskrepanz zwischen Text und Endnote erfühlen konntet. Ich legte dazu immer meine Schallplatte auf, die aus Problemen bei technischer Umsetzung und einer gewissen natürlichen Problematik unserer Auswahl bestand. Es fehlte Zeit für den Umbau, es brauchte ein Konstrukt, wo weitere Ideen von uns flexibel angepasst werden könnten und eine Auseinandersetzung damit, was die einzelnen „Noten“ auch wirklich bedeuten. Vor einigen Wochen schrieb ich einen Leser im Schalk an, der an anderer Stelle im Internet nach Kaufempfehlungen fragte, dass er doch einfach nur bei Brett & Pad die guten Spiele kaufen bräuchte. Das war natürlich nicht ernst gemeint. Er errechnete dann einen ungesunden Prozentsatz an Brettspielen ab einer Bewertung von 8.0. Ich wälzte diesen Umstand mehrmals gedanklich hin und her. Ich war schwer genervt. Noch am selben Abend durchforstete ich die Möglichkeiten an neuen Plug-ins und technischen Umsetzungen. Am nächsten Tag klingelte bei Markus das Telefon und gemeinsam warfen wir uns ins Abenteuer Wertungsphilosophie 2.0.

Intensiver Austausch

Der erste interessante Punkt in einer wirklich intensiven Auseinandersetzung zwischen Markus und mir war überhaupt festzustellen, was denn eine 7 von einer 8 unterscheidet. Was bedeutet eine 6? Brett & Pad ist durch meine Feder entstanden, aus dem Bauch heraus. Es brauchte gerade daher mit Markus hier auch eine Diskussion. Anfänglich dachte ich, ich wäre völlig klar. Bis Markus die richtigen Fragen stellte und ich argumentativ ins Schwimmen geriet. Markus stellte dann eine erste Skala mit Kriterien auf. Bis es dann an mir lag, die richtigen Fragen zu stellen. Auch diese Kriterien wurden dann wieder geändert. Klar war nur eine Sache: Das neue Bewertungssystem brauchte eine Spreizung.

Wir schauen uns vor allem Spiele an, die uns auf eine gewisse Art interessieren. Da sind absolute Reinfälle weniger an der Tagesordnung. Das wird auch so bleiben. Entsprechend müssen wir gute bis sehr gute Spiele feiner aufteilen können. Was auch klar war, wir können kaum verargumentieren, warum Brettspiel X nun 0.2 Punkte mehr oder weniger bekommt. Uns ging es bei solchen Abstufungen schon immer eher um Tendenzen. Hin oder weg von einer 8 zu einer 9 oder 7. Entsprechend stampften wir die feinen Schritte ein. Übersichtlicher für euch, besser zu verkaufen für uns, haben wir uns jetzt auf feste 0,5 Schritte geeinigt. Und damit wären wir auch schon mitten in der Vorstellung unserer Wertungsphilosophie 2.0, die Markus verschriftlichte.

Wertungsphilosophie 2.0

Um einen schnellen Überblick für den Leser zu gewährleisten, sind in der Wertungsphilosophie 2.0 die drei Teilnoten belassen: Spielspaß, Material und Spielidee. Als Orientierungsrahmen bzw. Referenzrahmen dienen uns dabei neben BGG auch der Bezug zu NPS (Net Promoter Score). Wir empfehlen dir eben Brettspiele und dabei wird unsere Gesamtnote nicht mehr rechnerisch ermittelt, sondern es erfolgt eine manuelle Gesamtbewertung des Spiels. Wir bleiben subjektiv. Zudem haben wir überlegt, die 10er-Skala zu verlassen, weil der Fokus auch bei uns nicht auf allen 10 Bewertungsschritten liegen wird. Allerdings hat sich am „Markt“ eine 10er-Skala etabliert, entsprechend sind wir dabei geblieben.

