Peer von Abenteuer-Brettspiele hat zur Blog-Parade gerufen, das Thema: Weihnachten und Brettspiele! Kekse auf dem Tisch, Zimtgeruch in der Luft, Familie oder Freunde, vielleicht sogar alle zusammen, vereint mit den Meeples auf dem Tisch in froher Geselligkeit. Besinnliche Zeiten und Brettspiele passen ja wunderbar zusammen, denn wenn nicht Weihnachten, wann dann ist es besinnlich!
Habe ich das gerade geschrieben? Rewind! Starte Realitätscheck: Tannenbaumschlagen, Kindertheater, Adventsbasteln, Weihnachtsmärkte, sich mit dem Weihnachtsmann kurzschließen, Kekse backen, dazu der Endspurt auf der Arbeit und Jackpot, den Geburtstag meines größeren Sohnes vorbereiten. Will mich nicht beklagen, macht Spaß, aber die klassische Brettspielzeit ist die Vor-Weihnachtszeit bei mir nicht – zumindest in der Gegenwart.
Die Gegenwart als Blogger und Vater
Ja, irgendwie werden die Messeneuheiten noch reingequetscht. Aber eher, weil ich eh immer Lust auf Brettspiele habe und das zu jeder anderen Zeit auch machen würde. Aktuell sind vor allem vier Brettspiele in meiner Brettspielgruppe sehr hoch im Kurs: Cthulhu Wars, Cry Havoc, Gaia Project und Charterstone. Man könnte also sagen, dass meine Vorweihnachtszeit, seit ich regelmäßig auf Messen fahre, durch die dortigen Käufe geprägt ist. Zugegeben, mit der Familie ist es dann an den Adventstagen schon etwas kuscheliger. Da spielen wir mit unseren zwei Brettspielrabauken unsere zwei Klassiker Spinderella und Da ist der Wurm drin und dieses Jahr noch die schönen Familienspiele Mein Traumhaus, Kingdomino und Takenoko.
Weihnachten selber ist besinnlicher, aber eigentlich ist auch hier kein Platz für Brettspiele reserviert, was an der restlichen Familie liegt. Ausnahme sind die neuen Brettspiele der Kinder, die ich auch sofort ausprobieren muss. Mir selber schenkt man seit einiger Zeit eher weniger Brettspiele. Das ist diese Mischung aus, der hat eh genug und vielleicht kennt sich besser aus.
Weihnachten und Brettspiele: Die Vergangenheit
Freunde der analogen Brettspiele, nun wird es hart – holt die Taschentücher raus! Trostspenden werden zur Vergangenheitsbewältigung auch entgegengenommen. Ich war seit frühesten Tagen Brettspiel-Fan, meine Familie war aber eher die UNO-Fraktion. So saß ich Heiligabend mit meinen neuen Schätzen im heimischen Wohnzimmer, ackerte mich durch die Spielregeln, streichelte die Meeples um dann mit mir selber zu spielen. Nein, damals gab es keine Automa oder Solisten-Regeln. Ich habe einfach drei weitere Spieler simuliert. Ich war wie Miss Sophie aus Dinner for One, ach verdammt die hatte ja zumindest ihren Butler.
So komisch es sich anhört, ich habe das unheimlich gern gemacht. Mich alleine in Spielmechaniken eingegraben, diese oft mit wilden Hausregeln erweitert und gegen mich selbst spielen. Ich hatte sogar Ranglisten über die Siege der Spielfarben – Nonsens, aber hey ich war jung. Schon damals drückte ich rot die Daumen. Ich habe natürlich auch gegen Schulfreunde gespielt, besonders diese drei Weihnachtsgeschenke sind mir bis heute in wohlig warmer Erinnerung geblieben:
Atlantis – Schmidt Spiele – 1988
Im Grundschulalter war das mein heißer scheiß! Was habe ich es geliebt diese Insel einzureißen, mit der Windrose die Monster zu bewegen und gegnerische Boote und Personen zu fressen. Das hier war mein Actionfilm im Kopf und die erste Liebe zu thematischen Brettspielen. Aus heutiger Sicht ein absolutes Glücksspiel, damals war es für mich einfach Spannung pur.
Jagd der Vampire – Ravensburger – 1991
Nur Ketzer bei Board Game Geek unterwegs, anders kann ich mir die 5.4 als Durchschnittsbewertung nicht erklären. Als Kind habe ich dieses absolut wunderschön gestaltete Spiel vergöttert. Es hat eine Prise Taktik und am Ende eine ordentlich Portion Glück. Entscheidend war, dass man in die Rolle eines Vampirs schlüpfte und es kleine Ketchup-Flaschen aus Plastik gab. Nicht zu vergessen die fünf coolen Türme in denen die vier Zwiebeln und die eine Tomate versteckt waren. Ziel des Spiels war es zur Burg zu gelangen, dann in einen Turm zu luschern und zu hoffen, dass man die Tomate gefunden hatte. Dazu konnte man gegeneinander kämpfen, Abkürzungen bauen und eben besagte Flaschen sammeln. Tolles Spiel mit für damalige Verhältnisse wirklich opulenten Spielmaterial.
