Lesezeit: 4 Minuten

 Escape Tales: The Awakening von KOSMOS hat bei der ersten Ankündigung sofort mein Interesse geweckt. Ich finde Rätsel-Brettspiele meist nie richtig schlecht, im Gegenteil, das Lösen von Rätseln macht mir Spaß, nur leider vergessen diese Spiele das drumherum. Die EXIT-Reihe mag immens erfolgreich sein und deren kreative Rätsel sind zum Teil wirklich genial, aber eine Geschichte erlebe ich dort nicht. Es hat am Ende oft nicht mehr Seele als ein Sodoku-Heft vom Bahnhofskiosk. Escape Tales: The Awakening will als Escape-Room und Rätsel-Spiel genau das verändern! Ob das gelungen ist, klärt die Rezension!

Kurzcheck: Darum geht es in Escape Tales: The Awakening

Ich könnte jetzt Rätsel schreiben und läge damit gar nicht so falsch. In der Spielschachtel verstecken sich nämlich ganze 28 Rätsel, die über eine App gesteuert werden! Allerdings haben wir in Escape Tales: The Awakening vor allem ein Abenteuerheft mit 20 Seiten und 178 Einträgen. Wir rätseln hier nicht nur, sondern treffen Entscheidungen, zum Teil wirklich harte! Kopfkino-Spieler werden anfangen sich die Haare zu raufen. Wir erleben auch einiges an Geschichte mit ganzen neun verschiedenen Enden, je nachdem wie sich die Spieler geschlagen haben. Dabei zählt weder die Zeit, noch das Benutzen von Tipps, sondern einzig und alleine das Vorgehen innerhalb der Geschichte. Die will ich hier natürlich nicht verraten! Grob umrissen geht es darum, dass ein Vater, der vor Jahren schon seine Frau verloren hat, nun mit ansehen muss, wie seine Tochter im Koma liegt und jeden Tag ein Stück mehr stirbt. So greift er beherzt zu seiner letzten Chance und führt ein Ritual durch. Die Geschichte ist stellenweise ganz schön düster und mysteriös und auch die Enden sind oft alles andere als ein Happy End der Marke Hollywood.

Die Geschichte

Mehr will ich nicht zeigen, denn jedes weitere Bild könnte Spoiler enthalten.

Die erlebte Geschichte ist so ganz sicher nicht für jeden geeignet. Manchem wird das gesamte Spiel vielleicht zu düster oder übernatürlich sein, mir hat sie aber sehr gut gefallen. Erwartet allerdings nicht zu viel! Viele Einträge im Abenteuerbuch sind nicht mehr als kleine Info-Happen. Die Spannung wird durch den Aufhänger der Geschichte getragen. Es geht eben um das eigene Kind, das man retten will und entsprechend knifflig sind die Entscheidungen. Wer sich darauf nicht einlassen kann und nur für die Rätsel hier ist, der bringt sich um viel Spielspaß!

Durch die Geschichte und ihren unterschiedlichen Enden ist im Gegensatz zu vielen Rätsel-Vertretern der Wiederspielreiz größer! Alles in einem Durchlauf erleben ist nicht möglich. Wer gut spielt, der wird wohl 70 % des Spiels gesehen haben. Da ein Durchgang zwischen drei bis fünf Stunden dauert, ist die Spielzeit wesentlich länger als bei den EXIT-Spielen. Man kann das Spiel zwischendrin zum Glück abspeichern! Durch die enorme Spielzeit und der Kenntnis des Großteils des Inhalts ist ein zweiter Durchlauf allerdings weniger spannend. Trotzdem steckt hier mehr drin als bei der Konkurrenz.

