Kurzcheck: Darum geht es in Space Explorers
Jede Spielerin und jeder Spieler übernimmt die Leitung eines Entwicklungsstandorts des Weltraumforschungszentrums. Dabei stellt man im Laufe des Spiels über fünf Ressourcen Experten in fünf Fachbereichen ein und versucht dadurch lukrative Weltraumprojekte als Erstes zu realisieren. Sind alle Projekte fertiggestellt oder besitzt ein Spieler 12 Experten in seinem Team, ist das Spiel beendet und derjenige mit den meisten Wertungspunkten, generiert aus Projekten und Experten, gewinnt. Die Grundregeln sind sehr einfach zu verstehen und entsprechend schnell erlernt. Dazu passend ist die überschaubare Spielzeit, die selbst mit vier Spielern locker unter einer Stunde bleibt.
Wer nun Splendor kennt, kann die Projekte mit Adligen gleichsetzen und die Edelsteine entsprechen den Entwicklungskarten. Ähnlich gestaltet sich auch die Mechanik der verringerten Kosten für weitere Karten desselben Bereichs. Habe ich einen Experten im Bereich der Ingenieursabteilung (Blau), kostet mich der nächste Experte in diesem Bereich eine Forschungsressource (Blau) weniger. Man baut sich also auch hier eine Engine auf. Auf den ersten Blick ist Space Explorers also fast unverschämt dicht an Splendor dran. Wer in den Weltraum fliegen will, der sollte sich allerdings nicht nur von seinem ersten Blick leiten lassen.
Erster Kniff
Der erste Unterschied ist die Auslage der Forschungsmarker mit denen man Experten kauft. Völlig anders als in Splendor, erhält man zum Spielstart je zwei Marker jeder Farbe. Es gibt also keinen allgemeinen Vorrat aus dem man sich bedient. Bin ich am Zug, kann ich nun einen in der Tischmitte ausliegenden Experten verpflichten, alternativ auch von meinen Handkarten. Die dabei ausgegebenen Forschungsmarker gebe ich nun meinem linken Mitspieler. Der hat nun mehr Marker und kann sich entsprechend vielleicht bessere Experten leisten oder überhaupt erst einen kaufen. Vielleicht möchte ich deswegen keine Marker ausgeben? Als Alternative, könnte ich vorher gesammelte Handkarten in die Tischmitte auslegen und erhalte damit zwei Joker-Ressourcen für den Kauf.
Diese Mechanik macht das Spiel höchst interaktiv. Zum einen beeinflusse ich mit dem eigenen Kauf durch die Weitergabe der Forschungsmarker das Spiel meiner Mitspieler aktiv, zum anderen werden abgegebene Handkarten für Joker-Ressourcen plötzlich für alle anderen kaufbar. Ich muss also egal wie ich meine Experten kaufe, immer darauf achten, wie sehr das meinen Mitspielern nützen könnte. Das macht Space Explorers insgesamt einen Schub komplexer, weil noch etwas mehr Übersicht gefordert ist.
Zweiter Kniff
Der Treibstoff, der Space Explorers in einen anderen Anspruchsbereich hebt, sind die Sonderregeln der Experten. Anders als in Splendor, sind diese nicht nur Boni für den Kauf des nächsten Experten, also die Zahnräder der Engine, sondern verändern viel umfassender die Spielmechanik. Nur die Experten, die in der Reihe des jeweiligen Fachbereichs (Farbe) am Ende der Reihe ausliegen, bringen ihre Sonderfähigkeit ins Spiel, außer es handelt sich um eine Endbedingung für Siegpunkte.
So stellen manche Experten für andere Fachbereiche Ressourcen zur Verfügung, andere ermöglichen einen Gratiskauf von Experten bis Stufe 3 oder schütten mehr Joker-Ressourcen aus, wenn man den Experten zurücklegt. Insgesamt gibt es 40 verschiedene Fähigkeiten auf die fünf Bereiche aufgeteilt. Das Fiese an der Sache, wenn ich einen starken Experten habe, überlege ich es mir zweimal, in dem Fachbereich einen neuen einzustellen, denn dieser würde den alten Experten mit seiner starken Fähigkeit überdecken. Für mich ist das hier ein wirklich gelungener Schritt weg von Splendor und hin zu mehr Komplexität und damit interessanten spielerischen Möglichkeiten durch bilden von Symbiosen.
Schrammen in der Außenhülle
Bei all der spielerischen Begeisterung ist Space Explorers nicht frei von Kritik. Die Gestaltung der Experten-Karten ist zwar nur ein Luxusproblem, aber für jede Abteilung wird nur ein Motiv benutzt, das in unterschiedlicher Skalierung dargestellt wird. Gerade bei dem coolen Thema wäre hier mehr Abwechslung fürs Auge schön gewesen. Was für Kenner von Splendor schwerer wiegt, sind die Forschungsmarker aus Pappe, deren Äquivalent in Splendor aus hochwertigen Pokerchips bestehen. Das ist schon ein ziemliches und spürbares Downgrade! Sorry, aber auch mich versaut die Schwemme an Deluxe-Material.
Zu Problemen kann anfänglich auch das Design selbst führen. Zwar passt der Look der ausgewaschenen Farben, aber kräftigere Töne wären für die Übersicht genauso wichtig wie größere Symbole. Gut, nach ein paar Partien stört dies nicht mehr, aber Anfänger oder Spieler mit nicht ganz so fitten Augen wird die Übersichtlichkeit erschwert.
Fazit
Space Explorers hat das geliefert, was ich in der News schon vermutet hatte. Es ist von der Grundmechanik nah am wirklich gelungenem Splendor und verbessert durch mehr Tiefgang an den richtigen Stellen das Brettspielvergnügen für erfahrenere Spieler. Der Kreislauf der Forschungsmarker, bei dem man seine Ressourcen nicht in einen Vorrat, sondern den Mitspielern abgibt, sorgt für knifflige Momente wie erhöhte Interaktion. Das Highlight sind für mich aber die Sonderfunktionen der Experten-Karten. Denn Karten sind so mehr als reine Ressourcen-Boni und erlauben das Entwickeln einer Strategie. Dass nur die letzte gekaufte Karte eines Fachbereichs seine Funktion dem Spieler gewährt, sorgt für weitere interessante Entscheidungen. Einzig beim Material muss man Abstriche hinnehmen, das zwar charmant präsentiert wird, aber dabei nicht immer funktional ist. Über ein Deluxe-Marker-Set würde ich mich auch nicht beklagen. Wie sehr das nun wiegt, muss jeder selbst entscheiden, für mich hat Space Explorers bezüglich Spielspaß die Edelsteinhatz in Splendor allerdings abgelöst.
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