Kurzcheck: Darum geht es in Monster Hunter World: The Board Game
In Monster Hunter World: The Board Game bist du als Gruppe von Huntern unterwegs und willst die krassesten Kreaturen erledigen. Kreaturen, die dich mit einem fetten Grapscher zermalmen. Die ohne Sinn und Verstand durch die Arena berserken und dich jederzeit das Fürchten lehren. Überlebst du es, dann darfst du dir mit den gefundenen Ressourcen neue Ausrüstung herstellen und damit noch krassere Monster jagen. So funktioniert das Videospiel und die Umsetzung als Brettspiel läuft ähnlich. Im Kampagnenmodus sehr nah am Videospiel, im Arenamodus als Einzelspiel haut ihr euch einfach mit vorgegebener Ausrüstung gegen die Biester gegenseitig auf den Kopf.
Spielerisch hat jeder Hunter ein eigenes Deck aus Fähigkeitskarten, die auf ein Ausdauertableau mit fünf Slots gespielt werden. Die Karten ermöglichen dir das Kämpfen, Bewegen und Ausweichen. Dazwischen ist immer wieder das Monster dran, welches mit einem einzigartigen Verhaltensdeck für Chaos und Schmerz unter den Huntern sorgt. Das Verhalten des Monsters gibt dabei thematisch passend vor, wie ihr danach agieren könnt. Schneller Schnapper mit dem Kiefer? Dann ist von den Huntern vielleicht nur einer dran und darf auch nur eine Karte spielen. Langsamer Powerschlag mit den Klauen? Yeah, drei von uns dürfen drei Karten spielen.
Der Spielablauf ist noch etwas komplexer durch Zustände (Schlaf, Gift, Paralyse usw.), Waffenverschleiß und Zeitkarten, aber im Grund ist das Grundgerüst simpel. Der Clou ist in dem wilden Chaos, welches das Monster anstellt, Angriffe und Bewegungen zu antizipieren, sich als Gruppe immer wieder richtig aufstellen und dann hart und schnell zuzuschlagen. Dabei ist das Ausdauertableau von entscheidender Bedeutung, weil die Slots begrenzt sind, das Abwerfen von Karten meist nur langsam vonstattengeht und mit einem gefüllten Tableau nichts mehr geht. Du stehst dann mit heruntergelassenen Hosen vor deinem persönlichen Albtraum. Die Gemeinsame Planung ist also wichtig!
Wirklich gelungen!
Die zwei parallel laufenden Kampagnen und die Familie im Jagdrausch sprechen für den erlebten Spielspaß. Es spielt sich unkompliziert, trotzdem fordernd und bietet einfach in relativ kurzer Spielzeit epische Gefechte. Was will man mehr? Besser noch, wir haben Spaß am Farmen. Heißt, wir jagen mehrmals das gleiche Monster, wenn auch in höheren Stufen. Wir sind geil auf neue Ressourcen, weil wir danach bessere Ausrüstung schmieden. Die ist spürbar stärker! Plötzlich machen die Dolche, Schwerter und Äxte richtig fetten Rumms. Was fehlt dir noch für eine bessere Waffe? Hey, ich brauche noch einen Knochen für den besseren Helm! Sätze, die stetig zwischen den Kämpfen über den Tisch wabern. Ich spüre hier das Videospiel! Geil, Leute, wirklich geil.
Weitere Lobeshymnen stimme ich gerne bei den Huntern und Monstern an. Ein Groß-Jagras agiert mit seinem fetten Bauch anders als ein feuerspeiender Anjanath oder blitzschneller Tobi-Kadachi. Ein Hunter mit Doppelklingen ist eine andere Nummer als mit Insektenglefe oder Schwert & Schild. Andere Fähigkeiten und Sonderregeln bringen spürbare Abwechslung. Mal tanze ich wie ein Derwisch durch die Gegend und weiche feurigem Atem gekonnt aus, mal versuche ich den Schaden auf mich zu nehmen, um andere zu schützen. Wer das Videospiel kennt, der fühlt sich heimisch. Hier wird allerdings nicht mit Aggro getankt, genauso wie im Videospiel. Das Monster agiert eben chaotisch! Stellungsspiel ist angesagt.