Die Siedler von Catan – Kosmos – 1995
Das Spiel was alles änderte. Ich weiß noch wie amüsiert diese unwissenden Erwachsenen waren, als ich mich sofort nach dem Auspacken in die Spielregeln stürzte. Ich war an diesem Heiligabend völlig abgemeldet. Mit meinen 13 Jahren spielte ich direkt zwei Partien an Heiligabend und war wie gefangen. Danach schlug ich mir mit damaligen Freunden mit Siedler von Catan die Nächte um die Ohren – monatelang! Zwang sogar meine Familie dieses Spiel zu spielen. Es war mein Heiliger Gral! Wir entwickelten Hausregeln damit die Ritter kämpfen konnten, erhöhten die Siegpunkte, führten Handelsverträge ein. Ich habe nie wieder ein Spiel so exzessive gespielt – irgendwann, als dann die Erwachsenen in meinem Umfeld Jahre später alle Siedler von Catan spielen wollten, war es für mich regelrecht ausgelutscht. Ich war da schon in den Weiten von El Grande, Mississippi Queen, Puerto Rico & Co.
Rückblickend betrachtet und auf die Frage hin, welches Brettspiel für Weihnachten steht und welches ich spielen müsste, wäre das wohl die Siedler von Catan. Ohne Erweiterung und die Edition mit den Holzsteinen – ehrlich gesagt, ich habe gerade Lust bekommen!
Weihnachten und Brettspiele: Für die Zukunft
Zurück zum Thema Weihnachten und Brettspiele und zum Abschluss ein paar Empfehlungen was der Weihnachtsmann vielleicht unter den Baum legen oder in den Sack packen könnte. Meine Empfehlungen sind jetzt nicht alles die totalen Neuheiten, was aus meiner Sicht auch nicht sein muss. Die Brettspielsuchtis haben eh alles nach der SPIEL’17 oder sogar schon davor. Hauptsache also es sind gute Brettspiele!
Familienspiel – Mein Traumhaus
Mein Traumhaus von Pegasus wurde hier auf Brett und Pad ja schon ausführlich besprochen. Das Spiel ist auch mit Kindern unter 8 Jahren zu spielen, wenn sie Brettspielerfahrung besitzen. Einige Karten muss man dann zwar vorlesen oder kurz erläutern, der Kern das Spiels ist aber absolut beherrschbar. Bei mein Traumhaus haben einfach alle Spaß am Tisch, egal welcher Spielertyp. Die Spielzeit ist mit 30 bis 45 Minuten moderat und der Preis geht auch je nach Shop schon unter die 20 € Grenze.
Familienspiel – Kingdomino
Von der Komplexität noch etwas unter Mein Traumhaus, siedelt sich ebenfalls von Pegasus Kingdomino an. Auch hier können alle Spielertypen am Tisch Spaß haben, wobei ich es besonders bemerkenswert finde wie gut hier Kinder ab 6 Jahren schon mitspielen können. Die Spielzeit wie auch der Preis sind etwas geringer als bei mein Traumhaus. Wer größere Kinder hat, oder es allgemein etwas taktischer mag, der greift zu Queendomino, denn hier kommen z.B. mit der Möglichkeit Gebäude zu bauen, weitere Spieleelemente dazu. Schön, beide Spiele sind miteinander kombinierbar. Achtung: Kauft unbedingt die zweite Auflage von Kingdomino, dort wurde der unpraktische Beutel in dem die Dominosteine lagern, gegen einen schicken Turm getauscht.
Kinderspiel – Spinderella
Hier spielt sogar unser dreieinhalbjähriger gerne mit – wenn auch mit etwas Hilfe! Jeder Spieler muss seine drei Ameisen vom Bau zum Obst bringen. Gleichzeitig lauern aber auch noch Spinnen am Blätterdach, die es auf die Ameisen abgesehen hat. Drittes Element ist eine Borke, mit denen man seine Ameise schützen oder aber gegnerische Spieler auch temporär behindern kann. Durch ein ausgeklügeltes System mit Magneten und Seilen und einem zweiten Spielbrett über dem eigentlichen, macht Spinderella optisch ordentlich was her und ist spielerisch recht frisch. Tolles Spiel, welches auch noch länger Spaß macht. Aus meiner Sicht kann man es auch vor den empfohlenen sechs Jahren gut spielen.
Kennerspiel – Terraforming Mars
Das Spiel ist jetzt schon seit Oktober 2016 auf dem Markt, aber jeder der es noch nicht hat und gerne Brettspiele spielt, sollte einen Kauf in betracht ziehen. Es gibt mittlerweile auch zwei Erweiterungen, die das Hauptspiel noch abwechslungsreicher machen. Die Lieferengpässe beim Schwerkraft-Verlag sind auch aus der Welt. Für mich ist Terraforming Mars schon jetzt ein moderner Klassiker! Einen umfangreichen Eindruck findet ihr auf meiner Reviewseite.
Expertenspiel – Project Gaia
Aktuell ist für mich Project Gaia der große Wurf für Brettspielexperten. Das schon sehr gute Terra Mystica wurde noch einmal verfeinert. Alles ist ein Stück modularer, es gibt mehr spielerische Freiheit, bei den gleichen Stärken des Vorgängers. Besonders interessant ist der neue Bereich Forschung, der die aus meiner Sicht die eher langweiligen Kulte aus Terra Mystica ersetzt. Geschmackssache, aber für mich ein Vorteil, thematisch ist es ein Science-Fiction-Setting. Meine Review ist noch in der Mache, bei so einem Brettspielmonster braucht man etwas Zeit. Tendenz aber ganz klar Top 10!
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