Kurzcheck: Darum geht es in Dice Flick
Dice Flick ist ein Geschicklichkeitsspiel, bei dem du jede Runde Würfel aus einem Beutel ziehst, die verschiedene Farben oder Sonderfunktionen besitzen und diese Würfel in den Schachtelboden schnippst. Die Positionen, von wo der Würfel geschnipst wird, sind dabei fest vorgegeben und der Schachtelboden hat ein Inlay mit diversen Löchern, die in einem Schachbrettmuster angeordnet sind. Dein Ziel ist es, möglichst viele Würfel gleicher Farbe nebeneinander in diese Löcher zu bugsieren. Bei mindesten drei gleichen Würfeln sackst du die Punkte entsprechend der Augenzahl ein. Triffst du die Mitte, darfst du den Würfel immer werten und das sogar doppelt! Ein Knaller-Würfel lässt alle Würfel horizontal oder vertikal werten. 10 Durchgänge werden gespielt, dann werden alle Punkte addiert und die Frau feiert den Sieg, während alle anderen am Tisch bittere Tränen der Enttäuschung weinen. Oder ist das etwa pure Wut? Ja, ist es!!!!!!!!!!
Der Aufstieg
Erst einmal ist Dice Flick herrlich praktisch. Die Schachtel ist direkt Spielbrett, dazu ein paar Würfel und los geht es. Die Erklärzeit ist nicht messbar, die Zeit des Aufbauens gibt es eigentlich auch nicht. Direkt losspielen ist die Devise! Warum Dice Flick mich aber überraschenderweise so schnell überzeugt hat, sind die Emotionen wie Ebbe und Flut. Eben noch powerst du gekonnt deine zwei Würfel präzise in beste Positionen, fühlst dich wie der King und grast Punkte ab! Grüne Würfel gewertet, dazu ein Knaller-Würfel, der blaue und weiße Würfel horizontal mit in die Wertung nimmt und natürlich noch das Bull’s Eye getroffen. Man kann das BÄM gar nicht groß genug schreiben, welches den Tisch erschüttert. Alle anderen werden plötzlich richtig grantig am Tisch! Erstens hast du fett gepunktet, zweitens werden gewertete Würfel aus der Arena entfernt und in den Beutel zurück gelegt. Das Problem? Nun, für den nächsten Spielenden am Tisch sind weniger Würfel in der Arena, das heißt, weniger oder vielleicht gar keine Chance zu punkten.
Der Absturz
Nächste Runde denkst du nun, du hast den Dreh raus. Die Würfel in der Arena liegen wieder nicht schlecht. Jetzt mit Ansage und Größenwahn! Dein weißer Jokerwürfel wird in die zweite Reihe geschnipst, damit kannst du angrenzende grüne Würfel werten und den gelben Würfel schnippst du vorne in die erste Reihe. Ein Selbstläufer! Eigentlich. Der weiße Würfel springt eine Reihe zu weit, was deine Frau als nächste Spielerin freut, der gelbe Würfel wird zu zaghaft geschnipst und fällt mit einem erbärmlichen Plopp in die Null-Punkte-Rille. Eben großer Zampano, jetzt der größte Depp. Schadenfreude am Tisch! Am Ende einer Partie gibt es von vier SpielerInnen drei die Revanche brüllen. Heftigster Frust trifft auf Flick-Star-Allüren! Dellen im Tisch aus trommelnden Fäusten der Begeisterung direkt neben Bissspuren des Frusts. Ja, man kann hier so richtig wütend werden. Kinder lernen ganz sicher ihre Frusttoleranz auszuweiten. Es hört sich masochistisch an, aber genau deswegen haben alle Spaß.
Das Problem?
Ich hätte mir manchmal etwas mehr Würfel mit Sonderfähigkeiten gewünscht, aber vielleicht stört dies am Ende auch nur den unkomplizierten Spielfluss. Dice Flick ist nicht mehr als die obigen zwei Absätze und lebt einzig vom Ehrgeiz und der Emotionalität der MitspielerInnen. Die ersten vier Partien gewann meine Frau. Ich hatte teilweise von den 10 Wertungen pro Partien 8 mit 0 Punkten. Ich hätte die Wohnung einreißen können. Dafür folgte in der fünften Partie die Auferstehung. Punkterekord und alle rasiert! Man wird besser, keine Frage. Die anderen am Tisch aber auch und manchmal will man trotzdem zu viel. Wem der Ehrgeiz abgeht und sich nicht gegenseitig anfeuern oder den Teufel an den Hals wünschen kann, der wird mit Dice Flick keine Freude habe. Dafür bietet das Spiel zu wenig. Das trifft aber auch auf Tischkicker, Darts oder Klask zu. Auch hält die Motivation trotz des Revanche-Feelings nicht für mehrere Stunden. Das muss es aus meiner Sicht aber auch nicht.
Klar ist Glück dabei! Auf welcher Seite bleibt der Würfel in der Arena liegen? Welche Farben ziehe ich aus dem Beutel? Das beeinflusst die möglichen Punktzahlen, keine Frage. In Dice Flick ist mehr Glück im Spiel als in vielen anderen Geschicklichkeitsspielen. Allerdings ist das Ziel in Dice Flick eben nicht die maximale Anzahl an Punkten innerhalb eines Zuges. Damit kann am Ende vielleicht eine knappe Partie entschieden werden. Wichtiger ist einfach Konstanz! Es ist durchaus möglich, fast jede Runde zu punkten. Weiterhin trägt das Glückselement auch ein Stück weit die Ärger-Atmosphäre. Wer knallharte Geschicklichkeitsspiele sucht, der ist bei Dice Flick an der falschen Adresse. Nur ganz ehrlich, da brauche ich meine Kinder auch nicht an den Tisch holen …
Fazit
Dice Flick ist ein Geschicklichkeitsspiel, dass für zwischendurch begeistert. Es lebt von der Emotionalität der Gruppe, die sich gegenseitig sticheln mögen muss. Es kitzelt mit der richtigen Einstellung einen ungeheuren Revanchegedanke hervor. Wer motiviert ist, es in der nächsten Partie den MitspielerInnen zu zeigen, muss sich positiv ärgern können, wenn er wieder versagt! Denn das wirst du. Natürlich gehört Feingefühl dazu, aber auch immer ein Stück weit Glück, schon alleine beim Ziehen der Würfel oder den geschnippten Augenzahlen. Allerdings können genau deswegen Kinder gut mitspielen. Am Ende ist Dice Flick alles andere als mechanisch überladen, eher Würfelflicken in seiner pursten Form. Das kann ganz sicher langweilen. Ich habe aber mit meinen Bagaluten in der Familie allerdings die perfekten Partner für Heidenspaß im Absacker-Abo!
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4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Moin Christian, hab Deine Rezension mit Freude gelesen. Der (Schaden-)Freude -Funke springt gut rüber 😉
Grüße aus Hamburg
Vielen Dank für deinen Kommentar. 🙂 Hast du es selber schon gespielt?
Sonst hätte ich es nicht erfinden können.
Hahahah, oh man. Das habe ich gar nicht gesehen. Sorry! 😀