Kurzcheck: Darum geht es in Cutterland
Verteile verdeckt drei Karten an jede Person, danach schneidet der Startspieler eine seiner Karten in so viele Teile wie Mitspieler teilnehmen und legt sie in die Tischmitte. Danach wählt die Person links vom Schnibbler das erste Stück für sein Pixel-Königreich aus. Derjenige der schneidet, erhält also immer das letzte Stück. Das geht reihum so weiter, bis alle Karten zerschnitten und die Teile verpuzzelt sind. Denkbar einfach kann man entsprechend einsteigen!
Beim Puzzeln der Teile gibt es aber einiges zu beachten! Wir sollen in Cutterland ein Pixelreich für ankommende Helden gestalten und die mögen viel Abwechslung durch viele interessante Fabelwesen zum Bekämpfen. So versuchen die Spieler möglichst keine Kröten zu erhalten, das sind Minuspunkte, die Goblins müssen im gleichen Gebiet bleiben, je größer der Trupp, desto besser. Kraken fressen andere Kreaturen um sich herum und schütten so Siegpunkte aus. Hey, da wäre so eine Kröte plötzlich gar nicht schlecht. Zentauren lieben weite Grasflächen, also lass sie bloß allein. Drachen hingegen sind liebestoll und müssen Paarweise gepuzzelt werden, fressen aber jeweils eine andere Kreatur im gleichen Gebiet. Gut, das man auch noch Palisaden, Brücken und Wälle platzieren darf, sofern man diese Teile über Puzzlestücke erhält. Okay, jetzt ist Cutterland gar nicht mehr so ohne…
Zerstörung als Highlight
Plättchen legen, um Symbiosen auszulösen und Punkte abzukassieren ist nun wirklich nichts Neues bei Brettspielen. Spaß macht mir das trotzdem immer wieder! Das Highlight in Cutterland findet man mit dem Zerschneiden von Karten aber an anderer Stelle. Durch die eigene Gestaltung der Teile und dem Wissen, das man selbst der letzte in der Reihe bei der Wahl ist, macht Cutterland interessant. Was brauche ich selber für Gebiete und Fabelwesen und wie schneide ich es so zurecht, das genau die Elemente für die anderen unattraktiv sind. Ich könnte auch Stücke herausschneiden, die andere Spieler unbedingt brauchen und ihnen dabei eine Kröte unterjubeln? Der eigene Vorteil ist, das man weiß, was man noch für spätere Runden auf der Hand hat. Wenn ich nur einen Kraken besitze, ist es vielleicht besser, diesen Teil selber zu erhalten. Also mache ich das Kartenstück mit der Krake höchst unattraktiv für andere. Das eigene Königreich muss man also ebenso im Blick haben wie das der Gegner.
Wer es besonders taktisch liebt, kann auch mit offenen Handkarten spielen. Dann weiß jeder am Tisch um die Mehrheitsverhältnisse der Fabelwesen und evtl. Extras wie die Palisaden. Der Anspruch steigt so, weil man mit den Karten der Mitspieler planen kann. Dafür geht das Überraschungsmoment und auch das Bluffen verloren. Der Mittelweg wäre das Spiel mit verdeckten Karten und zwei Personen, denn dadurch das jeder zwei Teile wählt (man schneidet auf 4 Teile pro Karte), steigt der planbare Anteil und somit die taktischen Möglichkeiten. Bei vier Spielern hingegen regiert mehr das Chaos. Durch die unterschiedlichen Regeln eignet sich das Spiel für Familien ebenso wie für Taktikfüchse.
Nachschlag vorhanden!
Es gibt eine weitere Spielregel, bei der man am Ende mit den vielen ausgeschnittenen Teilen spielen kann. Wie auch schon in der Anleitung angedeutet, finde ich den Spielmodus nicht sonderlich interessant. Er ist sehr glückslastig, weil die Balance der Felder und Monster durch die fest definierten Karten fehlt und am Ende vermisse ich einfach das, was Spaß macht: Zerschneiden, zerschnippeln und zerteilen! Der reine Puzzleaspekt ist solide, dem aber ohne Schere der Spielspaß abgeht. Wer nur mit Landschaften puzzeln möchte findet bessere Vertreter.
Bei 160 Karten würden vier Spieler 13 Partien spielen können. Das ist jetzt nicht wahnsinnig viel und für mich der größte Kritikpunkt. Die Rettung sind Nachfüllpacks! Diese gibt es sogar mit einer anderen Gattung von Monstern. Richtig genial ist übrigens die Optik dieser Pakete, denn es ist nichts anderes als ein Videospiel-Modul. Stylisch und verdammt passend zum Thema.
Fazit
Cutterland erzeugt nach dem Motto Ich teile, du wählst die typische Spannung vom Pausenhof in der Schule. Da ging es vielleicht um die Teilung von Süßigkeiten, aber jeder kennt das Problem. Es ist verdammt schwierig etwas aufzuteilen, wenn man selbst als Letzter wählen darf! Statt Süßigkeiten setzt Hobby World jedem passionierten Brettspieler allerdings der Folter aus, denn er muss schicke Spielkarten zerschneiden. Für Kinder ist das natürlich Zuckerwatte für die Seele, wenn sie Papas Brettspiel zerhäckseln dürfen. Entsprechend gut kam Cutterland an! Fern ab dieser sadistischen Freude ist Cutterland solide Puzzlemechanik mit typischen Punktekombos, die spielerisch ihren Reiz aus dem Schneiden zieht. Im Hinterkopf die eigenen noch möglichen Handkarten und somit zukünftigen Puzzleteile, vor Augen die Ländereien der Mitspieler und die Frage, wie setzte ich nun die Schere an, damit mein Gegenüber das mistige Teilchen nimmt und denkt, er hätte das große Los gezogen. Das eingebettet in eine wirklich kurze Spielzeit und einer Optik, die 8-Bit-Fans das Herz höher schlagen lässt. Ich zumindest bin therapiert: Reich mir die Schere und lasst uns Karten zerschneiden!
Information: Cutterland wird nach meinen Kenntnisstand später in diesem Jahr in der Spieleschmiede angeboten, zurzeit kann man es in Deutschland nicht kaufen.
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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Moin,
wieder eine sehr schöne Review! Ich habe jedoch bereits beim lesen Schweißausbrüche bekommen (Team – die Sleeves sind nicht dick genug) und versucht, mir Wege auszudenken, das Material irgendwie zu retten. Das Spielprinzip, mit seinem blasphemischen Einsatz der Schere, klingt sehr originell und lustig. Ich werde es auf jeden Fall im Auge behalten.