Kurzcheck. Darum geht es in Detective: Doppelter Boden
Da Detective: Doppelter Boden keine Stand-Alone Erweiterung ist, braucht man das Grundspiel für den Fall in Bosten. Gleichzeitig bedeutet dies auch, das sich am grundlegendem Konzept wenig ändert und die Erweiterung für Fans des Krimi-Brettspiels sind. Entsprechend spare ich mir diverse Regelerklärungen und verweise auf meine Rezension zum Grundspiel. Das heißt aber nicht, das sich Detective: Doppelter Boden auf dem Gerüst ausruht, sondern auch hier erlebt man wieder einige Überraschungen! Zuerst einmal fällt aber der geringe Umfang auf. Die Schachtelgröße ist zu L.A. Crimes nochmal halbiert, das Spielbrett nur noch ein Zettel, aber das schlägt sich auch im Preis nieder. Für ungefähr 12 € kann man das Ticket in die Siebziger schon lösen! Wir haben gemütliche 210 Minuten in Bosten verbracht, kein schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis, vor allem wenn man sich die UNDO– oder EXIT-Reihe anschaut. Genug der trockenen Buchstaben, quetschen wir ein paar Zeugen aus!
Gute Musik, keine Technik
Hey, wir befinden uns in den Siebzigern, so schick die Farbe Orange ist, so mega ABBA Led Zeppelin rockt, das Internet war beste Science-Fiction. Die Antares Datenbank? Fixe DNA-Proben? GPS-Überwachung? Nein, das beste Gadget der Polizei war der Ledermantel und Style. Entsprechend ist das Design der Antares-Datenbank auf dem heimischen Laptop noch unkomfortabler als im L.A. der Achtziger. Schwarzer Bildschirm mit grüner Schrift, ganz nach dem Vorbild erster Monitore und dazu nicht einmal DOS-Befehle. Grandiose Anpassung und ein wenig Augenkrebs!
Limitierung als Vorteil
Diese Übertragung der technischen Limitierung hat aber spielerische Vorteile! Zum einen kann man Informationen aus der neuen Bibliothek erhalten. Einmal dort angerufen, hilft uns der freundliche wie herrlich nerdige Bibliothekar bei der Suche nach Informationen. Da dies Zeit frisst, erhalten wir die Informationen erst 3 Stunden später… wohlgemerkt bei persönlicher Übergabe vor Ort. Plant das also gut bei euren Ermittlungen ein! Bei nur vier Tagen und dem achtstündigen Arbeitstag sollte man nicht schlampig agieren.
Zum anderen kann man jede persönlich getroffene Person ins Polizeihauptquartier einladen und verhören. Für mich definitiv das persönliche Highlight des Spiels und eine Mechanik, die es in allen weiteren Detective-Erweiterungen geben sollte. Die Begeisterung wird durch die enorme Freiheit geboren. Stellt man eine Frage, gibt man ein Schlagwort in die Suchmaske des Gesprächs ein. Nun gibt die Person Auskunft! Das Verhör wird automatisch beendet, wenn man das dritte Schlagwort eingibt, zu dem die Person nichts weiß oder etwas beitragen konnte. Weitere Gemeinheit: Jede Person darf nur einmal verhört werden und auch nur dann, wenn man ein Behörden-Plättchen ausgeben kann! Glaubt mir, da sitzt man nun verschwitzt und überlegt, ob und wann man jemanden in die Vernehmung einlädt. Zu früh eingeladen, fehlt einem vielleicht der Überblick oder das richtige Detail zum Fall. Fragt man zu spät, könnte die Zeit zu knapp sein, um neue Spuren durch ausgeplauderte Informationen nachzugehen. Diskussionen über das Vorgehen bei den Fragen, Spannung bei den Antworten, so muss das sein!
Kleine Patzer
Die Texte auf den Karten sind wieder wunderbar geschrieben und begeistern durch eine tolle Bildsprache! Leider haben sich in der Antares-Datenbank ein paar englische Wörter bei den Beweisen eingeschlichen. Nichts spielentscheidendes und ich denke, Pegasus Spiele wird dies schnell patchen. Was Spielgruppen mehr ärgern könnte, sind die Verhöre! So sehr ich die neue Mechanik auch begrüße, man muss höllisch aufpassen Schlagworte richtig zu schreiben. Einmal die Eingabe bestätigt, ist eine Frage aufgebraucht. Auch weiß man nicht genau, wie präzise die Schlagwörter sein müssen. Reicht Eis, muss es Eiskugel oder Eismann sein? Testweise probierten wir einige Schlagworte einer Kategorie und wurden zum gleichen Ergebnis geführt, was richtig ist, aber ob dies nun immer so funktioniert, kann ich euch nicht sagen. Diese Unsicherheit schmeckt sicher nicht jeder Agenten-Crew!
Fazit
Detective: Doppelter Boden folgt dem Motto alles bleibt besser! Wer bisher mit dem Wohnzimmer-Krimi nicht warm geworden ist, für den spendet auch der neue Einzelfall keine wohlige Wärme. Fans der Reihe bekommen allerdings wieder einmal das, was sie erwarten! Ein gut geschriebener Krimi, mit einigen Wendungen, interessanter Verbindung zur echten Welt und einer tollen Anpassung an die siebziger Jahre. Die neuen Mechaniken, wie die Recherche in der Bibliothek oder den Vernehmungen von Personen, sind richtig gut. Gerade letzteres hat uns richtig viel Spaß gemacht! Wen lädt man wann ein und womit konfrontiert man die Charaktere? Der Umgang mit den Schlagwörtern ist etwas heikel, trotzdem ist mir die gebotene Freiheit wichtiger und vor allem ist das spannende Frage-Antwort-Spiel motivierend. Bitte beibehalten! Ich hoffe auf viele weitere Fälle der Signierten Serie, wenn sie dieses Niveau halten können.
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