Meisterwerke: Brettspielscore 10
Diese Brettspiele sind nicht perfekt, aber sie sind extrem nah dran und für uns absolute Meisterwerke, die niemals das Regal verlassen würden. Der heilige Gral des Genres! Extrem rare und einfach besondere Werke, die wir nur alle paar Jahre am Markt erleben. Einfach Brettspiele für die Ewigkeit. Durch ihre Einzigartigkeit sind sie zudem ein Garant für die Zukunft, weil der Spielspaß fest eingearbeitet ist. Oder einfach gesagt, unsere absoluten Lieblingsspiele.
Grandiose Spiele: Brettspielscore 9
Diese Spiele sind atemberaubend und süchtig machend. Sie sind epische Werke, gehören in jedes Brettspielregal und sind die besten ihres Jahres. Daher sind sie absolute Empfehlungen und müssen ausprobiert werden. Durch ihre Besonderheiten sind sie zudem ein Garant für absoluten Spielspaß und auch sie gehören zu unseren absoluten Lieblingsspielen.
Gute Spiele: Brettspielscore 8
Einfach gute Spiele und klare Empfehlungen. Besonders, wenn das Genre, Thema oder die Mechanik zu deinen eigenen Interessen passt. Diese Spiele schauen sich häufig bei den großen Vorbildern Elemente ab und setzen diese trotzdem gekonnt in Szene. Auch hier ist der Spielspaß auf dem Tisch zu greifen und sie machen sich gut in jedem Brettspielregal.
Schaut es euch an: Brettspielscore 7
Für dieses Spiel lohnt sich der Blick, besonders wenn das Genre, die Mechanik oder der Anspruch zu den eigenen Interessen passt. Warum? Das Spiel funktioniert handwerklich, ist thematisch sauber umgesetzt und macht durchaus Spaß. Uns gefällt dieses Spiel, allerdings lässt es die ganz großen Innovationen oder Emotionen vermissen.
Nicht unbedingt einen Blick wert: Brettspielscore 6
Dieses Spiel muss nicht unbedingt angeschaut werden. Es sei denn, euch macht ein Bereich des Spiels neugierig. Dann riskiert ruhig einen Blick! Wenn ihr kompromissbereit seid, dann kann man mit diesem Spiel punktuell Spaß haben. Wir sprechen hier aber definitiv keine allgemeine Empfehlung mehr aus, auch wenn das Brettspiel durchaus Bereiche besitzt, die uns noch gefallen haben.
Harte Ecken & Kanten: Brettspielscore 5
Dieses Spiel muss nicht angeschaut werden. Es besitzt harte Ecken und Kanten. Selbst wenn ihr euch für Aspekte oder Bereiche des Spiels interessiert, kann man diese Ecken und Kanten nicht ignorieren, weil sie dauerhaft den Spielspaß verhindern. Keine Empfehlung und wir hatten mit dem Spiel definitiv keinen Spaß mehr. Auf rudimentäre Art und Weise funktioniert dieses Spiel allerdings noch.
Absolut enttäuschend: Brettspielscore 0 - 4
Hier ist bei der Umsetzung einiges schiefgelaufen. Dieses Spiel sollte nicht mehr angeschaut werden, da durch handwerkliche Schnitzer kein Spielspaß mehr aufkommen kann. Ein Spiel, welches wesentlich mehr Frustration als Freude schenkt, bis hin zur Unspielbarkeit. Grobe Patzer im Spieldesign verhindern reibungsloses Spielen, Spielspaß bleibt komplett auf der Strecke und es wird absolut abgeraten, sich mit dem Spiel zu beschäftigen. Auch nicht zu einem guten Preis.

Emotionale Einblicke

Leute, jetzt wird es emotional. Dadurch, dass wir alle Rezensionen überarbeitet haben, war es eine persönliche Reise in die Vergangenheit. Ich entdeckte Rezensionen wieder, deren Brettspiele ich vergessen hatte. Ich wühlte in alten Texten, Formulierungen, Eindrücken. Ehrlich, ich war manchmal über grobe Rechtschreibfehler, wie aber auch über Metaphern überrascht, die mich selbst wieder schmunzeln ließen. Ein Stück weit war ich plötzlicher Leser fremder Texte. Ein komisches Gefühl.

Ebenso interessant war es zu sehen, wie die Präsentation der Brettspiele über die Bilder sich mit der Zeit entwickelte. Für euch vielleicht banal, aber ich sah ganze drei verschiedene Brettspieltische aus zwei verschiedenen Wohnzimmern. Auf dem ersten Brettspieltisch prügelte sich damals der Kinderbrei noch um Platz gegen die Meeple. Andere Zeiten. Irre. Die ganze Umstellung hat ungefähr 5 Wochen angedauert, eine echte Zeitreise. Ihr wisst gar nicht, wie oft ich meine eigenen Fazite und eure Kommentare gelesen habe und dachte, „Fuck, das musst du echt mal wieder spielen“. Selbst bei Brettspielen, die mit keiner übermäßig guten Note gesegnet waren. Und wie sehr ich mich immer noch freue, dass da draußen Leute mit solcher Freude meine Texte lesen. Trotz Rechtschreibschwäche und wilder Grammatik. Auf der anderen Seite ist manche Person, die früher hier viel geschrieben hat, irgendwie verschwunden. Was ist da wohl passiert?

Zukunft

Das war nur die erste Phase der Umstellung. Wie ihr schon gesehen habt, führen wir jetzt auch die Personen hinter den Illustrationen von Brettspielen auf. Insgesamt haben wir mehr Platz. Auf der anderen Seite ist das Cover im Fazit noch winzig und ein paar Elemente, die noch in die Bewertungsbox einfließen sollen, sind bislang nicht erstellt. Hier wollen wir noch nichts verraten, aber das Schöne ist, wir sind jetzt technisch wesentlich flexibler aufgestellt und können Änderungen besser vornehmen. Wir hoffen, die Umstellung gefällt euch und das Feintuning wird innerhalb der nächsten Monate weiter vorgenommen.

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