Die Spielmechanik

Rätsel über Karten lösen, in einem Abenteuerbuch kleine Passagen lesen, ja das kennt man. Macht Spaß, keine Frage, aber der für mich größte Clou sind die Aktionsscheiben. Denn um Karten zu sammeln, die Geschichte voranzubringen und natürlich für die Lösung der Fallstricke muss ich auf zwei ausliegenden Raumkarten Sektoren besuchen. Die meisten Räume bestehen aus zwei Karten, die jeweils sechs Sektoren aufweisen. Insgesamt kann ich also zwölf Erkundungen vornehmen. Die Raumkarten mit ihrer schicken Optik zeigen mir, was mich erwarten könnte!  Das Problem, jede Erkundung kostet mich eine Aktionsscheibe und je weiter man fortschreitet, desto weniger habe ich davon. Nach gewissen Meilensteinen gibt es zwar Nachschub und auch durch Verzweiflungskarten kann ich mich auffrischen, aber glaubt mir, ihr solltet es vermeiden. Als Gruppe muss man sich also schon absprechen, was in den Räumen erkundet werden soll. Kleine Daumenschrauben für die Spannung, herrlich!

Die Rätsel

Die App ist einfach zu bedienen und funktioniert auch offline.

Um es gleich vorweg zu nehmen, die Rätsel erreichen nie die Kreativität eines EXIT-Das Spiel. Stellenweise waren es mir ein wenig zu viele mathematische Aufgaben, allerdings wird das mit zunehmender Spielzeit besser. Wir hatten bei einem kreativeren Rätsel trotz Auflösung über die App große Probleme das Vorgehen zu greifen. Kann passieren, war zum Glück ein Einzelfall. Der Anspruch ist insgesamt auf mittlerem Niveau einzuordnen. Die meisten Rätsel machen ohne zu frustrieren Spaß, sind für erfahrene Spieler aber selten eine richtig harte Kopfnuss. Wer es etwas schwerer möchte, darf sich um die Option beschneiden, durch die App zu erfahren, ob er denn schon alle Elemente besitzt, um das nächste Geheimnis zu lösen. Denn die Anzahl an Karten variiert und manchmal muss man auch die Raumkarten mit einbeziehen. Ich hatte zwar keine Probleme, wer aber nicht mehr die besten Adleraugen hat, könnte manch kleines Detail eventuell nur schwer erkennen. Wer gar nicht weiter weiß, kann sich über die App in drei Stufen Hilfestellungen zu jeder Kopfnuss geben lassen.

Fazit

Kaum Frust beim Rätseln, dazu das stetige Erforschen neuer Räumlichkeiten und die häppchenweise weitergeführte Geschichte lassen einen an der Spielspaß-Angel zappeln! Obwohl die Spielzeit drei Stunden weit überschreiten kann, muss man weiterspielen. Selbst als die Konzentration nachließ und wir eine Pause hätten einlegen sollen, wollte man wissen, wie es weitergeht. Am Ende des Spieldurchgangs war der Drang groß, sich gleich wieder ins Abenteuer zu stürzen und die anderen Wege und Entscheidungen auszukosten. Dieser Sog ist für mich im Rätsel-Genre völlig neu! Die Formel geht so für mich komplett auf, wenn ich mir auch etwas mehr Verzweigungen gewünscht hätte. Lieber beim ersten Durchgang nur 30 % erfahren und dafür dreimal intensiv spielen, also beim ersten Mal schon 70 % erleben. Denn weitere Durchgänge unterscheiden sich hauptsächlich durch die Enden und ein paar unbekannte Rätsel. Das ist allerdings Kritik auf hohem Niveau! Wer die EXIT-Reihe liebt, aber Atmosphäre und Geschichte vermisst, der muss Escape Tales: The Awakening spielen.

Escape Tales: The Awakening
Spielinformationen
Genre: Exit-Spiel | Spieler: 1 - 4 | Alter: ab 16 Jahren | Dauer: 180 - 360 Minuten | Rezensionsexemplar erhalten
SPIELSPASS
8
AUSSTATTUNG
8.5
SPIELIDEE
8
Positive Aspekte
Wiederspielbarkeit
Großer Umfang
Rätsel umrahmt von einer Geschichte
Neun Enden
Coole Raumerkundung
Negative Aspekte
Hohe Spielzeit
8
Redakteur | Admin | Gründer von Brett & Pad | Website | + Letzte Artikel

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