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Es ist einiges an Zeit vergangen seit dem Early-Access Start von der Scythe: Digital Edition. Also muss der damalige erste Eindruck auf den Prüfstand gestellt werden. Vorweg, spielerisch hat sich zum Brettspiel nichts getan. Deshalb werde ich hier so wenig wie nötig auf diese Elemente eingehen, denn dafür empfehle ich meine ausführlichen Rezension. Die viel interessantere Frage ist, ob die digitale Version von Scythe den Fans der analoge Vorlage gerecht wird und ob bisherige Scythe-Kritiker durch vielleicht vorhandene Verbesserungen ins Boot geholt werden. Ebenso wichtig ist natürlich die Frage nach Spielmodi und Umfang der digitalen Version.

Kurzcheck: Darum geht es in der Scythe: Digital Edition

Wie eingangs erwähnt, ändert sich an der Mechanik zum analogen Spiel nichts. Es geht auch in der digitalen Edition um effektive und vorausschauende Planung. Wenig 4X-Flair, sondern ein knallhartes Wettrennen, keine wilden und zahlreichen Kämpfe, sondern effektive Nadelstiche. Stetig nach vorne, weniger zur Seite oder in die Breite! Wer das Brettspiel kennt, kann in der Scythe: Digital Edition gleich loslegen. Allerdings ohne die Windgambit-Erweiterung. Wobei ich vermute, dass die Erweiterung, die etwas mehr Dynamik in das Spiel bringt, auch digital erscheinen könnte. Wer Scythe nicht kennt, erlernt in einem vorbildlichen Tutorial alles wissenswertes. Wer möchte darf auch in den Spielregeln schmökern, diese sind 1:1 aus dem Brettspiel übernommen.

Verschiedene Zoom-Stufen, recht übersichtlich und ein nettes Spielfeld, helfen nicht über die hässlichen Spielertableaus hinweg.

Aufgebohrter Umfang?

Sind jetzt nicht der Oberknaller, aber besser als vorher! Alle Figuren kann man nun mit Texturen versehen.

Der Umfang ist seit dem Early-Access erweitert worden und die Entwickler haben sich in unzähligen Patches ins Zeug gelegt. Fünf Spieler, KI wie echte Mitspieler sind möglich und seit dem offiziellen Release auch mit einem waschechten online Multiplayer. Dieser kann synchron wie asynchron gespielt werden, bietet umfangreiche Statistiken, Platzierung in einer Rangliste und ein Karmasystem, das verhindern soll das Spieler Partien nicht zu Ende spielen. Der größte Reiz bei der Scythe: Digital Edition ist für mich aber noch wie vor das Spiel gegen die KI, die nun auch einen dritten Schwierigkeitsgrad spendiert bekommen hat. Durch viele Einstellungsoptionen kann man Solo hier wirklich viel ausprobieren und an seinem Vorgehen feilen.

Fehlende Anziehungskraft

Wenn man dann in eine Partie einsteigt, wird man sofort auf den Boden der Tatsachen geholt. Hier wird klar warum analoge Spiele einfach mehr von meiner Liebe verdienen. Als analoges Brettspiel ist Scythe optisch eine absolute Wucht! Es ist der visuelle Killer und der König des Spielmaterials. Man will als Brettspieler dieses Spiel verspeisen. So leid es mir tut und so identisch das Spielbrett, Karten und Spielfiguren auch sind, die Scythe: Digital Edition verliert hier an Boden. Am schlimmsten trifft das auf das Spielertableau zu. Ich glaube manchmal will ich Scythe nur aufgrund der schicken Spielertableaus spielen, und ich denke in Scythe: Digital Edition wurde sich Mühe gegeben. Spielerisch wie von der Übersichtlichkeit her, wollte man das Beste liefern und das ist gelungen, aber optisch ist das Spielertableau so charmant wie Excel-Tabellen. Es ist Scythe, aber aus dem schlechten Paralleluniversum. Wer Scythe nicht kennt, kann mit der Hülle an verschachtelten, aber zwingend nötigen Informationen, sicher überfordert sein. Für Kenner hingegen ist die Benutzeroberfläche wunderbar, weil ich punktuell und schnell Infos abfragen kann, ohne das sie mich ablenken. Die Übersicht ist so besser als im analogen Brettspiel.

Durch die Patches nach dem Early-Access wurde versucht den Glanz des anaologen Spiels etwas mehr zu übertragen. Die Spielfiguren kann man nun  angemalt ins Rennen schicken und die Hintergründe in den Menüs wechseln, so dass man die fabelhaften Kunstwerke von Jakub Rozalski noch besser bestaunen kann.