Vor der Jagd
Vor der Jagd manövriert man sich durch ein Textabenteuer und findet auf der Pirsch weitere Materialien. Wer viel sammelt, hat allerdings später weniger Zeit beim Bosskampf. Auch das kennt man aus dem Videospiel. All diese Faktoren machen gerade die Kampagne von Monster Hunter World: The Board Game zu einem gelungenen Spiel, wenn man keine hohe Komplexität und das Videospiel als lockere analoge Unterhaltung erwartet. Der Arenamodus ist nett, für mich aber nicht mehr als eine Dreingabe. Es fehlt einfach die Motivation, weil man sich seinen Hunter nicht selbst aufbaut.
Wirklich gelungen?
Das Fragezeichen muss angebracht werden, schließlich heißt der Verlag Steamforged Games. Monster Hunter World: The Board Game hätte aus meiner Sicht das erste wirklich richtig gelungene Lizenz-Brettspiel sein können, aber sie wollten sich das wohl für später aufbewahren. Denn so viel Spaß wir auch haben, es gibt beim Spielmaterial diverse Fehldrucke. Die Übersichtstafeln zu den Waffen und Rüstungen haben Fehler bei den Ressourcenvorgaben und Waffenwerten. Auch manch Angriffskarte ist falsch. Ja, alle Backer erhalten das fehlerhafte Material neu und für die Handelsversionen wird der Fehler direkt behoben, trotzdem unschön. Übersichtskarten über den Rundenablauf oder was diverse Statussymbole bedeuten, sucht man auch vergeblich. Manch einer moniert zudem fehlende Token für Tränke, die man nur auf den Spielerbögen mit Bleistift markiert. Weniger dramatisch, trotzdem wurden die Monster mit Pfusch gefüttert.
Jetzt aber gelungen!
Unkreative Überschriften, die aber leider passen. Denn nun gibt es einen Exkurs zu Monster Hunter World Iceborne: The Board Game. Ich bin kein Fan der Monster aus der eisigen Region und das thematische Setting holt mich auch nicht ab. Nur leider hat sich Steamforged Games gedacht, dass sie das gerade neue Monster Hunter World: The Board Game spielerisch noch verbessern können. Es braucht einen Nachfolger! Natürlich. Die Monster müssen gemolken werden. Was wie ein schlechter Marketingscherz klingt, ist leider bittere Wahrheit, vor allem weil der Nachfolger vermutlich besser ist. Das ist zumindest mein Eindruck nach dem Studium der Regellektüre.
Jetzt können zwei Monster zeitgleich auftauchen, die sich ebenfalls gegenseitig bekämpfen. Wie gigantisch! Die Monster werden nun auch wütend und skalieren im Verhalten. Eine Sache, die ich schon in Darks Souls schätzte und bisher vermisste. Und grundlegende Phasen wurden verschlankt. Das Agieren mit Tränken, dem Waffenschärfen und der Ausdauerregeneration ist nun keine Phase des Aussetzens mehr. Stattdessen wurde es in den spielerischen Flow mit dem Ausdauertableau und neuen speziellen Karten integriert. Wie sich dies praktisch anfühlt kann ich nicht beurteilen, es wirkt aber ein Stück eleganter.
Fazit
Monster Hunter World: The Board Game ist in den besten Momenten der epische Rausch, den ich mir im Vorfeld erträumt habe. Als Fan der Videospielvorlage gelingt die Adaption für mich außerordentlich und vor allem überraschend gut. Wenn sich mein Doppelklingen-Hunter im Anjanath verbeißt, dieser rasend die Umwelt in eine chaotische Apokalypse verwandelt und ich schwitzend meine Ausdauerleiste im Blick habe, dann feiere ich dieses Brettspiel. Steamforgend Games hat die spielerische Ebene der Auseinandersetzung zwischen Monster und Hunter in ein tolles analoges Fundament gegossen! Und ich bin selbst verwundert über meine Aussage, aber hier motiviert mich sogar das Farmen. Leider ist das Fazit hier noch nicht beendet. Die Kickstarter-Version ist durchzogen von fehlerhaftem Material, welches zumindest nachträglich ausgebessert wird. Trotzdem echt nervig! Weiter erzeugt es einen bitteren Beigeschmack, wenn knapp nach der Auslieferung mit Iceborne ein spielerisch anscheinend verbesserter Nachfolger erscheint.
