Die fünf Hauptsterne der Kassiopeia bilden ein markantes W oder M am Himmel, weshalb auch von Himmels-W bzw. Himmels-M gesprochen wird. Wusstet ihr aber, dass die Planeten in diesem Bereich die Namen der Großen Alten aus dem Cthulhu-Mythos tragen? Zumindest im XXII Jahrhundert, wenn die Menschheit das Sternenbild zu erobern versucht. Denn Expansion wird in diesen Zeiten groß geschrieben, ist unser System, allen voran Mars und Mond, doch schon kolonisiert.
Das Terraformen in dem fernen Sternenbild ist aber alles andere als einfach und das liegt an den nicht versteckten Informationen. Denn Kassiopeia ist wie ein offenes Buch, keine Geheimnisse für niemanden. Was das für dich bedeutet, klärt die Rezension.
Kurzcheck: Darum geht es in Kassiopeia
In Kassiopeia versucht jeder Spieler, mit in der Tischmitte ausliegenden Spezialisten, Ressourcen und Vorteile zu ergattern, die es ihm ermöglichen, seine sieben Planeten als erster zu terraformen. Das ist gleichbedeutend mit dem sofortigen Spielsieg. Kassiopeia ist also ein Wettrennen. Aber ein ziemlich kniffliges, denn jede Runde setzt jeder Spieler nur einen einzigen Arbeiter ein, der gleichzeitig den Spezialisten auslöst, für die nächste Runde eine neue Aktion freischaltet und meine Initiative für die nächste Runde festlegt. Ähnlich wie schon Bronze ist Kassiopeia nur ein kleiner Pluto, wenn es um den Regelumfang geht, wird dann aber bei drei oder vier Spielern beim taktischen Gewicht zum Jupiter. Schauen wir uns das im Detail an.
Der einfache Teil
Das was an Kassiopeia keinem hinter den Planeten hervorholt, ist das Ressourcenmanagement. Ich begrüße die Mechanik, dass die Kosten für das Terraforming eines Planeten immer am links anliegenden Planeten abgedruckt sind. Denn durch die zufällige Auslage in jedem Spiel, muss man immer etwas anders wirtschaften, aber grundsätzlich ist das Sammeln von Ressourcen in der Brettspielwelt nichts weltbewegendes. Das Drumherum aber schon eher.
Die Reihenfolge und Spezialisten
In jeder Partie werden sechs von insgesamt neun verfügbaren Spezialisten ausgelegt. Erste wichtige Info, die Karten sind doppelseitig bedruckt und haben somit zwei unterschiedliche Funktionen. Bin ich an der Reihe, setze ich meinen Arbeiter auf einen der Spezialisten. Dann geht es im Uhrzeigersinn weiter, bis jeder seinen Arbeiter gesetzt hat. Erst danach werden die mit Workern besetzten Spezialisten von links nach rechts abgewickelt, also nicht entsprechend der Reihenfolge beim Besetzen dieser. Gleichzeitig ist die jetzige Reihenfolge für die erneute Auswahl in der nächsten Runde bestimmend. Der Clou ist nun, dass nach der Aktivierung des Spezialisten, dieser umgedreht wird. Ich muss also beim Setzen meines Arbeiters immer im Blick haben, was meine Mitspieler aktivieren und somit für Spezialisten nächste Runde im Spiel sind und wann ich dran sein möchte. Das ist gar nicht so einfach zu entscheiden!
Das Detail für den Spielsieg
Das liegt nicht nur an den zum Teil fiesen Möglichkeiten von manch Spezialisten, der aggressiv Ressourcen klaut oder dem Spieler das Terraformen unterbindet, sondern an der Logistik. Jeder eigene Planet gehört entweder der Mars- oder Erde-Fraktion an. Im Spiel bestimmt eine Logistikkarte anhand ihrer aktuell sichtbaren Seite, ob man gerade mit dem Mars oder der Erde handeln treiben kann. Diese Karte kann durch einen Spezialisten umgedreht werden. Stimmt meine Mehrheit an Mars- oder Erdesymbolen mit der Logistikkarte überein, darf ich bei meinem ausgewählten Spezialisten, die Logistikfunktion zusätzlich aktivieren. Es kommt aber noch besser! Meine schon terrageformten Planeten haben auch eine Spezialaktion, die dann benutzt werden kann. Wer es schafft genau immer so zu terraformen, dass er die Mehrheit an den richtigen Symbolen hat, ist auf einem guten Weg zum Spielziel.