Überall kann man Informationen abrufen und sich einblenden lassen. Auf den ersten Blick vielleicht unübersichtlich, lernt man die Benutzeroberfläche später lieben.

 

Stärken und Schwächen verstärkt

Während der Partie wird schnell klar, dass die Vor- und Nachteile in der Scythe: Digital Edition verstärkt werden. Digital spielt sich Scythe alleine verdammt schnell! Wer weiß was er tut, kann eine komplette Partie Scythe mit fünf Spielern in 30 Minuten absolvieren, vielleicht sogar schneller. Das rockt! In kürzester Zeit habe ich mehr Partien gespielt, als je zuvor. Man kann so viel mehr ausprobieren und die Spielmechanik bis ins kleinste durchleuchten. Es macht einfach Spaß ohne große Wartezeit einen Zug hinter den anderen zu setzen und zu sehen wie die eigene Planung aufgeht, oder eben nicht. Wer scheitert, zack nächste Partie. Unterstützt wird die Spielweise des Ausprobierens dadurch, dass man Züge zurückspulen kann. Wahlweise nur einen Schritt oder unbegrenzt. Wer also immer mal wissen wollte, wie sich eine Partie anders entwickelt, wenn er vor fünf Zügen doch produziert und sich nicht bewegt hätte, der darf in Scythe ab sofort Zeitreisen. Eine wirklich coole Funktion! Eine schnelle Spielzeit und das Zurückspulen machen die fehlende imposante Wucht wieder wett.

Wer Scythe allerdings aufgrund des starren Spielaufbaus in den ersten Zügen verteufelt, der wird in der Scythe: Digital Edition noch schneller an seine Spielspaßgrenze stoßen. Spielertableau und Startvolk ergeben einfach immer eine optimale Vorgehensweise. Man wird im Early- bis frühen Mid-Game in Scythe kaum überrascht. Da man alleine spielt, das Spiel nicht mit Interaktion glänzt, rattert man seine Züge durch. Die KI ist für jemanden der die analoge Version gut beherrscht, nicht die größte Herausforderung, auch wenn der neue Schwierigkeitsgrad mehr fordert. So ist man schnell in seiner eigenen Optimierungswelt gefangen und Scythe mutiert fast eher zum Rätsel des perfekten Ablaufs und weniger zum interaktiven Spiel. Mit menschlichen Mitspielern revidiert sich das natürlich wieder ein wenig.

Die möglichen Spieleinstellungen: Drei Schwierigkeitsgrade, feste Fraktionen oder Tableaus wie auch die Möglichkeit optionaler Promokarten. Zusätzlich läuft es sehr stabil!

Fazit

Scythe bleibt Scythe, ob digital oder analog. Die Stärken und Schwächen werden als Solospieler allerdings noch schneller erkennbar. Die optische Wucht fehlt, das saugt an der Faszination, besonders bei den Spielertableaus wird nicht im Ansatz die gleiche Begeisterung ausgelöst. Etwas abgedämpft wird dies durch die schicken Spielfiguren. Die Benutzeroberfläche ist für Kenner recht gut, weil man vieles ein- und ausblenden kann. Dazu passt die vorbildliche Komfortfunktion des Zurückspulens. Beides zusammen sorgt im Einklang mit der kurzen Spielzeit dafür, das man die Scythe: Digitale Edition als absolute Trainings und Analysemaschine gebrauchen kann. Ob viele Partien in unterschiedlicher Konstellation oder durch die Zeitreise an dem perfekten Spiel basteln, ist Kaufgrund genug für Scythe-Fans. Wer sein anaologes Spiel weniger oft auf den Tisch bekommt, für den ist der online Multiplayer absolut zu empfehlen. Viele Statistiken und eine Rangliste motivieren ungemein! Insgesamt hat Scythe: Digital Edition somit seit dem Early-Access ordentlich zugelegt.

Anmerkung: Den Early-Access Eindruck findet ihr hier.

Scythe: Digital Edition
AUSSTATTUNG
80
SPIELIDEE
80
SPIELSPASS
86
Leserwertung0 Bewertungen
0
Kurzfakten
Tolle Zugänglichkeit
On- wie Offline-Multiplayer
Schicke Optik...
...die aber nicht die analoge Version erreicht
Spielinformationen
Genre: Digitales Brettspiel
Spieler: 1 (- 5 | auch Online)
Alter: Keine Angabe
82
Redakteur | Admin | Gründer von Brett & Pad | Website | + Letzte Artikel

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