Lesezeit: 5 Minuten
Selten geworden, aber ich habe über den Tellerrand der Brettspiele geschaut und mich in Devil May Cry 5 ausgetobt. Ein Spiel ähnlich einer Zeitmaschine. Es zeigt, wie sehr man sich und die Gesellschaft um einen herum geändert hat. Es zeigt, dass gutes Gameplay vieles retten kann, aber vor allem, dass die 90iger vorbei sind. Devil May Cry 5 muss man als Action-Fan und Liebhaber von fetten Kombos ausnahmslos empfehlen und doch gleichzeitig verwundert bis mahnend den Zeigefinger heben. Ein wahres Wechselbad der Gefühle. Viel Spaß mit meinem ganz persönlichen Ritt durch nackte Haut, Gruseltexturen, Blut und den Triple-S-Ratings.
Mit Telefonzellen ruft man den Bus, der kommt überall hin, auch in einen Höllenbaum. Ja, Devil May Cry 5 ist wild.

Einfach zum Gruseln

An Devil May Cry 5 sind #metoo, Genderdebatten und Sexismus einfach vorbeigegangen. Ob man das gut findet, muss jeder für sich selbst beurteilen. Ein wenig drüber war die Serie ja schon immer. Aber wie so oft zählt auch hier die Formel schneller, höher, weiter. Was im Gameplay funktionieren kann, ist hier in der Präsentation für mich zuviel des Guten. Im Laufe des Spiels gewöhnt man sich etwas an die Absonderlichkeit, was es nicht besser macht. Manch Szene ist durch seine Over-The-Top-Präsentation ganz im Sinne der Serientradition großartig, aber wenn Frauen, aber nie die Männer, nach einem Scheitern beim Kampf mit dem Dämonenkönig, völlig nackt sind, dann ist das mehr als deplatziert. Und nackte Frauen werden in Dämonenkörpern als Batterie angezapft? Sorry, da bin ich raus.

In Devil May Cry 5 sind bauchfreie Tops auch wieder groß in Mode, Zigaretten ein Platzhalter für mega Coolness und die Slowmotion wird so stark penetriert, dass ich bisweilen dachte, der Grafikprozessor der Playstation läuft nur noch auf halber Leistung. Übermäßige Slowmotion ist nicht cool, sondern langsam. Viel zu langsam. Mechaniker-Bitches sind auch kein Zeichen von Emanzipation. Fremdscham überall! Das war mal cool, für manchen mag die Formel auch heute noch aufgehen. Für mich nicht.

Kann man alles verschmerzen? Vielleicht, ungünstigerweise bin ich noch nicht am Ende angelangt. Vor allem der Start des Spiels ist grafisch, bis auf die Charaktere, äußerst dürftig. Von Texturen bis zum Artdesign überzeugt hier gar nichts. Die Stadt im Spiel, deren Name ich schon wieder vergessen habe, wird von Dämonen überrannt. Fein! Nur leider sieht die Stadt an keiner Stelle so aus, als hätte irgendein Mensch in ihr gewohnt. Es ist eine Kulisse für Arena-Kämpfe, Ende Gelände(r). Aus einem Platz mit ein paar lieblos aufgestellten Plastikstühlen entsteht eben keine urbane Seele. Verschenktes Potential! Die Story ist so von Anfang an zu vernachlässigen, weil sie einen kaum packt. Der zweite große Abschnitt des Spiels findet in einem Dämonenbaum und seinen Wurzeln statt. Die Areale wirken plastischer, bleiben aber insgesamt langweilig, weil unfassbar eintönig. Garniert wird das mit unlustigen bis peinlichen One-Linern. Wäre das die Quintessenz gewesen, ich hätte keine Stunde ausgehalten.

Es ist teilweise wirklich häßlich anzuschauen!

Aber trotzdem gut!

Warum habe ich den Controller am Ende nicht aus der Hand legen können? Ganz einfach, das Gameplay ist fantastisch bis abgefahren genial. Wo bitte kann man mit zwei Motoradhälften Dämonen stylisch im Kombogewitter zermalmen? Zwischendrin fließende Übergänge zu Doppelpistole, Luftakrobatik und Raketenwerfer-Action! BÄM BÄM BÄM – Triple S! Hier will ich Over-The-Top-Action und das bekomme ich auch. Ein grandioses Gefühl. Dante spielt sich so fantastisch wie eh und je. Der zweite Protagonist ist wieder Nero. Mit ihm werde ich nie so ganz warm, wenn auch sein neuer Gadget-Arm spielerisch rockt. Mal Kettenpeitsche, dann wie Mega-Man als Schusswaffe oder abgefahren mit Spagetti-Gabel, die taktische Abwechslung ist groß.

