Lesezeit: 4 Minuten
Die SPIEL steht vor der Tür. Das Großevent der Szene. Mekka der Brettspielbranche. Konsumtempel und Anspielfest. Du besucht diese Hallen und fragst dich, wie du am besten vorgehst? Excel-Listen für deine Interessen? Apps zur Zurechtfindung? Welche Top-Listen du von selbst ernannten Expert:innen noch checken musst? Bargeld oder EC-Karte? Frag dich lieber, wie du die Tage überlebst. Die SPIEL ist ein hartes Pflaster. Dein Körper vor dem Einlass ein gefährlicher Cocktail aus Schweißausschüttung, Adrenalin bis zum Anschlag und messbarer Sorge in den Venen, weil du vielleicht einen Fehler in deiner Planung gemacht hast. Durchatmen! Ich bin dein Guide. Absolut 110% seriös, mit Tipps, die deinen Blickwinkel auf diese Messe ändern wird. Dieser Guide wird von Brettspielexpert:innen empfohlen, mit mindestens einen Tipp, der dein Leben verändern wird. Ganz ohne Paywall, obwohl es der Inhalt verdient hätte. Glänze also mit meinen Power-Faktoren beim nächsten Besuch der SPIEL! 

Der ultimative SPIEL-Messe-Guide

Faktor 1: Transportmöglichkeiten

Du willst fett shoppen? Da hilft nur ein Rucksack, den ansonsten Menschen benutzen, wenn diese im Himalaya herumklettern. Ja, genau, diese Cajon-Rucksäcke. Wie geil sind die bitte? Es ist nicht nur in der Not ein Tiny-House für die Familie, sondern taugt auch dazu, mit einer geschmeidigen Drehung am Schnapperstand den anderen Besucher:innen die Festigkeit ihrer Zahnkronen testen zu lassen. Du bist damit der König in jedem engen Gang. Vergiss normale Rucksäcke der Gesindelbesucher. Was, die Veranstalter haben diese Rucksäcke verboten?  Wo bleibt denn da die Meinungstragheit für die Gesellschaft! Aber siehe da, ein Trolley ist erlaubt. Jetzt gibt es einen Power-Trick. Surfer haben für ihre Flugreisen Trolleys in einer Länge von 160 cm und einer dicke von locker 50 cm. Ich schenke dir also hier direkt Endboss-Gefühl!

Faktor 2: Durchspielen

Du hast Eintritt bezahlt, also gehört die Messe dir. Da hat ein Kleinstverlag einen Tisch, um sein Brettspiel zu promoten und du ergatterst einen Platz? Jetzt ruhig durchpusten. Käsebrot rausholen, erst einmal was naschen. Vielleicht auch ein hart gekochtes Ei. Ein natürlicher Duftspender für ein gesundes Raumklima. Danach wird natürlich konsequent das Spiel mit allen Modulen am Stand durchgespielt. Anspielen ist was für Leute, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt fahren. Du hast einen Platz, du hast es bequem, du willst es auskosten. Falls die Partie schneller als gedacht durchgespielt ist, bitte jetzt nicht stressen und aufstehen. Der Verlag hat sicher noch ein weiteres Spiel, welches du direkt danach ausprobieren kannst. Boss-Move: Das Spiel danach nicht kaufen. Ist ja durchgespielt.

Faktor 3: Carcassonne-Referenz

Du bist Experte:in, aber wissen die anderes das? Aus meiner Erfahrung taugen Vergleiche dazu, Erklärbär:innen zu zeigen, dass du erstens Profi bist und zweitens die Mechanik durchdrungen hast. Carcassonne ist dein Schweizer Taschenmesser und Stop-Wort für jede überflüssige Erklärung. Dir wird ein Stichspiel mit Verrätermechnaik oder ein fetter Area-Control-Kracher erklärt? Die Antwort ist immer die gleiche: Carcassonne. Einfach leicht übermotiviert am Tisch den magischen Satz „Das ist ja wie bei Carcassonne!“ einstreuen und dann die Magie spüren, die am Tisch entsteht. Ich habe es in der Praxis schon ausprobiert und schau, wo ich heute bin!

Faktor 4: Communitybuilding

Brettspieler:innen sind alles eine Familie. Manchmal etwas abweisend, sitzen sie an ihren Plätzen beim Spielen, aber sie lieben eigentlich Gesellschaft. Darum heißt es ja auch Gesellschaftsspiel. Auf deinem Messebesuch wirst du dich selbst vielleicht verloren fühlen, spürst es aber auch bei anderen. Spring über deinen kleinen schüchternen Meeple und gehe auf andere zu. Steuere mit festem Blick eine spielende Person am Tisch an, gehe zu ihr hin und lege ihr deine warme Hand auf die Schulter. Begleitet mit den Worten: „Das war ein richtig starker Zug!“ So motivierst du andere Menschen das beste am Tisch aus sich rauszuholen und alle gehen als Gewinner im Herzen von der Messe.

