Kurzcheck: Darum geht es in Doodle Dungeon
Zuerst ein echt großes Lob! Die Anleitung ist maximal charmant, bringt einem das Thema super rüber und sprüht nur so vor Freude. Beispiel gefällig? Die Regelübersicht ist als DuBauG (DungeonBauGesetzt) beigelegt. Ein witziges Paragrafen-Beiblatt! Der Einstieg in das Spiel wird zudem durch eine witzige Geschichte begleitet. Leere Dungeons, skrupellose Dungeon-Vermietgesellschaften und Mieterhöhungen nach Sanierungen.
Das Spiel selbst gibt sich dann eigentlich recht unkompliziert. Drei Phasen besitzt das Spiel, in denen erst das Dungeon über die Wahl von Karten gebaut wird, auf dem dann der Besuch des Helden folgt und schlussendlich die Verteidigung deines Dungeons ansteht. Doodle Dungeon verbindet in seiner ersten Phase thematisch frisches Draw & Write, bei dem gewählte Karten noch die Funktion des Deckbuildings übernehmen. Darauf folgt eine an Munchkin erinnernde Helden- und Verteidigungsphase, bei dem das erspielte Deck deine Monster oder gegnerische Helden stärken. Weiteres schönes Detail, zum Zeichnen der Elemente erhältst du eine Schablone! Klingt das nicht alles total verlockend?
Motivierter Baumeister
Jeder Runde liegen ein paar Karten aus, von dem du dir eine nehmen kannst. Wichtig zu wissen, im unteren Bereich zeigt die Karte, was du in dein Dungeon zeichnen darfst, im oberen Bereich, was du in der Verteidigungsphase mit der Karte machen kannst. Schieben wir das erstmal beiseite und kümmern uns um das Dungeon. Mir macht es irre viel Spaß Wände hochzuziehen, fiese Abzweigungen als eine Art Scheideweg zu bauen, die Monster geschickt zu platzieren und Schätze so zu verstecken, das der Held sie vielleicht gar nicht findet. Da man immer nur eine kleine Auswahl an Karten hat und auch die Mitspieler auf gewisse Karten geiern, muss man Kompromisse eingehen. Trotzdem, für SpielerInnen die gerne Dungeons zeichnen, vielleicht gerade aus der Pen & Paper-Ecke, ist das schon richtig cool!
Man zeichnet aber nicht nur an seinem Dungeon, sondern kann auch, wenn auf den Karten abgebildet, sein Dungeon verbessern. Das ist unabdingbar! Dazu später mehr. So kannst du Fähigkeitspunkte verteilen und deine Monster verstärken, den Wert deiner Schätze erhöhen, deine Anzahl der Handkarten in der Verteidigungsphase verbessern oder Fallen ausbauen. Du willst eigentlich alles, aber die verfügbaren Punkte sind bei allen SpielerInnen heiß begehrt und so muss man hart selektieren, was man verbessert. Könnte eigentlich für spannende und strategische Entscheidungen sorgen…
Der Heldenweg
Sind alle Karten verteilt, gibst du dein Dungeon nach links weiter und ihr alle zeichnet jeweils auf dem fremden Dungeon einen Weg ein, auf dem sich später der Held durch das Dungeon bewegt. Es gibt einige Regeln, die dafür sorgen, dass der Weg des Helden nicht ganz so einfach zu bewerkstelligen ist. Sie sorgen dafür, dass man sich beim Dungeonbau schon gut überlegen sollte, wie man baut, damit der Held es schwer hat. Kurz und schmerzlose Phase, die im Finale mündet.
Das verpatzte Finale
Bis hierhin hatten wir als Familie immer Spaß mit Doodle Dungeon. Wenn der Held dann aber das Dungeon betritt und der Munchkin-Aspekt in den Vordergrund tritt, wird es wild. Wild von der Sorte, die man als Oberschurke nicht spüren will. Kurz, der Held zerfetzt dir die Monster. Er macht so richtig Kleinholz aus deinem Werk und pinkelt dir gefühlt genüsslich in jede Ecke! Und wenn doch ein Monster oder eine Falle dem Helden ans Leder geht, sorgt schon eine fiese Karte der MitspielerInnen dafür, dass ein nicht besiegtes Monster durch Gift trotzdem stirbt, der Held ankommenden Schaden verhindert oder sich heilt. Du hast deine Fallen teuer aufgelevelt und geschickt platziert? Schau, mit der Karte, die ich dir jetzt um die Ohren haue, springt der Held in deinem Dungeon über deine Falle. Hahahah! Kein Wuharharhar.