An erster Stelle steht aber der neue Charakter V. Nicht als Persönlichkeit. Der Tattoo verseuchte Emo-Magerjüngling ist ein schlechtes Klischee und kommt an keiner Stelle aus seiner langweiligen Schablone heraus. Da ist einer zu gewollt aufgezogen. Außer man kämpft mit ihm. Was für eine Wohltat! Gänzlich anders als Dante und Nero ist V passiv. Auf seinen Stock gestützt, aus seinem Buch rezitierend, kreucht er eher durch die Gegnerhorden. Das Kämpfen übernehmen vor allem seine zwei dämonischen Begleiter: Eine Art Geier-Rabe und ein Panther. Temporär gesellt sich ein titanischer Koloss noch dazu. Jeder dieser Figuren wird über eine andere Taste gesteuert. Auch hier sind Kombos zwingend! Der richtige Wechsel zwischen den dämonischen Begleitern ist unabdingbar. Es macht einfach irre viel Spaß als gebrechlicher Marionettenspieler durch Gegnerhorden zu schlendern und um einem herum zerfetzen in einem Effektgewitter die Begleiter zielgerichtet alle Feinde. Extrem frisch und so noch nie gespielt, übt V einen enormen Reiz aus.

Darum spielt man dieses Spiel: SSS!

Abseits der Action

Ansonsten ist vielen beim Alten! Man bekommt durch perfekte Kombos ein hohes Rating und levelt seine drei Charaktere mit ihren unterschiedlichen Waffen auf. Man kann per Microtransaktionen wohl Gegenstände erwerben, ehrlich gesagt hatte ich kaum das Gefühl das tun zu müssen. Ist vielleicht nicht die ganz feine Art, aber der Shop wird einem überhaupt nicht aufgedrängt. Der Reiz in Devil May Cry 5 ist der gleiche wie eh und je, perfekt kämpfen für maximale Belohnung um weitere Moves freizuschalten. Innerhalb der Level gibt es noch geheime Herausforderungen zu finden. Nett, aber nichts weltbewegendes. Schade ist, dass Rätsel so gut wie keine vorkommen. Der Fokus liegt einzig auf die Arenen mit ihren Kombo-Gefechten.

Die guten Momente!

Fazit

So bleibt es dabei, dass Devil May Cry 5 vor allem für Spieler interessant ist, die ihre Kombos perfektionieren wollen. Das Spiel weckt mit Leichtigkeit den Ehrgeiz, um aus einem S-Rating eben ein Triple S hinzubekommen und die vielen Bosskämpfe in stylischer und perfekter Manier zu bewältigen. Man hetzt von Areal zu Areal, den Blick mit Vorfreude auf den nächsten Kampf gerichtet. Was das Spiel bei der Welt an Abwechslung vermissen lässt, holt es etwas wieder bei den diversen Gegnern raus. Die Helden sind definitiv das spielerische Herzstück. Alle drei spielen sich auf ihre Weise wunderbar unterschiedlich und V glänzt mit seinem passiven Kampfstil weit über das Spiel hinaus. Es gibt zudem herrlich verrückte Momente, ganz im Stile der Serie, doch leider ist das Spiel zu oft aus der Zeit gefallen. Die aufgesetzte und unnötige Nacktheit der Frauen, das plumpe und kaum stylische Gehabe und wenig zündende One-Liner geben ebenso ein schlechtes Bild ab, wie das zum Teil grauenhafte Leveldesign. Umso bemerkenswerter, dass dieses Spiel trotzdem so viel Spaß macht!

Devil May Cry 5

59,95 €
7.2

TECHNIK

6.5/10

SOUND

7.0/10

SPIELSPASS

8.0/10

Kurzfakten

  • Langweilige Areale
  • Eher maue Grafik
  • Fragwürdige Präsentation
  • Mega Kombo-Action
  • Abwechslungsreiche Charaktere

Spielinformationen

  • Genre: Actionspiel
  • Spieler: 1
  • Alter: ab 16 Jahren
Redakteur | Admin | Gründer von Brett & Pad | Website | + Letzte Artikel

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