Höchst Interaktiv
Das werden die anderen Spieler natürlich versuchen zu unterbinden! Also wird einer wohl den Spezialisten aktivieren, mit dem die Logistikkarte gedreht wird. Vielleicht benutzt er aber auch den Piraten und klaut dir Ressourcen. Der Captain wäre auch praktisch, erhält man durch ihn den Cruiser, damit darf man sich ebenfalls bei Mitspielern bedienen. Man könnte dir auch die infizierte Station unterjubeln, damit kann man das Spiel nicht gewinnen. Abwerfen kann man solch Karte nur durch das Bezahlen von zwei Ressourcen oder man aktiviert den Commander. Wenn er denn ausliegt!
Das wird nämlich anfänglich unterschätzt. Wo man in anderen Arbeitereinsetzspielen mit der gleichen Aktion kontern könnte, ist das hier nicht möglich. Wie wir wissen, wird ein aktivierter Spezialist umgedreht. Man muss also hoffen, dass der neue Spezialist wieder benutzt wird, um dann erst in der Runde danach zuzuschlagen. Das klappt sicher aber nur, wenn du weit genug in der Initiativereihenfolge vorne stehst. Das alles zwingt dich am Ende zu Aktionen, die du vielleicht gar nicht wolltest? Wer nun vor wildem Hauen und Stechen Panik bekommt, kann durchatmen. Aggressive Aktionen sind nur gegen Spieler möglich, die mehr oder gleich viele Planeten terraformt haben. Kassiopeia bleibt trotz dieses Schutzwalls gegenüber hinten liegenden Spielern höchst interaktiv.
Cleverer Spielspaß?
Die Interaktion quillt also aus der Spielschachtel und alle Informationen liegen offen aus. Zusätzlich flippen die Spezialisten hin und her, auf die Logistik ist auch kein Verlass! Entweder wechselt die Fraktion durch den Spezialisten oder ich muss ganz genau aufpassen, welche Planeten ich terraforme um weiterhin die Logistikfunktion zu benutzen. Passt das nun zu den Planeten, die ich terraformen wollte, weil sie eine tolle Sonderfähigkeit freischalten? Was liegt bei den anderen aus? Wie komme ich an den Piraten nächste Runde? Huch, ich bin dran. Ja, wo setzte ich denn meinen Arbeiter hin. Mal überlegen. Tick-Tack! Eigentlich kann die Spielzeit wirklich knackig sein, aber das Spiel lädt zum Grübeln ein. Wer immer alles ganz genau abschätzen will, verfällt vielleicht in eine Paralyse. Wem das zu viel Kopfarbeit ist und mit dem Bauch denkt, der hat aber weniger Chancen auf einen Sieg.
Fazit
Kassiopeia ist durch seinen Fokus auf das komplette Fehlen von versteckten Informationen, bei zeitgleich wirklich hoher Interaktion und stetig sich ändernden Ausgangslage, eine Einladung zum Grübeln. Es ist absolut taktisch geprägt und alle Mechaniken sind miteinander verzahnt, wer hier einfach aus dem Bauch spielt, wird bei dem Wettrennen kaum eine Chance haben. Mit mehr Spielern wird dies etwas abgemildert, weil mehr Chaos durch die Spezialisten entsteht. Trotz des einfachen Einstiegs, ist Kassiopeia somit kein einfaches Spiel. Die eigentlich einfache Kernmechanik, der sich ständig wechselnden Spezialisten mit angekoppelter Initiative, überrascht in der Praxis. Eins ums andere Mal will man etwas rückgängig machen und kann es dann nicht, weil die Aktion verschwunden ist. Ich hätte mir am Ende noch etwas mehr Auswahl bei den Spezialisten gewünscht, trotzdem ist mit einer Spielzeit von ungefähr 45 Minuten, bei dieser kompakten Größe, Kassiopeia für Optimierungsfetischisten ein gutes Spiel für zwischendurch.
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