Klar, es gibt auch Karten, mit denen man seine Monster stärkt, damit der Held in Bedrängnis kommt. Nur ist das Prinzip dahinter ein Würfelwurf mit zwei W10 (zehnseitiger Würfel). Kommst du bei einem Wurf auf 20, hat dein Monster überlebt und der Held bekommt Schaden. Eine 20? Ja, eine 20. Du kannst, wie besprochen, deine Monster aufleveln. Dann erhalten sie Boni. Ein Ork in der Endstufe erhält z.B. einen Bonus von 12. Da ist eine 20, vor allem noch mit weiteren Karten zur Unterstützung, easy zu erreichen. Nur dafür brauchst du 10 Fähigkeitspunkte und hast nur eine Monsterart verbessert. Ein Drachen ohne Verbesserung hat einen Bonus von +4, der röstet so keine Helden. Eher heißt es Drachenspieß auf Knoblauch.
Schade!
Was bleibt ist ein ungutes, ja frustrierendes Gefühl. Nach wenigen Partien hatten meine Kinder keine Lust mehr. Ich nahm die Herausforderung an und gab mir die Schuld. Mit mehr Erfahrung müsste es doch möglich sein, ein richtiges gutes Dungeon zu bauen, wo dieser verdammte Dreckssack von Held stirbt. Hey, auf der Schachtelrückseite steht „vermöble den Helden“. Vermöbelt wurde am Ende meine diabolische Seele. Grün und blau schimmert sie.
Es gab eine Partie, da überlebten sogar recht viele Monster und ich behielt meine Schätze. Es war mit seinen geschickt gebauten Abzweigungen ein perfektes Dungeon, zumindest für mich. Der Held, auch dank der Karten meiner lieben Frau, kam aber fast unversehrt aus dem Dungeon. Da hagelte es so viele Minuspunkte, das der Entstand der Punkte wieder mickrig war. Doodle Dungeon ist am Ende zu wenig das, was es verkauft. Der Held wird nicht zur Wurst, er ist oft ein Gott! Die vielen Aufwertungen sind zu tief und breit für die zu erspielenden Fähigkeitspunkte angelegt. Irgendwo hakt es immer! Das könnte motivierend sein, weil Entscheidungen anstehen, hier mündet es in Frust. Und am Ende kommt als Abschluss das Munchkin-Gen durch, wo MitspielerInnen mit fiesen Karten die wenigen Erfolgserlebnisse plattmachen. Vielleicht freuen sich darüber Munchkin-Fans, ich mag es nicht.
Fazit
Helden im eigenen Dungeon scheitern sehen? So richtig schmackhafte Helden-Wurst herstellen? Sorry, höchstens verwurstet der Mix aus fiesen Karten deiner MitspielerInnen, eigenes Würfelpech und zu wenige verbesserte Attribute deiner Monster dir den Spielspaß. Wenn du in Doodle Dungeon einmal etwas zustande bringst, dann sorgt schon irgendeine Mechanik dafür, dass du als Oberschurke zu Mama auf den Schoß willst und dicke Tränen deinen Papierbogen durchweichen. Für Fans von Munchkin, die ein charmant aufgemachtes Roll & Write mit fieser Take-That Elementen als höchste Tugend ansehen, funktioniert Doodle Dungeon vielleicht. Ist dann sicher ein Blick wert! Für jemanden der Dungeon Keeper im Herzen trägt und das erleben möchte, was die Spielschachtel suggeriert, nämlich Helden verprügeln und ein fieses Dungeon bauen, der erlebt sein grün-blaues Wunder, mit maximalem Frustpotenzial.
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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Danke für das unterhaltsame Review. Ich war vom Thema und der Aufmachung der Spiels sehr angetan. Werde es aber nun deutlich weiter unten auf meiner Wunschliste platzieren. Gute Aufmachung bringt halt nix, wenn der Spielspaß nicht durchhält.
Bis zu dieser abartigen Heldenphase ist das Spiel echt gut. Ich mag die Entscheidungen beim Hochleveln, beim Bauen und dem gleichzeitigen Ausbau des Decks für die zweite Phase. Die Idee ist richtig gut! Die Balance haut dann am Ende für mich aber überhaupt nicht hin.