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4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
8.1? Mh… also ich fand es nett, aber ich hatte das Gefühl nach 3-4 Kämpfen alles gesehen zu haben. Klar, es gibt dann noch 1-2 Karten die man austauschen kann, je nach Monster, aber…hattest du das Gefühl das es auch langfristig Spaß macht? Oder doch recht schnell irgendwie wieder in der Ecke liegt? Auch bin ich verwundert – meine Gruppe hat ein Spiel zum reinschauen gespielt, danach wurde das Spiel nie wieder erwähnt 😡 was ich ansonsten so „lese“ schreiben immer alle wie gut und toll es in ihrer Gruppe ankommt. Oder ist das doch nur weil es „Monster Hunter“ ist und erstmal nett wirkt?
Und die Ankündigung von Iceborne war dann so für mich der letzte Sargnagel, bzw. der Hinweis darauf das ich ein vom Entwickler selbst abgeschriebenes Produkt vllt besser verkaufe…. …und auf Iceborne wechseln werde ich sicher aber auch nicht. So wie MHW:BG schon sehr viel bloat hat, ist Iceborne ja der nächste Level…unmengen an Monstern, die alle auf der absolut gleichen Mechanik aufbauen. Keine „Reaktion“ auf Angriffe oder Positionierung, eigtl gar nichts…die Bewegung ist nett, die Combos der Waffen 2-3x zu Spielei statt ich spaßig…aber dafür dann hunderte von Euro? Uff. Wem’s schmeckt, bitte, aber für den Preis gönn ich mir dann doch lieber eines der Großkaliber der letzten 1-2 Jahre….
In diesem Sinne..nie wieder SFG 🙂
Jedem seine Meinung, ich verstehe grundsätzlich, warum du SFG eher ablehnst und Iceborn war ein echter Kack-Move. Ich spiele die Kampagne noch immer und finde das Spiel für das, was es sein will, absolut gelungen. Der Spaß kommt meiner Meinung nach nicht durch den Arena-Modus, sondern wirklich nur über die Kampagne. Und nein, dass liegt nicht am Namen des Spiels. Nur weil dir die Einschätzung anderer Menschen, denen das Spiel anscheinend gefällt, komisch vorkommt, ist da nichts wegen dem Namen oder irgendeine Verzerrung in der Beurteilung zu finden.
Und du kannst mir bitte in der „Bier & Brezel-Machart“ für ca. 100 $ ein Boss-Battler zeigen? Ich sehe da keine Großkaliber in den letzten 1 bis 2 Jahren, ich sehe da eigentlich rein gar nichts in der gesamten Brettspielbranche. Da wäre ich dir wirklich dankbar, weil ich das schon lange suche. Vielleicht hast du auch ein anderes Spiel erwartet? Ich will bei Monster Hunter kein „Gloomhaven“ (für mich ein schrecklichen Spiel), eine ultralange Kampagne (davon habe ich genug) oder enormen Tiefgang, der so ein Spiel in den Expertenbereich abdriften lässt. Schachtel auf, Freunde am Tisch, bissl Table-Talk, Items farmen und sich durch die Monster schnetzeln. Passt für mich.
Eine Sache noch zu deinem Einschub „keine Reaktion auf die Spieler“. Das ist im Videospiel auch so! Es gibt dort keinen „Taunt“, keine Aggro-Mechanik. Es gibt auch keine Holy-Trinity wie in vielen MMOs. Die Monster ragen einfach durch die Arena und du bist der Spielball. Es kommt auf eigene Reflexe, Ausdauer und Positionsspiel an. Wer einen anderen Boss-Battler sucht, der muss beim Brettspiel wie auch beim Videospiel zu anderen Titeln greifen.
mich würde interessieren ob das game auch noch auf deutsch übersetzt raus kommt
Dazu habe ich zurzeit leider keine Info. Bisher hat nach meinem Kenntnisstand die Übersetzung SFG immer selbst gemacht. Da bisher keine Übersetzung angeboten wurde, wird das wohl erst einmal auch nichts.