Faktor 5: Sei ein Influencer

Die Frage ist nicht EC-Karte oder Bargeld. Ein Brettspiel-Babo geht an den Stand und holt sich sein Spiel einfach ab. Neidische Blicke anderer Besucher:innen inklusive. Das umgibt dich zudem mit einem Hauch Influncertum, ganz ohne Instagram & Co, womit bekanntlich ja alles umsonst zu bekommen ist. Der Trick ist die Vorbestellung. Einfach weit vor der Messe Brettspiele kaufen und Abholung auf der Messe wählen. Plötzlich erscheint ist alles gratis! Dein Bargeld kannst du dann immer noch ausgeben. Macht in der Summe mehr Brettspiele im Koffer Kite-Trolley. So simpel kann Mathematik sein.

Faktor 6: Renne. Immer!

Es fängt schon beim Start der Messe an. Ich wähle bewusst Start und nicht Beginn oder Einlass. Sei ein Gepard im Haifischbecken SPIEL. Kein Löwe und vergiss die Ente. Wenn die Türen sich öffnen, stehst du in der ersten Reihe und dann ballerst du los. Direkt zum ersten Stand. Egal welcher. Zuerst da sein. Mache den Eindruck, dass du weißt, wohin du läufst. Andere werden dir Folgen. So kreiert man Hype und sorgt für ausverkaufte Brettspiele, selbst wenn sie durch Mittelmäßigkeit bestechen. Doppelter Vorteil, du warst schnell und wenn du jetzt schnell bleibst, dann bist du in Summe immer ein paar Minuten im Vorteil. Der Gewinn: viele ausverkaufte Brettspiele in deinem Besitz, echte Perlen und das Gefühl, die Messe gewonnen zu haben. Unbeschreiblich!

Bis bald!

Falls ihr mich auf der SPIEL seht, dann könnt ihr euch gerne für die Faktoren, die euer Leben verändert haben, persönlich bedanken. Ihr könnt aber auch an mir vorbeisprinten, dann weiß ich, dass ihr Faktor 6 absolut beherzigt und ich freue mich, dass meine noch kostenlosen Ausführungen euer Leben auf der SPIEL bereichert haben. Falls ihr euch wundert, dass ich meine eigenen Faktoren nicht beherzige, dann liegt das an Faktor 7. Der ist kostenpflichtig und beinhaltet Zeitreisen. Das ist die hohe Kunst des Gold-Karma-Styles und Teil eines anderen Artikels.

Redakteur | Admin | Gründer von Brett & Pad | Website

Fleischpöppel | Brettspieler | Videospieler | Rollenspieler | Miniaturenbemaler | Würfel-Lucker | Airbrush-Anfänger | Blogger | Schönspieler | Rum-Trinker | Brettspielsammler | Crowd-Funding-Süchtig | Trockner Grübler | Pöppel-Streichler | Magic-Verweigerer | 4X-Fanboy | Sickerflopp-Liebhaber

11 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Hahaha ich habe gerade Tränen in den Augen vor Lachen. Richtig gut. 🤣

    Aber das du nun allen mit Faktor 3 DEN Powertrick verrätst ist fies. 🤯

    Antworten
  • Der Artikel ist sein Geld wirklich wert!

    Antworten
  • Gordon Shumway
    3. Oktober 2022 13:01

    Sehr geiler Artikel. Den Kite-Trolley hätten mein Kumpel und ich letztes Jahr gebraucht. Zum Glück haben wir uns erinnert, dass es bei H&C Sackkarren zu kaufen gab. Also schnell hin, eine gekauft und danach die 3 Spiele mit insgesamt 30kg Gewicht + Spielmatten aufgeladen. Der große Rolltrolley von mir war nämlich schon voll…..und die beiden Rucksäcke auch. Hehe…..als Faktor 8 können wir noch ergänzen wie man damit bosslike wieder mit der Bahn durch halb Deutschland nach Hause kommt. 😛

    Antworten
    • Hölle! Hatte ich auch schon. Rückweg Sonntag, Sturm. Bahn fällt nach Hamburg aus. Wir mussten dann Montag mit allen anderen deren Züge auch ausgefallen waren, so sexy wie Presswurst nach Hause fahren. Wir vier hatten halt nur jeder massiv viele Brettspieltüten noch dabei. Wir waren Staudämme wie bei Wasserkraft im Zugabteil.

      Antworten
    • Schade, dass ich allein wegen Faktor 6 auf der Messe nicht sehen werde und damit auch nicht kennen lernen kann. Falls Du Lust hast, kannst du den bezahlten Faktor 7 ja einsetzen. Für den Fall freue ich mich dich gesehen haben zu können.

      Antworten
  • Mega 😂
    Jetzt hoffe ich wirklich, dich auf der Messe zu sehen! Also nicht erschrecken, wenn dir jemand plötzlich aufmunternde Worte, beim Spielen zuflüstert.

    Antworten
  • KlettermaXXX
    3. Oktober 2022 14:24

    sehr gut geschrieben. Hätte echt Lust auf die Messe. 😀

    Optimierungsvorschlag:
    Man könnte den Cajon-Rucksack ja auch einfach nach vorne über die Brust schnallen.^^
    Das scheint ja nicht verboten zu sein.
    Man sieht zwar dann selbst nicht mehr wo man hinläuft aber dafür verletzt man keine anderen Besucher. Zudem sieht man seinen eigenen dicken Bauch nicht ständig. 😉

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.

Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.

Ich akzeptiere die Datenschutzhinweise: