Kurzcheck: Darum geht es bei Cold Case: Eine todsichere Geschichte
Wer die Schachtel öffnet, erhält neben einem Schreiben, das einen in den Fall einführt, eine Akte, gefüllt mit Zeugenaussagen und diversen Beweismitteln. Die Beweismittel sind nicht nur zahlreich, sondern auch authentisch aufbereitet. Der Einstieg in diese Akte lässt also Atmosphäre wie auch Vorfreude im Wohnzimmer aufsteigen. So arbeitete man sich als Team durch die Akte, versucht den Tathergang zu rekonstruieren, um dann auf der zugehörigen Website Fragen zu beantworten. Je nachdem wie unsere grauen Zellen im Hirn gearbeitet haben, erhalten wie eine entsprechende Auflösung der Geschichte. Im Prinzip schenkt einem Cold Case: Eine todsichere Geschichte in seinem Ablauf keine neuen Impulse, das muss es aber auch nicht. Die unzähligen Krimi-Brettspiele haben einen Standard etabliert und dieser funktioniert hier ebenso. Wo sind aber nun die Stärken des Falls und was hat uns zum Schwitzen gebracht?
Atmosphärische Beweismittel
Was mir wirklich gefallen hat, war das vorhandene Material. Es fehlte zwar ein besonderes Gadget, was oft in dieser Art von Spielen vorkommt, aber die Akte war ziemlich stimmungsvoll aufgezogen. Vor allem die ausführlichen Zeugenaussagen fand ich super. Die Menge an Text mag manchen verschrecken, aber anders als bei der Konkurrenz ist hier nicht nur spielrelevanter Text zur Lösung des Falls vorhanden. Die Zeugen wirken authentisch und erwachten so viel mehr zum Leben. Bei der Konkurrenz wird zwar auch ausgeschmückt, aber nicht so im Detail.
Der Preis dafür
Das birgt allerdings ein Problem. Normalerweise sichten wir erst Beweise und Texte und arbeiteten uns dann zusammen durch den Fall. Man kommt durch eine Lösung an anderer Stelle weiter, reicht sich Beweismaterial rum, erstellt eine Mindmap, um die Interpretationen des Teams zu sammeln und steigt gemeinsam aus dem Wohnzimmer hinein in das gedankliche Kriminaldezernat. In Cold Case: Eine todsichere Geschichte hingegen haben wir sicher an die 40 Minuten gelesen. Jeder hat die Zeugenaussagen durchgearbeitet. Kommunikation war eher ausverkauft. Es ging ja erst einmal nur um die Aussagen der Zeugen und dem groben Überblick. Das ist eine lange Zeit ohne wirkliche Kommunikation, schwierig für mich Kommissar Silberzunge.
Es war der Trenchcoat
Erst als dann die anderen Beweismittel auf den Tisch kamen und man diese als Team in den Zusammenhang der Zeugenaussagen brachte, war die typische Stimmung am Tisch spürbar. Schau mal hier! Hast du das gesehen? Passt das zusammen? Hat er ein Alibi? Nur leider war aufgrund von sehr offensichtlichen Hinweise, ohne roten Hering, extrem schnell klar, wer die Täterin bzw. der Täter war. Es war die wohl kürzeste Auflösung aller Krimi-Brettspiele, die wir gespielt haben. Jeder Hinweis festigte den schnell ersichtlichen Verdacht. Eine Mindmap brauchte man nicht. Es gab auch keiner Verunsicherung. Schade, hier wurde viel Potenzial verschenkt, auch wenn die Zielgruppe der Reihe EinsteigerInnen sind.
Besonders schmerzhaft ist die fehlende Kreativität. Gut, der Fall spielt in den 80ern und Internet war da eben noch nicht vorhanden, aber die Konkurrenz hat einfach mehr kreative und überraschende Einfälle, wie man an Informationen kommt, auch fern ab von echter Internetrecherche, die hier thematisch rausfällt. Ich will diese hier jetzt nicht verraten, weil gerade EinsteigerInnen dies selbst erleben sollten. Es sind einfach Gänsehaut- und WTF-Momente, die mir fehlen und die vierte Wand des Spiels durchbrechen.
Fazit
Fehlende Durchbrechung der vierten Wand und somit die Abstinenz kreativer Ansätze und ein sich viel zu schnell auflösender Fall nach Sichtung der Beweisstücke trüben das Gesamtbild merklich, welches mit authentischen und atmosphärischen Zeugenaussagen anfänglich noch vorbildlich aufgebaut wird. Der Krimi ist inhaltlich zwar ordentlich strukturiert und zu keiner Zeit unlogisch, aber selbst für EinsteigerInnen am Ende zu schnell zu lösen. Es gibt zu wenige rote Heringe, Zwickmühlen oder ineinander verschachtelte Indizien, wo Lösungen zu weiteren motivierenden Schlussfolgerungen einladen. Das führt, gerade mit den textlastigen und umfangreichen Zeugenaussagen zu einem Krimiabend mit wenig Kommunikation. Äußerst fair ist der extrem geringe Preis, daher ist es für komplette NeueinsteigerInnen als Appetitanreger gerade noch zu empfehlen.
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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Liest sich nicht schlecht, aber ich glaube ich werde doch für das Genre direkt zu „Sherlock Holmes Consulting Detective: The Thames Murders“ greifen wollen…das sieht für mich irgendwie homogener aus